Ich hab mich gemausert ...
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Ich hab mich gemausert ...
... vom Holz-Hobel-Benutzer zum Eisen-Hobel-Liebhaber !
Guten Tag Allerseits,
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht an meine "Holländer Nase", vom April vergangenen Jahres ?
Damals hab ich gesagt, dass ich auch gerne mal einen Eisenhobel ausprobieren will. Nun, vor wenigen Wochen, hab ich einen "10.00$-Hobel" ersteigert. Nichts aussergewöhnliches, ein "CRAFTSMAN", # 3. Eben ein richtiger "Handwerker". Der allgemeine Zusstand war, so find ich im nachhinein, gar nicht so schlecht. Ich schätze, dass der Hobel etwa aus den 40er bis 50er Jahren stammen dürfte. Das Hobelmaul ist etwas weit. Schiebt man den Frosch bündig an die Hinterkante des Maul's, bleiben mit eingesetztem Eisen, immer noch knapp 2 mm "Luft". Wahrscheinlich ist das original. Hiezu eine Frage : Es ist möglich, den Frosch weiter nach vorne zu schieben, aber ich bin mir nicht so sicher, wie sich das auf die Stabilität des Messer's auswirkt. Fängt das möglicherweise an zu vibrieren ? Ich weiss, probieren geht über studieren, aber eure Erfahrung ist mir hier wichtig !
Nun, nachdem ich den Hobel etwas gereinigt, das Messer geschliffen, den Hobel auf verschiedenen Hölzern ausprobiert, und etliche Späne abgehobelt habe, bin ich überzeugt.
Die Anatomie des Eisenhobels, liegt mir besser in/an der Hand, als die des Hölzernen. Ich bin viel näher am Holz, ich spüre was passiert, ich kann den Hobel fast führen, wie einen Schweifhobel. Span um Span, genau dort abgetragen, wo ich es wollte, und nicht der Hobel ! Diese Präzision, diese Exaktheit, hab ich mit einem Hölzernen, nie so gespürt und erreicht. Die Kante eines 80 cm langen Brettes, kriegte ich allenfalls mit der Rauhbank, gerade hin. Das schaff ich mit dem Eisenhobel auf eine Weise, die mich glauben lässt, dass mir hier die Holz-Rauhbank nichts mehr bringt.
Ich bin mir bewusst, diese Eindrücke sind subjektiv. Sie gelten so, nur für mich. Was ich aber auch sagen kann : Es hat sich mehr als gelohnt, mit beiden Hobeln zu experimentieren. Von daher würde ich jedem Neuling empfehlen, je einen günstigen Holz- und Eisen-Hobel zu kaufen. Das ist gut investiertes Geld. Dieses spielt sich herein, wenn man so herausfindet, welcher Hobel einem besser liegt.
Fazit dieser Übung für mich : Ich werde nach und nach von Holz- auf Eisen-Hobel umstellen. Wenigstens dort, wo es das Modell gibt. Bis dahin werde ich einträchtig beide Hobel nebeneinander benutzen. Das eine schliesst auch hier, das andere, nicht aus !
Mit "eisernem" Gruss aus der Schweiz,
Beat
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Re: Ich hab mich gemausert ...
Hallo Beat,
Ich hab vor ein paar Tagen die umgekehrte Erfahrung gemacht, und zwar mit einer alten Ulmia-Raubank, ca 30 Jahre jung. Sie hat mir gezeigt, dass auch Holzhobel Vorteile haben: sehr leicht; trotzdem lang und man kann sehr viel Gewicht reinlegen, wenn man an eine Gussraubank gewohnt ist. Die Späne sind nur so geflogen. Ich hab ihr sodann einen schönen Platz im Werkzeugschrank bereitet.
Zu deiner Frage: Normalerweise merkst du nicht viel Unterschied bezüglich des Vibrierens beim Verkleinern der Maulöffnung. Allerdings gibt es 2 unterschiedliche Bauweisen: Das Bailey-System und das Bedrock-System. Ersteres erkennt man sehr schnell an den gerundeten Flanken und letzteres an seinen geraden Flankenkuppen. Letzteres dämpft Vibrierungen effektiver, weil der Frosch vorne keilförmig zuläuft und so das Eisen bis zur Sohle stützt und der Frosch auch an der Sohle abgestützt ist. Außerdem ist das Einstellen der Maulöffnung einfacher, da hierzu das Eisen im Hobel bleibt, da die Einstellschrauben von hinten zugänglich sind.
Ich hoffe, ich konnte dir hiermit helfen. Trotzdem hast du Recht, wenn du sagst, dass man es selbst probieren muss, allein schon weil jedes Handwerkzeug einmalig ist, wahrscheinlich so sehr, wie sein Besitzer.
Gruß, Marc
Re: Ich hab mich gemausert ...
Hallo Beat,
schöner Beitrag, danke dafür.
Nun, ich bin japan. Hobelbenutzer und von meinem Kanna so begeistert, wie Du von Deinem Metallhobel geschildert hast. Und man soll ja niemals nie sagen, nicht ... ;-)
Und so habe ich natürlich auch immer ohne Vorurteile mich umgekuckt. Da kommt man dann natürlich auch nicht an Metallhobeln vorbei über kurz oder lang. Nur weil ich meinen Kanna so mag lehne ich ja nicht unbedingt andere Hobel deshalb ab. Denn das eine schließt das andere ja nicht aus.
Ich kenne Deinen geschilderten Typ natürlich nicht. Aber als Metaller, dachte ich gerade beim lesen, wenn es Dir nun gelänge, eine Art zweites Hobeleisen
aus einfachem Werkzeugstahl unter das eigentliche zu betten, käme das Eisen ja weiter hervor und die Schneide sollte dann näher an die Bruchkante herankommen können, und aus den 2mm könnte je nach dem, weniger werden. Wenn die Beilage sauber eben und entgratet ist, sollte daraus eine Einheit werden mit der Klemmung des Eisens. Vielleicht sogar ohne gesonderte Verschraubung im Bett des Frosches. Und die Verstellung des Frosches bleibt davon ja auch uneingeschränkt.
Fazit: Du hättest mit der Beilage die gleiche satte Auflage wie vorher. Ich sehe so auf Anhieb keinen Nachteil. Ihr Profis vielleicht?
Wie sieht es mit bei Anwendern von LN, Veritas, Clifton Stanley und wie sie alle heißen aus?
Freundliches Grüzi wohl aus Franken
Ronald
Re: Ich hab mich gemausert ...
[In Antwort auf #104327]
Hallo Beat,
ich bekomme Bedenken, wenn ich Deinen Beitrag lese!
Erst im letzten Jahr, habe ich meine ersten Hobelversuche unternommen, mit Holzhobeln die mit der Feineinstellung ausgestattet sind. Trotzdem alles andere als einfach. Der letzte große Anlass für Geschenke hat mit wieder 2 neue Handhobel beschert, diesmal mit Pockholzsohle, die Arbeitsversuche damit gelangen besser als mit den Holzhobeln mit Weißbuchensohle.
Eigentlich dachte ich jetzt, mein System gefunden zu haben, das ich hoffte mit viel Übung irgendwann zu beherrschen. Jetzt schreibst Du, das es mit den Metallhobeln viel besser funktioniert. Kann ich jetzt die 4 ECE´s getrost einmotten und von vorn anfangen?
Ist es wirklich schwieriger mit Holzhobeln zu hobeln, liegt es vielleicht an den Holzhobeln, das es so richtig nicht gelingen will?
Mit hölzernem Gruß
Dietrich
Hallo Beat,
ich bekomme Bedenken, wenn ich Deinen Beitrag lese!
Erst im letzten Jahr, habe ich meine ersten Hobelversuche unternommen, mit Holzhobeln die mit der Feineinstellung ausgestattet sind. Trotzdem alles andere als einfach. Der letzte große Anlass für Geschenke hat mit wieder 2 neue Handhobel beschert, diesmal mit Pockholzsohle, die Arbeitsversuche damit gelangen besser als mit den Holzhobeln mit Weißbuchensohle.
Eigentlich dachte ich jetzt, mein System gefunden zu haben, das ich hoffte mit viel Übung irgendwann zu beherrschen. Jetzt schreibst Du, das es mit den Metallhobeln viel besser funktioniert. Kann ich jetzt die 4 ECE´s getrost einmotten und von vorn anfangen?
Ist es wirklich schwieriger mit Holzhobeln zu hobeln, liegt es vielleicht an den Holzhobeln, das es so richtig nicht gelingen will?
Mit hölzernem Gruß
Dietrich
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Re: Nicht doch, Dietrich !
Guten Tag Dietrich,
Bewusst hab ich gesagt : Diese Eindrücke sind subjektiv, und gelten so nur für mich ! Ich sage also nicht, es ist grundsätzlich einfacher !
Will sagen : Seit ich hoble, (muss allerdings anfügen, dass ich einen Hobel, und das Resultat, mit andern Augen betrachte, seit ich in diesem Forum verkehre !) hat immer der Holz-Hobel mit mir gehobelt ! So ähnlich, wie ein gutmütiger Bernhardiner, der mit dem Kind spazieren geht ! Das Kind merkt gar nicht, das es an der Leine geführt wird. Genauso wenig hab ich gemerkt dass der Hobel mit mir hobeln geht !
Mit dem Eisen-Hobel hat sich das geändert ! Jetzt bestimme ich den Kurs. Jetzt hobelt der Hobel da, wo ich es will ! Jetzt hab ich die Leine in der Hand !
Also Dietrich, ich kann Dir nicht sagen, wer bei Euch, der Bernhardiner ist ! Wenn Du's rausfinden willst, versuchs mal mit einem Eisen-Hobel !
Mit besten Grüssen in den Taunus,
Beat
Re: Nicht doch, Dietrich !
Hallo Beat,
bei nächster Gelegenheit werde ich einen Metallhobel ausprobieren, bis dorthin muß ich wohl den Hobel etwas fester anpacken:-)
Danke für Deine Worte!
Gruß Dietrich
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Re: Also das System machts ?
[In Antwort auf #104331]
Guten Tag Marc,
Wenn ich Deine Ausführungen, und meine Skizze vom Bailey- und Bed Rock-System richtig interpretiere, dann macht das System den Unterschied.
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass an sich, die Fixierung des Frosches, mittels Schrauben beim Bailey-System, bzw. den Stiften und Schrauben, und dem auf dem Frosch verbleibenden Eisen, beim Bed Rock-System, den Unterschied machen.
Jetzt seh ich aber, dass sich der Bailey-Frosch nur waagrecht verschieben lässt ! (ist mir vorher nicht aufgefallen) Hingegen der Bed Rock-Frosch verschiebt sich schräg zur waagrechten Sohle, somit also bis in das Hobelmaul hinein ! (wenigstens theoretisch)
Bei meinem Craftsman, der nach Bailey gebaut ist, bestätigt sich diese Überlegung. Einen Bed Rock-Hobel hab ich leider nicht zur Verfügung.
Seh ich das richtig, Marc ?
Besten Dank für Deine Erklärung,
Beat
Guten Tag Marc,
Wenn ich Deine Ausführungen, und meine Skizze vom Bailey- und Bed Rock-System richtig interpretiere, dann macht das System den Unterschied.
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass an sich, die Fixierung des Frosches, mittels Schrauben beim Bailey-System, bzw. den Stiften und Schrauben, und dem auf dem Frosch verbleibenden Eisen, beim Bed Rock-System, den Unterschied machen.
Jetzt seh ich aber, dass sich der Bailey-Frosch nur waagrecht verschieben lässt ! (ist mir vorher nicht aufgefallen) Hingegen der Bed Rock-Frosch verschiebt sich schräg zur waagrechten Sohle, somit also bis in das Hobelmaul hinein ! (wenigstens theoretisch)
Bei meinem Craftsman, der nach Bailey gebaut ist, bestätigt sich diese Überlegung. Einen Bed Rock-Hobel hab ich leider nicht zur Verfügung.
Seh ich das richtig, Marc ?
Besten Dank für Deine Erklärung,
Beat
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Re: Ich hab mich gemausert ... *MIT BILD*
[In Antwort auf #104327]
Hallo Beat,
Der Craftsman entspricht, soweit ich weiss, den Bailey- Typen von Stanley, das sind die, bei denen der Frosch mit Schrauben befestigt ist, die erst nach Abnehmen des Eisens zugänglich sind. ich habe einige davon.
Bei diesen Hobeln ist es durchaus üblich und für ein enges Hobelmaul auch erforderlich, dass der Frosch etwas (ungefähr einen mm, ggf. auch etwas mehr)über die hintere 45°- Fase der Öffnung in der Hobelsohle vorsteht (s. Pfeil auf Skizze). Das Eisen liegt sowieso nur auf dem Frosch auf, deswegen tritt auch keine vergrößerte Neigung zu Vibrieren auf.
Viel Spass mit den eisernen im neuen Jahr!
Friedrich)

Hallo Beat,
Der Craftsman entspricht, soweit ich weiss, den Bailey- Typen von Stanley, das sind die, bei denen der Frosch mit Schrauben befestigt ist, die erst nach Abnehmen des Eisens zugänglich sind. ich habe einige davon.
Bei diesen Hobeln ist es durchaus üblich und für ein enges Hobelmaul auch erforderlich, dass der Frosch etwas (ungefähr einen mm, ggf. auch etwas mehr)über die hintere 45°- Fase der Öffnung in der Hobelsohle vorsteht (s. Pfeil auf Skizze). Das Eisen liegt sowieso nur auf dem Frosch auf, deswegen tritt auch keine vergrößerte Neigung zu Vibrieren auf.
Viel Spass mit den eisernen im neuen Jahr!
Friedrich)

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Re: Unterlege-Eisen ?!
[In Antwort auf #104332]
Guten Tag Ronald,
Wenn ich mich richtig erinnere, hast Du doch vor einiger Zeit, einen eindrücklichen Kursbericht, über den Bau eines japanischen Hobels geliefert ? Ich bewundere Leute, die sich sowas trauen !
Wie Du auch richtig gesagt hast, man sollte wirklich nie nein sagen, man verschliesst sich einer Erfahrung, die man dann nicht machen könnte !
Bin froh, dass Du als Metaller die Möglichkeit eines Unterlege-Eisen's in Betracht ziehst. Daran hab ich auch schon gedacht, aber für den Moment wieder verworfen. Nun, wenn zwei das gleiche denken, kann es so schlecht nicht sein. Also probier ich's vielleicht trotzdem noch aus !
Besten Dank Ronald,
Beat
Guten Tag Ronald,
Wenn ich mich richtig erinnere, hast Du doch vor einiger Zeit, einen eindrücklichen Kursbericht, über den Bau eines japanischen Hobels geliefert ? Ich bewundere Leute, die sich sowas trauen !
Wie Du auch richtig gesagt hast, man sollte wirklich nie nein sagen, man verschliesst sich einer Erfahrung, die man dann nicht machen könnte !
Bin froh, dass Du als Metaller die Möglichkeit eines Unterlege-Eisen's in Betracht ziehst. Daran hab ich auch schon gedacht, aber für den Moment wieder verworfen. Nun, wenn zwei das gleiche denken, kann es so schlecht nicht sein. Also probier ich's vielleicht trotzdem noch aus !
Besten Dank Ronald,
Beat
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Re: Die "tote" Ecke !
Guten Tag Friedrich,
Hab Dank, für Deine Skizze. Genau die Ecke dort hab ich gemeint.
Wenn Deine Erfahrung sagt, kein Problem, dann beruhigt mich das !
Allerdings würde mein Eisen nach weiter unten, schon noch aufliegen, wenn es denn könnte ! Das Eisen ist auch nur etwa 2 mm dick, und so reicht der Schliff, nicht so hoch hinauf. Bei einem dickeren Eisen, würde wohl die Situation exakt Deiner Skizze entsprechen.
Auch Dir ein fröhliches Hobeln im neuen Jahr.
Beat