Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Liebe Freunde,
es gibt Threads, die tauchen immer wieder einmal auf. So auch, der, ob eine Rauhbank nicht auch ein Hörnchen haben sollte, wie die anderen deutschen Bankhobel.
Eben sah ich einen Beleg, dass Rauhbänke mit Hörnchen in Gebrauch waren. So eben lief das Sonntagsmärchen im Kinderkanal. Die Heinzelmännchen werkelten auch in einer Kölner Wagnerei, während der Meister schlief. Die Werkzeuge, die der Requisiteur beosrgt hatte, sahen echt aus. Dabei war auch eine ziemlich lange Rauhbank, sachätzungsweise 30 Zoll. Und der Hobel hatte vorne ein hübsches Hörnchen. Der Keil sah merkwürdig klein aus, konnte ich aber nicht genau erkennen.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Hallo Christof,
Formen von Werkzeugen verändern sich mit der Zeit. Aber auch wenn sich der Handwerker sein Werkzeug selbst anfertigt, wird er kleine "Verbesserungen" einbauen: z. B. hat mein Schlichthobel einen Bettungswinkel von nur 40°, da ich wegen Rostnarben auf der Spiegelseite eine relativ große Mikrophase am Eisen habe. So muss ich sie nicht stundenlag abschleifen und habe trotzdem immer eine scharfe Schneide.
Der Meister, der diesen Hobel gebaut hat, war eben der Meinung, dass er den Hobel so besser bedienen kann.
An meiner Rauhbank würde ich allerdings keinen Griff machen, da ich dann den genau rechtwinkligen Hobelkasten nicht mehr in der Hand halten würde und so das Fügen für mich um einiges schwieriger werden würde.
Als Vergleich nehme ich die Kante, nachdem sie vom Schlichthobel (oder Doppelhobel, je nach Maserung) geschlichtet worden ist. Da fällt es mir viel schwerer winklig zu bleiben, was aber nicht von der Hobellänge oder dem -gewicht kommt.
Etwas Anderes ist es aber, wenn ich Flächen bearbeite. Da ist ein Horn an der Rauhbank nicht so verkehrt, weil man dann "kräftiger schieben", oder besser dickere Späne abhebeben kann.
Rechtwinklige Kanten sind mir vorerst lieber, vielleicht kommt ja noch eine
Zweitrauhbank dazu ;-)
Ob Horn oder nicht, es hat beides Vor- und Nachteile. Bei Holzhobeln (was meine alle sind) hat sich die Variante ohne, bei Metallhobeln die mit durchgesetzt. Wobei das mit den Metallhobeln wieder eine andere Geschichte ist...
Viele Grüße,
Ferdinand
Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Hallo Ferdinand,
ich glaube dass deine Anlayse stimmt. Die Rauhbank, die die Heinzelmännchen da in Betrieb hatten wirkte wirklich eher wie eine Rauhbank im Sinne des Wortes. Kann auch sein, dass der Bettungswinkel eher etwas flacher war. Aber daran war der Regisseur leider nicht interessiert. Immer wenn ich sowas sehe wünschte ich mir einen Drehknopf an der Fernbedienung mit dem ich mich gegen den Willen des Regisseurs an solche interessanten Dinge wie diese Rauhbank heranzoomen könnte.
Ich habe drei Rauhbänke im Gebrauch und bin sehr zufrieden damit. Eine Kurzrauhbank mit gerundetem Eisen für die Flächen, eine mit geradem Eisen für kürzere Kanten und eine lange Rauhbank mit gerader Schneide für längere Kanten. Ich habe inzwischen auch eine dreißig Zoll Rauhbank, aber da muß ich das Hobelmaul noch korrigieren. Sie stopft noch.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
[In Antwort auf #112312]
Hallo Christof,
John M. Whelan schreibt in seinem Buch "The Wooden Plane", daß früher Rauhbänke aus Holland einen vorderen Griff hatten. Zusätzlich zu dem hinteren, den wir auch kennen.
Du schreibst, daß es eine Kölner Wagnerei gewesen wäre, wo die Mainzelmännchen gewerkelt hätten. Köln ist ja nicht allzu weit von der hölländischen Grenze entfernt - vieleicht wr die Version mit vorerem Griff einst im gesamten Nordwesten üblich ?
Vieleicht kann Wolfgang aus einem seiner vielen Kataloge Auskunft geben, ob Rauhbänke mit vordererm Griff irgendwo serienmäßig verkauft wurden ?
Ferdinand hat schon geschrieben, daß er einen vorderen Griff beim Fügen eher hinderlich findet, dieser jedoch beim Abrichten nützlich sein könnte. Dem pflichte ich bei. Beim Fügen habe ich (öhem, mittlerweile schon etwas her :-() manchmal in der Nicht-Griffhand eine Leiste , die ich als Führung an die Sohle der Rauhbank&an die Breitseite des zu fügenden Brettes drücke.
Da wäre ein vorderer Griff eh unnütz´ - man hat ja nur zwei Hände.
http://www.holzwerken.de/techniken/fuegen.phtml
Bei einer längeren (und schwerer zu schiebenden) Rauhbank, die man mehr zum Abrichten benutzt, könnte der zusätzliche Griff durchaus von Nutzen sein - insbesondere bei längerer Arbeit.
Ist deine 30 Zoll- Rauhbank aus Holz ?
Gruß, Andreas
Hallo Christof,
John M. Whelan schreibt in seinem Buch "The Wooden Plane", daß früher Rauhbänke aus Holland einen vorderen Griff hatten. Zusätzlich zu dem hinteren, den wir auch kennen.
Du schreibst, daß es eine Kölner Wagnerei gewesen wäre, wo die Mainzelmännchen gewerkelt hätten. Köln ist ja nicht allzu weit von der hölländischen Grenze entfernt - vieleicht wr die Version mit vorerem Griff einst im gesamten Nordwesten üblich ?
Vieleicht kann Wolfgang aus einem seiner vielen Kataloge Auskunft geben, ob Rauhbänke mit vordererm Griff irgendwo serienmäßig verkauft wurden ?
Ferdinand hat schon geschrieben, daß er einen vorderen Griff beim Fügen eher hinderlich findet, dieser jedoch beim Abrichten nützlich sein könnte. Dem pflichte ich bei. Beim Fügen habe ich (öhem, mittlerweile schon etwas her :-() manchmal in der Nicht-Griffhand eine Leiste , die ich als Führung an die Sohle der Rauhbank&an die Breitseite des zu fügenden Brettes drücke.
Da wäre ein vorderer Griff eh unnütz´ - man hat ja nur zwei Hände.
http://www.holzwerken.de/techniken/fuegen.phtml
Bei einer längeren (und schwerer zu schiebenden) Rauhbank, die man mehr zum Abrichten benutzt, könnte der zusätzliche Griff durchaus von Nutzen sein - insbesondere bei längerer Arbeit.
Ist deine 30 Zoll- Rauhbank aus Holz ?
Gruß, Andreas
Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Hallo Andreas,
damit keine Mißverständnisse aufkommen: Das Märchen heißt die Heinzelmännchen von Köln, ob der regisseur an "Originalschauplätzen" gedreht hat weiß ich nicht.
Zur Rauhbank: Jawohl dass sind 30" also circa 78 cm erstklassige, furztrockene Hainbuche. Der Griff war leider kaputt und auch schlecht zu greifen. Den habe ich ausgetauscht und auch in der Position nach vorne in Richtung des Eisens versetzt.
Das Eisen war zu klein und der Keil nicht Original und ziemlich Matsch. Ich hab beides ausgetauscht und das Hobelmaul geflickt. Leider funktioniert der Hobel bisher nur, wenn ich die Klappe sehr weit zurücknehme. Irgendwas stopft da noch, ich kriege noch heraus was.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
Hallo Christof,
vieleicht war´s eine WDR-Produktion ? ;-)
Du schreibst, daß irgendwas stopft. Paßt der Keil gut ? Nehme an, daß das gute Stück ein Wangenwiderlager hat.
Hatte mal bei einem Doppelhobel ein ähnliches Problem. Der Keil war nicht vorhanden, mußte einen neuen machen. Es hat einigermaßen gedauert, bis ich herausfand, daß die "Finger" des Keiles (ich denke, Du weißt, was ich meine)etwas zu lang waren und der Span anscheinend nicht genügend Platz hatte, um daran und auch noch an der Klappe vorbeizuflutschen. Habe diese "Finger" etwas gestutzt - dann hat´s geklappt.
Vieleicht liegt´s auch an den Abschrägungen der "Finger" ?
Gruß, Andreas
Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
[In Antwort auf #112326]
Was die holländischen Rauhbankhobel mit Horn betrifft, so schreibt Gerrit van der Sterre in seinem Buch über Vier Jahrhunderte niederländische Hobelmacher, dass in den Städten Amsterdam und Rotterdam sogenannte "Roffel"-Hobel für grobe Arbeiten (Mastbau usw.) verwendet wurden, die ein Horn aufwiesen und in der Lage in etwa der Rauhbank entsprachen. Die niederländischen Rauhbankhobel ("Voorloper": + 45 bis 65 cm lang und "Rijschaaf": 75 bis 100 cm lang) wiesen keinesfalls ein Horn (niederländisch: "toot") auf. An der Stelle befindet sich meistens der Schlagknopf, so dass ein Horn dort ziemlich im Wege wäre.
Gruss
Jean
Was die holländischen Rauhbankhobel mit Horn betrifft, so schreibt Gerrit van der Sterre in seinem Buch über Vier Jahrhunderte niederländische Hobelmacher, dass in den Städten Amsterdam und Rotterdam sogenannte "Roffel"-Hobel für grobe Arbeiten (Mastbau usw.) verwendet wurden, die ein Horn aufwiesen und in der Lage in etwa der Rauhbank entsprachen. Die niederländischen Rauhbankhobel ("Voorloper": + 45 bis 65 cm lang und "Rijschaaf": 75 bis 100 cm lang) wiesen keinesfalls ein Horn (niederländisch: "toot") auf. An der Stelle befindet sich meistens der Schlagknopf, so dass ein Horn dort ziemlich im Wege wäre.
Gruss
Jean
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Re: Rauhbank mit Horn, nächste Szene
[In Antwort auf #112326]
Hallo Andreas,
ich habe in keinem meiner Kataloge eine Rauhbank mit Horn finden können. Selbst in dem Baldauf-Katalog von 1866 sehen die Rauhbänke schon ganz modern aus. Was man gelegentlich sieht sind lange Hobel wie Rauhbänke, Fluchthobel, Asterhobel usw. mit Querstangen, damit sie von zwei Personen geführt werden können. Dabei scheint es sich vor allem um Zimmermannshobel zu handeln (siehe Link).
In dem Buch von Josef Greber sind einige sehr alte Langhobel mit Horn abgebildet. Aber auch damals scheinen sie eher die Ausnahme gewesen zu sein.
Gruß, Wolfgang
Hallo Andreas,
ich habe in keinem meiner Kataloge eine Rauhbank mit Horn finden können. Selbst in dem Baldauf-Katalog von 1866 sehen die Rauhbänke schon ganz modern aus. Was man gelegentlich sieht sind lange Hobel wie Rauhbänke, Fluchthobel, Asterhobel usw. mit Querstangen, damit sie von zwei Personen geführt werden können. Dabei scheint es sich vor allem um Zimmermannshobel zu handeln (siehe Link).
In dem Buch von Josef Greber sind einige sehr alte Langhobel mit Horn abgebildet. Aber auch damals scheinen sie eher die Ausnahme gewesen zu sein.
Gruß, Wolfgang
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Re: Rauhbank Querstange - Zweimannbedienung?
Lieber Wolfgang,
Bilder von sehr langen Hobeln (>1 m) mit Querstangen habe ich auch schon gesehen und bin ebenfalls davobn ausgegangen, dass sie für Zweimann-Bedienung gedacht waren.
Aber bist Du Dir sicher, dass das für die Hobel aus Deiner Katalogseite auch gilt? Erstens sind die Dinger recht kurz (so dass sich die Frage der Notwendigkeit des zweiten Mannes stellt) und zweitens haben sie hinten einen Fuchsschwanzgriff. Da kann nur einer anpacken. Der zweite Mann könnte nur an der vorderen Querstange greifen, dass stelle ich mir unsymmetrisch und unergonomisch vor.
Könnte es nicht sein, dass die Querstange nach beiden Seiten rausschaut, um einer Person die wahlweise Links/Rechts-Bedienung zu ermöglichen?
Aber ansonsten: Wenn man so einen Katalog sieht, können einem die Tränen kommen ...
Grüße
Jörg
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Re: Rauhbank Querstange - Zweimannbedienung? *MIT BILD*
Hallo Jörg,
hier ein Bild von einem Zweimannhobel in Gebrauch.
Ich denke, die Benutzung zu zweit hat weniger mit der Länge des Hobels, als mit der zugestellten Spandicke zu tun.
Aber Du hast recht, besonders ergonomisch schaut daß nicht aus.
Gruß, Andreas
