Re: Holzqualität
Verfasst: So 8. Jan 2012, 17:50
Hallo Heiko,
ich fürchte, da sind unsere Ausgangslagen verschieden. Meine 9 Stämme europ. Kirsche und Eiche, die ich im letzten Jahr verarbeitet habe, waren zwischen 2,8m und 3,4m lang und bis zu 36 cm breit. Aus jeder meiner Bohlen hätte ich auch 80 cm Stücke sägen können und gleich durch die Dickte schieben, ohne sie vorher abzurichten. Aber um eine optimale Holzzuteilung vornehmen zu können, lasse ich die Bohlen um ca. 2m lang.
Mit den von Dir genannten 80 cm hätte ich hier und da sicherlich eine böse Überraschung erlebt, denn speziell bei Kirsche sieht man die Maserung erst NACH dem Hobeln eindeutig. Ebenfalls werden kleinste Fehler sichtbar, die man vorher übersehen hätte.
Gehen wir einmal davon aus, dass die Kirsche durch ein Sägegitter geschoben wird, wird neben dem Wuchs auch der Sägeschnitt abweichen. Diese Ungenauigkeit nimmt mit der Holzlänge in der Regel zu und trifft auch bei allen von mir bisher verabeiteten Hölzern zu. Dazu gehören neben diversen Mahagonisorten, Eiche, Buche, Erle, amerik. Nussbaum, Ahorn und europ. Kirsche.
Neben Wuchsrichtung und Sägeungenauigkeit, so gering sie auch sein mögen, kommt die Krümmung durch das Trocknen hinzu. Spätestens hier kommt man nicht am Abrichten vorbei.
Grundsätzlich hat es schon einen technischen Sinn, wenn die allgemeine Lehre vor dem Dicktenhobeln das saubere Abrichten verlangt. Dabei ist es egal, ob man es mit der Hand oder auf der Abrichte macht.
Das Abrichten zu vernachlässigen oder auf ein bischen Schruppen mit dem Handhobel zu reduzieren, mag gelegentlich einmal funktionieren. Spätestens bei längeren Dimensionen dürfte das schief gehen. Aber niemals würde ich das Auslassen des Abrichtens zur Regel machen. Ich habe gelernt, dass ein schlampig ausgeführter Arbeitsschritt ein vielfaches an Korrektur und Nacharbeit erfordert.
Auch wenn Du einen guten Holzhändler hast, was ich aus eigener Erfahrung zu schätzen weiss, wird er Dir nur verkaufen können, was am Markt ist. Da ist Holz, wie wir Menschen, ein Naturprodukt und leider überwiegen die krummen und schiefen.
Zum guten Schluß der Tipp: schau, was die Profis in der Werkstatt haben, die damit ihr Geld verdienen. Eine Werkstatt ohne Abrichte habe ich nicht gesehen.
Viele Grüße
Bernhard