Liebe Freunde des Zerspanens mit Muskelkraft (egal, ob mit harmonischem oder weniger harmonischem Bewegungsablauf),
ich habe mich nun an das Schärfen von Sägen herangewagt. Die ersten zwei brauchbaren Ergebnisse liegen vor, und ich hätt da mal ein paar Fragen an die, die das schon länger machen.
Aber zuerst ein kurzer Bericht:
Meine Motivation ist der Wunsch, mich von industriell geschärften Sägen soweit wie möglich unabhängig zu machen. Bisher ist meine Handsägerei ausschließlich japanisch.
Ich habe mir im letzten Jahr einige schärfbedürftige Sägen besorgt: Je eine Gestellsäge für längs und quer und auch je eine Disston D8 für längs und quer. Die hingen da seitdem, unbenutzbar weil stumpf.
Und ich hatte mir schon im letzte Jahr alles erforderliche zum Schärfen besorgt: Eine Anleitung (nach Empfehlung von Christof die von Taran, link s.u.), Sägefeilen, Abrichtfeile, Hefte dazu, Schränkzange (alles vom Hausherrn).
Eine alte eiserne Säggenfeilkluppe hatte ich aus gods own country, die hat mir aber nicht gefallen- zu dünn und klein, vermutlich ein Quell entsetzlichen Lärms.
Ale erstes habe ich mir darum in den vergangenen Wochen einen hölzernen Schraubstock (oder Feilkluppe) zum Einspannen in die Vorderzange gebaut, angelehnt an den Vorschlag von Jasper Homminga (s. link). War kein Problem, funktioniert gut. Die Feilspäne auf der Hobelbank sind unschön, aber leicht absaugbar.
Am vergangenen Wochenende habe ich dann zwei Tage lang rumprobiert.
Erster Tag: Disston D8 (eine billige, ziemlich abgelutschte, also richtig zum Üben), mit Längsverzahnung (rip). Abgerichtet, Zahnform nachgefeilt mit Führungsklotz zum Positionieren der Feile (rake 4°). Im zweiten Durchgang ging es so. Nicht geschränkt, weil offenbar noch viel Schränkung drin war. Dann geschärft.
Problem dabei: Man sieht nicht viel. Vor allem wohl auch, weil man noch nicht richtig weiss, was man sehen will.
Erster Probeschnitt: Säge schon ziemlich scharf, aber zieht schief.
Säge neu geschränkt (dabei Zähne etwas angemackt).
Neuer Probeschnitt: Aha! Ordentlich scharf und sägt auch gerade! Aber ein enttäuschend rauer Schnitt. Bin halt japangeschädigt. Säge weggehängt. Immerhin: Die kann ich jetzt benutzen. Und beim nächsten Schärfen wird sie besser.
Da war ein Tag um.
Am zweiten Tag: Ganz mutig: Eine Verzahnung für Querschnitt (cross) an einer 60cm- Gestellsäge, Zahnteilung 3mm. Auch ein schönes Objekt zum Üben.
Zuerst: Beleuchtung verbessert durch eine Schreibtischlampe direkt über dem Schraubstock. Hilft wirklich!
Führungsklotz (für rake 12°, fleam 25°) angefertigt, mit Schrägen so dass der fleam- Winkel durch Anlegen an das Sägeblatt kontrolliert werden kann. (man sieht das Ding auf dem Bild auf der Hobelbank liegen)
Weil mir die Schränkung an der Säge sehr reichlich vorkam, habe ich sie komplett entfernt, mit dem Hammer auf einem sauber planen kleinen Amboss. Ging ganz schnell und leicht.
Abgerichtet, Zahnform nachgefeilt (fleam Null). Ging schon besser als am Vortag. Nochmal leicht abgerichtet. Dann geschärft. Ohauahauaha! Das war wirklich schwieriger! Vor allem ist es schwierig zu beurteilen, wann man tief genug ist. Ich habe dann beim ersten Durchgang alle Zähne schon fast ganz spitz gefeilt, von der 2. Seite dann pro Lücke immer zwei Feilenstriche. Ergebnis sah gar nicht schlecht aus.
Probeschnitt mit dem umgeschränkten Blatt. Schneidet in Hartholz gut, sägt aber nicht ganz gerade und ist nicht steuerbar. Genau das, was man erwarten sollte!
Also nochmal neu. Abgerichtet, Zahnform gefeilt (fleam Null). Dann geschränkt (ganz leicht) und neu geschärft. Zähne sahen besser aus als beim ersten Durchgang.
Probeschnitt: Aha! Schon besser! Ordentlich scharf und man kann auch am Riss entlang sägen. Auch die ist jetzt benutzbar! Obwohl- das geht bestimmt noch erheblich besser.
Säge weggehängt. Der zweite Tag war um.
So, und nun meine Fragen:
1: Ist nicht eine Feile mit Hieb 2 (die Dieter zum Abrichten anbietet) zu grob? Ich weiss, dass die damit gefeilte Fläche verschwindet. Aber ich habe Schwierigkeiten, den Zustand (ist da noch eine Fläche an der Zahnspitze oder nicht) zu beurteilen. Würde nicht eine feinere (Hieb 3 oder 4) Feile bessere Sichbarkeit bringen?
2: Bis zu welcher Zahnteilung herunter (bzw. Zähne pro Zoll herauf) kann man denn mit etwas Übung kommen? Ich habe mir ganz optimistisch schon eine Disston #4 besorgt (ist unterwegs). Das ist eine Rückensäge mit relativ feiner Verzahnung, genaueres weiss ich noch nicht. Hab ich da überhaupt eine Chance?
Fazit: Es ist machbar. Dieter hat mal geschrieben, es sei etwa so schwierig wie Hobeleisenschärfen auch, und das kann richtig sein. Ich habe aber den Eindruck, dass Sägenschärfen in viel höherem Maße vom der Sehkraft des Schärfers abhängt. Ich bin da im Moment hart an der Grenze. Vielleicht muss ich mir dafür eine stärkere Brille besorgen, evtl. auch die Beleuchtung noch weiter verbessern.
Das Bild unten ist etwas getürkt, die Säge in der Feilkluppe ist noch nicht geschärft. Aber es ist die Nächste, die dran kommt: Eine D8 mit Querschnittverzahnung.
Friedrich
Schärfen:
http://www.woodcentral.com/cgi-bin/readarticle.pl?dir=handtools&file=articles_284.shtml
Sägefeilkluppe:
http://www.norsewoodsmith.com/ww/sawvise/sawvise.htm
