Überlegungen zu einer Vorderzange

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Nicht unbedingt

Beitrag von Philipp »


Hallo Heiko,

"Man braucht eine hobelbank um eine Hobelbank zu bauen."

Diese Aussage ist nicht unbedingt richtig.

Das (maschinelle) Aushobeln der Kanthölzer (nachgetrocknete Kiefer aus dem Baumarkt reicht für's erste aus) für die Platte und das Gestell kann man sich vom Schreiner erledigen lassen (ich hatte die kleine Hobelmaschine meines Bruders zur Hilfe). Zum Verleimen benötigt man keine Hobelbank, nur eine ebene Fläche.
Auch das Gestell läßt sich auf einer halbwegs stabilen Werkbank bauen.

Und fertig ist die nackte Hobelbank, auf der man nun die Zangen und anderes Zubehör bauen kann.

Aber natürlich ist der Besitz einer Hobelbank beim Bau einer Hobelbank enorm hilfreich.

Grüße, Philipp


Frank K.
Beiträge: 155
Registriert: Di 6. Nov 2012, 23:45

sehr interessante diskussion!!!

Beitrag von Frank K. »

[In Antwort auf #130660]
viele verschiedene meinungen treffen hier aufeinander. ich finde das sehr spannend. bitte weitermachen, denn ein neuling wie ich einer bin, zieht wahnsinnig viele informationen aus diesem und anderen threads..;-)



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Nicht unbedingt *MIT BILD*

Beitrag von Dietrich »


Hallo Hobelbank-Interessierte,

zunächst muß ich Friedrich darin zustimmen das ein Bankbau nichts für einen Anfänger ist.

Als ich ´91 mit der hobbymäßigen Holzbearbeitung begann wäre ein Bankbau ein Fiasko geworden.
Erst 2004 fiel die Entscheidung zum Bankbau, es wurden dann 2 fast baugleiche Bänke, aber wir waren auch zu 2.
Denn ein Selbstbau durfte sich nicht an einfachen Bänken orientieren, vielmehr sollten sehr schwere Bänke entstehen die sich an Ausführungen von Epple und Diefenbach anlehnten. Allein die Bankplatten erreichten sehr bald Gewichte, die allein unmöglich zu händeln waren.
Da wir neben sehr viel Handwerkzeugen, auch Maschinen eingesetzt haben, konnte oft mit einer Einstellung rationell gefertigt werden.

Eine Momentaufnahme:
Eine bereits verleimte Bankhakenleiste 140mm hoch gut 170mm breit und rund 1700mm lang, ganz rechts.
In der Mitte eine gerade beim Pressen befindliche Bankhakenleiste, gleiche Größe wie oben.
Außerdem ein Plattenmittelteil an das die Aufnahme des Beiladenbodens geleimt wird, teilw. waren 56 Stück Schraubzwingen im Einsatz.

Gruß Dietrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Staunen ist immer gut.

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #130662]
Hallo Philipp,

Deine selbstgebaute Bank ist sehr eindrucksvoll, Respekt. Und Du wirst den von Dir beschriebenen Lerneffekt gehabt haben. Du bist aber auch ein tougher Kerl, denke ich. Manch anderer wird bei einem solchen Projekt gemerkt haben, dass er sich übernimmt, und das ist es dann.

Für den normalen Einsteiger oder mäßig Fortgeschrittenen ist das nur mit sachkundiger und gut ausgerüsteter Hilfe zu bewältigen, das lass ich mir nicht ausreden. Und der übliche und erprobte Lernweg ist doch vom Einfachen (auch in den Dimensionen einfach zu bewältigen) zum Schwierigeren. Ein, sagen wir mal, Nachttisch"chen", auf einer Hobelbank angefertigt, übt auch ungemein und verschafft ganz sicher auch Erfolgserlebnisse, mit weniger Stress.

Ich darf auch (das soll keine Kritik sein) darauf hinweisen, dass die Verwendung von Tanne/ Fichte natürlich den Bau sehr erleichtert, aber auch die Verwendbarkeit und zu erwartende Lebensdauer heftig einschränkt. Wäre meine Ulmia daraus statt aus gedämpfter Buche, hätte sie die vergangenen Jahre nicht gut überstanden.

Eigentlich bräuchte man mehrere Bänke? Nein. Die Tischler bis vor ungefähr 60 Jahren haben alles auf ihrer einen Bank gemacht, und die war wohl meist schlechter als meine jetzige. Der Bau immer raffinierterer Hobelbänke (wenn man mal sieht, was bei den Amerikanern so abgeht) ist natürlich legitim, aber was solls? Mein Verdacht ist, dass sich das verhält wie bei den Einbauküchen: Immer perfekter und stylisher, und in immer kürzeren Zeitabständen durch das neueste Model ersetzt, aber es wird immer weniger tatsächlich drin gekocht. Sind halt alles auch Geschäftsmodelle.

Ich habe eine gekaufte Ulmia- Hobelbank, inzwischen 10 Jahre alt und sicher für alles was ich noch bauen werde ausreichend, eine (selbstgebaute) Werkbank mit Multiplexplatte für alles wofür die Hobelbank zu schade ist und ein Stück Küchenarbeitsplatte auf zwei Böcken, darauf wird verleimt usw. Mehr geht in meine Werkstatt nicht rein. Und wenn ich irgendwas nicht hinbekomme- an der Hobelbank und auch meiner sonstigen Ausrüstung liegts nicht.

Also: Ich will niemandem ausreden, eine Hobelbank selbst zu bauen. Aber ich möchte es auch niemandem empfehlen, der sich damit übernehmen könnte.

Friedrich



Bert Wallraff
Beiträge: 308
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

richtig! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Bert Wallraff »




Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Materialfrage

Beitrag von Philipp »


[quote}Zitat Friedrich: "Ich darf auch (das soll keine Kritik sein) darauf hinweisen, dass die Verwendung von Tanne/ Fichte natürlich den Bau sehr erleichtert, aber auch die Verwendbarkeit und zu erwartende Lebensdauer heftig einschränkt. Wäre meine Ulmia daraus statt aus gedämpfter Buche, hätte sie die vergangenen Jahre nicht gut überstanden.[/quote}

Hallo Friedrich,

meine Bank ist aus Kiefer, nicht aus Tanne/Fichte. Aber natürlich hast Du Recht, wenn du darauf hinweist, daß diese Materialwahl den Bau erleichtert. Deswegen, und v.a. wegen der leichteren Verfügbarkeit, hatte ich mich ja dafür entschieden.

Diese Kiefer ist aber erstaunlich hart. Ich hatte sie damals unter der Bezeichnung "Märkische Kiefer" als Hobelware (natürlich noch zu feucht und nicht winklig) bei Hornbauch gekauft und war - v.a. für einen Baumarkt - von der Qualität sehr angetan. Enge Jahresringe, wenige Äste (nach Auswahl), wenig verzogen. Natürlich wäre eine Buchenplatte härter und verschleißfester, aber es hat auch Vorteile, wenn das Bankmaterial etwa weicher ist, als das entstehende Möbelstück. Die Bank muß nicht schön sein, das spätere Möbel hingegen schon.

Ich will ja auch keinen Totalanfänger zu einem Hobelbankeigenbau überreden. Ich möchte aber schon ein wenig Werbung dafür machen, einen Eigenbau wenigstens dann zu überdenken, wenn die Platzverhältnisse den Kauf einer Hobelbank in Standardlänge (über 2 m) nicht zulassen. Und es lohnt sich, zumindest für die geistige Flexibilität, immer, den Standard (hier: sauschwer, groß, aus Buche etc.) in Frage zu stellen.

Viele Grüße, Philipp



Rolf Richard
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Re: Staunen ist immer gut.

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #130677]
In vielem muss ich Friedrich zustimmen, denn einiges davon habe ich hinter mir. Einigen wird noch mein Baubericht aus 2007 in Erinnerung sein. ( http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/26554
überarbeitet auf meiner Website: http://hatchcanyon.eu/Navigation/Sonstiges/Holz/Hobelbank/index.php )

Es ist schon schwierig, als blutiger Anfänger eine massive Hobelbank zu bauen. Ohne Selbstvertrauen und vor allen Dingen Durchhaltewillen geht nicht viel. Dann fehlt meistens auch noch grundlegendes Werkzeug.

Ok, es ist dann doch gelungen, heute würde ich vieles anders machen. Wäre ja auch einfacher, ich hab ja jetzt eine Hobelbank! ;-)

Aber einiges würde ich sicher nicht ändern:
- Die Bauform, allerdings gleich etwas niediger als die erste Bank ursprünglich war.
- Das Material. Hätte ich keine Buche genommen, wäre jetzt wahrscheinlich schon längst eine neue Platte fällig geworden. Ausserdem wäre die Bank mit Nadelholz zu leicht. Auch bezüglich der Gestellverbindungen hätte ich bei Nadelholz auf längere Zeit gesehen Bedenken.

Ich denke, es hat schon seinen guten Grund in den gemachten Erfahrungen vieler Schreiner, warum Hobelbänke traditionell meistens aus Laubholz bestehen.
Gruss

Rolf

Gruss

Rolf


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Staunen ist immer gut.

Beitrag von Dietrich »


Hallo,

zunächst einmal sind die Arbeitsschritte zur Bank die gleichen, ob Nadelholz oder Laubholz, deshalb große Achtung auch für die Arbeit von Philipp!
Allerdings habe ich im letzten Sommer in Schweden wieder mal etwas über Nadelholz und im besonderen über die Kiefer gelernt. Wir waren im Fulufjället Nationalpark wandern wo wir auf 500-jährige Kiefern trafen, ja richtig 500 Jahre alt. Diese Bäume in rund 800m Höhe werden natürlich nicht geschlagen, hier und da fällt mal einer um und blockiert den meißt hölzernen Weg (in dem Gelände würde man versinken), dann sägen die Nationalpark-Leute nur den Teil vom Stamm weg der den Weg blockiert, der Rest bleibt liegen. Diese Schnittflächen sind eigentlich immer grau, wie alt kann man schlecht sagen.
Aber auf rund 40-50cm Stammdurchmesser bis zu 500 Jahresringen ergibt ein Nadelholz, wie es mir jedenfalls bisher völlig unbekannt war. Mit dem Taschenmesser versuchte ich ins Hirnholz zu stechen, was mir sonst beim Nadelholz mühelos gelingt, ging hier einfach nicht. Nicht mal die Messerspitze bekam ich ins Holz.
Schade das ich keinen Hobel zur Hand hatte, sonst hätte ich ein bischen was vom Stamm frei gehobelt um das Bild zu sehen...

Gruß Dietrich



Michael K.
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Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

So, so die Amis.....

Beitrag von Michael K. »

[In Antwort auf #130661]
Ralf,

eigentlich reicht es doch aus, wenn Du Dich auf die Mechanikkenntnisse des Autors beziehst, oder?

In den englischsprachigen Foren wollen wir ja auch nicht so einen pauschalen Stuss über uns Deutsche lesen.

Gruss,

Michael K.



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