Hallo liebe Leute,
Nachdem wir uns dieser Tage den Bauch vollgeschlagen haben, könnten wir doch langsam an die Werkstatt denken. Die Zeit zwischen den Jahren lädt geradezu ein, ein wenig Holz unters Eisen zu nehmen.
Letztens sprachen wir an dieser Stelle über die Verwendung von Ziehklingen und Ziehklingenhobel. Ich hab damals schöne Bildchen von Spänen gezeigt, es aber versäumt, einen Eindruck vom Grat zu vermitteln. Das will ich bei ebendieser Gelegenheit nachholen. Letztere ist eine nette Neuanschaffung, hier bei der Arbeit, wie man sieht:

Beim Grat Anziehen gibt's einige wichtige Vorgänge, die man nicht so la la überspringen kann, nein, man muss sich ziemlich genau dran halten. Zuerst wäre ein gut geschliffenes Eisen mit 45° Fase. Der Spiegel kann mit dem "Rulertrick" zeitsparend poliert werden. Das hab ich gestern Abend getestet und klappt ganz gut. So hab ich etwa eine Stunde Arbeit gespart.
Das geschliffene Eisen, Ecken abgerundet, kommt Fase nach oben und vorne in die Vorderzwinge. Ein wenig Öl auf der Fase hilft, damit der Ziehklingenstahl schön gleiten kann. Dann wird der Stahl links auf der Fase aufgelegt, minimal angehoben und einmal gleichmäßig mit mittlerem Druck nach rechts geführt. Ungleichmäßiger Druck schlägt sich nieder in ungleichmäßigem Grat. Letzterer bewirkt wiederum sichtbare Katzspuren auf dem Werkstück. Gleich danach folgt noch ein Streich, diesmal den Stahl noch ein wenig weiter angehoben. Das letzte und dritte Mal soll der Wetzstahl maximal angehoben sein, das in etwa dann so aussieht:

Über diesen Winkel geh ich nie hinaus, der Grat wird zu weit Richtung Senkrechte gezogen. Normalerweise müsste der Hobel jetzt schöne Spänchen ziehen und eine feine, matte Oberfläche hinterlassen. Tut er's nicht, muss die ganze Prozedur wiederholt werden. Zuerst muss jedoch der Grat wieder ab. Ein Nachziehen des Grats verbietet sich, da man ja wieder unten anfangen würde und dann den Grat hochziehen würde. Der bestehende Grat würde weiter aufgerollt werden.
Ich hab versucht, zwei Fotos vom Grat zu machen, so wie er mir gut scheint. Zuerst Fase nach oben:

Dann Fase nach unten, dort ist der Grat am besten zu sehen:

Ein kleiner "Fehler", den ich noch beheben will, ist an meinem Wetzstahl. Er ist nur rau geschliffen und muss noch poliert werden. Der Grat wird dann automatisch schärfer. So zu lesen in der Fachliteratur.
Übrigens gelingt der Grat besser, wenn man nicht versucht zwischendurch noch ein paar Fotos zu schießen. Man muss dann nachher auch nicht die ganze Chose wieder von vorne starten.
Ich hoffe, der Beitrag kann dem einen oder anderen nützlich sein. Ich wünsch euch noch ein paar faszinierende Werkstatttage,
Marc