blockhausba-kurs bei erfurt *MIT BILD

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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helmut hess
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blockhausba-kurs bei erfurt *MIT BILD

Beitrag von helmut hess »


hallo holzwuermer,
heute moechte ich ueber einige eindrucke vom blockhausbau-kurs berichten, der vom 29.09. - 03.10. in Egstett bei Erfurt statt fand.

man haette es wisen muessen... am 29.09. waren alle autobahnen dicht, kurz vor Erfurt dann noch ein feuerwehreinsatz auf der autoban, der mich fast 2 stunden kostete. also geplante zeit hin, geplante zeit her, der nachmittag war gelaufen. alle teilnehmer konnten aber noch mit letztem licht zelt oder wohnwagen in die gewuenschte position bringen.
funf teilnehmer waren angemeldet und 3 waren dann wirklich uebrig geblieben.
wir waren zu funft mit hund, andreas hatte seine annerose mitgebracht. sie wollte zwar kein holz hacken, aber sie hat familie und freunde in dieser gegend und es war dann ein willkommener anlass fuer sie, ihren holzbauer zu begleiten.

aber dafuer ging es dann am naechsten morgen nach dem fruehstuck richtig los. zuerst musste die logosol-saege aufgebaut werden, unser baumaterial lag rund, lang und traege auf einem grossen polter und harrte der dinge die da kommen sollten.

das wetter war uns hold und mit den ersten blockbohlen konnten wir die baustelle eroeffnen. ein kleines blockhaus mit 5m x 3m. fuer die blockstaerke waehlten wir 5", also pi mal daumen so 12-13 cm wandstaerke.

das auch frauen an der saege ihren mann stehen zeigte ingrid, wie ihr hier sehen koennt.

wir besprachen den aufbau der eckverbinder an einem modell, zeigten wie der aufriss auszusehen hat

und erklaerten auch die besonderheiten der 1. lage, die aus einer halben bohle gefertigt wird. Andreas hat dann auch mit diesen besonderheiten begonnen.

nach dieser einweisung und demonstration versuchten sich alle teilnehmer an ihrer "ersten ecke". hier tobias der seinen erste aufriss kaum loslassen wollte.

an einer neuen bohle ist zuerst der untere bereich anzureissen und auszuarbeiten. passt die oeffnung endlich in die darunter befindlichen bohle, kann die naechste bohle ins spiel kommen. bevor das passiert, geht aber die bohle noch einige male rein und raus. bei der nacharbeit ist es besonders wichtig, zu erkennen, wo uns der schuh drueckt. auf den ersten blick kann mann nicht erkennen, wie die hoelzer sich durchdringen. da ist schnell an der falschen seite etwas nachgebessert und dann kann es vorkommen dass man etwas verschlimmbessert hat. zu beruecksichtigen ist auch immer, dass die bole senkrecht stehen soll, auch nach dem nacharbeiten.

mir persoenlich erscheint das anreissen und ausarbeiten der oberseite etwas leichter zu sein, aber fuer anfaenger ist es besonders schwer, jedes mal umzuschalten, wenn man endlich eine seite fertig hat.

nun waren die anfaenglichen probleme ueberwunden, auf diesem bild sieht man an der langen bohle ganz deutlich, dass auch erste erfahrungen beim beschlagen der aussenseite gesammelt wurden.

vor dem einsetzenden dauerregen fluechteten wir unter das schuppendach, der vorhandene platz war ausreichend gross, um die ganze huette unters dach zu verlagern.

wir benutzten diese situation, um uns mit der nummerierung der bohlen fuer den umzugsfall auseinander zu setzen. das war ein thema, das gesondert besprochen werden sollte, aber es passte hier ganz gut rein...
wir waren auch sehr dankbar, dass der regen erst am letzten tag einsetzte, so hatten wir doch den groessten teil der zeit im trockenen gebaut.

beim einschlagen der duebel kann ein aufspleissen relativ einfach verhindert werden, wenn man sich an die ueblichen spielregeln haelt.

hier sieht man den eingeschlagenen duebel, relativ dicht am rand, aber hier wird die tueroeffnung herausgesaegt und da ist ein duebel fuer verbesserte stabilitaet notwendig.

fertig ist die huette noch lange nicht, aber das war auch nicht das ziel. fuer mich war der besondere schwerpunkt dieses lehrganges, das verstaendnis fuer die konstruktion dieser eckverbinder und sicherheit beim aufriss und beim ausarbeiten.

hier nochmals ein dank an die lehrgangsteilnehmer, mir haben diese tage viel freude bereitet, auch die abende, am lagerfeuer, in der benachbarten backstube und unter dem vorzelt von annerose und andreas. Annerose hat uns in den pausen das leben versuesst, auch ihr dafuer einen herzlichen dank. ein besonderer dank auch an tobias, der den platz bei der forstwirschaft organisiert hat und der das benoetigte bauholz selber eingeschlagen hat.

gruss
helmut



Christoph Nowag
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: blockhausba-kurs bei erfurt *MIT BILD

Beitrag von Christoph Nowag »


Guten Morgen Helmut,

herzlichen Dank für den informativen und reich bebilderten Erfahrungsbericht.

Viele Grüße
Christoph


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: blockhausba-kurs bei erfurt *MIT BILD

Beitrag von Dietrich »


Hallo Helmut,

Respekt, an was Du Dich rantraust!

Danke für die Dokumentation und die schönen Einblicke in Euer Tun.

Gruß Dietrich



Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: blockhausba-kurs bei erfurt *MIT BILD

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Helmut

Ich hätte direkt Lust mitzuarbeiten, tolle Bilder.

Einige Fragen hätte ich aber schon noch:

Welchen Sinn haben die Schrägen an jeder Verbindung, die Ausspahrung könnte doch auch über die ganze Breite gehen, leichter wird die Verbindung auf diese Art ja bestimmt nicht.
Der eine Balken mit den Rundungen, wie werden die gefertigt?
Die kleine dreieckige Ausspahrung, innerhalb der Verbindung, welchen Zweck hat die?

Gruß Franz



helmut hess
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blockholzfraese *MIT BILD*

Beitrag von helmut hess »


hallo Franz,

ich denke, bei den holzerfahrungen, die du hast, waere es ein leichtes fuer dich, diese technik zu erlernen. die seitlichen schraegen, im deutschen schalm genannt, im schwedischen halsning, bewirken das die verbindung konisch wird. dadurch ist es moeglich, bei schrumpfung des holzes die eckverbindung dicht zu halten. dabei spielt das mass keine besondere rolle, es muss immer nur an allen seiten gleich sein. stell dir das ganze so vor: pyramidenstuempfe mit definierten abschraegungen. eine aufwaerts, die andere abwaerts gerichtet (auf die abgeschnittene spitze gesehen). nun sind alle bohlen unterschiedlich in ihrer hoehe. also denken wir uns die durchdringung immer bei paarig gleichhohen stuempfen. lege nun verschieden abgeschraegte stuempfe, aber immer 2 paarig verkehrt nebeneinander. die grund- und oberflaeche unsere stuempfe bleiben immer paralle in diesen paaren, egal wie die steilheit ausfaellt.

ich hoffe das war so ungefaehr verstaendlich.
die bohlen beruehren sich in den ecken nur an diesen konischen stellen und erzeugen dadurch einen recht hohen pressdruck, der auch nach der schrumpfung fuer dichtheit sorgt.

das kleine dreieck wird mit moos oder wolle, hanf geht auch gut, ausgestopft. diese flaeche, in der das dreieck eingearbeitet ist, ist bildet die begrenzung der einzigen ritze von aussen nach innen, die nach dem zusammenbau noch bleibt.

weiterhin dient diese ritze als ansatzpunkt fuer den kuhfuss beim zerlegen des hauses.

die bohlen wurden frueher nur an den seiten behauen, die ober und unterseite wurden von den naturflaechen gebildet, die nur begradigt wurden. das geht mit dem ziehmesser hervorragend (aber nicht mit denen, die in deutschland verwendet werden, die sind spielzeug fuer stuhlbeine und besenstiele). die unterseite wird dann mit einer konturrille versehen, die durch spezielle anrisstechnik von der kontur der oberseite des darunter befindlichen balkens uebertragen wird. auf den unteren balken wird dann moos oder der gewahlte dichtungsstoff aufgebracht und dann kommt der obere balken darauf.

das was auf den ersten blick sehr komliziert und komplex erscheint, erweist sich aber in der reproduzierbarkeit genauer ergebnisse bei staendig wechselnden bohlenhoehen als aeusserst effektiv, einfach und damit als genial.
das dumme ist nur, aus buechern ist das nicht nachzuvollziehen, obwohl es mittlerweile sehr gute schwedische buecher, auch in deutscher uebersetzung gibt.
da sind nur zwei dinge zu begreifen: wie reisse ich die untersete und wie die oberseite an. das ausarbeiten kann jeder "der nicht den daumen mitten in der hand hat", wie die schweden sagen.

aber wenn die fan-gemeinde der hier mitlesenden einmal bock hat, koennen wir ja einen tag des offenen blockhauses gestalten, mein bauplatz liegt direkt neben einem sehr schoenen ausflugslokal. interseenten koennen da auch mal mit dem saegewerk spielen und die blockholzfraese anwerfen...

also das geheimnis der rundungen ist damit auch gelueftet, die fraese ich auf dem saegewerk, wobei die konische form der bohlen (dick an der wurzel, duenner am zopf) erhalten bleibt. industriell gefraeste bohlen mit gleichmaessigen hoehen aller bohlen zerstoehren die ansicht eiones blockhauses, da ist dann alles leben raus...

gruss
helmut, der sich schon wieder auf die baustelle freut...



Thomas Jacobi
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Re: blockholzfraese

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Helmut,

Na da bebt einem ja der Nasenfluegel bei all dem frischen Holzduft.
Eine echte Freude beim Nachvollziehen dank Deiner guten Beschreibung und Bilder.
Mit etwas Uebeung, reichlich Material und Deinem Saegewerk duerfte das Haeusschen ja binnen einiger weiterer Lehrgaenge gut vorwaertskommen.
Sehr herzlichen Dank fuer diesen Ausflug,
Thomas Jacobi


Franz Kessler
Beiträge: 2302
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Re: blockholzfraese

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Helmut

Danke für diese tolle Erklährung, mit das interessanteste was ich in letzter Zeit über Holzthemen gelesen habe, dass sich in den Eckverbindungen soviel verbirgt, hätte ich nicht gedacht.

Ganz ehrlich, ich drucke mir jetzt Deine Beschreibung aus, um sie dann mit Ansicht der Bilder nochmals zu lesen, denn ganz kapiert hab ich noch nicht alles.

Vielen Dank

Franz



helmut hess
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antwort an Juerge (frage bei tischlerbeil) *MIT BILD*

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #113116]
Hi Juergen,

den bedarf kannst einfach allein ausrechnen, mittlerer stammdurchmesser abzueglich 2" oder 5 cm ergibt den zugewinn je lage. als beispiel: wenn du staemme hast, die im mittel 27cm im durchmesser haben, folgt etwa 27-5 -->22cm je lage.
man rechnet etwa mit 12 lagen je geschosshoehe (fussboden wird ja auch noch eingehaengt...)

also 48 staemme a 4m, 3 staemme fuer die auflage der dachsparren je 5-6m, fuer die giebel je 3 staemme a 4m, also giebel 6 je 4m.

54 x 4m
3 x 5-6m (je nach gewuenschtem dachueberstand)

wenn du die selber saegst, das mittelstueck, seitenteile dann zu brettern schneiden, fuer fussboden und dach

das waere der bedarf an rundsstaemmen bzw blockbohlen, die sparren und fussboden-balken und bretter sind da noch nicht enthalten, genau so wenig wie die dachschalung und unterkonstruktion.

dachsparren sollten 5" x 7" sein und alle 60-80cm liegen, brachst du min. 14 stueck.

auch abhaengig von der geplanten eindeckung... gruendach bringt einige tonnen aufs dach und muss natuerlich entsprechend eingeplant werden.

zur statik...

je nach bundesland und den zustaendigen technokraten, gibt es freigroessen an grundflaeche bzw. umbautem raumvolumen, bis zu denen die sache genehmigungsfrei ist. also vorher ausloten und diese netten zeitgenossen aussen vor lassen...

wenn es dann doch etwas groesser sein soll, ist ein gruen stempelnder architekt zu rate zu ziehen. aber die haben leider erfahrungsgemaess von blockhausbau keine ahnung und schon garnicht von traditionellen bauweisen. die wollen dir zuerst eine bodenplatte einreden, was wiederum von absoluter unwissenheit zum thema zeugt...
maximal punktuelle fundamente, gerne frostfrei, darueber dann ausgesuchte natursteine, auf denen die untere lage aufliegt. auf jeden fall unterlueftet und minimal 40 cm ueber dem boden. so baute man traditionell und diese haeuser stehen nach 300 jahren noch immer, ohne chemie und andere heute ueblichen hilfsmittel.

ich baue hier nur aus spass (was einer vorfertigung, nicht einer errichtung oder aufstellung eines hauses entspricht), falls dann jemand kommt und so ein haeuschen haben will, dan muss er sich um diesen papierkrieg kuemmern.

hoffe deine fragen sind damit fuers erste geklaert.

anbei ein bild vom gegenwaertigen stand meiner eigenen baustelle, stammlaenge der gruendung 5m x 3m, stammlaenge des saunahaeuschens 3m x 3m. ergibt einen innenraum von etwa 2,4m x 2,4m. die bohlenstaerke ist mit 4" festgelegt.

der bohrer fuer die duebel hat einen durchmesser von 32mm

der vordere teil wird eine ueberdachte veranda.
morgen frueh geht es wieder auf die baustelle... und daraauf freue ich mich schon die ganze woche.

gruss
helmut



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