Bauhof macht's möglich...

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ulrich Lanz
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Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo,

ich hätte gerade die Möglichkeit, aus dem Brennholzstapel, den unser städtischer Bauhof nach dem Fällen einer großen alten Kastanie hinterlassen hat, ein paar schöne Meterstücke "abzustauben". Nur habe ich noch nie mit Kastanie gearbeitet und kenne das Holz nicht. Deshalb Frage: Hier im Forum gibt es, glaube ich, einige Leute, die Kastanie verarbeiten. Habt ihr ein paar Tips zu den Holzeigenschaften von Kastanie für mich? Das einzige, was ich bisher über Kastanie weiß, ist dass es laut Holzlexikon auch für den Möbelbau verwendet wird, aber auch im Außenbereich sehr hohe Lebensdauer haben soll. Aber vor allem würde mich interessieren, welche Holzfarbe und welches Maserbild ich erwarten kann. Und ob es sich lohnt, diese kurzen Stücke aufsägen zu lassen.

Danke schon mal für eure Ratschläge!

Uli



Andreas
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Andreas »


Hallo Uli , ich fürchte du hast Roßkastanie ( keine Kernausbildung ! ) erwischt . Die taugt leider nichts - weich und im Prinzip immer drehwüchsig .
Eßkastanie ist ein sehr gutes Möbel- und Drechslerholz . ( Ahnlich wie Eiche -also Kernholzbaum )
Grüße
Andreas

Dietrich
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Dietrich »


Hallo Ulrich, hallo Andreas,

Kastanienholz wird auch zum Faßbau verwendet, ebenso wie Eiche und Robinie!

Ob es einen Unterschied zwischen Roß- und Esskatanie gibt, vom Holz her, weiß ich nicht.

Gruß Dietrich


reinhold
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von reinhold »


Hallo Ulrich, hallo Dietrich,
ich kann Andreas nur zustimmen : unsere hiesige Rosskastanie ist vom Holz her völlig uninteressant. Man kann nichts damit anfangen, selbst als Brennholz taugt es nicht viel.
Die Edel- oder Esskastanie dagegen, die bei uns nur in sehr warmen Gebieten wächst, ist ein hervorragendes Holz für Möbel und auch für Balken. Im Mittelmeerraum nimmt es die Stellung ein, die hier die Eiche hat.
Die beiden Hölzer sind leicht zu unterscheiden : Rosskastanie ist sehr hell, fast weisslich und völlig fad.
Esskastanie ist ein Kernholzbaum mit hellem Splint und sehr dunkel braunem Kern.

mit freundlichem Gruss
reinhold

Andreas
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Andreas »


Halla allerseits , Esskastanie wird zum Faßbau verwendet . Der Unterschied von Roß- und Eßkastanie ist elementar ! Nur der "Nachname" ist der gleiche .
Es sind vollkommen verschiedene Holzarten .
Grüße
Andreas

Dietrich
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Dietrich »


Hallo Reinhold und Andreas,

vielen Dank für die Klärung des Sachverhaltes!

Gruß Dietrich

Ulrich Lanz
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Ulrich Lanz »


Danke für die Tips - dann verzichte ich darauf, mir das Holz unter den Nagel zu reißen...

Viele Grüße, Uli

Bernd
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von Bernd »


Ach was seid Ihr doch so herzlos. Da stand diese Kastanie jetzt viele Jahre am Wegesrand, hat uns im Frühling mit ihren Kerzenblüten erfreut, Schatten gespendet und im Herbst das Sammelfieber der Kinder entfacht. Und jetzt soll sie wertlos sein und noch nicht einmal als Brennholz taugen? Ich weiß nicht ob man das so stehenlassen kann. Für mich gibt es kein wertloses Holz. Ich fertige aus jedem Stück irgend etwas. In der Regel beurteile ich jeden Stamm, jeden Ast und jedes Brettchen nachdem was sich wohl daraus bauen läßt. Manchmal kommt mir die Idee erst nach mehreren Monaten. Mein Holzlager ist daher kunterbunt, aber dennoch wohlgeordnet, bis hin zu den Stücken mit der Aufschrift „Ich weiß nicht wer Du bist, aber ich mach was aus Dir“. Selbst aus den schäbigsten Brettern lassen sich schöne Dinge herstellen. Gerade das „Unbrauchbare“ oder die Fehlerstellen lassen sich dekorativ und formschön in den Mittelpunkt rücken. Es braucht dazu nur etwas Phantasie. Meine „Anti-Bilderrahmen“ z.B. sind seit Jahren der Renner im Bekanntenkreis. Auch die gedrechselten Holzflaschen aus schmutzig grauem Walnußholz – jeder hat gesagt „was willst du denn mit diesem Mist“, haben ihre Liebhaber selbst unter den vormals Kritikern gefunden. Vor einiger Zeit habe ich im Forum die Diskussion bezüglich des anfallenden Restholzes verfolgt. Ich habe praktisch keines. Selten genug bleibt wenigsten ein Stück zum Zündeln übrig. In den meisten Fällen fertige ich aus den Resten Holztiere, Zwerge, Schiffchen, Bauklötze usw. Das so hergestellte Spielzeug lege ich auf die Fensterbank meiner Werkstatt. Spätestens am Samstagnachmittag haben die „Späher“ auf ihrem Weg zum Spielplatz die Teile entdeckt und dann sind die Zwerge, Giraffen, Kamele... unter Freudengeheul auch schon weg. Drei „Generationen“ von Kindern bedienen sich hier seit Jahren. Gelegentlich klingelt es auch schon mal an der Haustür, dann steht da so ein „Würmchen“ mit gesengtem Kopf und sagt kaum vernehmlich „ich möchte bitte auch so einen Elefanten wie der Timo haben....“. Jetzt bin ich aber abgeschweift. Ich wollte doch was zur Kastanie sagen. Also wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich mir die Stämmchen flugs „unter den Nagel reißen“ und ab damit ins Holzlager. Man kann aus allem etwas machen. Auch aus Kastanienholz ! Wenn man nur lange genug überlegt und sich etwas Mühe bei der Arbeit gibt, wird es auch noch ein schönes Teil. Spätestens dann, wenn Kinderaugen leuchten !
Es grüßt Euch „herzlosen Gesellen“
Bernd

reinhold
Beiträge: 1793
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Re: Bauhof macht's möglich...

Beitrag von reinhold »


hallo Bernd,
natürlich hast Du recht. Auch ich freue mich an der Kastanienblüte und mein liebster Platz im Sommer ist unter einer Kastanie mit einem Weizenbier auf dem Tisch. Ich ziehe eindeutig den lebenden Rosskastanienbaum dem Rosskastanienholz vor.
Ulrich hat gefragt, was es über dieses Holz an Informationen gibt. Wenn er sich entschliesst, aus den Kastanienblöcken trotzdem etwas zu machen, ist es ihm unbenommen. Er weiss dann wenigstens, dass es nicht an ihm oder am stumpfen Werkzeug gelegen hat, wenn die Ergebnisse anders werden, als er sich das vorgestellt hat.
Ich glaube jeder von uns hat schon (öfters?) mit untauglichem Holz gearbeitet, aus unterschiedlichen Gründen, meist oft nur, weil wir das Holz umsonst bekommen haben. Das ist okay und gehört zur Entwicklung eines Holzwerkers dazu.
Mein Problem , und ich sage das ganz offen, ist, dass ich schon viel zu viel Zeit im Leben damit vertrödelt habe und ich werde langsam alt, habe also nicht mehr soooo viel Zeit. Wenn ich heute eine Schale drechseln will, dann nehme ich Holz, das sich dafür eignet. Das kostet mich möglicherweise etwas Geld (meist ist es gar nicht so viel). Aber ich habe den Vorteil, dass die Schale so wird, wie ich mir sie vorstelle, dass ich leichter arbeite, auch schneller, dass die Schale gebrauchstüchtiger wird.
Das Kastanienholzproblem (Ross- bzw. Ess-)entsteht deshalb, weil in den Büchern oft von Kastanienholz für Möbel, Fässer oder Balken (und von Pfählen für Vampire) gesprochen wird und keiner der Autoren dazusagt, dass damit die Edelkastanie gemeint ist. Weil es für ihn selbstverständlich ist. Hierzulande ist die Edelkastanie sehr selten und das Holz fast nicht, oder nur regional eng begrenzt erhältlich. Wir denken dagegen automatisch an die überall vorhandene Rosskastanie.
Eine der Aufgaben des Forums ist es , solche Fragen zu diskutieren und zu lösen.
viele grüsse
reinhold

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