Holz arbeitet *MIT BILD*
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Hallo Markus,
wieso wird aus dem Rechteck ein Parallelogramm? Kannst Du das anhand des verschiedenen Schwundverhaltens in tangentialer und radialer Richtung in einigermaßen nachvollziehbarer Begründung erläutern?
Gruß, Walter
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
[In Antwort auf #140004]
Hallo Dirk,
ich meinte nicht, dass die Maserung falsch eingezeichnet ist, aber das ist auch eine Möglichkeit, wie der Zeichner fehlerhaft arbeitete. Wellig wird das Brett, wenn linke und rechte Seite sich abwechseln.
Gruß, Walter
Hallo Dirk,
ich meinte nicht, dass die Maserung falsch eingezeichnet ist, aber das ist auch eine Möglichkeit, wie der Zeichner fehlerhaft arbeitete. Wellig wird das Brett, wenn linke und rechte Seite sich abwechseln.
Gruß, Walter
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Guten morgen,
eine Raute wird deswegen draus, weil Jahrringe bei Bild 3 von Bild 4-6 alle mehr oder weniger "diagonal verlaufen".
Nun sind die Jahrringe in der Mitte "länger", als die in den Ecken.
Bekanntlich hängt das Schwund- und Qulleverhalten von Holz vom Jahrringverlauf ab, hier interresiert uns das Verhalten in Richtung der Jahrringe (tangential). Da wo die Jahrringe länger sind (also bei unseren Stücken im angeprochenen Bild jeweils diagonal durch die Mitte in richting der Jahrringe) macht sich Quell-und Schwindverhalten mehr bemwekbar, als da wo die Jahrringe kürzer sind. Und deswegen wird eine Raute draus, es "verzieht" also den ursprünglich rechteckigen Querschnitt.
Wie gesagt, deutlich bemerkbar macht sich das aber eher bei einer größerern Materialdicke und großer Feutchteänderung.
Strenggenommen wird die Diagonale in Richtung der Jahrringe (tangential) eine größere Maßänderung haben als die andere Diagonale im Querschnitt senkrecht zu den Jahrringen (radial), es wird also keine echte Raute im geometrischen Sinn.
Um die Verwirrung komplett zu machen - wird solches Holz (Bild 3 von Bild 4-6, Nachricht Alex S) sehr trocken verleimt und nimmt dann viel Feuchte auf, bekommt man logischerweise eine "Raute" in die andere Richtung.
Gruß, Andreas
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Hallo zusammen,
Andreas hat es treffend ausgedrückt.
Man nehme einfach die diagonal verlaufenden Maserung und zieht oder drückt an ihnen.
Das Ergebnis ist ein Parallelogramm, da in 2 diagonal liegenden Ecken die Länge der Jahresringe gegen 0 gehen und keinen Schwund bzw. kein Quellen haben.
In die anderen Ecken gehen die Jahresring voll rein und werden deshalb zusammengezogen oder auseinander gedrückt. Sie liegen genau in der Bewegungsrichtung des Schwindens/Quellens.
Meine Skizze schildert natürlich den Idealfall (alle Riegel identisch, alle haben die gleichen Umweltfaktoren, kernnahe und kernferne Jahresringe verhalten sich gleich, usw.) und das auch noch übertrieben.
Meine erste Überlegung war, dass ja alle Päarchen (Riegel 1+2, Riegel 3+4, Riegel 5+6, Riegel 7+8) sich wie eine Schüssel verbiegen und die Gesamtbiegung dann ja auch schüsselförmig sein muss.
Wenn man die Päarchen um einen Riegel aber verschiebt, passiert genau das Gegenteil, die Päarchen wölben sich deckelförmig nach oben.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt...
Viele Grüße
Markus
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Das Ergebnis ist ein Parallelogramm, da in 2 diagonal liegenden Ecken die Länge der Jahresringe gegen 0 gehen und keinen Schwund bzw. kein Quellen haben.
Kann ich mir nicht vorstellen!
Natürlich wandern diese Ecken beim Schwinden nach innen und beim Quellen nach aussen, weil die darunter liegenden Jahresringe auch in der Dicke - sprich radial - schrumpfen und quellen. Grössenänderungen finden ja nicht nur in Richtung der Jahresringe sondern - wenn auch meistens nur mit der halben Stärke - ebenso quer zu den Ringen.
Gruss
Rolf
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite *MIT BILD*
[In Antwort auf #140020]
Hallo Andreas,
weil ich gerne dazulerne, habe ich mal versucht, die Sache systematisch anzupacken. Dazu zeichne ich einen Viertelstamm, idealerweise ein Viertelkreis. Den lassen wir radial um 10% schrumpfen. Das bedeutet, jeder Punkt innerhalb des Viertelkreises verringert seinen Abstand zum Kern um 10%. Gleichzeitig werden alle Kreisbögen um 10% kürzer. Da die Länge der Kreisbögen proportional zum Radius ist, schrumpft der Viertelkreis, ohne seine Geometrie zu verändern (Abb.1).
Ich nehme an, dass Du weißt, dass die tangentiale Schrumpfung etwa doppelt so hoch ist wie die radiale. Das vereinfacht die Sache, weil wir uns nur noch mit der tangentialen Schrumpfung befassen müssen. Zunächst aber schneiden wir ein Rechteck mit halber Höhe des Vietrelkreises aus. Bei der nachfolgenden Schrumpfung bleiben die Abstände vom Kern konstant, alle Winkel werden um um den Grad der Schrumpfumg kleiner. Wir wählen 10% Schrumpfung. Aus 90° werden 81°, aus 30° werden27° (Abb.2).
Aus dem ausgeschnittenen Rechteck wird jedoch kein Parallelogramm. Wir nehmen nun das "geschrumpfte" Rechteck und legen identische Vierecke so aneinander, wie das "Bild 3 von Bild 4-6" zeigt (Abb.3).
Auch wenn ein Zick-zack-Verhalten durchaus sichtbar ist, so ist das Schüsseln doch unübersehbar. "Bild 3 von Bild 4-6" ist also schlicht falsch. Allerdings glaube ich inzwischen eher, dass der Zeichner die Jahresringe falsch eingezeichnet hat, wie Dirk vermutet.
Gruß, Walter
Hallo Andreas,
weil ich gerne dazulerne, habe ich mal versucht, die Sache systematisch anzupacken. Dazu zeichne ich einen Viertelstamm, idealerweise ein Viertelkreis. Den lassen wir radial um 10% schrumpfen. Das bedeutet, jeder Punkt innerhalb des Viertelkreises verringert seinen Abstand zum Kern um 10%. Gleichzeitig werden alle Kreisbögen um 10% kürzer. Da die Länge der Kreisbögen proportional zum Radius ist, schrumpft der Viertelkreis, ohne seine Geometrie zu verändern (Abb.1).

Ich nehme an, dass Du weißt, dass die tangentiale Schrumpfung etwa doppelt so hoch ist wie die radiale. Das vereinfacht die Sache, weil wir uns nur noch mit der tangentialen Schrumpfung befassen müssen. Zunächst aber schneiden wir ein Rechteck mit halber Höhe des Vietrelkreises aus. Bei der nachfolgenden Schrumpfung bleiben die Abstände vom Kern konstant, alle Winkel werden um um den Grad der Schrumpfumg kleiner. Wir wählen 10% Schrumpfung. Aus 90° werden 81°, aus 30° werden27° (Abb.2).

Aus dem ausgeschnittenen Rechteck wird jedoch kein Parallelogramm. Wir nehmen nun das "geschrumpfte" Rechteck und legen identische Vierecke so aneinander, wie das "Bild 3 von Bild 4-6" zeigt (Abb.3).

Auch wenn ein Zick-zack-Verhalten durchaus sichtbar ist, so ist das Schüsseln doch unübersehbar. "Bild 3 von Bild 4-6" ist also schlicht falsch. Allerdings glaube ich inzwischen eher, dass der Zeichner die Jahresringe falsch eingezeichnet hat, wie Dirk vermutet.
Gruß, Walter
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Hallo Walter,
solch mathematisch-wissenschaftlichen Betrachtungen kann der "Trick" (war ja nicht meiner, sondern der von Herrn Walde bzw. Augst) kaum was entgegensetzen. Alle Achtung! (das ist jetzt kein Bischen ironisch gemeint, wirklich!)
Auch wenn es wohl solche Nachschwinderscheinungen nach wiederholtem Befeuchten gibt (siehe Bericht von dem Stabparkett), wirkt das ja anscheinend bei derart verleimten Hölzern nicht.
Gruß Uli
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
Hallo Walter,
Super Zeichnung.
Wir sind einer Meinung und du hast Recht.
Ich habe den Fehler gemacht und bin von einem extremen, unrealistischen Zustand ausgegangen.
Bei mir liegt der Mittelpunkt, also der Kern im Unendlichen und die Jahresringe genau diagonal. Nur so kommt es zu einer gleichmäßigen Formveränderung mit einem linearen Gesamtergebnis.
Somit hast du recht, das Brett wird sich wellenförmig schüsseln.
Viele Grüße
Markus
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Re: Versuch sagt: Falsche Seite
[In Antwort auf #140032]
Hallo Rolf,
Wie ich Walter schon schrieb, bin ich von einem extremen Zustand ausgegangen.
Dazu gehörte auch, das ich die radiale Formänderung als 0 betrachtet habe, da mich nur die Ergebnisrichtung, also wölbt sich das Brett oder nicht, interessierte.
Meine morgentlichen Überlegungen und Theorien fallen gerade ziemlich in sich zusammen.
Ich verspreche, nicht mehr vor der zweiten Tasse Kaffee was zu schreiben. (Ich hoffe, dass hilft :-) )
Viele Grüße
Markus
Hallo Rolf,
Wie ich Walter schon schrieb, bin ich von einem extremen Zustand ausgegangen.
Dazu gehörte auch, das ich die radiale Formänderung als 0 betrachtet habe, da mich nur die Ergebnisrichtung, also wölbt sich das Brett oder nicht, interessierte.
Meine morgentlichen Überlegungen und Theorien fallen gerade ziemlich in sich zusammen.
Ich verspreche, nicht mehr vor der zweiten Tasse Kaffee was zu schreiben. (Ich hoffe, dass hilft :-) )
Viele Grüße
Markus