Gestemmte Tür verlängern?

[Jörg Ed. Hartge]

Liebe Holzwerker,

wie anlässlich diverser Fragen an anderer Stelle hier im Forum schon beschrieben, bin ich ich seit längerem mit Sanierungsarbeiten an unserem gut 100 Jahre alten Haus beschäftigt. Aktuelles Problem:

Bei der Instandsetzung alter Dielenböden habe wir mehrere Lagen aus Teppichboden und Linoleum entfernt. Die Vorbesitzer hatten, als sie diese Beläge auslegten natürlich die Türen um etwa 1 bis 1,5 cm gekürzt. Dieser Abschnitt fehlt nun und sieht blöd aus. Ich möchte daher die Türen wieder auf das Ursprungsmaß verlängern. Es handelt sich um gestemmte Türen aus Kiefer, die deckend lackiert werden. Wie macht man das fachgerecht?

Das Problem, das ich dabei sehe: ich kann zwar einen Anleimer entsprechender Stärke an den unteren Fries anleimen, dieser würde aber am rechten und linken Ende auch am Hirnholz der aufrechten Friese mit etwa 14 cm Breite befestigt werden müssen. Die Leimung würde dort wohl bald reißen.

Alternativen, die mir einfallen:

1. Im Bereich des Hinholzes der aufrechten Friese auf Leim verzichten, stattdessen Anschrauben mit Rundkopfschraube in Langloch als Zapfensenkung (scheint mir bei der geringen Anleimerstärke schwierig).

2. Den Anleimer im Bereich des Hirnholzes mehrfach stückeln, so dass die kurzen Stückchen doch wieder geleimt werden können (eventuell mit Holdübeln gesichert).

3. Im Bereich des Hirnholzes auch Hirnholzteile anleimen. Allerdings wären die Teile recht instabil und die zusätzliche Sicherung mit Schrauben oder Holzdübeln schwierig. Als Leim käme vielleicht ein PU-Kleber in Frage.

Wisst Ihr noch was Besseres? Eigentlich müsste dies Problem abgeschnittener Türen doch häufiger auftreten.

Für Tipps im Voraus dankend
Jörg

[Ottmar]

Hallo Joerg,

Wegen dem Hirnholz, sehe ich keine Schwierigkeiten. Dies ist mehr eine Situation, eine Flaeche (Stoesse) so vorzubereiten, dass spaeter diese nicht wieder im Lack sichtbar werden.In deinem Fall sind die Kraefte sehr gering und ich sehe da keine Schwierigkeiten beim flaechigen Verleimen.

Ich habe hier einige Tueren verlaengert, die Teppichbodenleger sind sehr grosszuegig beim Absaegen. Bei Tueren welche lackiert werden, klebe ich ueber die Stosstelle ein duennes Material, das kann Seide, duennes Leinen oder Fiberglasgewebe sein. Das Gewebe grundiere ich mehrmals und verschleife die Stoesse, sauber so dass man weder visuel noch beim darueberstreichen eine Unebenheit wahrnehmen kann.

Nun lackiere ich die Tuer wie normal. Das angesetzte Stueck kann als solches sich nicht abzeichnen, da das Gewebe dies verhindert.

Bei naturbelassenen Tueren verlaengere ich die Tuer in der Form einer Zierleiste, welche ich der Form/Gestaltung der Tuer angleiche. Dies ist nicht immer perfekt, doch nur beim genauen Hinsehen sichtbar.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS:Die Fassmaler, welche Holzfiguren vergoldeten oder farbig fassten, verleimten auf dem Holz Nessel ueber alle Stoesse (Holzfiguren sind immer aus verschiedenen Stuecken Holz verleimt), solche Fassungen haben Jahrhunderte ueberdauert ohne dass die Leimfugen sich abzeichneten.

[pedder]

Hallo Jörg,

ich habe soetwas mal gemacht, mit einer Tü, die an anderer Stelle hing und daher viel zu kurz war. Weil ich wieder drüber lackieren wollte, habe ich einfach eine Leiste mit Dübeln drunter geleimt. Die Leiste hatte etwas Übermaß, das ich dann später mit dem Hobel angepasst habe. In den neun Jahren, die ich in der Wohnung gelebt habe, hat diese Konstruktion und der darüber liegende Lack gehalten. Allerdings hatte die Leiste etwa 5 cm, also ein größere Eigenstabilität als Deine.

Deine schmale Leiste würde ich im Bereich des Hirnholz wahrscheinlich einfach mit einer Schraube sichern. Da musst Du nur in 20 Jahren, wenn Du wieder Linoleum verlegst und die Tür kürzt, dran denken, sonst haust Du dir eine schöne Scharte in die Hobelklinge. :o)

Mehr als eine Leiste würde ich nicht anleimen, das bringt wahrscheinlich mehr Arbeit ins Holz und damit in den Lack, als es positive Wirkung hat.

Liebe Grüße
Pedder

[Helmut]

[In Antwort auf #115991]
Hallo Jörg,

als MalerGeselle u. Holzwerker hab ich sowas wie folgt gelöst.

Ich hab die Tür zuerst nochmal um einige cm gekürzt, um eine breitere Leiste dran Leinem, u. Dübeln zu können. ( = kein Ärger mit Schrauben wenn sie später nochmal gekürzt werden muß ) Die Leiste war 5 mm schmaler als die Tür, und wurde nachdem ich eine ordentliche Fase an die Tür gemacht hatte, mittig angebracht. Dann habe ich die Leiste samt Fase und einige cm weggschliffenem Lack, mit glasphaserverstärkter 2K Polyesterspachtelmasse angeglichen, geschliffen, mit Feinspachtelmasse nochmal gespachtelt, und dann die ganze Tür Lackiert ( Vorlack u. Lack.) Das war vor ca. 27 J. und man sieht der Tür heute noch nicht an, das sie je erlängert wurde.

:-) Helmut