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Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Di 13. Jan 2004, 19:49
von Rudolf Krönung

Liebe Vor-Schreiber,
ich bin heute bei der Suche nach Beiträgen zum 'Trocknen von Baumscheiben' auf die Texte in diesem Forum gestoßen und freue mich über diese Möglichkeit.
Vor wenigen Tagen schnitt ich mir aus einem frisch gefällten Pflaumenbaumast ein paar Scheiben, die ja mit ihrem Kontrast zwischen Kern- und Splintholz sehr schön aussehen.
Nun weiß ich natürlich, dass es nahezu unmöglich ist, diese Scheiben rissfrei zu trocknen aus eben all den Gründen, die in Euren Beiträgen erörtert werden.
Aber ich schreibe 'nahezu', das heißt, ich gehe davon aus, dass es doch Möglichkeiten gibt, eine rissfrei Trocknung einer Baumscheibe hinzukriegen. Ich selbst habe damit noch keine Erfahrungen sammeln können.
Worauf stützt sich meine Annahme?
1. Vor einigen Jahren hatte ich Kontakt mit einem Mann, der in seiner Freizeit Uhrzifferblätter aus rissfreien Baumscheiben machte. Auf meine Frage, wie er sie rissfrei hinkriegte, teilte er mir mit, dass er die Baumscheiben von einer weiteren Person bezöge, die die Baumscheiben, soweit er wisse über einen längeren Zeitraum (1/2 - 1 Jahr) in Wasser eventuell mit Essenzenzusatz lege. Aber genau wisse er es nicht. Ich habe damals dieses Thema wieder aus den Augen verloren und nicht weiter verfolgt. Heute ist für mich dieser Kontakt abgerissen.
2. Im Herbst 2002 brachten mir meine Kinder aus dem Wald eine ca. 8cm dicke (Durchmesser 34 - 38cm) Tannenbaumscheibe mit, an der noch an einer Seite ein ca. 32cm langes kräftiges Schwartenstück vom Stamm war, so dass das Ganze aussah, wie die Sitzfläche von einem Stuhl mit einem Lehnenteil. Ich sollte ihnen daraus einen Stuhl machen. Ich habe damals gelacht und ihnen erklärt, dass die damals frisch gesägte Baumscheibe sehr schnell Risse bekommen würde und sie an dem daraus gefertigten Stuhl dann nicht viel Freude haben würden. Nun, erst haben wir diese Baumscheibe mal in der Garage zum Trocknen abgelegt. Nachdem nun gut 1 1/4 Jahr verstrichen ist, stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass diese Baumscheibe bis jetzt völlig rissfrei getrocknet ist.
Fazit: Ich kenne nicht die Parameter, die bei dieser Baumscheibe zur rissfreien Trocknung geführt haben. Aber offenbar gibt es sie !!!
Ich selbst habe meine Pflaumenastscheiben vorerst in eine Mischung aus Wasser und Brennspiritus eingelegt.
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, der mit solchen Techniken Erfahrungen sammeln konnte.
Ich würde mich freuen,
Rudolf


Re: Festigen/ Ver"kleben" der Scheibe?? *MIT BILD*

Verfasst: Di 13. Jan 2004, 22:13
von Jakob Sonntag
[In Antwort auf #96482]
Hallo allerseits
Ich verfolge dies Forum schon einige Wochen sehr interessiert und möchte nun zum "rißfreien" Trocknen auch etwas beitragen. In meiner Lehrzeit als Zimmerer hat mir ein Altgeselle erzählt, das man durch Einlegen von Holz in Glyzerin das spätere Arbeiten und dadurch wohl auch das Reißen minimieren könnte. Eine eben durchgeführte Googlesuche brachte ein paar nicht sehr weitgehende Ergebnisse, die aber immerhin bestätigen das der Altgeselle nicht ganz auf dem Holzweg war. Über genaue Anwendungsmethoden oder Rezepturen weiß ich leider nichts, aber vielleicht hat ja ein anderer Forumsteilnehmer erfahrung damit.
Ich erinnere mich nur noch, das die Rede von "einigen Wochen" war.

Grüße, Jakob Sonntag


Re: Festigen/ Ver"kleben" der Scheibe??

Verfasst: Di 13. Jan 2004, 22:18
von Jakob Sonntag

Nun ist mir das mit dem Bild auch passiert. Ich hoffe ihr könnt darüber hinwegsehen, war halt mein erster post.

Grüße, Jakob Sonntag


Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Mi 14. Jan 2004, 13:50
von Stefan Hintzen
[In Antwort auf #97712]
Liebe Vorvorschreiber,

bei meinem letzten Besuch bei Cropp in Hamburg fiel mein Blick auf rissfrei getrocknete Baumscheiben. Das Wunderzeugs, welches daneben verkaufsfoerdernd positioniert war, nennt sich "Pegma color", und ein Blick auf deren Homepage pegma.de ist ziemlich aufschlußreich. So soll das Mittel im Holz aushaerten und das Wasser in den Zellwaenden durch nicht fluechtige , sich verfestigende und nicht auswaschbare Stoffe ersetzt werden.Infolge dessen werden Schwinden und Quellen fast unmoeglich, da keine Feuchtigkeitsveraenderung im Holz mehr stattfinden kann.

Wenn jemand es einmal ausprobieren moechte, dann nur zu. Ich selbst ziehe es vor, "natuerliches" Holz mit all seinen positiven und negativen Eigenschaften durch meine Haende gehen zu lassen als irgendwie totes, plastifiziertes Holz zu bearbeiten. Stichwort:" Koerperwelten "

Lieben Gruß

Steff


Re: Festigen/ Ver"kleben" der Scheibe??

Verfasst: Mi 14. Jan 2004, 22:59
von Rudolf Krönung
[In Antwort auf #97718]
Hallo Jakob,
danke für den Tipp. Glyzerin erscheint mir vielversprechend. Bei mikroskopischen Präparaten, wo Feinststrukturen erhalten bleiben müssen, kenne ich eine Technik, Zellstrukturen Wasser so schonend zu entziehen, dass sie unverändert erhalten bleiben, um sie anschließend entsprechend in Kunstharz dauerhaft konservieren zu können. Man macht dies, indem man die Zellstrukturen nacheinander in Alkohol-Wasser-Lösungen legt, bei denen die Alkoholkonzentration kontinuierlich langsam bis auf 96% gesteigert wird.
Aus diesem Grund hatte ich meine Holzscheiben in eine Alkohol-Wasser-Lösung eingelegt.
Glyzerin, das ja auch ein Alkohol ist, scheint mir allerdings noch besser geeignet. Ich vermute, dass es dem Holz einerseits das Wasser entzieht, zugleich sich selbst in das Holz einlagert und die Holzfasern geschmeidiger macht, so dass die im Beitrag von Ralf Konow vom 18.12.03 beschriebenen Eigenschaften von Hölzern (Splintdehnung und Kernkompression) so verstärkt werden, dass Rissbildung weitestgehend oder gar ganz vermieden werden kann. Gleichzeitig bleibt das Holz noch Holz. Ein in Kunststoff plastifiziertes Holz, wie es Stefan Hintzen (14.1.04) beschreibt, würde mir auch nicht zusagen.
Ich will es mit Glyzerin versuchen. Gegebenfalls kann ich in 2 bis 3 Monaten von Erfolg oder Misserfolg berichten. Ich bin gespannt.
Gruß, Rudolf K.


Re: Festigen/ Ver"kleben" der Scheibe??

Verfasst: Do 15. Jan 2004, 21:30
von Rudolf Krönung

Nachtrag zum Thema Glyzerin:
Vor 30 Jahren konnte man, wie ich mich erinnere, Glyzerin in jeder Drogerie zu erschwinglichen Preisen kaufen. Heute geht das nicht mehr. Ich habe heute bei einer Firma, die hauptsächlich große Chemieunternehmen beliefert, 5 Liter Glyzerin (85%ig) gekauft. Beim Preis musste ich erst mal schlucken. 5 Liter Glyzerin kosteten 68,44 € !!
Vielleicht kennt jemand billigere Quellen.
MfG Rudolf


Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Sa 31. Jan 2004, 01:16
von Heiko Diefenbach
[In Antwort auf #97747]
Ich liebe das Internet!
Ein paar richtige Stichwörter in Google und ich finde diese Seite mit einigen netten Anregungen. Als Gegenleistung möchte ich Euch meine Erfahrungen zu diesem Thema unterbreiten. Ich hoffte auf Erfahrungen vom Trocknen von Hirnholzschalen von ca. 1m Durchmesser zu bekommen. Mache mir aber auf Grund des grossen Durchmessers Sorgen wegen Spannungsrissen. In englischsprachiger Literatur fand ich einen Hinweis eines Drechslers auf „Polyethylenglykol“ Kurzform „PEG“. (Ältere ;-) Weintrinker kennen den Begriff noch von dem großen Weinpanscherskandal Anfang der 80er). Dieser Mann hatte ein ganzes Fass davon, in das er die „nassen“ Schalen für ein paar Monate einlegte. Das gleiche Mittel wird auch in der Konservierung geborgener Schiffwracks aus Holz verwendet (berühmtestes Bsp. Die „Wasa“ in Stockholm). Es entzieht dem Holz das Wasser und lagert sich in die Zellen und Zellholräume ein. Die Folge : Kein Schwund und quellen mehr. Das Zeug gibt es in unterschiedlichen Molekülgrößen für unterschiedliche Zwecke. Hier bin ich mit meinem Latein am Ende. Bei Interesse müsst Ihr das Zeug mal „googlen“. In der „Restauro“ war vor einigen Jahren auch mal ein Bericht darüber.
Habe noch einige andere Ideen, aber heute keine Zeit mehr. Hoffentlich konnte ich einige Inspirationen zurückgeben.
Heiko


Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Sa 31. Jan 2004, 01:37
von Dieter Macher

Hallo Heiko,

Polyethylenglykol kennt eigentlich jeder Kfz-Mechaniker als Kühlerfrostschutzmittel. Eine interessante Variante des Trocknens von Scheiben und Schalen - Schalen? Naja-wenn dann wahrscheinlich nur für Deko-Schalen und nicht für Gebrauchsschalen im Lebensmittel-Bereich.
Brennend würde mich - und mit Sicherheit auch die anderen - interessieren,auf welcher Maschine du Schalen ( Hirnholzschalen )mit einem Durchmesser von fast einem Meter drechselst? Wir sind gespannt auf deine weiteren Ideen.

Gruß

Dieter M.


Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Sa 31. Jan 2004, 11:21
von Edi Kottmair

Hallo Dieter,

nur zur Info: Im Kühlerfrostschutz ist nicht Polyethylenglykol, sondern Ethylenglykol drin.

Gruß, Edi


Re: Trocknen einer Baumscheibe

Verfasst: Sa 31. Jan 2004, 21:03
von Dieter Macher

Danke für die Berichtigung - Gruss Dieter.M