Bankhakenlöcher bohren (viel Text!)
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Bankhakenlöcher bohren (viel Text!)
Am Wochenende war es endlich soweit.......
Selbst körperlich wiederhergestellt und endlich Zeit zum Bohren der Bankhakenlöcher für meine Hobelbank! Und davon möchte ich berichten:
Ausrüstung: Bohrständer mit prismatischer Führung, Hub (leider nur) 70 mm, Bohrmaschine: eine uralte Bosch. Bohrer: Famag Bohrmax-Bohrer 3/4 Zoll und Bohrverlängerung 100 mm. Zusätzlich 10 mm Schlangenbohrer mit 190 mm Länge. Verschiedene Zwingen zum Festspannen von Bohrständer und Holzbeilagen auf der Rückseite der Platte, um Ausrisse zu verhindern.
Zum Üben wurden erst einmal 4 Bohrungen in der beweglichen Wange des Veritas Twin Scriw Vises angebracht. 110 mm tief - die Wange selbst ist 180 mm hoch.
Forstner-Bohrer sind ja nicht gerade gut beim Auswerfen von Spänen. Also muss der Bohrer immer wieder hochgezogen werden. Verschärft wird das Problem durch die Bohrverlängerung, deren Aussendurchmasser ca. 16 mm beträgt, also die 3/4 Inch - Bohrung fast ausfüllt. Maximal 12mm kann man bohren sobald die Bohrverlängerung in die Öffnung eintaucht (nach ca. 55-60 mm), dann muss man die Vorrichtung nach oben ausfahren und die Späne entfernen. Mit dem prismatisch geführten Bohrständer gelingen anständig gerade Bohrungen. Wegen des zu geringen Vorschub-Hubs muss nachgestellt werden. Wie sich zeigt, geht das am besten, wenn man mit in der Bohrung laufenden Bohrer vorsichtig absenkt und dann weiterbohrt.
Das Problem des Spanauswurfs bei tiefen Bohrungen ist heftig! Bei den 110 mm Bohrungen musste der Bohrer 5-6 mal hochgezogen werden. Langwierig! Ein Schlangenbohrer wäre möglicherweise geeigneter, aber ich habe keinen in 3/4 Zoll bekommen.
Nach Fertigstellung der tiefen Bohrungen in der Wange wurde der 10 mm - Schlangenbohrer so in die Bohrung eingesetzt, dass er genau im Zentrierspitzenloch am Grund der Bohrung sass. Kontrolle auf zentrischen Ansatz mittels 4,5 mm Spiralbohrer am oberen Rand der Bohrung. Damit wurde die Wange vollständig durchbohrt, um ggf. einen "versenkten" Bankhaken von unten mittels Dübelstab austreiben zu können. Natürlich mit darunter gespanntem Gegenholz. Leider habe ich einmal nicht gut genug auf Zentrierung kontrolliert, so dass die untere Austrittsöffnung etwas versetzt ist. Da man das nicht sieht - ausser wenn man sich auf den Boden legt! - , bleibts wie es ist! An der Vordekante der Wange gabs noch eine horizontale Bohrung, um Teile auch an der Frontschürze spannen zu können.
Auf der Bankplatte wurden die Reihen mittels Richtscheit angerissen. Die Kreuzungspunkte der Linien bestimmten die Punkte, an denen gebohrt werden sollte. Hier war das Bohren augrund der geringeren Bohrtiefe - die Platte hat ca. 75 mm Stärke - wesentlich einfacher. Trotz allem bedeutet Bohrvorrichtung ausrichten und festsspannen sowie Gegenholz festspannen einen nicht unerheblichen Aufwand. Insgesamt habe ich fast 5 Stunden gearbeitet, um 48 Bohrungen in der Bank sowie die 5 Bohrungen in der Wange des Vises anzubringen.
Und zwischendurch geschah das Unglück! Nach dem Niederbringen einer Bohrung war deutlich zu sehen, dass diese ca. 12 mm aus der Flucht geraten war! Wie konnte das passieren? Mangelnde Konzentration dürfte die Ursache gewesen sein. Ich hatte der Bohrer fälschlicherweise nicht auf die Anreisslinie positioniert, sondern auf die in 12 mm Abstand verlaufende Fuge zwischen zwei Lamellen der Bankplatte!
Was tun? Zum Glück hatte ich während unseres USA - Aufenthalts im Frühjahr 3/4 - Zoll - Dübelstäbe aus hartem Ahorn gekauft und mitgebracht. Davon wurde ein Stück eingeleimt und die Bohrung nach dem Aushärten neu angebracht. Zuvor wurde das Ende mit dem Putzhobel fein angeglichen. Da die korrekte Bohrung den eingeleimten Dübelstab anschneidet, verschwindet dieser optisch recht gut, insbesondere da das Hirnholz des Ahorns der Buche der Bankplatte farblich sehr nahekommt. Das Ganze ist zwar nicht 100% ig fachgerecht, wird aber hoffentlich halten.
Noch etwas zum Werkzeug:
Der Famag Bohrmax schneidet sehr saubere Löcher. Dass er schneller als herkömmliche Forstnerbohrer wäre konnte ich nicht feststellen. Nach - zusammengezählt - einer mehr als 4 Meter tiefen Bohrung in Buche kann man auch noch kein Nachlassen der Bohrleistung feststellen.
Die Bohrverlängerung ist aber zumindestens bei dieser Durchmesser-Kombination problematisch, da sie den Freiraum oberhalb des Bohrers abschliesst. Hier ist Vorsicht geboten - der Bohrer läuft sofort heiss, wenn der kleine Rund um den Bohrerschaft verbleiben lediglich 11,5 ccm Raum für Späne - ein Kreisring von 19 mm Aussendurchmesser, 8 mm Innnendurchmesser und vielleicht 50 mm Höhe. Da das Spanvolumen wesentlich grösser ist als das Volumen des festen Holzes ist schon nach wenigen (ca 12, max 15) mm Bohrtiefe der Freiraum völlig verstopft. Neben der Erhitzung des Bohrers neigt der Späneinhalt zum Verbacken und behindert ggf. das Ausfahren des Bohrers stark.
Die Bohrverlängerung spannt logischerweise nicht 100% exakt rund, aber die geringe Exzentrizität ist hinnehmbar. Allerdings habe ich wohl einen anderen Fehler gemacht, möglicherweise die 4 Stück 2,5 mm Inbusschrauben nicht fest genug angezogen. Denn nach der genannten Anzahl Bohrungen sind Bohrer und Verlängerung scheinbar untrennbar miteinander verbunden. Auch nach völligem Entfernen der Inbusschrauben ist der Bohrer nicht mehr entfernbar.
Wahrscheinlich ist dad das Opfer, dass ich bringen muss!
Gruss
Rolf
Bankhakenlöcher - Bohrerverlängerung (Famag?)
Rolf,
mein Mitgefühl hast Du.
Ich möchte nur kurz auf einen Punkt eingehen: Die Bohrerverlängerung. Es ist die vom Hausherrn angebotene, original von Famag?
Ich habe die nicht (ich habe überhaupt keine Verlängerung für meine Bohrer). Ich hatte mich aber in Dieters Katalog schon mal gefragt, wie das wohl funktioniert. Es scheint also wirklich so zu sein, dass kleine Stiftschrauben ("Madenschrauben")auf den zylindrischen Bohrerschaft drücken und ihn mitnehmen. Das ist konstruktiv extrem schlecht, das kann eigentlich gar nicht gutgehen. Entweder man knallt die Schrauben fest - dann graben sie sich in den Bohrerschaft ein, dadurch wird aber ein Wulst aufgeworfen der das wieder Auseinanderziehen behindert, es sei denn, es ist eine Passung durch die man einen Hut schmeißen kann. Oder: Man zieht nicht fest genug an, dann rutscht die Schraube durch, es frisst und geht gar nicht mehr auseinander. Falls Du es doch auseinanderbekommst, und als Hinweis für andere Benutzer: Dort, wo die Schrauben aufsitzen, eine (ganz kleine) Fläche in den Bohrerschaft schleifen oder (wenn nicht zu hart) feilen. Es genügt sicher, das bei zwei der Schrauben (im Winkel versetzt) zu machen. Dann funktioniert das.
Die Leute bei Famag sollten mal in sich gehen und es den Anwendern so oder ähnlich empfehlen. Mit Madenschrauben kann man einen Drehknopf am Radio befestigen, aber keinen Bohrer mit dem es in Hartholz gehen soll, das ist Murks.
Friedrich
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Re: Bankhakenlöcher - Bohrerverlängerung (Famag?)
Hallo Friedrich!
Das muss bei Dir ja auf fruchtbaren Boden fallen! :-)
Ja, es geht um die Original Famag - Verlängerung! Und es ist, wie Du es beschreibst. Zwar ist die Passung Bohrung - Bohrerschaft noch ganz akzeptabel, aber die Madenschrauben sitzen nunmal im 90° - Winkel zueinander und sind sehr klein.
Erstens führt das zu exzentrischem Spannen, zweitens müssen die Schrauben fast zwangsläufig fressen. Das Ganze ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei! Die Sache mit den Abplattungen hab ich auch schon woanders gesehen?
Ich hätte auch lieber ohne Verlängerungen gearbeitet, aber mangels passender Bohrer............ naja!
By the way, wirklich gut waren die Madenschrauben auch bei Radioknöpfen nie. Deswegen sind sie auch dort ausgestorben!
Gruss
Rolf
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Re: Bankhakenlöcher - Bohrerverlängerung (Famag?)
Hallo Rolf,
vieleicht ist folgdneds auch eine Möglichkeit, das Problem mit den Stiftschrauben und deren Halt am Bohrerschaft zu verbessern :
An der Stelle, wo die Schrauben auf den Schaft treffen, ein Loch mit dem entsprechenden Durchmesser der Schrauben "leicht" anbohren. Auf diese Weise müßten die eingedrehten Schrauben wie ein richtiger Mitnehmer wirken. Funktioniert natürlich nur mit normalen Bohrern, wenn der Bohrerschaft nicht zu hart ist und Du Verlängerung&Bohrer wieder trennen kannst. Dafür dürften dann aber die Löcher schon ausreichend angekörnt sein. ;-)
Weiß nicht, wieviel Toleranz deine Bohrlöcher vertragen hätten, aber 19er und auch 19,5er Schlangenbohrer gibt es von Famag.
Mit dem Forstnerbohrer hast Du aber bestimmt die sauberere Lochwandung.
Gruß, Andreas
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Re: Bankhakenlöcher
Hallo Andreas,
mit der Toleranz ist es so eine Sache. Anfangs dachte ich aufgrund von Hinweisen in einem US-Forum, auch 20 mm wäre ok! Der Hausherr hat mich dann aber überzeugt, doch die original vorgesehenen 3/4 Zoll zu bohren. Probebohrungen haben ihn bestätigt. Die runden Haken sitzen in 3/4 Zoll bombenfest, in 20 mm schlackern sie doch etwas. Wie es mit 19 oder 19,5 gegangen wäre - keine Ahnung!
Richtig ist, die Lochwandungen sind sehr glatt - ein wirklicher Vorteil!
Gruss
Rolf
Re: Bankhakenlöcher - Bohrerverlängerung (Famag?)
Hallo,
bei mir sind die Schrauben auch ein paar mal durchgerutscht. Mit entsprechenden Riefen im Bohrerschaft. Einmal haben sich zwei der Schrauben gelöst und haben sich im Bohrloch mitgedreht. Gab ein paar lustige Rillen im Bankhakenloch. Letztendlich verträgt die Kombination Rundbankhaken von Veritas / 3/4" Loch eine ganze Menge.
In den Hintergrund getreten ist die ganze Bohrerproblematik bei mir dank eines verreckten Bohrständers.
Tiefe, durchgehende Löcher habe ich dann irgendwann erstmal mit Forstnerbohrer einige Zentimeter vorgebohrt, dann mit einem 12´er Schlangenbohrer ganz durch und dann mit verlängertem Forstnerbohrer fertig. Das reduziert die Spänemenge und ein Teil der Späne fällt nach unten durch.
Die gleiche Erkenntnis bezüglich Madenschrauben habe ich übrigens mit billigen sogenannten Aufstecksenkern gemacht. "Sogenannt", weil man sie zwar aufstecken, damit aber nicht senken kann. Bohrer dreht sich, Senker steht und rutscht nach oben.
Viele Grüße,
Gerhard
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Re: Bankhakenlöcher - Bohrerverlängerung (Famag?)
Hallo Rolf,
ich habe kurz nachgerechnet 1" = 25,4mm 3/4" = 19,05mm. Macht diese kleine Abweichung von 5 Hundertstel wirklich so viel aus?
Bohrer der Fa. Famag habe ich noch nicht eingesetzt, aber die Kunstbohrer (Bohrmax³) dieser Firma spielen in der gleichen Preisklasse wie die Bohrer der Firma Protool. Diese haben ein in den Bohrschaft eingelassenes Gewinde in das man eine Verlängerung mit dem gleichen Durchmesser wie der Bohrerschaft besitzt (bei einem 19er Bohrer ist der Schaftdurchmesser 12mm).
Viele Grüße
Rainer Illert
Ordnungsruf auch in eigener Sache
Hallo zusammen,
nur zur Erinnerung - auch an mich selber - wir sind hier im Handwerkzeugforum.
Viele Grüße,
Gerhard
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Re: Bilder zur Bank
[In Antwort auf #114129]
Als Nachschlag noch ein paar Bilder:

Die Platte ist jetzt komplett gebohrt. Der Boden der Beilade wurde herausgezogen.

.....zum ersten Mal richtiges Einspannen, wenn auch nur zum Test!

Blick von rechts auf die provisorisch befestigte feste Wange des Twin Screw Vises. Die beiden Gewindestngen-Muttern sind gut zu sehen. Die bewegliche Wange des Vises ist auch schon gebohrt
Gruss
Rolf
Als Nachschlag noch ein paar Bilder:

Die Platte ist jetzt komplett gebohrt. Der Boden der Beilade wurde herausgezogen.

.....zum ersten Mal richtiges Einspannen, wenn auch nur zum Test!

Blick von rechts auf die provisorisch befestigte feste Wange des Twin Screw Vises. Die beiden Gewindestngen-Muttern sind gut zu sehen. Die bewegliche Wange des Vises ist auch schon gebohrt
Gruss
Rolf
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Re: Gerade deswegen
...weil wir im Handwerkszeug-Forum sind - der Mensch braucht eine anständige Hobelbank! :-)
Ein frohes Fest wünscht allen
Rolf