Kunz Putzhobel (länger) *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Marc Waldbillig
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Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Kunz Putzhobel (länger) *MIT BILD*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo,

Letztens gaben wir hier an dieser Stelle Hilfestellung bei einer Kaufentscheidung für einen Putzhobel. Es wurde von Anant und Kunz abgeraten, ich war auch so ein Kritiker, der in den Chor einstimmte. Vor allem auf Kunz wird oft geschimpft. Ich will mich hier nicht rechtfertigen ob meines dummen Vorurteils, sondern schauen wie es um den Kunz steht. Wolfgang, du hast mein schlechtes Gewissen geweckt. Kurzerhand hab ich bei Dieter einen Nummer 4 bestellt. Der ist heute eingetroffen. Ich will hier nicht über die Plastikgriffe oder das Traktorengrün sprechen. Das ist halt auch Geschmacksfrage.

Ich war soeben in der Werkstatt und wollte einen ersten Span abnehmen. Dazu hab ich den Hobel erstmal auseinandergenommen und mit Aceton abgewaschen, um den Schutzfilm zu entfernen.

Dann wollte ich den Frosch nach vorne schieben, um das Maul zu verkleinern. Es ist ja ein Putzhobel, der feine Späne liefern soll. Der Frosch sitzt nicht auf einer plangefrästen Ebene, sondern Lack auf Lack. Sieht man deutlich auf dem Foto. Zieht man nun den Frosch nach vorne und die Schrauben an, so schiebt er sich automatisch wieder nach hinten. Man muss ihn schon austricksen und dann noch bekommt man ihn nicht gerade hin. Bei geschlossenem Maul bleiben immer noch gut 2 mm Luft. Das ist eindeutig zu viel.

Das Eisen und der Spanbrecher sind heimtückisch. Die vordere Kante vom Spanbrecher soll wenige Zehntel eines Millimeters von der Schneide entfernt aufliegen. Dazu muss man hier wissen, dass der Spanbrecher sich zurückzieht, wenn man die Schraube festzieht. Setzt man den Spanbrecher an der Schneide an, zieht dann fest, hat man bestenfalls einen Millimeter Abstand. Drunter bin ich nicht gekommen. Vielleicht würde es helfen, den Spanbrecher zu schleifen, sicher bin ich mir nicht.

Das Eisen liegt nicht auf dem Frosch plan auf, man kann gut zwischen beiden durchschauen.

Die Lateraleinstellung ist festgenietet auf einer Gussfläche, keine Fräsung. Die Niete hat viel Spiel. Der Greifer ist auch schlau. Dreht man den Hobel um und will die Schneidkante parallel zur Sohle ausrichten, so guckt man erstaunt, warum das Eisen gänzlich verschwindet, wenn man den gepressten Hebel zur Seite schiebt. Das ist mir zweimal passiert.

Danach wollte ich eigentlich nur noch einen Span abheben und hab alles andere mal nach hinten geschoben. Bei feinster Einstellung hatte der Span immer noch satte 2 Zehntel.

Ich hab die Planheit der Sohle nicht überprüft, ich hab das Eisen auch nicht geschärft, ich weiß, dass man das alles tun muss. Der Spanbrecher müsste entgratet und geschliffen werden, der Frosch ebenso. Der Chrom beim Spanbrecher ist schon lädiert und an den Kanten nicht sauber. Auch die Sitzflächen des Körpers und des Froschs müssten plan sein. Die Maulöffnung macht das größte Problem. Es müsste ein dickeres Eisen her.

Man kann sicher damit hobeln, aber ob man putzen kann, so wie der Hobel geliefert wird, denk ich nicht. Ich wollte den Hobel eigentlich so hinkriegen, dass er mir auch gefällt und gute Dienste leistet und das als Putzhobel. Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher ob das gelingen wird. Die Maulöffnung stört, der Sitz der Schraubenköpfe am Frosch und die Kontaktflächen mit dem Hobelkörper müssten eingeebnet werden. Es gibt noch eine Reihe kleinerer Arbeiten, die man tun könnte, aber ich überleg mir, ob das einen Sinn hat. In der Zeit kann ich einen Rahmen bauen, ein großes Streichmaß oder sonst was. Ich schätze, dass wenigstens zehn Stunden dazu nötig wären.

Der Anspruch einen Hobel zu haben, der diese Fehler nicht hat, ist für mich nicht zu hoch. Ich denke, auch nicht für einen Schreiner. Ich hab meine Meinung nicht geändert. Ich würde auch einen oder zwei Hunderter drauflegen, wenn der Hobel in Ordnung wär. Der Preis stört mich selten bei einem guten Handwerkzeug. Hätte ich das Geld nicht, würde ich nach wie vor einen Holzhobel kaufen.

Gruß, Marc



Joachim Armbruster

Re: Kunz Putzhobel (länger)

Beitrag von Joachim Armbruster »


Hallo Marc,

nachdem ich auch das mit den 2mm festgestellt habe bin ich gar nicht in Verführung gekommen den Hobel auszutesten, sondern gleich ab in den Karton und zurückschicken.
Ohne Modifikationen wirds nicht gehen. Dann lieber gleich Anant, der Aufwand ist der gleiche. Du hast scheinbar das Geld für bessere Ware. Ich die Zeit zum Modifizieren!
Hat hier schon jemand Hobeltuning als Dienstleistung angeboten? :-)

Zum Holzhobel: Für mich wäre das keine Alternative. Damit bin ich nicht fähig die gleichen Ergebnisse zu erziehlen wie mit dem Gußhobel.

Joachim



Hutmacher Beat
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Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Kunz Hobel - eine Kopfwehtablette ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Marc und alle Andern,

Ich hab's !

Sollte ich in Zukunft, vor der Anschaffung eines etwas tuereren Werkzeuges, sei es ein Hobel oder sonstwas, wieder Kopfweh kriegen, dann lese ich noch einmal diesen Bericht. Davon vergeht mir dann bestimmt jedes Kopfweh ! :-)

Danke für diesen Bericht, Marc !

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat



Horst Hohoff
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kunz Putzhobel (länger)

Beitrag von Horst Hohoff »


Hallo!
Ob jemand Hobeltuning als Dienstleistung anbietet, weiß ich nicht. Aber David Charlesworth bietet " Tool Tuning & Sharpening " als einwöchigen Kurs an.
Die Sache ist nicht billig, aber jeden Pfenning wert.
Gruß Horst Hohoff



Wolfgang Jordan
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Re: Kunz Putzhobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #109663]
Hallo Marc,

danke für deinen Bericht. Jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen, daß ich dich zu diesem Kauf veranlasst habe. Wirst du ihn zurückgeben?

Für den Käufer eines Werkzeuges ist es natürlich völlig egal, ob der Hersteller mal einen guten Namen hatte (ich weiß nicht, ob er mal gut war). Ein Hobel muß für seine Aufgabe taugen, und das zu einem angemessenen Preis. Mir würde es trotzdem leid tun, wenn ich auf meiner Kunz-Seite einen Schlußpunkt setzen müßte, wie bei so vielen anderen Herstellern.

Gruß, Wolfgang



Philipp
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Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Kunz Putzhobel

Beitrag von Philipp »


@Wolfgang: "Mir würde es trotzdem leid tun, wenn ich auf meiner Kunz-Seite einen Schlußpunkt setzen müßte, wie bei so vielen anderen Herstellern."

Hallo Wolfgang,

deine Empfindungen im Falle eines Schlußpunkts bei Kunz sind nachvollziehbar.
Ich würde es aber entspannter oder sogar in der anderen Richtung sehen. Sollte K. (oder wer auch immer) aufgrund mangelhafter Produktqualität eines Tages über die Wupper gehen, dann ist das der Firma, genauer (wie bei wohl allen Firmenpleiten) der Geschäftsführung anzulasten. Es täte zwar um die Arbeitsplätze leid, ist aber eine logische Konsequenz von vollständig verfehlter Produktpolitik. Man sprang auf den Billigheimerzug auf, reduzierte drastisch die Qualität, ohne aber die Verkaufspreise entsprechend zu senken. Daß man mit solcher Politik als deutscher Hersteller mit Indern oder Chinesen nicht mithalten können wird, ist doch klar und vorhersehbar (bei ihbey kann man immer wieder namelose Metallhobel für ein paar Euro "schießen", und ich behaupte, daß sie in puncto Qualität K.-Hobeln mindestens ebenbürtig sind). Ich hatte selber einmal einen Kunzhobel und hatte selten etwas so schreckliches in der Hand.
Mein erstes Gefühl war weniger Ärger als vielmehr Scham. Das ist also heutzutage "Made in Germany". Schauderhaft!
So gesehen denke ich mir manchmal, daß es dem Markt gut tun würde, wenn deutsche Hersteller wie K. entweder aus den Spiel fallen oder ihre Produkte radikal verbessern und auch höherpreisig anbieten würden. Ich bin der festen Überzeugung, daß auf Dauer der Schaden am einstigen guten Ansehen deutscher Produkte (hier: Werkzeug) größer als der Gewinn am Verkauf minderwertiger Waren ist.
Wir leben in Deutschland immer noch zu einem gehörigen Teil davon, daß Menschen in der Welt deutschen Produkten nur aufgrund ihrer Herkunft vertrauen. Es dauert wohl noch länger, ehe sie merken, daß dieses Grundvertrauen schon lange nicht mehr gerechtfertigt ist. In Konsequenz wird die Auszeichnung "Made in Germany" irgendwann einmal wieder ihren eigentlichen Sinn bekommen, nämlich den der Kaufvermeidung. Und daran tragen Firmen, die solch schäbige Produkte anbieten, die Schuld.
Daher empfände ich keine Trauer oder ähnliches, wenn K. irgendwann einmal den Markt verlassen würde. Vielleicht böte sich dann ja die Chance, daß ein deutsche Hersteller es LN, Clifton oder LV gleichtäte und mit Spitzenprodukten aufwarten würde. Aber in deutscher Tradition wird eine Chance ja selten als eine solche gesehen...Leider.

Viele Grüße
Philipp



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Kunz Putzhobel

Beitrag von reinhold »


hallo,
schon mal gegoogelt ?

http://www.kunz-tsm.de/index.php

Gruss
reinhold


Wolfgang Jordan
Beiträge: 1355
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Kunz Putzhobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Reinhold,

die Adresse ist bekannt, denke ich. Oder willst du uns darauf aufmerksam machen, daß die Firma Tresselt vom Staat finanziert wird? Das war mir neu. Vielleicht erklärt das etwas, aber was?

Gruß, Wolfgang


Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kunz Putzhobel

Beitrag von Ulrich Lanz »


Die Formulierungen auf der Homepage ließen ja durchaus eine bessere Qualität erwarten. Aber wenn die professionellen Kunz-Hobel schon so unbefriedigend ausfallen, was darf/muss man sich dann von den auf der Website ebenfalls angepriesenen "Heimwerkerhobeln" erwarten...???

Gruß Uli


Gerald
Beiträge: 17
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Kunz

Beitrag von Gerald »

[In Antwort auf #109663]
Wenn du einen oder zwei "Hunderter" drauf legen wuerdest dann ist der Kunz oder Anant ja auch voellig uninteressant fuer dich. Ich habe mir den Annant gekauft weil er fuer 22 Euro doch um einiges billiger ist als 200+ Euro fuer einen Veritas. Wenn du bereit bist 200 Euro zu bezahlen dann kauft man auch keinen Kunz. Mich wundert es auch das du dir einen Kunz zugelegt hast nachdem er im Forum ziemlich schlecht geredet wurde und selbst der Anant der nur 1/3 vom Kunz kostet besser sein soll. Ich bin keine Hobelexperte aber die von dir beschriebenen Probleme sind bei meinem Anant nicht so extrem zutage getreten.
Mein "Hobelmaul" hat max. einen Spalt von 1mm, ich wuerde sogar sagen das der Abstand noch etwas kleiner ist. Eisen muss man aber unbedingt schleifen auch den Spanbrecher habe ich noch etwas nachgearbeitet damit er schoen plan auf dem Eisen liegt. Ansonsten macht es wohl keinen Sinn den Hobel zu benutzen und dann zu bewerten. Bei Putzen sollte der Spanbrecher auch nicht so wichtig sein wie bei anderen arbeiten, habe ich zumindest auf der "Holzwerkenseite" ueber das Einstellen eines Gusshobels gelesen. Dort wird sogar geschrieben das man den Spanbrecher beim Putzhobel bis zu 5mm zurueck zieht. Ich konnte meinen allerdings nicht so weit zurueck ziehen weil sich sonst die Feineinstellung des Eisens nicht verwenden laesst da sie in einen Ausschnitt im Spanbrecher eingreift. Du weisst sicher was ich meine, ist auf den Bildern von deinem Kunz ja deutlich zu sehen das er nahzu identisch zu meinem Anant aufgebaut ist. Nur ist scheinbar die Verarbeitung gewollt oder zufaellig beim Anant etwas besser und er ist nicht traktorgruen ;).

gruss Gerald



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