Zinkengröße bei Schwalbenschwanzverbindungen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ralf E
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Zinkengröße bei Schwalbenschwanzverbindungen

Beitrag von Ralf E »


Hallo zusammen,

momentan habe ich eine Frage zu den Zinkenbreite bei Schwalbenschwanzverbindungen.
Zur Zeit werkel ich an einen Rollcontainer aus Fichten Leimholz, den Korpus habe ich fertig gezinkt, als mein Bruder (Holztechniker) meine Schwalbenschwanzverbindungen gesehen hat, meinte er, das man die Zinkenbreite die Hälfte der Schwalbenschwanzbreite betragen sollte. Nun meine Frage an euch: Ist diese Aussage korrekt?

An einem alten Bauernschrank habe ich genau diese vorgehensweise gesehen!!! Trotzdem kann ich mir konstruktionstechnisch keinen Vorteil aus diesem Verfahren sehen.

Gruß

Ralf

PS.: Fichtenleimholz zu Zinken ist schon eine Herrausforderung!!!:-( Trotz gut geschliffenen Stechbeitel habe ich noch Ausriße im Stirnholz. (Nächste mal wenn ich Holz einkaufen gehe, werde ich wohl nach mehr Qualität ausschau halten, und ein paar Euronen mehr Investieren.)


Friedrich Kollenrott
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sieht einfach gut aus! *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Ralf,

rein konstruktiv gibt es sicher kein exakt definiertes Optimum des Breitenverhältnisses. Ich nehme an, dass Du die Breite am "oberen Ende" des Schwalbenschwanzes, also da wo er am breitesten ist, mit der dazwischenliegenden Zinkenbreite vergleichst. Dann sieht einfach ein Verhältnis von ungefähr 2 zu eins oder noch ein bißchen mehr (ich nehme gern ungefähr 3, s. Bild unten) gut aus.

Die Haltbarkeit der Verbindung hängt vor allen von der Zahl der Leimfugen bei gegebener Verbindungslänge ab. Für hohe Haltbarkeit also eine kleine Teilung (viele schmale Schwalbenschwänze / Zinken, nicht wie beim hier vor einiger Zeit diskutierten Papstsarg). Man braucht es aber nicht zu übertreiben.

Zur Verarbeitung von Fichtenleimholz zu Zinkenverbindungen: Würd ich auch nicht mehr machen. Das angehängte Bild ist eine aktuelle Zinkung in meinem Küchenbauprojekt. Ein Schubladenkasten, aus selbstgemachtem Birke- Leimholz. Eignet sich hervorragend für saubere Verbindungen, so ein toller Zinker bin ich eigentlich nicht, aber damit geht es (die leichte Unschärfe ist nicht gewollt, aber schönt!)

Weiter viel Erfolg!

Friedrich


Ralf E
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Re: sieht einfach gut aus!

Beitrag von Ralf E »


Hallo Friedrich,

danke für deine Erklärung, im übrigen, bin auch ich kein "Zinkenkönig", aber ich übe ( Vielleicht kauf ich mir ein Geräte für die OF, aber das gehört bestimmt nicht hierhin:-). ) Das arbeiten mit Handwerkzeug gefällt mir ansonsten sehr gut aber ich bin leider noch nicht so gut, um selbst Leimholz herzustellen, geschweige denn ein Brett plan zu hobeln. Zudem muss ich gestehn das ich erst vor einen halben Jahr mit Handwerkzeugen angefangen hab. :-)

Gruß

Ralf

Urs
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ja schon, aber ...

Beitrag von Urs »


Hallo an alle

die Antwort von Friedrich überzeugt mich durchaus, in diesem Bereich habe ich schon einige Anleitungen gelesen (mein Buch: W. Müller, Modelllehrgang für Schreiner, Bern/Zürich 2000) rät bei dem von Friedrich beschriebenen Verhältnis zu 1:4 oder 1:6.

Was anderes habe ich aber nie so richtig verstanden: Manchmal ist das Verhältnis noch viel extremer und die Zinken weisen (in der halbverdeckten Bauart) bei der breitesten Stelle der Schwalbenschwänze fast keine Breite mehr auf, d.h. sie laufen fast in einen Spitz zu. Das habe ich an zwei Möbeln, die wir in unseren Haus haben, beobachtet und auch schon im Fine Woodworking gesehen (sogar in deren Signet findet sich diese Bauart!). http://www.taunton.com/finewoodworking/index.asp
So etwas stelle ich mir sehr mühsam in der Herstellung vor, sowohl bei den Zwischenräumen der Schwalbenschwänze, wo man mit dem Stecheisen nicht leicht hinkommt. Aber vor allem bei den dünnen Zinken muss man aufpassen, dass einem nichts ausbricht.

Ist das nur eine überzüchtete Form der macht das Sinn?

Mit Gruss und Dank

Urs

Dieter Schmid
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Re: ja schon, aber ... *MIT BILD*

Beitrag von Dieter Schmid »


Liebe Vorredner,
Ja, das ist die reife Form der Zinkung, hatten schon die Römer und in England im 18. und 19. Jahrhundert war es weit verbreitet - einfach elegant. Auf dem Bild ein römisches Kästchen.

Viele Grüße
Dieter

Friedrich Kollenrott
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Reife Form... toll!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


diese Bezeichnung, lieber Dieter, gefällt mir natürlich. Steht zu meinem jugendlichen Alter in reizvollem Gegensatz.

Ich find es optisch besonders schön, wenn die Schwalben relativ eng zusammenstehen. Ich mache den Abstand 4mm, da kann man noch mit allen Werkzeugen gut durch, nur beim Einpinseln mit Leim hakt es ein bißchen.

Aber, und das freut besonders: Mit einer Oberfräse geht das nicht. Der Fräser ist zu dick. Eng stehende Schwalbenschwänze beweisen die Anfertigung von Hand.

Friedrich



Berthold Cremer
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Zierzinken *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo!

Aus Büchern habe ich es auch so gelernt: Die Schwalben sind doppelt so breit wie die Zinken. Das mache ich auch immer so, und ich habe schon viele Möbel gesehen, die genau so verarbeitet sind. Außerdem sieht es auch gut aus.

Im Bild seht ihr noch eine "überzüchtete" Form von Zierzinken. - Habe ich vor Jahren mal ausprobiert. Das macht viel Spaß!!

Gruß
Berthold


Eckhard Pohlmann
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Trichterzinken *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Hallo!

Eine weitere Zinkenvariante.
Ich zinke meistens auch in den Abmessungen 1:2.
Die Bilder stammen aus meiner Papierkorbdokumentation und auf dem rechten Bild sieht man, dass auch bei Weichholz mit scharfen Beiteln eine recht gut Schnittfläche zu erreichen ist.

Gruß, Eckhard

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
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Re: sieht einfach gut aus!

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #107396]
Hallo Friedrich,

schöne Zinken und Schwalben hast Du gemacht. Da Du immer besonderen Wert auf handgefertigte Teile legst, wundert es mich aber, dass Du solche Schubladenführen verwendest, zumal es auch unsichtbare gibt bzw. handgemachte aus Holz bzw. klassische mit Lauf-, Kipp-, und Streifleisten. Es ist schade, dass man auf der schönen Schublade so viel Blech sieht, oder hat es einen speziellen Grund?

Viele Grüße von
Edi

Friedrich Kollenrott
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Schubladenführungen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Edi,

das Teil gehört zu unserer Küchen.- Neumöblierung, und da war es Bedingung, dass die Laufeigenschaften der Schubladen entsprechend gut sind, auch bei hoher Belastung. Hölzerne Führungen (hab ich auch schon gemacht, beispielsweise für Garderobenschränke) schieden daher aus.

Ich habe mir alle möglichen Führungen angesehen- es sollten Vollauszüge sein. Ich habe dann die ersten Schubladen mit Rollen- Vollauszügen gebaut, das hat mich aber nicht überzeugt, die waren mir zu rumpelig. Diese sind nun Kugelauszüge, laufen etwas schwerer aber angenehmer. Sie brauchen wenig Platz und sind konstruktiv problemlos unterzubringen. Etwas schwierig sind die Toleranzanforderungen, man muss den Schubladenkasten in der Breite schon sehr ganau fertigen (ich habe etwas breiter gemacht und dann etwa 1mm weggehobelt bis es passte).

Dass man die Auszüge sehen kann, wenn die Schublade ausgezogen ist, stört mich übrigens gar nicht. Ich finde, man muss die Technik nicht verstecken.

Trotzden: Du schreibst von Lauf-, Kipp-, Streifleiste-was ist das? Hab ich im Spannagel was übersehen?

Friedrich


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