Freunde des Hobelns und seufzende Schärfer,
Ich hab volles Verständnis für jeden, der das Thema nicht mehr hören mag. Aber mich treibts eben. Und ich habe in den letzten Wochen sehr viel gehobelt und geschärft.
In meiner Schärfanleitung habe ich ausführlich über meine Erfahrungen mit der 2. Fase (die an der Spiegelseite eines Hobeleisens) berichtet. Die ändert nicht nur bei Hobeln mit Fase unten den Schnittwinkel, sondern ermöglicht auch besonders scharfe Schneiden und befreit vor allem vom ständigen Kampf gegen das Verkratzen der Spiegelseite. Aus letzterem Grunde (ich war es leid) habe ich mehrere Hobel auf 2. Fasen umgestellt- mit einem Winkel von nur 3° zur Spiegelseite,. Das reicht für das arbeitssparende Abziehen und die besondere Schärfe, beeinflusst aber das Verhalten des Hobels noch nicht nennenswert.
Dann fiel mir auf, dass ein früheres Ärgernis kaum noch auftrat. Das Probem nämlich, dass nach dem Abziehen der Fase (bei mir immer eine Mikrofase) die Schneide nicht richtig scharf ist, weil auf der Spiegelseite Verschleissschäden zurückgeblieben sind (nicht genug abgeschliffen!). Bei den Eisen mit 2. Fase musste ich offenbar viel weniger schleifen. Nicht nur etwas weniger. Viel weniger! Wenn man bedenkt, dass bei Anwendung der Mikrofase mindestens 3/4 der Schärfzeit Schleifzeit sind, dann ist das wirklich interessant.
Ich hab darüber nachgedacht. Und festgestellt: Ja, es kann so sein. Und darum jetzt die Theorie zum Phänomen (s. Skizze):
Eine stumpfe Schneide hat eine minimal verrundete Schneidkante und zahlreiche Kratzer und Macken auf Spiegelseite und Fase,in einem schmalen Band entlang der Schneide. Die deshalb zu entfernende beschädigte Kontur habe ich auf der Skizze jeweils fett hervorgehoben.
Links: Keine 2. Fase. Der Schaden wird durch einseitiges Abschleifen von der Fase (oder Mikrofase) her beseitigt. Man muss viel Material entfernen, erkennbar an der erheblichen Verkürzung a des Werkzeuges.
Rechts: Die Schneide halt eine ( nur wenige Zehntel mm breite) 2. Fase an der Spiegelseite. Es wird von beiden Seiten geschärft: Durch Schleifen + Abziehen von unten (Fasenseite) und durch Abziehen von oben (2. Fase an der Spiegelseite). Und siehe da, für die Entfernung der gleichen Verschleisskontur muss man viel weniger Material entfernen (erkennbar an der viel geringeren Verkürzung b des Werkzeuges).
(Die Skizze ist mir wohl etwas optimistisch geraten. Aber Ich habe auch in der Anwendung den Eindruck, dass der Effekt sehr deutlich ist!)
Theoretisch erscheint das plausibel. Mein Eindruck ist, es stimmt auch in der Praxis. Der Aufwand für das Schleifen verringert sich ganz erheblich.
Es wäre schön, wenn das auch mal Andere ausprobieren und über ihre Erfahrungen gelegentlich berichten könnten.
Friedrich
