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scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 08:54
von Nicolas Meeß

Hallo zusammen!

Ich habe mich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Schleifen von Werkzeugen beschäftigt, Hobeleisen, Stechbeitel und vor allem Küchenmesser wurden bearbeitet. In der ersten Zeit sind meine Ergebnisse immer besser geworden, bis ich einen gewissen Standard erreicht habe, über den ich nicht hinauskommen.
Die Werkzeuge sind ohne Zweifel scharf. Sie schneiden Papier, aber nicht freihängendes Zeitungspapier. Sie schneiden die Haare auf dem Unterarm, aber die Haare springen nicht von der Schneide weg. Sie fühlen sich auch scharf an, aber wirklich leicht schneiden tut man sich nicht dran...
Mit anderen Worten: Sie sind nicht "superscharf". Vielleicht will ich da zu viel, aber es liegt doch in der Natur des Menschen, nach Grenzen zu suchen, oder? Jedenfalls will ich wenigstens wissen, woran es liegt.

Um die Fehlerquellen einzugrenzen:

- Ich verwende einen 1000/6000 Kombistein (vom Hausherrn), der nach der
3-Klinker-Methode abgerichtet und nach der Lichtspaltmethode einwandfrei plan
ist.(Methode ist klasse - danke!)
- Die Schneide sieht nach dem Abziehen der Mikrofase unter der Lupe einwandfrei
aus, d.h. sie ist nicht als Fläche erkennbar, es gibt keine Lichtreflexe.
- Die Werkzeuge wurden niemals überhitzt und so enthärtet.
- Die Spiegelseite ist hinreichend plan, demnach ist auch der Grat auf der
Spiegelseite korrekt abgezogen.

.. mehr fällt mir im Moment nicht ein, was von Bedeutung wäre.

Meine eigentliche Frage: Kann ich nur eine höhere Schärfe erreichen, wenn ich auf einem noch feineren Stein abziehe bzw. mit Ledergürtel, Schleifpasten oder sonstigem arbeite, oder habe ich noch einen so genannten Systemfehler drin, der die Schärfe begrenzt?

Ich bedanke mich jetzt schon für eure Hilfe!

Grüße aus der langweiligen Vorlesung

Nicolas




Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 10:04
von Gero Meyhoefer

Hallo Nicolas,

zu dem Thema kann Dir sicherlich Friedrich der Verfasser der Schärfanleitung etwas sagen, die Anleitung kennst Du aber anschienend schon, oder?

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2.html

Aber vielleicht wäre es am besten Du sprichst mal direkt mit ihm? Bingen liegt zwar auf der "eebsch Seid´" ;-) aber es es ist ja quasi um die Ecke und Du bist ebenfalls herzlich eingeladen, schau mal hier:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/25095

Beste Grüße

Gero




Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 10:11
von reinhold

hallo,
Toshio Odate (oder war's doch Tage Frid ?) schreibt irgendwo, dass Werkzeuge erst mit dem Alter richtig gut werden. Er begründet das damit, dass über unzählige Schleifvorgänge der Spiegel immer glatter wird und deshalb die Schneide immer präziser geschliffen werden kann. Auch findet durch den Gebrauch eine gewisse Polierung und Materialverdichtung statt (Gebrauchshärtung).
Also abwarten, weiterarbeiten und weiterschärfen.

So und jetzt kommt mein ketzerischee Einwand :
Müssen normale Hobeleisen , Stechbeitel etc tatsächlich so wundermässig scharf sein? Nach zweimal übers Holz fahren ist in der Praxis die Wunderschärfe mit dem 16.000er Stein weg. Was bleibt , ist eine gut scharfe Schneide, wie sie auch mit weniger Aufwand und einem 6.000er erzeugt werden kann. Damit kann man prima arbeiten.

Den Aufwand, eine perfekte Schneide zu schleifen, kann sich ein Handwerker nicht leisten. Und auch als Hobby-Holzwerker neige ich eher dazu, mit einer gut scharfen Schneide, die ich in 5 Minuten schleife, zu arbeiten, als stundenlang an einer Wunderschneide zu schleifen, abziehen, polieren. Schärfen kann eine herrlich kontemplative Tätigkeit an sich sein (Zen und die Kunst, ein Werkzeug zu schärfen....), aber meine Freizeit ist knapp.

Gruss
reinhold




Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 12:43
von Thomas Sauer
[In Antwort auf #111734]
Hallo Nicolas,

Die Schärfanleitung von Friedrich finde ich genial! Soweit bin ich aber nicht.

Nachdem ich nach wie vor noch nicht besser mit dem 6000 er Cerax umgehen kann. (Probieren wegen Zeitmangels verschoben!!) die Schleifwirkung des Steins ist kaum ersichtlich - aber hier muß ich Friedrichs Anleitung noch genauer umsetzen.

Jeder hat so seine Schleifmethode.

Ich bereite meine Hobeleisen mit der Tormek vor, sodaß ich einen schönen Hohlschliff erreiche. Anschließend schleife ich freihändig mit dem 1000 Cerax eine kurze Phase am Hohlschliff an, sodaß beie Seiten der hohlen Phase leichte Schleifspruren haben. Die Spiegelseite bekommt auf dem 1000 er ebenfalls eine kleine Microphase. So bekomme ich eine 100 % gerade schneide.

Anschließend ziehe ich die Spiegelseite als auch die Phase auf einem Ledersteichriemen (Leder (hart) auf einen Stk Holz aufkleben und daruuf polierpaste geben) ab, bis beide Seiten hochglanzpoliert sind und keine Bearbeitungsspuren zu sehen sind. ( 2-3 x abwechselnd)

So erreichst du innerhalb kurzer Zeit eine sehr scharfes resultat.

Solange keine Beschädigungen an der Schneide zu sehen sind, kann man 2-3 x am Lederstreichriemen abziehen.

Wenn das nicht mehr hilft, nochmals mit dem 1000 er Stein schärften und das ganze mit dem Lederstreichriemen wiederholen.

Meine Methode ist einfach, aber mit den Resultaten kann man sehr gut hobeln (und auch putzen). (Für einen 3 Sekundenspann reicht es aus).

Ein Lederstreichriemen ist ein ganz gutes Hilfsmittel auf dem Weg zu mehr Schärfe.
Eine Verrundung der Schneide tritt sicher auf, aber dies wirkt sich eher positiv auf den Verschleiß bei Hobeleisen aus. (Hoffe ich zumindestens)

also noch viel Spaß beim schärfen.

Gruß

Thomas




Re: scharf - ja! superscharf - nein !? *NM - Ohne Text*

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 13:30
von Georg




Verkehrter Knopf gedrückt! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 13:31
von Georg




Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 15:07
von Bernhard
[In Antwort auf #111734]
Nicolas,

nicht aufgeben! An diesem Punkt war ich auch und in der Tat hatte dann der Einsatz eines 8000 noch einmal ein besseres Ergebnis gebracht. So schreibt es auch Friederich....
Auch dann gab es Rückschläge, als ich nicht auf die Planheit des Steins achtetete oder sich der Winkel bei der Veritasführung verstellte. Mittlerweile bin ich wieder von der Veritasführung weg.

Ach ja, unbedingt zu Gero gehen. Friederich life zu erleben hat mich bis jetzt eine ganze Menge Geld gekostet, aber die Befriedigung wenn der Hobel pfeift.... unbezahlbar.

In der Tat verfeinert man seine Kunst durch probieren, durch Austausch mit anderen, aber auch durch Fehlversuche.

Momentan kämpfe ich mit meinem neuen Ziehklingenhobel 112 von LN. Ein Riesenteil, aber in meinen Augen schon höhere Hobelschule....

Gruß
Bernhard



Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 19:24
von Michael Formanek
[In Antwort auf #111734]
Hallo Nicolas,

du kannst ja auch mal die Methode auf die Steve Knight hinweist ausprobieren und schaun, ob die schneide besser wird.

www.shavings.net/SCARY.HTM

Ist halt wieder ganz anders, funktioniert aber wirklich gut.

Gruß Michael



Re: scharf - ja! superscharf - nein !?

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 21:53
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #111734]
Hallo Nicolas und die anderen- was für ein schönes Thema!

ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es ausreicht, wenn die Werkzeuge so scharf sind, dass sie optimal funktionieren; was an Schneidenqualität darüber hinausgeht, ist sinnlos, ein Hobel ist kein Mikrotom. Reinhold hat sicher recht, man muss auch den Zeitaufwand berücksichtigen. Die von ihm genannten 5 Minuten, um ein Hobeleisen zu schärfen, sind sicher ein vernünftiges Maß. Und sie reichen aus,um eine optimale Schneide herstellen, dafür braucht man keine Stunden.

Über die wirklich erforderliche Schneidenqualität kann man ja ewig diskutieren. Wenn man sich eine perfekt geschärfte Hobelschneide nach wenigen Strichen nochmal ansieht, ist das doch ernüchternd und lässt vermuten, dass es klug ist, die Sache nicht zu übertreiben. Was Nicolas offenbar umtreibt, ist die Vermutung, dass seine Werkzeuge mit einer noch schärferen (superscharfen) Schneide noch deutlich besser funktionieren würden, dass womöglich das ganz große Aha- Erlebnis noch kommen kann (so ist es ja auch mit anderen scharfen Dingen im Leben).

Also, Nicolas: Du kannst ganz sicher eine bessere Schärfe erreichen als mit Mikrofase und abgezogen mit dem 1000/6000er Kombistein. Den kenne ich, glaube ich. Es ist ein guter Abziehstein, aber er poliert nicht, du hast also immer noch eine feine parallele Riefenstruktur auf der Mikrofase. Die kriegst Du nur weg, wenn der Stein poliert. Ich habe z. B. einen 8000er Cerax der kann das. Es ist nicht der, den der Hausherr verkauft, aber vielleicht kann auch zu dem Stein jemand was sagen (oder man lässt mich ihn testen, haha).

Die Schärfe von Hobeleisen lässt sich noch ganz deutlich weiter verbessern durch eine ebenso fein abgezogene zweite Fase. Dann springen die Haare. Und spätestens dann ist man , davon bin ich überzeugt, an der Grenze des für Holzbearbeitungswerkzeuge sinnvollen angekommen.

Ich halte nicht viel von Polierpasten, Lederstreichriemen und anderen Finessen. Mir ist das alles zu umständlich. Schleifen muss man sowieso, anschließend am gleichen Platz in gleicher Weise abziehen, das reicht sicher für alle Ansprüche aus, geht schnell und ist unkompliziert.

Ich hab jetzt nicht bei Odate nachgelesen, aber die von Reinhold wiedergegebene Aussage, dass eine Schneide mit dem Alter besser schärfbar wird- an sowas glaube ich nicht. Odate ist eindrucksvoll, aber manchmal auch sehr mystisch, das liegt mir als Maschinenbauer nicht; Stahl bleibt Stahl auch wenn er in der Abendsonne mit Blick auf das Meer meditativ geschmiedet wurde.

Nicolas, vielleicht sehen wir uns bei Gero? Würde mich freuen! Bring einen Hobel mit. Wir können dann alles ausprobieren- Voraussetzung ist nur eine ordentlich plane Spiegelseite.

Friedrich




Neben dem Schärfen gehört

Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 23:22
von Bernhard

meiner Meinung nach auch noch ein Hobeltuning hinzu, um ein gutes (besseres?) Ergebnis zu erzielen. Insbesondere bei Metallhobel. Parallel zu den Schärferfolgen habe ich auch nicht nachgelassen die Ebenheit der Sohle zu verbessern. Dies hat sich enorm im Hobelergebnis bemerkbar gemacht. Selbst die LN, Veritas und Cliftons sind bei weitem nicht so plan, wie sie vorgeben.

Gruß
Bernhard