Hallo Leute,
Als wir letztens vom Abrichten mit der Raubank sprachen, hab ich versprochen, zu zeigen, wie ich Leimholz herstelle. Heute Abend nun hab ich ein kleines Regalbrett geleimt: 29 x 50 x 2,3 cm; bestehend aus drei Brettern.
Die Bretter hab ich nach der schon beschriebenen Methode von Charlesworth abgerichtet. Danach hab ich beide Kanten senkrecht zur Brettfläche gehobelt. Auf dem ersten Bild ist eine kleine Abweichung zu sehen, die noch gerichtet werden muss. Der Winkel mit dem Haarlinealschenkel ist wirklich sein Geld wert...
Danach soll die Kante auf ganzer Länge in etwa so aussehen:
Um die Kante senkrecht zu bekommen, kontrolliere ich von der abgerichteten Seite aus den rechten Winkel an Anfang und Ende, sowie etwa alle zehn cm. Ist die Kante wie auf dem folgenden Foto links "höher", so markiere ich das mit einem kleinen Strich, der links anfängt. Auf diesem Bild ist dies durchgängig der Fall. Oft wechselt dies innerhalb der Länge.
Den Hobel - der 7er, dessen Eisen leicht ballig wie beim Putzhobel - setz ich mit seiner Mitte auf die linke Seite an. Folglich wird dort am meisten Holz weggenommen, da das Eisen stärker hervorsteht. Das sieht dann so aus:
Wechselt die hohe Kante die Seite muss der Hobel dem Weg der Striche folgen. Diese Markierungen bilden eine "Navigationshilfe" für den Hobel. Ein mittig durchgehender Hobelstrich kann die Kante zum Schluss verfeinern.
Ist die Kante senkrecht bekommt sie nochmal eine leichte Hohlfuge, wie schon damals beschrieben, mit abgesetzten Hobelstrichen. Vorne und hinten bleibt ein cm stehen, bis der Hobel nichts mehr abnimmt.
Das Verleimen soll garantieren, dass ich später möglichst wenig nacharbeiten muss, deshalb hab ich ja schon besonderen Wert auf senkrechte Kanten gelegt. Der Vorgang des Zwingens muss jetzt diesem Credo folgen.
Zuerst schau ich mir die Hobelrichtung auf jedem Brett an und markiere sie. Ich leg die Bretter so zueinander, dass ich später durchgängig von links nach rechts putzen kann, ohne auf gegenläufigen Faserverlauf zu stoßen. Die zweite Prämisse, ich achte darauf innen und außen abzuwechseln, ist ja klar.
Um einen Verzug zu vermeiden, lege ich die Bretter auf zwei gehobelte Kanthölzer auf. Ich nehme also die Zwinge nur um Druck aufzubauen und nicht als Auflage. Jeder weiß, dass Zwingen sich verbiegen, mehr oder minder, aber sie tun's halt alle. Auf Höhe eines der Kanthölzer leg ich ein weiteres Pendant. Es wird sicherstellen, dass die Bretter nicht in der Höhe gleiten, wenn ich es vorne und hinten festzwinge. Die Bretter werden festgepresst.
Nachdem der Leim in einem dünnen Film aufgetragen wurde, werden die Zwingen angesetzt. Meine Zwingen verseh ich hinten mit einem Klötzchen, zum Zwingenamboss hin stark doppelseitig gefast. Das soll den Anpressdruck gleichmäßig verteilen. Der Zwingenteller vorne geht gleich ans Werkstück.
Ich geh von links nach rechts und dreh beim ersten Durchgang bis ein wenig Leim rausquillt. Hier im folgenden Bild hab ich den Leim abgewaschen, ich hatte es zu gut gemeint.
Jetzt kann ich noch Unebenheiten korrigieren, indem ich mit einem Hammer und einem Klotz bewaffnet, hochstehende Brettkanten bündig einschlage. Eigentlich sollte man unter einen Versatz von einem Zehntel mm kommen... ;-) Sollte das nicht der Fall sein, kann ich durch ein wenig gefahrloses Putzen die Flächen zueinander bringen.
Danach zieh ich alle Zwingen von links nach rechts sehr fest. Wichtig ist das langsam zu tun, überschüssiger Leim kann besser abfließen. (Wichtig ist das allerdings eher bei Verbindungen wie Zapfen oder Zinken.)
Meine Methode hab ich wie schon erwähnt zu einem großen Teil bei David Charlesworth abgeguckt, erprobt und für mich ein wenig abgewandelt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich seine DVDs anzuschauen, sie vermitteln am besten seine Techniken.
Gruß und ich wünsch Euch noch einen schönen Abend,
Marc