Leimholz *mit Bildern*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
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Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Leute,

Als wir letztens vom Abrichten mit der Raubank sprachen, hab ich versprochen, zu zeigen, wie ich Leimholz herstelle. Heute Abend nun hab ich ein kleines Regalbrett geleimt: 29 x 50 x 2,3 cm; bestehend aus drei Brettern.

Die Bretter hab ich nach der schon beschriebenen Methode von Charlesworth abgerichtet. Danach hab ich beide Kanten senkrecht zur Brettfläche gehobelt. Auf dem ersten Bild ist eine kleine Abweichung zu sehen, die noch gerichtet werden muss. Der Winkel mit dem Haarlinealschenkel ist wirklich sein Geld wert...



Danach soll die Kante auf ganzer Länge in etwa so aussehen:



Um die Kante senkrecht zu bekommen, kontrolliere ich von der abgerichteten Seite aus den rechten Winkel an Anfang und Ende, sowie etwa alle zehn cm. Ist die Kante wie auf dem folgenden Foto links "höher", so markiere ich das mit einem kleinen Strich, der links anfängt. Auf diesem Bild ist dies durchgängig der Fall. Oft wechselt dies innerhalb der Länge.



Den Hobel - der 7er, dessen Eisen leicht ballig wie beim Putzhobel - setz ich mit seiner Mitte auf die linke Seite an. Folglich wird dort am meisten Holz weggenommen, da das Eisen stärker hervorsteht. Das sieht dann so aus:



Wechselt die hohe Kante die Seite muss der Hobel dem Weg der Striche folgen. Diese Markierungen bilden eine "Navigationshilfe" für den Hobel. Ein mittig durchgehender Hobelstrich kann die Kante zum Schluss verfeinern.

Ist die Kante senkrecht bekommt sie nochmal eine leichte Hohlfuge, wie schon damals beschrieben, mit abgesetzten Hobelstrichen. Vorne und hinten bleibt ein cm stehen, bis der Hobel nichts mehr abnimmt.

Das Verleimen soll garantieren, dass ich später möglichst wenig nacharbeiten muss, deshalb hab ich ja schon besonderen Wert auf senkrechte Kanten gelegt. Der Vorgang des Zwingens muss jetzt diesem Credo folgen.

Zuerst schau ich mir die Hobelrichtung auf jedem Brett an und markiere sie. Ich leg die Bretter so zueinander, dass ich später durchgängig von links nach rechts putzen kann, ohne auf gegenläufigen Faserverlauf zu stoßen. Die zweite Prämisse, ich achte darauf innen und außen abzuwechseln, ist ja klar.

Um einen Verzug zu vermeiden, lege ich die Bretter auf zwei gehobelte Kanthölzer auf. Ich nehme also die Zwinge nur um Druck aufzubauen und nicht als Auflage. Jeder weiß, dass Zwingen sich verbiegen, mehr oder minder, aber sie tun's halt alle. Auf Höhe eines der Kanthölzer leg ich ein weiteres Pendant. Es wird sicherstellen, dass die Bretter nicht in der Höhe gleiten, wenn ich es vorne und hinten festzwinge. Die Bretter werden festgepresst.

Nachdem der Leim in einem dünnen Film aufgetragen wurde, werden die Zwingen angesetzt. Meine Zwingen verseh ich hinten mit einem Klötzchen, zum Zwingenamboss hin stark doppelseitig gefast. Das soll den Anpressdruck gleichmäßig verteilen. Der Zwingenteller vorne geht gleich ans Werkstück.

Ich geh von links nach rechts und dreh beim ersten Durchgang bis ein wenig Leim rausquillt. Hier im folgenden Bild hab ich den Leim abgewaschen, ich hatte es zu gut gemeint.



Jetzt kann ich noch Unebenheiten korrigieren, indem ich mit einem Hammer und einem Klotz bewaffnet, hochstehende Brettkanten bündig einschlage. Eigentlich sollte man unter einen Versatz von einem Zehntel mm kommen... ;-) Sollte das nicht der Fall sein, kann ich durch ein wenig gefahrloses Putzen die Flächen zueinander bringen.



Danach zieh ich alle Zwingen von links nach rechts sehr fest. Wichtig ist das langsam zu tun, überschüssiger Leim kann besser abfließen. (Wichtig ist das allerdings eher bei Verbindungen wie Zapfen oder Zinken.)

Meine Methode hab ich wie schon erwähnt zu einem großen Teil bei David Charlesworth abgeguckt, erprobt und für mich ein wenig abgewandelt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich seine DVDs anzuschauen, sie vermitteln am besten seine Techniken.

Gruß und ich wünsch Euch noch einen schönen Abend,

Marc



Jürgen zur Horst

Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo arc,

vielen Dank für die Dokumentation. Ein schönes Holz hast Du auf der Werkbank. Nach Deiner letzten Dokumentation habe ich mir die Bücher von DC gekauft. Ich glaube die DVDs müssen noch folgen.

Tschüß Jürgen


Marcus Nohr
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Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Marcus Nohr »


Hallo Marc,

hast Du ein Bild von deinen Beilageklötzchen? So richtig vorstellen kann ich mir das nach Deiner Beschreibung noch nicht. Es hört sich aber interessant an.

Viele Grüße

Marcus


arnd
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Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von arnd »

[In Antwort auf #116061]
Hallo Marc,

ich möchte dir herzlich für den super Beitrag danken.

Deine schönen Deailbilder sind didaktisch so gut, dass ich immer etwas lerne, - und zudem mit schönem Holz und gutem Werkzeug schön anzusehen.

Gruß

Arnd



Pedder
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Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #116061]
Hallo Marc,

sehr schöner Lehrbeitrag, wie immer eigentlich! Wann bringst Du Dein Video raus?

Du schreibst:

"Meine Zwingen verseh ich hinten mit einem Klötzchen, zum Zwingenamboss hin stark doppelseitig gefast. Das soll den Anpressdruck gleichmäßig verteilen. Der Zwingenteller vorne geht gleich ans Werkstück."

Wieso ist auf der einen Seite gleichmäßige Anpressdruck wichtig, auf der anderen nicht? Oder hat das nur praktische Hintergründe und man bekommt so ein Klötzchen nicht am Teller der Zwinge fixiert?

Liebe Grüße
Pedder



Marc Waldbillig
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Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #116072]
Hallo Leute,

Hier zwei Bilder, die die Klötzchensache verdeutlichen, einmal ohne und einmal mit Klötzchen. Im ersten Fall drückt der schräg angesetzte Amboss an die untere Kante der schmalen Brettseite, die Kraft wird nicht gut verteilt. Im 2. Foto drückt der eventuell schräg angesetzte Amboss mittig an den schmalen Teil, die Kraft wird gleichmäßig verteilt.





Gruß, Marc



Marc Waldbillig
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Re: Leimholz *mit Bildern*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Pedder,

Ich verseh die Zwingenteller nicht mit Klötzchen, weil die ja beweglich gelagert sind und ich die relativ gut mittig positionieren kann. Die Ambosse liegen eigentlich immer etwas schräg, da sind die Klötzchen eine große Hilfe.

Außerdem, versuch mal, an beiden Kanten Klötzchen anzubringen. Da verlässt mich die Koordination... :-)

Gruß, Marc



Pedder
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Zulagen und Klötzchen

Beitrag von Pedder »


Hallo Marc,

vielen Dank für die Bilder vom Klötzchen, die haben mir erst klar gemacht, worum es Dir bei der Kraftverteilung ging. Ich hatte angenommen, die Kraft solle über die Länge der Kanten verteilt werden. Irgendwie hatte ich mir wohl sowas wie die Bowclamps (( www.wkfinetools.com/tMakers/tDiff/bowClamp/bowClamp1.asp )) vorgestellt.
Bilder sind immer gut ;o), aber hier besonders.

"Versuch mal, an beiden Seiten Klötzchen anzubringen"


Also: Gewöhnlich verwende ich schon auf beiden Seiten Zulagen. Ansonsten gibt es bei meinen Zwingen immer häßliche Abdrücke. Außerdem kann die Zwinge abrutschen und dabei Holz rausreißen. (Häufig muss ich in Ermangelung ausreichend langer/vieler Zwingen auch mit Gurten spannen, da brauch ich sowieso Zulagen, sonst habe ich 'ne runde Kante.)

Meine Zulagen sind allerdings nicht so zierlich wie das von Dir gezeigte Klötzchen, wahrscheinlich deswegen gab's da bisher keine großen Probleme. Bei langen Kanten verwende ich in der Regel Leisten, die in etwa so lang sind wie die zu leimenden Bretter. Dann muss ich nur mit der ersten Zwinge rumfummeln. Dabei kommt es dann nicht auf den genauen Sitz Zwinge an, sondern zunächst nur, dass die Zulagen (und alle zu leimenden Bretter) richtig sitzen. Die erste Zwinge kann ich später ja nochmal justieren. Wer im Besitz von Einhandzwingen ist, dürfte es noch leichter haben.

Es erscheint mir in jedem Fall logisch, Zulagen mit starken Fasen zu verwenden, die können offensichtlich ein Verkanten der Zwinge und damit einseitigen Belastung des Werkstückes verhindern. Das probiere ich bestimmt mal aus - auf der Ambossseite!

Auf der Tellerseite schützt ja die Beweglichkeit des Tellers wirksam vorm Verkanten - und dürfte den Einsatz einer gefasten Zulage ebenso wirksam verhindern. :o)

Liebe Grüße
Pedder



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Zulagen und Klötzchen

Beitrag von Ottmar »


Hallo Marc & Forumsfreunde,

vielen Dank fuer deinen ausfuehrkichen Beitrag. Da gibt es nicht viel zu sagen.

Das Kloetzchen Problem habe ich auf folgende Weise geloest. Dazu verwende ich ein Doppelklebeband welches die Teppichbodenverleger hier in den USA verwenden. Mit diesem Klebeband befestige ich die Kloetzchen am Werkstueck oder an den Zwingen. So ist es mir moeglich z. B. Stuhlzargen zu verleimen welche nicht rechtwinklig(parallel)zur Schraubzwinge sind. Ein Beilagekloetchen schleife ich so zu dass ich parallel spannen kann. Bei den festgeklebten Kloetzchen ist es leicht als Einmannbetrieb auch komplizierte Formen zu spannen.

Eine Empfehlung, egal wie es pressiert, vor dem Leimauftrag alles wie geplant zu spannen und dann die Zwingen in der Reihenfolge auszulegen, so dass es nach dem Leimauftrag ruckzuck geht.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar



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