Restaurierung von altem Werkzeug
Restaurierung von altem Werkzeug
Hallo zusammen,
Ich habe ein paar Fragen zum Thema restaurieren von altem Werkzeug. Ich bin auch mal in die glückliche Lage gekommen, in einer Scheune eines Bekannten ein paar alte Schätzchen zu finden, die dort "nur im Weg rumlagen" (Ziehmesser, Schlichthobel, Falzhobel, Nuthobel, Dechsel...). Nun könnt Ihr euch ja bestimmt vorstellen, wie die Eisenteile an den Werkzeugen aussehen. Ein paar der Eisen sind ziemlich verrostet, scheint aber nicht, dass es tiefe Narben gibt. Auf der Homepage von Wolfgang Jordan hab ich was zum Thema Elektrolyse gelesen. Hat das schon mal jemand von euch probiert? Worauf sollte ich achten? Die Holzteile an den Hobeln sehen nach erster Reinigung noch ziemlich gut aus, zumindest so, dass sie sich gut anfühlen, wenn man sie in der Hand hat, was ja schon mal gut ist.
Nachdem ich das mit der Elektolyse gelesen hab, ist mir noch eine Frage gekommen. Wie siehts eigentlich bei Eisenhobeln aus mit der Elektrolyse? Bei Grauguss wirds bestimmt funktionieren, aber wie ist es bei vernickelten oder anders beschichteten Oberflächen, die unter den Abplatzern rosten? Wird da die Nickelschicht nicht angegriffen?
ich hätte im Chemieunterricht doch besser aufpassen sollen, manche Dinge lernt man halt doch fürs Leben, auch wenn man´s noch nicht weiß...
Gruß
Robert
Re: Restaurierung von altem Werkzeug
Hallo Robert,
ich benutze die Elektrolyse häufig zur Entrostung, obwohl ich auch eine Strahlmöglichkeit mit Glasperlen habe. Der Vorteil ist einfach, daß die Teile Ihre Patina behalten, beim Glasperlenstrahlen sehen die Sachen aus wie neu, ein nicht immer gewünschter Effekt.
Ich betreibe das Verfahren im Freien, das scheint mir wegen der Entstehung von Wasserstoffgas doch sicherer.
Beschichtungen, die nicht mehr fest verbunden sind, werden sich mit ablösen, würden Ihre Aufgabe jedoch sowieso nicht mehr erfüllen.
Als Gefäß benutze ich gerne auch einen Blumenkasten, da paßt auch mal eine Säge rein. Ein Aufdruck auf einer Säge hat sich, vielleicht auch durch den Schwamm, verabschiedet.
Der Tip mit den 3M Schwämmen hat sich bewährt. Um die Klemmen des Batterieladegerätes zu schonen, sollte man einen Draht o.Ä. verwenden, die Klemme im Bad opfert sich sonst als erstes.
Und es empfiehlt sich, auf die richtige Polung zu achten, erfolgversprechende Blasenbildung gibt es auch bei Falschpolung.
Die entstehende Brühe sieht fürchterlich nach Chemie aus, hat meinen Blumen jedoch bislang noch nicht geschadet.
Viel Spaß beim "Schul"-experiment
Gruß
Martin
Re: Restaurierung von altem Werkzeug
Hallo Martin,
Ich habe gelesen, die Elektrolyse funktioniert am besten, wenn die Anode und die Kathode sich "sehen" können, also sich irgendwie gegenüberstehen. Passiert an den abgewandten Flächen gar nichts, oder nur weniger. Sollte man das Werkzeug, das man reinigen will öfter mal drehen?
Ob und was mit einer Nickelschicht passiert war eher so gedacht, dass ich nicht weiß, was chemisch mit einer Nickelschicht in einem Elektrolysebad passiert: Wird die Schicht angegriffen dort wo sie noch intakt ist?
Gruß
Robert
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Re: Restaurierung von altem Werkzeug
[In Antwort auf #112264]
Hallo Robert,
das Verfahren ist ziemlich einfach. Ich nehme einen Eimer Wasser, schütte ein Päckchen Backpulver rein und stelle das Blatt eines alten Spatens rein. Der ist aus Edelstahl und hat damit den Vorteil, daß er mir länger erhalten bleibt. Der Vorgängerspaten war nicht Edelstahl und hat sich schließlich aufgelöst. An den Spaten schließe ich die rote Klemme eines Autobatterieladegeräts an. Diese Klemme darf nicht im Wasser sein, sonst löst sie sich auf, und zwar ziemlich schnell. Über dem Eimer liegt eine Latte, daran ist das schwarze Kabel festgeklemmt. Die schwarze Klemme mit z. B. einem Hobeleisen daran hängt im Wasser. Anschalten und ein paar Stunden warten, Eisen abschrubben, fertig. Ich habe bisher nicht beobachtet, daß die Rückseite weniger sauber wird. Das Drehen kann man sich also sparen.
Wenn ich Hobeleisen mit dickem Rost habe, klopfe ich den vorher mit einem leichten Hammer ab. Das beschleunigt die Sache, ist aber nicht unbedingt nötig. Bei einem Beitel mit Holzgriff muß man den Griff vor dem Wasser schützen, z. B. indem man ihn einwachst.
Wie es mit Nickel aussieht, weiß ich nicht. Messing scheint nicht unter der Elektrolyse zu leiden. Ich hänge mittlerweile auch nicht mehr alles in den Eimer. Leichten Flugrost auf Hobeleisen kriegt man auch mit feiner Stahlwolle weg, ohne daß das Eisen gleich neu und poliert ausschaut. Bei Sägeblättern nehme ich gerne Schleifpapier oder ebenfalls Stahlwolle. Wie man das aufgedruckte Logo auf einem verrosteten Sägeblatt rettet, weiß ich auch nicht. Elektrolyse entfernt auch Farbe ziemlich effektiv. Das kann je nachdem ein Vor- oder ein Nachteil sein. Wenn die Farbe dranbleiben soll, reicht vielleicht eine Reinigung mit Terpentinersatz.
Gruß, Wolfgang
Hallo Robert,
das Verfahren ist ziemlich einfach. Ich nehme einen Eimer Wasser, schütte ein Päckchen Backpulver rein und stelle das Blatt eines alten Spatens rein. Der ist aus Edelstahl und hat damit den Vorteil, daß er mir länger erhalten bleibt. Der Vorgängerspaten war nicht Edelstahl und hat sich schließlich aufgelöst. An den Spaten schließe ich die rote Klemme eines Autobatterieladegeräts an. Diese Klemme darf nicht im Wasser sein, sonst löst sie sich auf, und zwar ziemlich schnell. Über dem Eimer liegt eine Latte, daran ist das schwarze Kabel festgeklemmt. Die schwarze Klemme mit z. B. einem Hobeleisen daran hängt im Wasser. Anschalten und ein paar Stunden warten, Eisen abschrubben, fertig. Ich habe bisher nicht beobachtet, daß die Rückseite weniger sauber wird. Das Drehen kann man sich also sparen.
Wenn ich Hobeleisen mit dickem Rost habe, klopfe ich den vorher mit einem leichten Hammer ab. Das beschleunigt die Sache, ist aber nicht unbedingt nötig. Bei einem Beitel mit Holzgriff muß man den Griff vor dem Wasser schützen, z. B. indem man ihn einwachst.
Wie es mit Nickel aussieht, weiß ich nicht. Messing scheint nicht unter der Elektrolyse zu leiden. Ich hänge mittlerweile auch nicht mehr alles in den Eimer. Leichten Flugrost auf Hobeleisen kriegt man auch mit feiner Stahlwolle weg, ohne daß das Eisen gleich neu und poliert ausschaut. Bei Sägeblättern nehme ich gerne Schleifpapier oder ebenfalls Stahlwolle. Wie man das aufgedruckte Logo auf einem verrosteten Sägeblatt rettet, weiß ich auch nicht. Elektrolyse entfernt auch Farbe ziemlich effektiv. Das kann je nachdem ein Vor- oder ein Nachteil sein. Wenn die Farbe dranbleiben soll, reicht vielleicht eine Reinigung mit Terpentinersatz.
Gruß, Wolfgang
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Re: Restaurierung von altem Werkzeug
[In Antwort auf #112264]
Hallo Robert,
eine sehr einfache methode altes Werkzeug zu entrosten ist es ca. 4 Wochen in Molke zu legen.(kann in jeder Käserei meist kostenlos abgeholt werden)
Ich habe das mit einem verrosteten Gewehrlauf aus dem 19ten Jahrhundert gemacht.
Nach dem ich ihn aus der Molke genommen sah er aus wie ein Auto nach einem Eisregen.
Diese Pickel lassen sich mit einer Drahtbürste entfernen und darunter ist das blanke Metall.
Gruss Gerd.
Hallo Robert,
eine sehr einfache methode altes Werkzeug zu entrosten ist es ca. 4 Wochen in Molke zu legen.(kann in jeder Käserei meist kostenlos abgeholt werden)
Ich habe das mit einem verrosteten Gewehrlauf aus dem 19ten Jahrhundert gemacht.
Nach dem ich ihn aus der Molke genommen sah er aus wie ein Auto nach einem Eisregen.
Diese Pickel lassen sich mit einer Drahtbürste entfernen und darunter ist das blanke Metall.
Gruss Gerd.
Re: Restaurierung von altem Werkzeug
Hallo zusammen,
Ich werd das mit der Elektrolyse auf jeden Fall mal probieren. Wenn ich mal eine Digitalkamera hab, gibts vielleicht auch Bilder davon.
Danke und Gruß
Robert
Werkzeug in Molke
Hallo Gerd,
kannst Du mal schildern, wie diese Molkenkur nach 4 Wochen so riecht...? Hattest Du das Molenbad beständig im Kühlschrank?
Gruß, Philipp
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Re: Restaurierung von altem Werkzeug
[In Antwort auf #112271]
Hallo Wolfgang,
mit Begeisterung habe ich diesen Thread gelesen und probiere nun schon seit 2 Tagen das Entrosten mittels Elektrolyse. Nur bin ich mir nicht sicher, ob die Ergebnisse optimal sind. Nach ca. 4 Stunden im Elektrolysebad sind die Teile schwarz. Nach dem Reinigen mit dem Scotch Brite haben die "erhabenen" Bereiche der Oberfläche einen metallischen Glanz. Die Vertiefungen bleiben aber schwarz. Die gesamte Oberfläche hat also ein gesprenkeltes Aussehen. Gebe ich das Teil nochmals in die Elektrolyse und reinige es anschließend wieder, ändert sich nichts am Aussehen. Ist das OK so? Oder sollte die gesamte Oberfläche ein einheitliches metallisches Aussehen haben?
Vielen Dank!
Thomas
Hallo Wolfgang,
mit Begeisterung habe ich diesen Thread gelesen und probiere nun schon seit 2 Tagen das Entrosten mittels Elektrolyse. Nur bin ich mir nicht sicher, ob die Ergebnisse optimal sind. Nach ca. 4 Stunden im Elektrolysebad sind die Teile schwarz. Nach dem Reinigen mit dem Scotch Brite haben die "erhabenen" Bereiche der Oberfläche einen metallischen Glanz. Die Vertiefungen bleiben aber schwarz. Die gesamte Oberfläche hat also ein gesprenkeltes Aussehen. Gebe ich das Teil nochmals in die Elektrolyse und reinige es anschließend wieder, ändert sich nichts am Aussehen. Ist das OK so? Oder sollte die gesamte Oberfläche ein einheitliches metallisches Aussehen haben?
Vielen Dank!
Thomas
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Re: Restaurierung von altem Werkzeug
Hallo Thomas,
was für Teile sind das, die du entrosten willst? Sind die Vertiefungen Löcher, die der Rost gefressen hat? Bei meinen Hobeleisen gibt es oft stark verrostete Stellen, die wie Inseln von kaum angegriffenem Metall umgeben sind. Manchmal bildet der Rost eine feste Schicht, die durch die Elektrolyse als Ganzes abplatzt. Der Bereich ist nach der Reinigung pockennarbig, aber einigermaßen gleichmäßig schwarz oder grau gefärbt. Stark verrostete Stellen werden durch Elektrolyse und schonende Reinigung nicht wieder glänzend. Dazu müßte man die oberste (rauhe) Schicht abschleifen.
Gruß, Wolfgang
Re: Werkzeug in Molke
[In Antwort auf #112323]
Hier ist meine Dokumentation über die Restauration eines Hobels.
Ich habe mir 3 Liter Molke bei einer Dorfkäserei im Allgäu für insgesamt 0,75 gekauft, und diese in einen Kunststoffeimer mit Deckel gefüllt.
Am Grund des Eimers habe ich ein Kunststoffgitter gelegt um die Molke auch von unten an die Eisenteile kommen zu lassen.
den Hobel habe ich auseinander genommen und habe die Teile, bis auf die Bronzeschraube, ohne Vorbehandlung in den Eimer versenkt, den Deckel drauf gemacht und in die Werkstatt gestellt.
Nach 26 Tagen habe ich den Eimer aufgemacht und eine schöne Landschaft entdeckt. Die ca. 1 cm starke Schimmelschicht riecht nicht unangenehm nach Käse. Ich habe den Edelschimmel mit dem Schaumlöffel meiner Frau entfernt und die Eisenteile herausgenommen.
Die Eisenteile habe ich mit heissem Wasser abgewaschen getrocknet und mit einer Drahtbürste abgebürstet.
Die teilweise noch vorhandene Lackschicht wurde nicht angegriffen und der Rost ist zu schwarzem Eisen umgewandelt worden.
Jetzt steht noch einige Arbeit an bis der Hobel wieder in der Werkstatt eingesetzt werden kann.
Gruss Gerd.
Hier ist meine Dokumentation über die Restauration eines Hobels.
Ich habe mir 3 Liter Molke bei einer Dorfkäserei im Allgäu für insgesamt 0,75 gekauft, und diese in einen Kunststoffeimer mit Deckel gefüllt.
Am Grund des Eimers habe ich ein Kunststoffgitter gelegt um die Molke auch von unten an die Eisenteile kommen zu lassen.
den Hobel habe ich auseinander genommen und habe die Teile, bis auf die Bronzeschraube, ohne Vorbehandlung in den Eimer versenkt, den Deckel drauf gemacht und in die Werkstatt gestellt.
Nach 26 Tagen habe ich den Eimer aufgemacht und eine schöne Landschaft entdeckt. Die ca. 1 cm starke Schimmelschicht riecht nicht unangenehm nach Käse. Ich habe den Edelschimmel mit dem Schaumlöffel meiner Frau entfernt und die Eisenteile herausgenommen.
Die Eisenteile habe ich mit heissem Wasser abgewaschen getrocknet und mit einer Drahtbürste abgebürstet.
Die teilweise noch vorhandene Lackschicht wurde nicht angegriffen und der Rost ist zu schwarzem Eisen umgewandelt worden.
Jetzt steht noch einige Arbeit an bis der Hobel wieder in der Werkstatt eingesetzt werden kann.
Gruss Gerd.