Rotkernige Buche
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Rotkernige Buche
Hallo zusammen,
unserer Wochenendzeitung war ein Möbelprospekt beigelegt, in dem unter anderem Möbel aus "Kernbuche" angepriesen wurden. Vom Rotkern der Buche habe ich zwar schon mal gehört, aber da habe ich nun zum ersten Mal die wunderschöne, ausdrucksstarke Maserung dieses Holzes gesehen, die vom etwas langweilig homogenen Bild des normalen Buchenholzes abweicht. Ich habe deshalb gerade mal im weltweiten Netz nach weiteren Informationen zu rotkerniger Buche gestöbert und bin dabei unter anderem auf zwei Links gestoßen, die vielleicht auch hier im Forum interessant sein dürften:
www.infoholz.de/html/f_page.phtml?p1=1073313653&p3=33589
www.kerniges-holz.de/upload/Beimgraben.pdf
In diesem Zusammenhang gleich mal die Frage: Welche Forumsleser haben denn schon mit rotkerniger Buche gearbeitet und können von ihren Erfahrungen berichten? Besonders interessieren würde mich das in den Publikationen angeschnittene Problem, dass die schöne Maserung unter UV-Licht-Einwirkung im Lauf der Zeit ausbleicht? Welche Oberflächenbehandlungen haben sich als geeignet erwiesen, diesen Vorgang zu verhindern? Reicht Ölen, das ja oft die Maserung ohnehin anfeuert?
Bin schon gespannt auf eure Erfahrungen...
Viele Grüße
Uli
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Re: Rotkernige Buche
Hallo Ulrich!
Vor ein paar Wochen habe ich an einer interessanten Veranstaltung des "Hessisches Holz+Technik Museum" ( http://www.holztechnikmuseum.de ) teilgenommen. Im Wald wurde eine 130järige Buche gefällt. Doch zuvor erklärte der Forstmeister sehr viel Interessantes über die Buchen, die in meiner Gegend eigentlich zu stark wuchern.
Doch nun zum Rotkern. Ich versuche, die Aussagen des Forstmeisters zusammenzufassen, wie ich sie noch in Erinnerung habe: Der Rotkern mindert den Holzwert ganz erheblich. Vor allem, wenn aus dem Baum Schälfurniere hergestellt werden sollen. Die Ursache für die Verkernung sei noch nicht völlig erforscht. Tatsache ist, dass die "Rotverkernung" in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Eine Theorie ist diese: Durch die starken Stürme, die es Ende der 80iger Jahre gegeben hat, sind Risse im Stamm im Bereich der Krone entstanden. Dadurch sei Wasser und Sauerstoff eingedrungen und habe zur Kernbildung beigetragen. - Soweit die Theorie.
Die weiteren Ausführungen des Forstmeisters waren auch sehr interessant: Viele Buchen in der Gegend weisen einen sehr hoch sitzenden Zwiesel auf. Dadurch entsteht ein "Wassertopf", der auch zur Fäulnis im Stamm beitragen kann. Diese Zwiesel sind möglicherweise genetisch bedingt. Heute versucht man Bäume heranzuziehen, die nicht zum Zwieseln neigen. Führer als man die hiesigen Buchen als Brennholz schlug, hatte man hoch sitzende Zwiesel gerne. Man fällte den Baum so, dass er auf den Zwiesel fiel. Dadurch riss der Baum oft der Länge nach auf, und der Holzfäller hat den Stamm gleich gespalten.
Nach weiteren interessanten Erklärungen zum Forst und zum Fällen haben Forstarbeiter dann die 130-järhige Buche gefällt. Das ist schon ein interessantes Erlebnis.
Es gab viele weitere Erklärungen: Was ein Chinesenbart ist, wie man Wimmerwuchs erkennt und was ein Waldbart ist. Auch worauf Forstarbeiter beim Fällen achten: Fallkerbe, Halteband Herzstich usw. . . .
Wer so eine Vorführung einmal erleben kann, sollte es sich nicht entgehen lassen.
Hoffe nun, dass ich mit meinen Ausführungen niemand gelangweilt habe.
Gruß
Berthold
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Re: Rotkernige Buche
Der Rotkern mindert den Wert des Baumes erheblich wei die Färbung nicht gewünscht ist. Bei Leuten die auf eine aufregende Maserung stehen (wie ich:) sieht's wieder anders aus. Der neueste Gag der Möbelindustrie: Möbel aus Rotkern Leimholzplatten anbieten und behaupten das wäre etwas besonderes.
Rein tehnisch gesehen hat der Rotkern nur einen einzigen Nachteil gegenüber dem restlichen Holz: er ist weniger witterungsfest. Das ist aber auch schon alles. Ansonsten nur optosche Unterschiede. Ach ja bevor ich's vergesse, Buche verändert ihre Farbe immer unter Einfluss von UV Licht. Normale wie gedämpfte Buche werden im Laufe der Jahre, man verzeihe mir den Ausdruck aber es passt einfach am besten, uringelb.
Um das zu verhindern hilft nur ein UV beständiger Lack.
Gruß
Armin
PS: in meinem Brennholz Stapel habe ich auch eine 130 jährige Buche. Der Baum hat 25cm Durchmesser (kein Witz, ich hab' die Ringe gezählt)
Re: Rotkernige Buche
Hallo Ulrich, Berthold und Armin,
leider habe ich noch nicht an einer solch informativen Fällung einer Buche teilgenommen, wohl aber bei einer Robinie, was aber nicht unser Thema ist.
Beim Hessentag vor wenigen Jahren, hat sich ein Zusammenschluß von Schreinereibetrieben aus der Rhön vorgestellt. Diese Betriebe verarbeiten bevorzugt Rotkernbuchenholz!
Technisch hätte dieses Holz keinen Nachteil, aber die Furnierbetriebe und Möbelfabriken auch in Übersee, wo unser Buchenholz der Renner ist, wollen diesen Rotkern nicht.
Wobei man aus eigener Erfahrung die Mitte des kerns nie verwenden kann, da er stark rissig, bei einem Buche-Mitteldiel sind hier 10-15 cm einzurechnen.
Das um diese Mitte angeordnete rote Kernholz kann sehr wohl verwendet werden, die Schreiner aus der Röhn stellten hierzu Möbel und Innentüren vor, deren Perfektion und Schönheit nicht zu beschreiben ist. Es erfordert aber einiges Wissen und Verarbeitungspraxis, so der Handwerksmeister, um dieses Rotkrernholz für den Möbelbau zu nutzen.
Die Möbel sind also nicht deshalb billiger weil das Buchenholz preiswerter erstanden werden kann, sondern eher teurer wegen der Mehraufwandes, den die Verwendung erfordert.
Baumärkte die fertiges Rotkern-Buchenholz anbieten, sparen hierbei bares Geld, sonst nichts, von einem Kauf dieser Ware würde ich absehen!
Gruß Dietrich
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Re: Rotkernige Buche
Hallo Dietrich,
weißt du Genaueres, was bei der Verarbeitung rotkerniger Buche so schwierig ist? Die Quellen, die ich im Internet gefunden habe, erwähnen diesen Umstand zwar auch, schreiben aber übereinstimmend ebenfalls, dass kein Unterschied zwischen den technischen Eigenschaften von Rotkern- und normalem Buchenholz bestehen soll - das klingt für mich eigentlich nach einem Widerspruch...
@Armin: Die Frabe uringelb kann ich nich bestätigen - mag aber an der Oberflächenbehandlung liegen. Ich habe schon einige Möbel aus Buchenholz gebaut und die haben alle eine schöne, intensiv rot-braune Färbung. Eines davon - eine Blumenbank - steht sogar seit zwei Jahren direkt vor einem Südfenster, ist also ziemlich inetsiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Fast alle mene Möbel sind allerdings mehrfach geölt und das Ölen feuert doch ziemlich an.
Viel Grüße und danke für eure Tips!
Uli
dass die rot
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Re: Rotkernige Buche
Hallo
Auch ich habe schon mehrfach Buchenholz mit einem Rotkern verarbeitet.
Der Mehraufwand der Verarbeitung liegt ganz einfach an dem angestrebten Aussehen. Normalerweise wird bei der Verwendung der Rotkernbuche auf ein spiegelverkehrtes Bild geachtet, wie es auch bei der Verwendung von Sägefurnieren angewandt wird.
Rotkernbuche ist für die Verwendung als Furnierholz absolut unbrauchbar. Dadurch ist der Preis für solches Holz deutlich unter dem für helles Buchenholz.
Wird es von dem Händler teurer gehandelt, so ist das nicht korrekt. Ich würde das Holz dann nicht kaufen.
Vor Jahren war "Kernbuche", so der Fachausdruck, im Handel nicht zu haben, da es nicht verarbeitet wurde.
Wird Kernbuche geölt, so bleibt die rötliche Färbung. Wird es mit Uv-schwachen Lacken, wie sie vor einigen Jahren noch üblich waren, lackiert, so wird das Holz tatsächlich nach einiger Zeit "uringelb".
Aus diesem Grund verwende ich schon immer einen Uv-hohen Lack, welcher ebenfalls die rötliche Färbung erhält. Mittlerweile sind die meisten hochwertigen Lacke sehr Uv-beständig.
Gruß Herbert
Re: Rotkernige Buche
Hallo Ulrich,
ich habe selbst noch nicht mit Rotkernbuche gearbeitet, deshalb nur die Vermutung, es könnte schwierig sein, die brauchbaren Rotkernteile von dem nicht brauchbaren Zentrum des Stammes zu unterscheiden.
Aber ich hab die Möbel gefunden, die ich damals auf dem hessentag sehen konnte:
http://www.rhoenholzveredler.de/s/moebel.htm
Gruß Dietrich