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In Antwort auf #114679]
Florian,
Du meinst man dürfte handgeschärfte Sägen nicht mit Wechselblattsägen vergleichen, weil die handgeschärften so unvergleichlich viel besser wären. Ich behaupte, das sind sie gar nicht. Wenn ich mir ein von mir gefeiltes Sägeblatt ansehe, dann ist das gröber und ungenauer als ein japanisches Wechselblatt. Viel gröber und viel ungenauer! Trotzdem sägt es gut. Ich schließe daraus mal ganz schlicht: Die extreme Präzision der japanischen Wechselblätter ist einfach nicht erforderlich, man bekommt sie bei der Herstellweise sozusagen geschenkt dazu.
Die aus Bandstahl gefertgten Wechselblätter haben sicher das Handicap ungünstiger Wabbeligkeit im Bereich des Griffanschlusses (weil sie eben verfahrensbedingt dort auch sehr dünn sind). Das können die "handgefertigten" sicher besser. Wenn Du jemanden suchst, der eine handgefertigte Rip- Duzuki hat: Ich habe eine. Sie sägt hervorragend. Nur, das gute Stück kostet 80 Euro (Ich habe sie nicht gekauft, sondern gewonnen). Wenn sie stumpf ist, kann ich sie nicht nachschärfen, extrem feine Zahnteilung und schwierige Zahnform kommen da zusammen. Soll ich dann 80 Euro ausgeben, um wieder Zinken sägen zu können? Ich habe sie einmal benutzt und seitdem nicht mehr.
Im Übrigen: Diese "handgefertigte" Dozuki ist viel gröber gefertigt als die maschinengeschliffenenen Wechselblätter.
Aber auch die Wechselblätter sind ja auf die Dauer eine teure Geschichte. Und das macht mir einfach keinen Spass mehr. Nicht, dass ich sie mir nicht leisten könnte. Aber ich will es nicht.
Die Wechselblattsägen sind ein gutes Geschäft, Dieter schrieb ja auch mal sowas. Man darf sich also nicht wundern dass sie sehr intensiv beworben werden. Und da kommt schon mal der Spruch mit dem Bloodhound. Alles sehr subtil. Und dann nimmt man mal ein dickes, robustes Blatt, gut geschärft natürlich, und versucht es so. Und siehe da, das marschiert mit einer Geschwindigkeit durch das Holz, die man kaum glauben möchte. Und was mich am meisten verblüfft hat: Die Sägeschnitte sind schnurgerade, man kann durch sie hindurchsehen wie durch einen Kreissägenschnitt. Das ist so bei den westlichen Rückensägen mit ihren relativ dicken Blättern, und das ist auch so bei Spannsägen. Ich denke, die Bauweise der Säge ist zweitrangig. Hauptsache, sie ist ordentlich geschärft.
Ich denke, als Amateur (also Liebhaber) sollte man die Freiheit nutzen, die sich aus dem nicht vorhandenen Zwang zu Produktivität und Rentabilität ergibt. Für mich persönlich heißt das auch: Unabhängigkeit von ständigem Nachkaufen industriell vorgeschärfter Werkzeuge. Ich find es eine tolle Sache, dass man eine Säge oder ein Sägeblatt kauft und dann weiss: Das wird Dich jetzt die nächsten 20 Jahre begleiten, wenn Du es ab und zu schärfst. So wie es Hobel- und Stecheisen tun, tun es auch Sägeblätter.
Ich habe wie viele andere auch geglaubt, die japanischen Sägen seien aufgrund ihrer überlegenene Präzision von unvergleichbarer Gebrauchstüchtigkeit. Und jetzt stelle ich fest, dass das zumindestens für übliche Arbeiten und Ansprüche so nicht stimmt. Ich hatte einfach nie eine ordentlich geschärfte nichtjapanische Säge in der Hand gegehabt. Meine handgefeilten werden nie so genau wie eine ordinäre Wechselblatt-Dozuki sein, aber sie sind genau genug und ich kann mit ihnen eher besser arbeiten.
Vielleicht ist eine Japanische Säge ein für übliche Ansprüche einfach überfeinertes Instrument.
Mein Fichtenholz- Ryoba- Versuch: Nein, die läuft bei 45° zur Faser schon weg, wenn die zweite Zahnreihe noch im Freien steht. Ryobas sind als Wechselblattsägen wohl besonders ungünstig was die Steifigkeit angeht.
Ich weiss sehr gut, wie verführerisch die japanischen Sägen sind, und wie die hauchdünne Dozuki den Besitzer schmeichelt. Man kann ja auch einen Kult daraus machen. Ja, und man kann das Blatt in den Riss hineinlegen, das stimmt. Trotzdem funktioniert es bei mir anders besser.
Bei Gelegenheit solltest Du mal eine gut geschärfte nichtjapanische Säge ausprobieren oder Dir vorführen lassen. Ist nicht ganz so schmeichelnd. Aber funktioniert gut.
Friedrich