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Baum-Innereien *MIT BILD*

Verfasst: Mi 8. Aug 2007, 11:29
von Wolfgang Jordan

Hallo,

bei einer Moorwanderung im Harz hat meine Mutter mich auf diesen Baum aufmerksam gemacht. Er ist von innen heraus vermodert, aber die Astansätze sind weitgehend erhalten geblieben. Man kann sich schön vorstellen, wie die Äste des jungen Baumes von den neuen Jahresringen allmählich überwachsen werden. Wenn es in jedem Baum so aussieht, fragt man sich allerdings, wie man daraus astfreie Bretter schneiden kann.

Gruß, Wolfgang




Re: Baum-Innereien

Verfasst: Mi 8. Aug 2007, 12:04
von Ferdinand Bozem

Hallo Wolfgang,

Bei Nadelholz wird das so gemacht:
Die Bäume werden ab einer gewissen Größe "gewertastet", d. h. alle Äste am Stamm werden bis zur Krone abgeschnitten. Die Jahresringe, die jetzt noch gebildet werden enthalten keine Äste mehr.
Diese Wertastung vollzieht sich auch auf natürlichem Wege indem die nicht gebrauchten Äste am Stamm mit der Zeit von alleine absterben und abbrechen.
So weit ich weis macht man das bei Laubholz nicht, wahrscheinlich reicht da die natürliche Variante aus. Jedenfalls habe ich an unseren spessarter Furniereichen und auch an den Buchen noch nie abgesägte Äste gesehen.

Viele Grüße aus dem verregneten Spessart,
Ferdinand




Re: Baum-Innereien

Verfasst: Do 9. Aug 2007, 00:26
von Walter Heil

Hallo Ferdinand,

ich kenne das als "Aufasten" aus den 50er Jahren, da gab es für mutige Schüler Ferienjobs bei den Forstämtern, die das vorwiegend an Douglasien machen liesen. Ich habe nach Deinem Beitrag mal gesurft und gefunden, dass das heute noch wenigstens empfohlen wird. Vor allem bei Kirschbaum, und da kann ich nur sagen: mit Recht, wenn ich mir meine eingeschnittenen Kirschbäume ansehe.

Man sollte sich immer darüber im Klaren sein, dass ein Baumstamm nicht aus einem Extruder stammt, sondern eine Vergangenheit hat, die beim Aufschneiden zutage kommt. Wenn man darüber etwas nachdenkt, dann ist die Enttäuschung nicht so groß.

Gruß, Walter



Re: Baum-Innereien

Verfasst: Do 9. Aug 2007, 09:39
von Franz Kessler

Hallo

Als es vor Jahren noch üblich war, dass mir unser Förster im Wald die Bäume kennzeichnete, die ich fällen durfte, wunderte ich mich anfangs, dass er mir, wie ich meinte , die schönsten Bäume markierte.
Auf meine Frage hin, sagte er abfällig über die aussortierten Bäume nur "Christbäume", weil sie Äste bis unten hin hatten.
Die Hungerleider dazwischen, die sich mühsam mit einem astlosen Stämmchen bis nach oben gekämpft hatten, die lies er bevorzugt stehen.
Der Grund war mir dann schnell klar, astloses Holz soll gezogen werden.
Dass natürlich gerade die Astreichen Bäume sich nur mit allerlei Gefahren fällen ließen, sei nur am Rande vermerkt.

Gruß Franz




Re: Baum-Innereien

Verfasst: Fr 10. Aug 2007, 18:19
von Andreas Winkler
[In Antwort auf #116918]
Hallo Wolfgang,

mit Sicherheit sieht es nicht in jedem Baum so aus ! Tatsächlich täte man sich dann wirklich schwer, auch nur ein kurzes Brettchen ohne Äste zu bekommen ...

Der Grund für die vielen Astansätze in diesem Baum wird wohl der sein, daß er im/am Moor gewachsen ist. Ein denkbar schlechter Boden (wenig Nährstoffe) für eine große Pflanze wie einen Baum, deswegen dürften um ihn herum kaum andere Bäume gewachsen sein, die seinen Stamm beschattet hätten. Folglich kam das Sonnenlicht gut an den Stamm heran und dieser Baum hat überall Äste ausgetrieben, einfach um besser leben zu können. Alle Bäume machen das so, wenn sie können.
Ein Baum, der in einem Wald (mit anderen großen Bäumen) aufwächst, treibt seine Äste immer dem Licht entgegen und wächst erstmal sehr schnell nach oben (wenn er kann), also gibt es selbstverständlich auch natürlicherseits absolut astfreie Stämme.
Die schönen Spessarteichen hat Ferdinand schon erwähnt (soweit ich weiß werden in Eichenneuanpflanzungen oft um ausgewählte Eichenbäumchen Buchensetzlinge dicht an dicht gepflanzt, deren einziger Zweck es ist, den Stamm der Eiche zu beschatten), natürlich auch das allermeiste an Tropen-und Urwaldholz, das bei uns verkauft wird. Habe schon mal über vier Meter lange astfreie(!), kerzengerade Kirschbaumbohlen gesehen, die waren aus Chile (soweit ich mich erinnern kann), da soll es ganze Kirschbaumwälder geben.

Astige Grüße, Andreas




Re: Baum-Innereien

Verfasst: Fr 10. Aug 2007, 20:48
von Walter Heil

Hallo Andreas,

hier nur mal als Beispiel: deutsche Wildkirsche mit totem Flügel"ast".



Wenn Du bei uns astfreie Ware willst, musst Du einen Stamm von wenigstens 40-45cm Durchmesser haben und der muss noch in einem dichten Bestand aufgewachsen sein.

Gruß, Walter