Anant Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Dirk Baltzer
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Anant Hobel

Beitrag von Dirk Baltzer »


Auf der Suche nach verschiedenen Hobeln, die ich mir demnächst kaufen möchte (Raubank, Nuthobel und Putzhobel) bin ich in einem Katalog auf Hobel aus Indien von der Marke Anant gestoßen.
Ich bin der Meinung, daß für gutes Werkzeug auch ein guter Preis zu zahlen ist. Aus meiner Erfahrung haben sich kompromißlose Investitionen immer gelohnt.
Allerdings bin ich überrascht, daß die Hobel des Herstellers Anant aus Indien, die sich vom Aussehen nicht sehr von der Marke Clifton unterscheiden, ganz außerordentlich preisgünstig sind. Stellenweise liegt der Preis dieser Hobel lediglich bei einem Fünftel des Preises der Konkurrenz.
Gibt es jemanden, der mit den Hobeln der Marke Anant Erfahrungen gemacht hat? Sind diese Hobel wirklich so viel schlechter als ihr englisches Vorbild?

Vielen Dank im voraus.
Dirk



Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Anant Hobel

Beitrag von Gerhard »


Hallo Dirk,

das ist jetzt etwas schwierig. Die Anant sind nicht schlechter als die englischen. Beide sind allerdings schlechter als das amerikanische Vorbild.
Viele Experten sind der Meinung, daß die Verlagerung der Stanley Produktion aus den USA nach England einen sehr negativen Effekt gehabt hat.

Du kannst also sagen, daß fast alle aktuellen Eisenhobel Nachbauten der amerikanischen Stanleys sind. Wobei leider eine "Vergröberung" stattgefunden hat. Anant, englische Stanley, Grosz (auch Indien) und Kunz sind deutlich schlechter als die Vorbilder. Zum Teil durch weglassen von Bearbeitungsschritten. Vieleicht sind die Anant da noch die Besten.

Dann gibt es die hochwertigen Nachbauten bzw. Weiterentwicklungne wie Clifton, Veritas oder Lie-Nielsen.

Leider sind in Deutschland alte Stanleys nicht ohne weiteres zu bekommen. Du mußt dich also letztendlich entscheiden zwischen günstiger und hochwertiger Kopie.

Eine persönliche Meinung: Wenn Du einmal einen Veritas in der Hand gehabt hast möchtest Du keinen Anant mehr.

Viele Grüße,
Gerhard


Marc Waldbillig
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Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Anant Hobel

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Dirk,

Erfahrung mit Anant hab ich auch nicht. Vom Hörensagen hier musst du aber mit erheblichen Qualitätsunterschieden rechnen. Gangbar sollte man sie schon bekommen, es ist allerdings mit einer Menge Arbeit und Wissen verbunden. Wenn du das Geld hast, dann investier vielleicht zuerst einmal in einen guten Metallhobel à la Lie-Nielsen oder Veritas. Er zeigt dir zu was ein guter Hobel fähig ist. Und dann schaffst du dir einen ganz billigen an und versuchst, ihn zum Hobeln zu bringen. Mehr als wahrscheinlich wirst du dir dazu noch ein Hock-Eisen besorgen. Und dann ist er auch nicht mehr so ganz billig. Rechnest du deine Zeit dazu, wirst du bald merken, dass die billigen doch recht teuer sind.

Marc



Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Anant Hobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #110878]
Hallo Dirk,

wenn Du schon schreibst "Aus meiner Erfahrung haben sich kompromißlose Investitionen immer gelohnt" - dann wird ein Anant bei Dir bestimmt nicht alt. Unter den billigeren Nachbeuten alter Stanleys ist der Anant wohl noch ein besserer, trotzdem- Ich hatte einen Footprint und einen Kunz (keinen Anant, muss ich zugeben, die gabs noch nicht), sie sind längst im Schrott. Wirklich, ich mochte sie auch nicht verkaufen.

Wenn Du einen "klassischen" Eisenhobel suchst, ist Clifton sehr schön. Lie- Nielsen ist edel, aber noch teurer. Aber guck Dir mal auch mal die Veritas- Hobel an, die sind keine Stanley- Nachbauten, aber meiner Meinung nach ein insgesamt (Funktion, Verarbeitung, Preis) besonders gutes Angebot. Was mich selbst betrifft (ich wiederhole mich, ich weiss): Wenn ich nochmal auf die Welt komme, woran ich allerdings nicht glaube, kaufe ich mir nur noch Flachwinkelhobel.

Friedrich

P.S. Schärfen kannst Du schon? Ohne gehts nicht!



reinhold
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Re: Anant Hobel

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #110878]
hallo,
es kommt immer drauf an, auf was man Wert legt.
Erst heute morgen habe ich ein paar Kanten einer 19 mm Multiplexplatte abgerichtet und angepasst. Das grobe habe ich mit einem Anant 4 weggenommen - schnell und effizient. Und dann mit dem Veritas Flachwinkel gesäubert.

Der Anant ist kein Wunderhobel, aber durchaus brauchbar. Vorausgesetzt man macht sich die Mühe, ihn herzurichten, einzustellen, die Sohle zu richten etc. Der Verstellmechanismus ist ein "Klapperatismus" mit 1,5 Umdrehungen Luft, aber man kann damit zurechtkommen.

Wenn Du das Geld hast, um gleich richtig einzusteigen, dann sind die amerikanischen Edelhobel das richtige, aber wenn's klemmt, kann man mit Anant ganz schön weit kommen. Und später immer noch einen 10fach teureren kaufen.

Gruzss
reinhold


Dirk Baltzer
Beiträge: 131
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Re: Anant Hobel

Beitrag von Dirk Baltzer »


Vielen Dank für die aufschlußreichen Anmerkungen. Sie helfen mir, meinen Grundsätzen in Bezug auf gutem Werkzeug treu zu bleiben. Besonders als Anfänger soll man sich nicht verunsichern lassen. Mit dem Kauf der Hobel sollen die handgesägten Bretter (die zunehmend gerader werden) abgerichtet werden.

Dirk
PS: Das mit dem Schärfen bekomme ich Dank der hier veröffentlichten, ausgezeichneten Beiträge hin (nachträglich vielen Dank auch von meiner Seite). Ich habe zu Hause bereits an kleineren Objekten ausgiebig geübt.



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Anant Hobel

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #110878]
Hallo Dirk,

ich hatte einige Zeit einen Record No.4 aus der letzten Serie (vermutlich in Fernost hergestellt). Das Eisen war recht dünn, die Verarbeitung war aber ok (man konnte damit hobeln). Nach langem Überlegen habe ich mir dann einen Doppelhobel von ECE (klassischer Holzhobel mit Keil) besorgt, ich wollte den mal "ausprobieren".
Um es kurz zu machen: den Record habe ich sofort verkauft, kein Vergleich mit dem ECE!
Der Holzhobel lässt sich trotz des Keils leichter einstellen, das Eisen ist viel dicker, die Verarbeitung ist besser (und das Hobelergebnis!).

In der Preisregion unter 100 EUR (der ECE hat "nur" rd. 60 EUR gekostet) bekommst Du nichts besseres!

Grüße
Torsten Küpper



wolfgang heuberger
Beiträge: 47
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Anant Hobel

Beitrag von wolfgang heuberger »

[In Antwort auf #110878]
also ich muss hier schon mal eine lanze brechen für die anants.
Ich habe selber den Putzhobel Nr.4, den A10,A33,A91/2 und 2 Schweifhobel (gerade und runde Sohle). Zugegebenermassen habe ich noch nie mit Veritas, Lee Nielsen etc gearbeitet, kenne sie nur vom sehen - ist natürlich andere qualität nur preislich absolut nicht zu vergleichen. Es gingen alle Anants gut zum Abrichten der Sohlen, keine tiefen Schleifstriemen wie z.B bei meinem Stanley Flachwinkelhobel.
Die Eisen sind nicht die Dicksten aber brauchbar.
Die Griffe sind aus Holz jedoch mit einer dicken Pampe Klarlack überpatzt.
Grund für den Kauf war eigentlich dass ich einmal Eisen und meine Holzhobel miteinander vergleichen konnte, jetzt nicht vom Resultat denn mehr von der Handhabe und dazu wollte ich auch nicht zuviel Geld ausgeben.
Alles in allem, vor allem wenn man vor dem 1. Gebrauch etwas Abrichtarbeit in die Hobel steckt, ein guter Kauf.

lg Wolfgang



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Anant Hobel

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Wolfgang,

die Anant-Hobel kenne ich nicht, dazu kann ich nichts sagen. Mein Record war genau nach Deiner Beschreibung verarbeitet (Holzgriffe mit Klarlack etc.), er hatte damals aber neu rd. 70 EUR gekostet.

Die 70 Euros waren zu viel für den Record (die Anants sind ja auch günstiger), wenn man die Holzhobel von Ulmia oder ECE damit vergleicht. Da Dirk auf gute Qualität wert legt, sollte er sich zum Vergleich verschiedene Hobel anschauen, bevor er was kauft und sich nachher darüber ärgert. Die Handhabung (Holz- oder Metallhobel) spielt da natürlich auch eine große Rolle, die war beim Record ganz gut.

Viele Grüße
Torsten Küpper



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