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In Antwort auf #138204]
Hallo zusammen,
nach anfänglichem Zögern habe ich mich doch entschlossen, den weiten Weg auf mich nehmen, um mich mit Friedrich Kollenrott bei Ihm zu treffen.
Was soll ich sagen, es war ein voller Erfolg, meine Hobeleisen rasieren jetzt.
Vielen Dank an allen, die mich dazu ermuntert haben, so eine Chance nicht auszuschlagen.
Auch wenn man alles nachlesen kann, es ist einfach was anderes, einem Fachmann bei der Arbeit zuzuschauen und sich mit ihm auszutauschen.
Und kein Buch ersetzt das persönliche Gespräch.
Was habe ich falsch gemacht?
Ein Hauptgrund war wie schon vermutet mein Material.
Meine Steine eignen sich bedingt wohl zum Schruppen und zum Schleifen, nicht aber zum Abziehen, auch das wasserfeste Schleifpapier (600er) nicht, es ist nicht fein genug.
Dadurch ist die Microfase z. T. zu groß geworden und poliert war sie auch nicht.
Aber gerade eine polierte Microfase ist für die Schärfe wichtig.
Seine Schleifsteine verursachen auch nicht eine so große Menge an Schlamm wie meine.
Durch den Schlamm "schwimmt" die Fase quasi. Alle Bereiche der Fase werden so geschliffen, sie ist deswegen aber noch nicht plan. Das Schleifbild gaukelt hier einem dann was vor.
Man erkennt dies dann an der Microfase, die dann nicht gerade oder nur teilweise vorhanden ist.
Also sind wir (vor allem Friedrich) daran gegangen und haben die Fase komplett neu geschliffen.
Was so einfach bei ihm aussieht, ist doch schwieriger dann, als man denkt.
Friedrich schafft es, während des gesamten Schärfprozesses locker und ohne zu verkrampfen, den Winkel zu halten und hohen Druck aufrecht zu halten.
Wir haben immerhin 4 Hobeleisen komplett behandelt!
Ich war schon immer der Meinung, dass für viele handwerkliche Arbeiten, die von Fachleuten scheinbar locker erledigt werden, der Laien u. a. auch erst die entsprechende Muskulatur aufbauen muss.
Ich habe am Abend nämlich tatsächlich wegen Muskelschmerzen in der rechten oberen Oberschenkelmuskulatur gehumpelt und jetzt weiß ich auch, warum.
Die Wiegebewegung beim Schleifen wird vor allem durch das vorstehende Bein (bei mir rechts) erreicht. Es war überlastet.
Auch wenn ich 20 Jahre jünger bin als Friedrich, er ist für diese Art der Belastung einfach besser trainiert.
Nach dem Schleifen hat er mir dann das Abziehen gezeigt. Auch hier zeigt sich der Vorteil, wenn man es am Objekt gezeigt bekommt.
Habe ich vorher locker 15 min, dafür verschwendet, um dann irgend ein naja-Ergebnis zu erzielen, habe ich jetzt ein Bild im Kopf, wie es schnell und richtig geht.
Ach so, was ich vergessen habe: Wir musste erstmal bei allen Eisen die Spiegelseite komplett herrichten.
Sie war zwar von mir behandelt worden, reichte aber für eine Rasur auch nicht aus.
Auch hier zeigte sich, wie gut Friedrichs Steine und seine Kondition sind.
Es hört sich für euch vielleicht komisch an, aber es war wirklich so: Ich war am Abend körperlich und mental erschöpft, Friedrich wirkte hingegen noch sehr frisch.
Eigentlich habe ich mir das genau anders herum vorgestellt.
Mein Fazit:
Gute Steine sind sehr wichtig, aber nicht alles.
Auch auf die Technik und Erfahrung (die man nur durch Üben bekommt) kommt es an.
Das Gesamtpaket, bzw. der Gesamtprozeß muss stimmen.
Ich werde es auf jeden Fall mit dem freihändig Schleifen weiterhin probieren.
An dieser Stelle noch ein großes Danke an Friedrich, der sich für mich die Zeit genommen hat und der seine Werkstatt und sein Material (!) zu Verfügung gestellt hat.
Es war toll und hat viel Spaß gemacht.
Euch allen noch einen schönen Sonntag
Markus