Seite 1 von 6

Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 15:43
von Marc Waldbillig

Hallo Leute,

Letztes Wochenende hatte ich ein kleines Spätabendprojekt. Ich hatte die neue Spaltaxt vom Hausherrn bekommen und weil griffbereit, im Garten gleich einen Pfosten eingehauen. Ein tolles Teil, nur die Axt sollte man wirklich nicht zum Hämmern benutzen. Da der Stiel mehr als nur angenehm in der Hand lag, hab ich kurzerhand ein geradfaseriges Stück Esche gespalten.



Die Kontur des Stiels hab ich einseitig auf das Brett übertragen und versucht dem Faserverlauf zu folgen. So gehen etwa 80 Prozent der Fasern zwischen beiden Enden durch.

Mit dem Tischlerbeil hab ich grob die Kontur vorgehauen, mit dem Ziehmesser winklig gemacht. Dann erst hab ich die Ecken gerundet. Die Rundungen wurden mit dem Schabhobel nachgearbeitet und die Ziehklinge hat die glatte Oberfläche gemacht. Eingestielt wurde an der Hinterzange, hat sehr gut funktioniert.



Eine kleine Frage hab ich noch. Die Griffenden an der Gransfors Äxten sind geriffelt. Es sieht handgemacht aus und ich frag mich, womit das gemacht wird. Vielleicht mit einem schmalen Hohlbeitel? Für Anregungen und fundierte Kenntnisse bin ich wie immer dankbar. Hier noch ein Bild zum Anschauen:



Gruß, Marc




Re: Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 18:26
von Johannes Müllerheim

Hallo Marc,

was da so aussieht wie handgeschnitzt, sind die Spuren einer grob eingestellten Kopierschnitzmaschine mit der die Stiele für Gränsfors hergestellt werden. Von Hand läßt sich das nicht so einfach machen. Ein Freund von mir schleift solche Griffe mit ganz grobem Schleifpapier (K 30 -40)quer zur Faser und dann mit ganz feinem (K 180 - 240).

Viele Grüße Johannes




Hammer mit Stil

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 20:07
von Pedder

Hallo Marc,

nettes Projekt. Aber warum ist da dieser "Knick" im oberen Drittel des Stiels? Für mich sieht das etwas unharmonisch, daher kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass Du es nicht genauso gewollt hast.

Ich glaube auch nicht, dass es sich bei der Riffelung um stehengelassene Fräserspuren handelt. Dann müste der glatte Teil doch dünner sein, oder? Wobei ich nicht ausschließen will, dass ein Fräser verwendet wurde. Nur eben nachträglich nach dem Glätten.

Und was macht die "Dritte Hand" auf der Hobelbank?

Liebe Grüße
Pedder




Re: Hammer mit Stil

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 20:29
von Franz Kessler

Hallo Marc

Nach der dritten Hand wollte ich auch fragen, es sieht so gefährlich aus, als ob, wenn es brenzlich wird, du die Hand beiseite legst.

Wenn das Walter (den ich auch schon mal Heinz nenne) auf meinem Arbeitstisch sehen würde?

Zu der Axt, diese Riffelung, wie ist das Gefühl beim Arbeiten damit, bringt es was?

Es sieht schon sonderbar aus, wie von Hand mit einem Hohleisen gemacht, aber das kann man ja wohl ausschließen.

Eine gute Idee, einen Stiel selbst zu fertigen.

Gruß Franz




Re: Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 21:05
von Ludwig Mörl
[In Antwort auf #116416]
Hallo Marc,

schöne Arbeit. Eine Frage habe ich dazu: wie hast du den Stiel befestigt? Mit einem Keil und wenn, welche Form hat der?

Gruß

Ludwig




Re: Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Di 26. Jun 2007, 22:32
von Marc Waldbillig

Hallo Leute,

Johannes, vielen Dank für die Erklärung! Ich werde wohl auf einen Hohlbeitel ausweichen, auf eine halbe Nachtstunde kommt's eh nicht mehr an.

Pedder, der Knick entstand zu später Stunde, eigentlich ein Übertragungsfehler am Anfang. Nach dem Ausarbeiten hat mir das aber gefallen, weil die Hand so schön reingreifen kann... Nachdem ich aber nun den Hammer benutzt habe, will ich den Stiel kürzen, es scheint mir besser zu sein, wegen der Balance. Dann wird der Knick natürlich weg sein.

Pedder, Franz, die dritte Hand ist Teil eines nächsten Kleinstprojekts. Sie liegt irrtümlich auf der Hobelbank. Was will man schon nach Mitternacht noch erwarten? Aber Franz, wenn Walter sowas bei dir sehen würde, dann könntest du ihn dezent darauf hinweisen, dass er keinen Traktor sein eigen nennen kann, du aber wenigstens eine helfende dritte Hand hättest.

Ludwig, durch die Längsachse wird ein Holzkeil aus Hartholz getrieben. Im 45° Winkel kommen ein oder zwei Metallkeile dazu, das hängt vom Platz ab. Ein langes Öhr bekommt zwei Keile. Meine Metallkeile haben eine dreifache Spitze.

Schön an der Arbeit ist, den Stiel nach eigenen Wünschen selbst zu formen und die Freude am Greifen ist enorm. Man merkt, wenn das neue Werkzeug gut in der Hand liegt, es schmeichelt, die Arbeit macht Spaß. Außerdem werd ich in Zukunft vorhandene Stiele besser aufbewahren, schließlich geht eine Menge Zeit und gutes Holz in einen neuen Stiel, der jahrelang gute Dienste leistet, wenn er nicht stiefmütterlich draußen abgestellt wird.

Gruß,

Marc




Re: Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Mi 27. Jun 2007, 20:37
von Walter Heil

Also ob das wirklich eine dritte Hand ist, da bin ich mir nicht sicher. Ich glaube eher, dass das die zweite Hand ist, die Du dir kurz vorher mit dem Spalthammer abgehackt hat. Die sieht auch so blutleer aus... Immerhin bist Du ein ordnungsliebender Mensch und hast das Gerät wieder eingepackt, was ja mit einer Hand garnicht so einfach ist... Dann lieber keinen Traktor.

Gruß und gute Genesung, Walter




Re: Hammerstiel *Bilder*

Verfasst: Mi 27. Jun 2007, 21:01
von Marc Waldbillig

Natürlich ist das eine dritte Hand, Walter. Sie wird mir den Mantel während des Arbeitens bereit halten. Und dies mit dem kleinen, ausgestreckten Finger...

Die Gedanken, die einem beim oder gleich nach dem Abhacken oder Abrichten durch den Kopf geistern, sind ähnlich wie du sie beschreibst und doch nicht so, also knapp daneben. Zuerst willst du deine Arbeit fortsetzen und gar nicht unter den Handschuh schauen, einfach nur weitermachen. Dann willst du unbedingt sehen, was dir da passiert ist und realisierst, dass eine Ambulanz her muss, die Freundin sollte gebraucht werden, denn sie steht unter Schock, der Hund sollte untergebracht werden, die Wunden müssen unter kaltes Wasser, saubere Tücher her und los... Und wenn du am andern Tag zurückkommst, dann wirst du einpacken und zwar zum letzten Mal, ehe du den Abhacker oder den Abrichthobel verkaufst... Es vergehen ein paar Jahre und du schaffst dir wieder Werkzeug an, nur keine Verstümmeler mehr.

Gruß und nichts für ungut,

Marc




Eigentlich vollkommen einleuchtend....

Verfasst: Mi 27. Jun 2007, 21:04
von Gero Meyhoefer

...ist es doch, dass die Hand auf der Bank nur einem Zweck gedient haben kann:

Marc steigt in die Luxus-Hammerstiel-Produktion ein und fertigt exklusive Stiele für anspruchsvolle Kunden nach Maß und den individuellen Vorgaben. Genau wie der Schuster seine Leisten hat, so hat Marc eben auch Kopien von den Händen seiner Kunden.

Selbstverständlich gehört hierzu auch eine gewisse Vertraulichkeit und die Kundengeheimnisse sollen nicht ausgeplaudert werden. Anhand der Hautfarbe und der Handhaltung gehe ich aber davon aus, dass Marc gerade einen Stiel für die Gartenharke in Michael Jacksons Neverland Ranch anfertigt.

Keine falsche Bescheidenheit, Marc. Ein bisschen Werbung muss schon sein;-)

;-) Marc Waldbillig - Stiele mit Stil ;-)

Im Ernst, eine sehr schöne Arbeit, Marc.

Beste Grüße

Gero




Re: Hammerstiel und Riffelung

Verfasst: Do 28. Jun 2007, 00:55
von Hutmacher Beat
[In Antwort auf #116416]
Guten Tag Marc und alle Andern,

Also Marc, wie die das mit der Riffelung machen, weiss ich auch nicht genau, ich nehme auch an, das wird gefräst.

Was ich aber sagen will, ist dies :

Bei mir werden ausnahmslos alle Hammerstiele, mit der Zeihklinge abgezogen, geölt, gewachst und poliert. Weshalb ? Alte Hämmerstiele haben oft starke Gebrauchsspuren, an denen man sich verletzen kann, oder sie sind zumindest optisch unansehnlich. Neue Hämmer sind in der Regel lackiert, was ich auch nicht mag, sie sind nicht rutschfest !

Eine gewollte Riffelung, wie in Deinem Beispiel, halte ich aus zwei Gründen für nicht sinnvoll. Erstens : Eine solche Riffelung ist der reinste Schmutzfänger, da bleibt alles drin hängen. Schmutzige Werkzeugstiele sind mir ein Graus ! Zweitens : Ich glaube auch nicht, dass eine solche Riffelung den Stiel griffiger macht, als ein geölter und gewachster Griff. Zudem : Hältst Du denn den Griff immer an besagter Riffelung, beim arbeiten ? Wohl kaum !

Im heissen Sommer 03, als ich den Carving-Maul, wegen Schwitzens an der Hand fast nicht mehr halten konnte, hab ich ihn temporär mit Isolierband umwickelt, das liess sich dann wieder rückstandsfrei entfernen. Seither hatte ich nicht wieder Bedarf nach solchen Massnahmen. Will sagen, im Normalfall geht's prima ohne.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat