Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
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Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
Dies ist eine etwas speziellere Frage, aber ich habe die Hoffnung, dass vielleicht jemand doch einen Tipp hat.
Meine Frau will mit ihren Schülern Knochennadeln herstellen. Bei unserem Metzger habe ich, Zufallsglück, einen ganzen Röhrenknochen bekommen können. Wie bereite ich den vor?
Meine Vorstellung ist:
1. Auskochen (ca. 2h) bei niedriger Temperatur, um Fleisch und Knorpel entfernen zu können.
2. Anschließend einseitig am Beginn des glatten Schaftes aufsägen, damit das Mark entfernen werden kann.
3. Dann nochmals in einer Sodalösung kochen (ca. 1,5h), um das Material zu entfetten.
Was meinen die "Knochenexperten" dazu? Bleibt die Stabilität dabei noch erhalten, oder ist einer der Schritte problematisch?
Beste Grüße
Stefan
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Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
[In Antwort auf #112947]
Hallo Stefan,
zu diesem Thema gibt es eine Anleitung eines Restaurators und der folgenden Web-Adresse http://www.bearmeadow.com/build/materials/html/bone-clean.html
Die Vorsicht bezüglich des Fetts dürfte in deinem Fall nicht so nötig sein, da die Knochen ja nicht in dauerndem Kontakt zu Holz stehen. Ich hoffe, dir ein bisschen weitergehofeln zu haben.
viele Grüße
Wilhelm Kuehs
Hallo Stefan,
zu diesem Thema gibt es eine Anleitung eines Restaurators und der folgenden Web-Adresse http://www.bearmeadow.com/build/materials/html/bone-clean.html
Die Vorsicht bezüglich des Fetts dürfte in deinem Fall nicht so nötig sein, da die Knochen ja nicht in dauerndem Kontakt zu Holz stehen. Ich hoffe, dir ein bisschen weitergehofeln zu haben.
viele Grüße
Wilhelm Kuehs
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Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
Gleich eine Ergänzung: In einem Mittelalter-Forum fand ich einen Bericht eines Knochenschnitzers, dass er die Gelenkköpfe sofort absäge und das Mark vorher herauspuhle. Das erscheint mir sinnvoll.
Weiterhin fand ich meine (noch nicht genannte) Befürchtung bestätigt, dass zu langes Kochen die Kollagenstruktur beschädigt und der Knochen dadurch spröde wird. Hat dazu jemand Erfahrungen?
Gruß
Stefan
Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
Hallo Stefan,
wieviel Zeit hast Du? Evtl. ist auch folgendes Vorgehen eine Überlegung wert: Knochen vom Metzger längs aufsägen lassen, dann entweder einfach im Garten vergraben oder unter leicht abgedeckt im Garten hinterlegen - und warten. Maden (im ersten Fall) oder Ameisen (im zweiteren) besorgen den Rest, sauber und vollständig. Zum Schluß kannst Du den Knochen noch in verdünntem H2O2 kochen, um ihn zu bleichen.
Mein Paläontologenfreund hat die Schädel für seine Carnivorensammlung immer sehr erfolgreich so präpariert.
Gruß, Philipp
P.S.: wie kocht man eigentlich bei niedriger Temperatur aus? ;-)
Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
[In Antwort auf #112947]
hallo,
ich habe früher sehr viele Knochen für Verzierungen von Dudelsäcken verarbeitet (gedrechselt). Ein wunderschönes Material !
Meine Methode : zuerst absägen, um Knochenabschnitte zu erhalten, bzw. gleich Suppenknochen beim Metzger kaufen.
Dann mit kaltem Wasser aufsetzen (Gewürze nicht vergessen) und eine schöne Suppe kochen , dabei öfters den Schaum abschöpfen . Nicht nur wegen der Suppe , sondern auch um die Knochen sauber zu halten. 2-3 Stunden Kochzeit sind okay.
Die Knochen anschliessend sauber putzen, Mark und Fleischreste entfernen (Mark kann man so essen oder Markklösschen machen!).
Die Knochen zum Bleichen 2 Wochen in Sonne und Regen hängen, bei Schönwetterperioden ein paar mal in Wasser tunken.
Das Bleichen kann angeblich auch mit Wasserstoffperoxid gemacht werden, aber da ich wegen der Suppe sehr viele Knochen hatte, war die natürliche Bleiche die beste Lösung. Gebleichte und polierte Knochen wirken fast wie Elfenbein.
Im Falle von Knochennadeln ist Bleichen vermutlich nicht nötig auch das Entfetten dürfte nicht erforderlich sein, gut auskochen müsste reichen.
viele Grüsse
und viel Erfolg
reinhold
hallo,
ich habe früher sehr viele Knochen für Verzierungen von Dudelsäcken verarbeitet (gedrechselt). Ein wunderschönes Material !
Meine Methode : zuerst absägen, um Knochenabschnitte zu erhalten, bzw. gleich Suppenknochen beim Metzger kaufen.
Dann mit kaltem Wasser aufsetzen (Gewürze nicht vergessen) und eine schöne Suppe kochen , dabei öfters den Schaum abschöpfen . Nicht nur wegen der Suppe , sondern auch um die Knochen sauber zu halten. 2-3 Stunden Kochzeit sind okay.
Die Knochen anschliessend sauber putzen, Mark und Fleischreste entfernen (Mark kann man so essen oder Markklösschen machen!).
Die Knochen zum Bleichen 2 Wochen in Sonne und Regen hängen, bei Schönwetterperioden ein paar mal in Wasser tunken.
Das Bleichen kann angeblich auch mit Wasserstoffperoxid gemacht werden, aber da ich wegen der Suppe sehr viele Knochen hatte, war die natürliche Bleiche die beste Lösung. Gebleichte und polierte Knochen wirken fast wie Elfenbein.
Im Falle von Knochennadeln ist Bleichen vermutlich nicht nötig auch das Entfetten dürfte nicht erforderlich sein, gut auskochen müsste reichen.
viele Grüsse
und viel Erfolg
reinhold
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Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
Hallo Philipp!
die Gammelmethoden kenne ich (Vater Biologe, Bruder Präparator). Allerdings haben wir dafür nicht genug Zeit. :-)
Zu meiner Bemerkung "Auskochen bei niedriger Temperatur": Gemeint ist, die ganze Sache eben nicht ständig brodelnd kochen zu lassen, sodern mit der Auskochtemperatur etwas unter 100°C zu bleiben (so um die 95°C sollte m.E. schon ganz gut gehen). Die Idee dabei ist, um die Kollagene des Knochens zu schonen.
Gruß
Stefan
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Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
[In Antwort auf #112947]
Hallo Stefan,
ob man bei 95° C oder bei 100° C kocht, ist ziemlich egal, zumindest beim 1. Versuch. Nur das Fleisch und die Knochen werden sich dabei nicht lösen. Bei der Gelatineherstellung wird entweder unter sauren oder alkalischen Bedingungen gekocht. Ich würde den Knochen rein mechanisch säubern, also aufschneiden, Mark raus und mit Bürste und Spülmittel putzen. Eventuell mit Messer abschaben. Dabei geht kein Kollagen im Knochen verloren.
Viele Grüße von
Edi
Hallo Stefan,
ob man bei 95° C oder bei 100° C kocht, ist ziemlich egal, zumindest beim 1. Versuch. Nur das Fleisch und die Knochen werden sich dabei nicht lösen. Bei der Gelatineherstellung wird entweder unter sauren oder alkalischen Bedingungen gekocht. Ich würde den Knochen rein mechanisch säubern, also aufschneiden, Mark raus und mit Bürste und Spülmittel putzen. Eventuell mit Messer abschaben. Dabei geht kein Kollagen im Knochen verloren.
Viele Grüße von
Edi
Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten
[In Antwort auf #112951]
Hallo Stefan,
nimm doch einfach ein großes Geweih eines Rothirsches. Das ist auch Knochen, muß aber nicht weiter behandelt werden. Ich habe schon einige Nadeln (große zum Nadelbinden und kleine zum Nähen) daraus hergestellt.
Um die Nadeln zu machen, säge ich schmale Streifen aus dem Geweih, möglichst nah der gewünschten Nadelgröße. Danach wird mit Feile und Schleifpapier die endgültige Form hergestellt. Diese kleinen Schraubstöcke wie sie gerne von Elektronikern verwendet werden, erweisen sich dabei als große Hilfe. Und Vorsicht beim Feinschleifen mit dem Papier, die Nadeln können höllisch spitz werden. Ich habe schon mehrfach meine Fingerkuppe perforiert.
Tschüss
Tobias
Hallo Stefan,
nimm doch einfach ein großes Geweih eines Rothirsches. Das ist auch Knochen, muß aber nicht weiter behandelt werden. Ich habe schon einige Nadeln (große zum Nadelbinden und kleine zum Nähen) daraus hergestellt.
Um die Nadeln zu machen, säge ich schmale Streifen aus dem Geweih, möglichst nah der gewünschten Nadelgröße. Danach wird mit Feile und Schleifpapier die endgültige Form hergestellt. Diese kleinen Schraubstöcke wie sie gerne von Elektronikern verwendet werden, erweisen sich dabei als große Hilfe. Und Vorsicht beim Feinschleifen mit dem Papier, die Nadeln können höllisch spitz werden. Ich habe schon mehrfach meine Fingerkuppe perforiert.
Tschüss
Tobias
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Re: Mach einen Grillabend !
[In Antwort auf #112947]
Guten Tag Stefan und alle Andern,
Wie leicht neigen wir dazu, die Steinzeit mit modernen Mitteln wieder erwecken zu wollen !
Die Menschen die sich Knochennadeln hergestellt haben, um z.B. ihre Bekleidung aus Leder herzustellen, verfügten nicht über unsere Möglichkeiten. Also haben sie von der Natur, das genommen, was sich sinngemäss als erstes anbot.
Als da wären z.B. Geflügelknochen. Zum Beispiel im Hühnerbein, im Oberschenkel findet sich nebst einem Röhrenknochen, ein etwa Kleinfingerlanger, konischer, dünner, in gewissem Masse, sogar ein elastischer, Knochen. Selbiger ist vorne schon recht spitz, hinten etwas abgeflacht, so dass man problemlos ein Öhr daraus machen konnte. Diesen Knochen kann man bei wirklich garem Zustand des Fleisches, sauber abnagen, trocknen lassen, mit einem Messerrücken sauberschaben, hinten in Form bringen und ein Öhr machen. Fertig ist die Nadel !
Ich glaube nicht, dass Röhrenknochen von der Struktur her geeignet sind, Nadeln herzustellen. Der Knochen ist zu porös, und in der entsprechenden Stärke, wohl zu bruch-gefährdet. Leider hast Du nicht gesagt, was mit diesen Nadeln genau gemacht werden soll.
Also Stefan, wenn Du den Grillabend machst, und zuwenig Leute zusammen kriegst, die Hühnerbeine nagen wollen, dann lädst Du einfach die Forumskollegen ein, die helfen bestimmt gerne ! :-)
Wünsche einen schönen Grillabend und "e Guete" ! (Mahlzeit)
Beat
Guten Tag Stefan und alle Andern,
Wie leicht neigen wir dazu, die Steinzeit mit modernen Mitteln wieder erwecken zu wollen !
Die Menschen die sich Knochennadeln hergestellt haben, um z.B. ihre Bekleidung aus Leder herzustellen, verfügten nicht über unsere Möglichkeiten. Also haben sie von der Natur, das genommen, was sich sinngemäss als erstes anbot.
Als da wären z.B. Geflügelknochen. Zum Beispiel im Hühnerbein, im Oberschenkel findet sich nebst einem Röhrenknochen, ein etwa Kleinfingerlanger, konischer, dünner, in gewissem Masse, sogar ein elastischer, Knochen. Selbiger ist vorne schon recht spitz, hinten etwas abgeflacht, so dass man problemlos ein Öhr daraus machen konnte. Diesen Knochen kann man bei wirklich garem Zustand des Fleisches, sauber abnagen, trocknen lassen, mit einem Messerrücken sauberschaben, hinten in Form bringen und ein Öhr machen. Fertig ist die Nadel !
Ich glaube nicht, dass Röhrenknochen von der Struktur her geeignet sind, Nadeln herzustellen. Der Knochen ist zu porös, und in der entsprechenden Stärke, wohl zu bruch-gefährdet. Leider hast Du nicht gesagt, was mit diesen Nadeln genau gemacht werden soll.
Also Stefan, wenn Du den Grillabend machst, und zuwenig Leute zusammen kriegst, die Hühnerbeine nagen wollen, dann lädst Du einfach die Forumskollegen ein, die helfen bestimmt gerne ! :-)
Wünsche einen schönen Grillabend und "e Guete" ! (Mahlzeit)
Beat
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- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Toll!
Hallo Beat,
das ist ein wirklich konstruktiver Beitrag (mein ich ernst), ich denke Du hast völlig recht, kein Neandertaler wäre auf die Idee gekommen, eine Nadel aus einem dicken Röhrenknochen zu fertigen (womit auch? mit einer Dozuki?). Meine Frau, auch Lehrerin, denkt schon über eine Unterrichtseinheit mit dem Thema nach.
Friedrich