Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstockbau

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstockbau

Beitrag von Philipp »


Hallo in die Runde!

Ich möchte mir gerne einen Kratzstock bauen und habe schon einmal frohes Mutes mit dem Zuschneiden von Klingenrohlingen begonnen. Hierzu habe ich eine Ziehklinge aus gebläutem Stahl auserkoren und mit der Metallsäge malträtiert. Hier begann schon der Frust, denn die Metallsäge war dieser Aufgabe anscheinend nicht gewachsen. Obwohl sich das in Schweden hergestellte Sägeblatt („Bi-Metall“) mit hoher Härte und daher mit der Fähigkeit, auch härtere Sachen als weiches Eisen zu schneiden, brüstet, hält es gerade einmal einige wenige Schnitte aus, ehe es zahnlos geworden ist. Vorhin in der Mittagspause zog ich ein neues heran, und schon beim ersten Schnitt konnte man die Zähne fliegen sehen. Bei diesem Sägeblattverschleiß gestaltet sich die Eigenfertigung von Kratzstockklingen fraglich.
Daher meine Frage: wie und mit was schneidet Ihr dünne Stahlbleche, wie z.B. Ziehklingen, wenn Ihr Euch ähnlichen Eigenbauten widmet? Werden andere Sägeblätter benötigt? Maschinen? Jede Hilfe ist willkommen .

Hat jemand außerdem schon einmal einen Kratzstock gebaut? Eigentlich ist das ja ein primitives Werkzeug, dennoch kann man sicherlich auch Fehler machen, die ich natürlich gerne vermeide. Also immer raus mit der Sprache!

Vielen Dank und Gruß

Philipp



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3189
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Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hllo Philipp,

wenns für die Eisensäge zu hart ist, kannst Du nur noch schleifen. Gerade Schnitte (wenn das Material dünn ist) gehen auch bei gehärtetem Material oft überraschend gut mit einer Blechschere.

Im professionellen Bereich kann man Drahterodieren oder auch Laserschneiden (das letztere schädigt thermisch), beide Verfahren kommen für einen Amateur wohl kaum in Frage. Wenn Du schleifst, musst Du darauf achten, dass es nicht zu warm wird. Korrekt wäre auch: Weichglühen, bearbeiten, neu härten. Vielleicht kennst Du jemanden, der das kann.

Friedrich


Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von Andreas N. »


Eine gebläute Klinge müste gerade noch zu Sägen sein. Das Zähne ausbrechen lässt eher auf eine falsch gehärtete Säge schließen oder das diese falsch benutzt wurde. Man muß darauf achten das das Sägeblatt mit mindestens 3, allemindestens 2 Zähnen, gleichzeitig eingreift. Also den Schnitt flacher machen oder ein feineres Sägeblatt nehmen.



Ottmar
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #117231]
Hallo Philipp & Forumsfreunde,

Ich habe frueher Stahl z. B. von einem Fuchsschwanz benutzt. Den zu schneidenden Stahl klemte ich zwischen zwei Bretter/Kloetze und saegte Holz und Stahl gleichzeitig. Damit vermied ich das Rattern, welches zum Ausbrechen der Zaehne der Metallsaege fuehrt. Ein Qualitaetssaegeblatt ist Voraussetzung fuer diese Arbeit, auch Markenfirmen stellen verschiedene Qualitaeten von Saegeblaettern her.

Die Konturen fuer den Kratzstock, schleife ich heute mit einem Tremelschleifer, frueher feilte ich die Konturen, auch hier klemmte ich den Stahl, zwischen 2 Holzkloetze, welche etas breiter als das gewuenschte Muster ausgeklinkt wurden. Zur Arbeiterleichterung, klebte ich die Holkloetze mit Doppelklebeband auf den Stahl, so konnte/kann ich schnell und sicher Umspannen im Schraubstock. Je weniger das Stahlblech vibrieren kann umso besser laesst es sich bearbeiten.

Ich arbeite relativ oft mit einem Kratzstock um fehlende Stuecke von Zierleisten zu ergaenzen, dazu ist es notwendig bei groesseren Profilen, das Gesamtprofil in einzelne Elemente aufzuteilen. Geht schneller auszufuehren als es sich anhoert.

Falls du einen Spengler kennst, kann dieser das Stahlblech leicht auf der Schlagschere schneiden.

mfg

Ottmar



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Philipp

Ich kann Ottmar beipflichten, mit dem Dremelschleifer und den dazugehörigen kleinen Trennscheiben habe ich an den harten Auswerferstäben für meine Oberfräseneinheit gute Erfahrungen gemacht, die Dinger halten einiges aus.
Es darf halt nicht blau werden.
Aber könnt ihr mich aufklären was ein Kratzstock ist?

Gruß Franz


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Kratzstock

Beitrag von Urs »


Hallo Franz

Hier findest Du Erklärungen von Wolfgang Jordan und einen weiterführenden Link mit Fotos von einem Kratzstock, bzw. dessen angelsächsischen Pendant:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/10709

Gruss

Urs



MaxS
Beiträge: 1557
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #117231]
Ganz Einfach: Flex mit 0,7mm - 1mm Edelstahl - Trennscheibe. Schneidet jeden stahl, auch durch gehärteten HSS wie Butter.

Max


MaxS
Beiträge: 1557
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #117231]
Gehärteten Stahl, egal welchen, schneide ich mit der kleinen Flex und einer dünnen (0,7mm - 1mm) Trennscheibe. Damit bekommt man vergleichsweise weichen Federstahl genauso problemlos durch wie gehärtetes HSS mit 68 HRC oder ähnliches.

Max


Michael Hoffmann
Beiträge: 287
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03

Re: Wie schneidet Ihr gehärteten Stahl? Kratzstock

Beitrag von Michael Hoffmann »

[In Antwort auf #117231]
Hallo Phillip,

ich mache es auch so wie die anderen. Kleine Sachen mit dem Dremel, so habe ich damit gerade die hinteren Messschnäbel eines günstig erstandenen Messschiebers ab "gesäbelt".
Etwas größere Dinge mit der Flex und extra dünner Scheibe für Stahl / Inox. Damit habe ich z.B. neulich erst einen MK2 Konus etwas verkürzt.
Für die Bearbeitung der Ziehklinge zu einem Kratzstock sollte der Dremel perfekt sein .

Grüße aus Heidelberg - Michael Hoffmann


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kratzstock mit Bilder

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #117240]
Hallo Franz und Forumsfreunde,

Beim Kratzstock handet es sich um ein einfaches sehr nuetzliches Werkzeug, zum Herstellen von Zierleisten oder Ziernuten.

Abbildungen aus dem Buch Making Woodwork Aids & Dvices. Author Robert Wearing. Sterling Publishing Seite 60


Einfache Ausfuehrung fuer einen Viertelstab entlang einer Kante.



Komfortable Ausfuehrung mit Handgriff



Verstellbare Ausfuehrung, zum Einschaben z. B. Nuten fuer Einlegeadern.

Zum besseren Verstaendnis ein Beispiel aus meinem Werkalltag.

Ich nahm einen Beistelltisch (Piecrust table) zur Restaurierung an, an dem Tisch fehlte ein Stueck Zierleiste. In der irrigen Ansicht, dass so einfach mit der Oberfraese auszufuehren, bei einem gefraesstem Profil, begrenzt der Durchmesser des Fraesers, die kleinstmoegliche Rundung, da mir meine Fraesersammlung nichts nuetzte, griff ich auf einen Profilschaber zurueck.



Tischplatte, fehlende Zierleiste.

Der erste Schritt ist die Anfertigung einer Schablone dem fehlenden Profil entsprechend. In diesem Fall war dies einfach, da ich das sich wiederkehrende Profil, von dem vorhandenen Rand Kopieren konnte.



Angefertigte Schablone, Muster auf das Holz aufgetragen.



Profil mit Laubsaege ausgeschnitten.



Beispiel einer Profiluebertragung vom Muster auf den Schabestahl.



Fuer den Tischrand habe ich das Profil auf mehrere Ecken des Stahles uebertragen, somit habe ich in mehreren Arbeitsgaengen, das Profil, innen und aussen angezogen. Einen Halter konnte ich in diesem Fall nicht benutzen, ich fuehrte die Klinge mit einem kleinen Klotz wagrecht um Profilverzerrungen zu vermeiden.



Das fertig angezogene Profil.



Das fehlende Profil fertiggestellt, fertig zum Einpassen.



Die fertiggestellte Tischplatte.

Die Erstellung dieses Artikels, hat mehr Zeit gekostet als die Anfertigung der Profilklinge. Das Profil schleife ich moeglichst winklig Vorder- Hinterkante ein, damit kann ich in beiden Richtungen das Profil Schaben.

Of muss ich nur einige cm Leisten ergaenzen, das geht ruckzuck mit dem Stahlprofil und faellt wenn richtig eingepasst nicht auf.

mfg

Ottmar



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