Hallo,
Letztens gaben wir hier an dieser Stelle Hilfestellung bei einer Kaufentscheidung für einen Putzhobel. Es wurde von Anant und Kunz abgeraten, ich war auch so ein Kritiker, der in den Chor einstimmte. Vor allem auf Kunz wird oft geschimpft. Ich will mich hier nicht rechtfertigen ob meines dummen Vorurteils, sondern schauen wie es um den Kunz steht. Wolfgang, du hast mein schlechtes Gewissen geweckt. Kurzerhand hab ich bei Dieter einen Nummer 4 bestellt. Der ist heute eingetroffen. Ich will hier nicht über die Plastikgriffe oder das Traktorengrün sprechen. Das ist halt auch Geschmacksfrage.
Ich war soeben in der Werkstatt und wollte einen ersten Span abnehmen. Dazu hab ich den Hobel erstmal auseinandergenommen und mit Aceton abgewaschen, um den Schutzfilm zu entfernen.
Dann wollte ich den Frosch nach vorne schieben, um das Maul zu verkleinern. Es ist ja ein Putzhobel, der feine Späne liefern soll. Der Frosch sitzt nicht auf einer plangefrästen Ebene, sondern Lack auf Lack. Sieht man deutlich auf dem Foto. Zieht man nun den Frosch nach vorne und die Schrauben an, so schiebt er sich automatisch wieder nach hinten. Man muss ihn schon austricksen und dann noch bekommt man ihn nicht gerade hin. Bei geschlossenem Maul bleiben immer noch gut 2 mm Luft. Das ist eindeutig zu viel.
Das Eisen und der Spanbrecher sind heimtückisch. Die vordere Kante vom Spanbrecher soll wenige Zehntel eines Millimeters von der Schneide entfernt aufliegen. Dazu muss man hier wissen, dass der Spanbrecher sich zurückzieht, wenn man die Schraube festzieht. Setzt man den Spanbrecher an der Schneide an, zieht dann fest, hat man bestenfalls einen Millimeter Abstand. Drunter bin ich nicht gekommen. Vielleicht würde es helfen, den Spanbrecher zu schleifen, sicher bin ich mir nicht.
Das Eisen liegt nicht auf dem Frosch plan auf, man kann gut zwischen beiden durchschauen.
Die Lateraleinstellung ist festgenietet auf einer Gussfläche, keine Fräsung. Die Niete hat viel Spiel. Der Greifer ist auch schlau. Dreht man den Hobel um und will die Schneidkante parallel zur Sohle ausrichten, so guckt man erstaunt, warum das Eisen gänzlich verschwindet, wenn man den gepressten Hebel zur Seite schiebt. Das ist mir zweimal passiert.
Danach wollte ich eigentlich nur noch einen Span abheben und hab alles andere mal nach hinten geschoben. Bei feinster Einstellung hatte der Span immer noch satte 2 Zehntel.
Ich hab die Planheit der Sohle nicht überprüft, ich hab das Eisen auch nicht geschärft, ich weiß, dass man das alles tun muss. Der Spanbrecher müsste entgratet und geschliffen werden, der Frosch ebenso. Der Chrom beim Spanbrecher ist schon lädiert und an den Kanten nicht sauber. Auch die Sitzflächen des Körpers und des Froschs müssten plan sein. Die Maulöffnung macht das größte Problem. Es müsste ein dickeres Eisen her.
Man kann sicher damit hobeln, aber ob man putzen kann, so wie der Hobel geliefert wird, denk ich nicht. Ich wollte den Hobel eigentlich so hinkriegen, dass er mir auch gefällt und gute Dienste leistet und das als Putzhobel. Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher ob das gelingen wird. Die Maulöffnung stört, der Sitz der Schraubenköpfe am Frosch und die Kontaktflächen mit dem Hobelkörper müssten eingeebnet werden. Es gibt noch eine Reihe kleinerer Arbeiten, die man tun könnte, aber ich überleg mir, ob das einen Sinn hat. In der Zeit kann ich einen Rahmen bauen, ein großes Streichmaß oder sonst was. Ich schätze, dass wenigstens zehn Stunden dazu nötig wären.
Der Anspruch einen Hobel zu haben, der diese Fehler nicht hat, ist für mich nicht zu hoch. Ich denke, auch nicht für einen Schreiner. Ich hab meine Meinung nicht geändert. Ich würde auch einen oder zwei Hunderter drauflegen, wenn der Hobel in Ordnung wär. Der Preis stört mich selten bei einem guten Handwerkzeug. Hätte ich das Geld nicht, würde ich nach wie vor einen Holzhobel kaufen.
Gruß, Marc