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In Antwort auf #115687]
Hallo zusammen,
ich habe ja vor einigen Wochen hier einen Vergleichstest zwischen Veritas O1 und A2 Eisen gepostet.
Gerd Fritsche - der Mann der in Deutschland Infills baut - hat mich gebeten, ein Hobeleisen von ihm zu testen. Damit das ganze unter ähnlichen Bedingungen abläuft hat er mir ein Hobeleisen für die Veritas Bevel-Up Hobel hergestellt und zum Test zur Verfügung gestellt.
Gerd verwendet einen hochlegierten Kaltarbeitssttahl mit sehr viel Chrom und Kohlenstoff für seine Hobeleisen. Eine gute Ergänzung für den Test: O1 als niedrig legierter Stahl, A2 mit mittlerem Legierungsanteil und D6 bzw. X210CrW12 als hochlegierter Werkstoff
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X210CrW12 ---
Deutsche Norm DIN 1.2436
USA AISI D6
KohlenstoffC 2.1%
Chrom 12%
Wolfram 0,8%
Eins vorweg: Gerd hat seinen Fertigungsprozeß definitiv im Griff. Das Eisen war von den Abmessungen absolut exakt, die Schneide winklig und die angeschliffene 25° Fase hatte tatsächlich 25°. Sogar die Aufnahmebohrungen für die Eisenverstellung hat er leicht angefast, was den Zusammenbau nach dem Schleifen erleichtert.
Das Eisen wurde beim Härten mit Stickstoff abgeschreckt.
Der Test ist schon einige Wochen her. Leider habe ich heute festgestellt, daß eingie der Photos etwas unscharf geworden sind und teilweise nicht verwendbar waren. Wird aber schon gehen.
Außerdem wollte ich das Eisen an Friedrich weiterschicken, um eine zweite Meinung einzuholen. Irgendwie liegt es immer noch auf meinem Schreibtisch. Die zweite Meinung wird wohl bis zum Holzwerkertreffen bei Gero warten müssen. Aber wenigstens den Testbericht wollte ich noch vor meinem Urlaub online stellen.
Die Fase im "Lieferzustand":

Man erkennt, daß Gerd bereits eine Microfase angezogen hatte. Außerdem ein paar Schleifriefen auf der Hauptfase. Irgendwie hatte ich mir vorgenommen, die Fase erstmal komplett zu schleifen. Und so hatte ich auch schnell mein erstes Testergebnis: Das Eisen ist hart. Richtig verdammt viel sehr hart. Meine ursprüngliche Befürchtung, der hohe Chromanteil würde die Wassersteine zuschmieren hat sich definitv nicht erfüllt. Es tat sich einfach fast nichts.
Den meisten Abtrag habe ich dann mit der 325´er Seite meiner Diamantplatte gemacht. Das erste Mal, daß die Diamantplatte deutlich mehr Material wegnimmt als ein vergleichbarer Wasserstein.
Also zusammengefaßt: Sehr wenig Abtrag beim Schleifen. Wassersteine schleifen viel schlechter als bei niedrig legierten Stählen.
Aber meine Mühen waren nicht ganz erfolglos:

So sieht das Eisen also aus, wenn die Fase mit der Diamantplatte geschruppt, mit dem 800´er King geschliffen und dann eine Microfase auf einem 8000´er Cerax angezogen wurde.
Gerd hatte die Spiegelseite schon gut vorbereitet. Hier kommt eine minimale Rückenfase hin:

Mit "Ruler Trick" und viermal kurz über den Stein ziehen war es dann aber nicht getan. Ich hatte aber schon mit einer sehr kurzen Fase eine durchgehende Schneidkante (mit der Lupe kontrolliert).
Das Hobelergebnis auf Ahorn ist nicht ganz vergleichbar mit dem vorangegangenen Test. Da habe ich auf Ahorn ein Eisen mit 35/40° Anschliff verwendet und für den Verschleißtest ein 25/30° Eisen. Hier hatte ich nur ein Eisen, das auf 25/30 geschärft wurde. Der Ahorn-Span stammt also auch aus der Rauhbank (Ahorn vor, Massaranduba nach dem Verschleißtest). Leider ist das Bild wieder kein Meisterwerk:

Und hier sieht man die Spiegelseite nach dem Verschleißtest. 50 Meter Massaranduba hobeln. Gehobelt wurde ein Brett mit 1,20 Metern Länge. 40 Hobelstöße. Hobel war eine Veritas Flachwinkelrauhbank mit Fügeanschlag. Dadurch wurde immer die gleiche Stelle am Eisen beansprucht. Leider auch dei gleiche Stelle der Hobelsohle. Nach insgesamt 150 Metern (gleicher Versuchsaufbau wie im O1/A2 Test) diese Holzes sind in der Hobelsohle Längsriefen zu erkennen.
Am Eisen ist erwartungsgemäß fast kein Verschleiß zu erkennen:

Ich hatte eine relativ starke Spanabnahme eingestellt. Vermutlich dadurch kam es dann doch noch zu einem sichtbaren Effekt:

Man erkennt hier schön einen abrasiven Effekt an der Microfase.
Fazit: Ich war positiv von der erziehlbaren Schärfe überrascht. Sie ist niedriger als bei O1, aber das dürfte nicht praxisrelevant sein. Ich hätte negativere Auswirkungen des hohen Chromgehaltes erwartet.
Die Schärfbarkeit auf Wassersteinen fand ich recht schlecht. Es funktioniert, aber man braucht viel Geduld. Da das meine bevorzugte Schärfmethode ist würde ich eher einen anderen Stahl vorziehen und kürzere Schärfintervalle in Kauf nehmen.
Wer gerne seltener schleift ist bei diesem Stahl sicher gut aufgehoben.
Viele Grüße,
Gerhard
Viele Grüße,
Gerhard