Neue Ziehklingen

[Rolf Richard]

Bisher hatte ich mit einer rechtwinkligen 0,6 mm Eberle-Klinge gearbeitet, wollte jetzt auch konvex/konkav und Schwanenhals haben. Vor 10 Tagen kam dann der Satz Clifton-Klingen vom Hausherrn. Die rechteckige Klinge habe ich jetzt ausprobiert.

Zuerst fällt auf, dass die Klingenkanten schon sehr sauber sind. Das Anziehen des Grats geschah mit demselben dreieckigen Kirschen-Ziehklingenstahl, der auch für die Eberle verwendet wird. Interessant ist, dass der Stahl auf der Clifton-Klinge regelrecht greift, während er auf der Eberle immer irgendwie abrutscht. So wie wenn die Clifton etwas weicher wäre.

Das Ergebnis ist überraschend! Die Clifton schneidet hervorragend und sogar richtig grosse Späne. Das ist mit der Eberle schwerer und es gelang (mir) auch nicht immer zuverlässig, einen guten Grat anzuziehen. Der Grat an der Clifton ist bei gleicher Behandlung fühlbar stärker.

Wahrscheinlich handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Stähle. Mit dem Clifton-Stahl kommen ich offensichtlich besser zurecht.

Gruss

Rolf

[Dirk Boehmer]

Hallo Rolf,

ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es sich da um total
unterschiedliche Materialien handelt. Man nimmt bei beiden Herstellern
sicherlich ganz einfaches gehaertetes Material.

Mache doch mal den Test und schleife bei beiden Klingen eine saubere
90 Grad Kante und ziehe alles nochmal sorgfaeltig ab. Zieh dann den Grat
an. Und der sollte dann bei beiden Klingen das gleiche Ergebnis bringen.

--
Dirk

[Rolf Richard]

Hallo Dirk,

beide Klingen waren sauber rechtwinkling und wurden mit dem Ziehklingenstahl in gleicher Weise bearbeitet. Etwas muss anders sein, das fühlt man schon beim Anziehen des Grates. Der Ziehklingenstahl greift bei der Clifton-Klinge einfach besser. Vielleicht ist das Eberle-Material (für mich) zu hart?

Gruss

Rolf

[Gerhard]

Hallo Rolf,

ist die Clifton Klinge deutlich dicker, als die Eberle? Ich erziele mit dickeren Ziehklingen ein spürbar agressiveres Schneidverhalten.

Viele Grüße,
Gerhard

[Dirk Boehmer]

Hallo Rolf,

was heisst denn greift einfach besser? Das Material darf beim Drueberfahren
nicht fressen. An sich muss der Stahl beim Anziehen des Grates ganz leicht und
ohne Widerstand ueber den Rand der Klinge gehen.

Ansonsten, nimm mal ein bischen Oel.

--
Dirk

[Rolf Richard]

Hallo Gerhard, hallo Dirk!

Die Clifton (0,8 mm) ist dicker als die Eberle (0,6 mm).

Was heisst "greift besser"? Das ist schwer zu beschreiben. Bei der Eberle habe ich das Gefühl, der Stahl rutscht wirkungslos über die Klinge, bei der Clifton dagegen ein Gefühl, dass sich etwas tut. Öl - ein Hauch Ballistol - kommt immer drauf.

Gruss

Rolf

[Christof Hartge]

[In Antwort auf #114055]
Wenn ich mich einmischen darf:

Ich spüre das Hängenbleiben des Abziehstahles durchaus auch. Für mich ist das immer das Zeichen, dass die Klinge genug abgezogen ist. So nach dem dritten Strich passiert das. Allerdings habe ich die Eberle Ziehklingen. Ich halte es durchaus für vorstellbar, dass die Clifton besser sind. Was heißt schon gehärtet? Wie ich durch dieses Forum gelernt habe, verbergen sich Welten des Wissens hinter den großzügigen Worten "gehärtetes Material"
Wenn mir danach ist, werde ich die Cliftons mal ausprobieren.

Viele Grüße, Christof.

[justus]

guude,
mit sicherhet gibt es erhebliche unterschiede des verwendeten stahls und insbesondere in seiner wärmebehandlung. einfach nur härten und anlassen würde dazu führen, daß überhaupt kein grat angezogen werden kann. es ist einiges an know how dabei, ich muß den leuten auch immer erst erklären, warum "so ein einfaches stück blech" im verhältnis richtig geld kostet.
gut holz, justus.

[Friedrich Kollenrott]

Justus,
es ist immer nur "Härten und Anlassen", mehr gibt es nicht, aber man kann den Prozess und damit das Ergebnis natürlich variieren. Ganz sicher werden Ziehklingen aus einfachem kalt gewalztem Bandstahl gestanzt, den man (mit Angabe der Stahlsorte und des gewünschten Wärmebehandlungszustandes) im coil kauft, so wie beispielsweise für Sägeblätter auch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hersteller von Ziehklingen die Dinger noch in den Ofen schiebt. "Einfaches Stück Blech" ist insofern durchaus richtig, auch wenn es nicht das gleiche ist wie Tiefziehblech. Qualitätsunterschiede (die ich glauben muss, ich habe nur zwei Ziehklingen und die sind in Ordnung) rühren dann daher, dass es Hersteller gibt, die nicht einmal wissen welchen Werkstoff sie einkaufen müssen.

Friedrich

[Franz Kessler]

Hallo

In einem Punkt kann ich die Aussage eines Vorredners nur unterstreichen, die Vielfalt bei Stählen (und nicht nur bei Stählen)ist dermaßen groß, für jeden Anwendungsfall ist man in der Lage eine besondere Rezeptur zusammenzumixen.
Was ich für mich persönlich gut finde, ich hab den Kauf neuer Ziehklingen noch vor mir und ich werde mir genau die beiden genannten Kaufen.
Bin gespannt wie meine Erfahrungen ausfallen werden.

Gruß Franz