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Re: Ja, da ist vieles unklar

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 12:02
von Philipp

Hallo Friedrich,

ja, es ist wohl so, daß die ganze Sache irgendwann einmal unnötig akademisch wird und, wie Du schreibst, nicht mit handwerklicher Herangehensweise näher untersucht werden kann und dies auch eigentlich nicht weiter nötig ist. Folgt man Deiner Anleitung und bringt dadurch etwas mehr System in die eigene Schärferei (und damit eine bessere Kontrolle über die vielen Variablen) hat man schon einen großen Schritt in Richtung verbesserte unf vorhersagbare Ergebnisse getan.

Ich experimentiere ja mehr mit meinen Schleif- und Polierpulvern als mit Steinen, will das ganze aber auch nicht zu bunt treiben, denn lieber arbeite ich mit den Hobeln als daß ich sie übermäßig schärfe.

Möglicherweise trägt einmal ein Experiment, "meine" Schleifpulver mittels eines organischen Binders in Steinform zu bringen, Früchte. Dann würde ich Dich gerne als Tester bereit sehen ;-).

Viele Grüße

Philipp



Re: esoterische Steine?

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 13:03
von Pedder
[In Antwort auf #119397]
Hallo Philipp,

erst einmal danke für die Klarstellung. Ich finde den Preis vom King beim Hausherren ziemlich zivil.

Um auf Augenhöhe mit Dir und anderen über den Sinn von polierten Schneiden diskutieren zu könne, fehlt mir die Erfahrung. Mein erster Eindruck ist aber, dass polierte Schneiden jedenfalls zum Erzeugen feinster Späne notwendig sind. Letztere sind aber nur beim Verputzen nötig.

Mit den Ergebnissen beim Polieren/Abziehen mit meinem Schleifpapiersystem (sog. scary-sharp) bin ich ganz zufrieden. (Das Rasurerlebnis ist beim ersten Mal wirklich verblüffend). Das Schleifpapier hält aber nicht lang und ist wirklich teuer. Daher spiele ich auch mit dem Gedanken, so einen teuren Abziehstein (68,00 Eur) anzuschaffen, ist wohl eine einmalige Anschaffung. Aber wenn das mit billigen Korund auch geht, warum nicht.

Aber vielleicht magst Du mal mehr über Deine Methode mit dem Korund erzählen? Dazu habe ich hier noch keine gute Anleitung gefunden. Und wo bekomme ich das?

Liebe Grüße
Pedder




Jederzeit und sehr gern! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 13:08
von Friedrich Kollenrott

Re: da ist IMHO viel Knowhow drin

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 14:14
von Philipp
[In Antwort auf #119405]
Hallo ROlf,

"man braucht sehr gute Kenntnisse über die Eigenschaften von Abrasiva, besonders deren Abnutzungsverhalten."

Die in den meisten Schleifsteinen eingesetzten Abrasiva sind Korund (Brauner und Weißer Schmelzkorund) und SiC. Natürlich gibt es hier Qualitätsunterschiede, aber im Großen und Ganzen dürfte diese Thematik für
einen Hersteller von Schleifsteinen übersichtlich sein.

"Materialien, deren Korn z.B. bricht, hat eine ganz andere, bei weitem weniger nützliche Qualität als Material, das sich nicht so verhält."

Das würde ich nicht unbedingt so sehen. Gerade brechende Körner haben eine hohe Abrasivität, sofern sie scharfkantig brechen. Das Bruchverhalten ist in erster Linie von der Spaltbarkeit des Minerals abhängig.
Ein Korn, das auch einem einzigen Kristall aufgebaut ist (monokristallin), hat durch das Spalt- und Bruchverhalten i.d.R. eine höhere Abrasivität als ein Korn, das aus vielen kleinen Kristallen aufgebaut ist und eher zum Abbrunden neigt (s.a. die Diskussion um hochqualitative und billige Diamantplatten).

"die Fertigung gleichmässig grosser Schleifkörner erfordert intensive chemotechnische Kenntnisse und teure, gut funktionierende Siebeinrichtungen. (Ein(!) Partikel mit zu grober Körnung kann einen Stein wertlos machen)"

Die Fertigung der Abrasiva erfolgt i.d.R. nicht von den Verarbeitern (also auch den Steinherstellern). Die Verarbeiter grifen meistens auf gängige Markt ware zurück. Und den Hersteller, der gewährleistet, daß nicht einzelne gröbere Partikel verschleppt werden, würde ich gerne kennen. Sieben kann man sehr feine Partikel (unter ca. 32 µm) meines Wissens kaum mehr, nur noch sichten.

"die Bindung der Schleifpartikel ist eine eigenständige Kunst. Zu harte Bindung führt zum Stumpfwerden des Steins, zu weiche zu schneller Abnutzung, Hohlwerden."

Hier liegt wohl am ehesten das große Know-How der Steineproduzenten und liegen auch die von uns mit am schnellsten gemerkten Unterschiede.

"Alle diese Kenntnisse sind nicht für ganz kleines Geld zu haben, insbesondere nicht, weil der Markt für solche Steine bestimmt sehr klein ist. Wieviel 8000er Cerax werden im Jahr hergestellt? Ich schätze mal, es sind deutlich weniger als 5.000. In jedem Fall also keine grossindustrielle Fertigung."

Die Stückzahlen dieser Steine dürften begrenzt sein, das glaube ich auch. Ich würde aber davon ausgehen, daß die Hersteller auch oder sogar im größeren Stile gefaßte Schleifmittel wie Schleifräder u.ä. produzieren.

Gruß
Philipp




Re: esoterische Steine?

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 15:09
von Jürgen zur Horst
[In Antwort auf #119410]
Hallo Philipp,

führst Du Deine Hobelmesser freihand über das Leder? Meine Erfahrungen mit Leder sind eher schlecht. Auch bei einer Tormek nutze ich die Lederscheibe nicht mehr. Die Schneide wurde bei meinen Versuchen zwar spiegelblank, aber gerundet. Das kann an meinem Unvermögen liegen, auf einem Schleifstein habe ich eine bessere Kontrolle über die Geometrie der Schneide.
Um mit losen Schleif- oder Poliermitteln zu arbeiten, würde ich Dir eine matte Glasscheibe oder eine Plexiglasscheibe empfehlen. Auf der Glasscheibe kann man prima mit Korunden schleifen und auf der Plexiglasplatte mit Polierpasten polieren. Mit diesem Verfahren arbeiten unter anderem Uhrmacher. Ich bin bei Stech- und Hobeleisen davon abgekommen. Ich finde die "Methode Kollenrott" in der Tischlerwerkstatt praktikabler.
Wie scharf eine Schneide sein muß, wieviel Aufwand betreibe ich um eine weitere Verbesserung der Schärfe zu erzielen sind die Fragen, die sich automatisch stellen, wenn man sich mit dem Thema auseiandersetzt. Mit zunehmender Erfahrung erzeugt man immer schneller eine scharfe Schneide. Die Griffe sitzen und warum dann nicht nochmal über einen feiner Stein ziehen, weil die Schneide dann eine feinere Oberfläche erzeugt. Ab wann man den erhöhten Aufwand oder den teureren Stein mit Esotherik abtut, kann nur jeder für sich selber entscheiden. Wieviel unser Hobby kosten darf, muß jeder selber entscheiden, diese Diskussion wird auch nebenan immer wieder geführt. Ein Hobby muß nicht wirtschaftlich sein, man muß es mit seinem persönlichen Budget vereinbaren können oder sich mit einem geringeren finanziellen Aufwand zu helfen wissen.

Tschüß Jürgen



Re: esoterische Steine?

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 16:21
von Bernhard Loos

Hallo Jürgen, hallo allerseits,

ich kann Deinen Ausführungen nur zustimmen, vor allem in Bezug auf: Was kann sich, will sich, darf sich jemand leisten (gönnen)!

Zu den Steinen: Bis vor kurzem habe ich mit meinem belgischen Brocken als finalem Stein und dann mit dem Leder (Unipol-Paste) abgezogen. Mit der 8-fach Lupe betrachtet zeigt die Schneide nach dem Belgier deutliche Rauhigkeiten. Meist habe ich meine Eisen auf diesem Stein nicht so scharf bekommen, dass die Haare springen, das war dann erst nach dem Abziehen mit dem Leder der Fall. Was mir schon passiert ist: Der Grat war noch nicht ganz entfernt und hat sich erst auf dem Leder gelöst - die winzigen Späne graben sich in's Leder ein, und hinterlassen wiederum Kratzer. Wer also mit dem Leder abzieht, sollte sicher sein, dass der Grat restlos entfernt ist!

Seit einigen Wochen habe die Naniwas 800, 3000 und 5000. Der 5000er war als Vorstufe zum Belgier gedacht, den er aber um Längen schlägt - wenn man so einen Stein noch nicht unter dem Eisen hatte, man glaubt's erstmal nicht - diese Feinheit - kein Kratzen, kein Schmirgeln! Ich bin mit dem Stein sehr zufrieden, würde mir aber heute gleich den 8000er kaufen. Schon der 5000er liefert schnell und sicher die gewünschte Schärfe. Die Rasurschärfe ist für mich der einfachste Test um festzustellen, ob das Eisen fertig ist. Ich bin auch der Ansicht: Je größer die Anfangsschärfe, um so höher die Standzeit der Schneide!

Gruß, Bernhard




Re: sagen wir mal so.....

Verfasst: Fr 18. Jan 2008, 18:41
von Rolf Richard,
[In Antwort auf #119414]
..es ist mir persönlich relativ egal, ob ein Material durch Siebung - das mag technisch der falsche Ausdruck sein! - oder Windsichtung oder ein Suspensionsverfahren klassifiziert wird, darüber sollen andere philosophieren.

Real festzustellen ist aber in meinem Geldbeutel, dass mich irgendwelche fragwürdigen Produkte in der Vergangenheit mehr Geld kosteten als der heutige Satz erstklassiger Steine, der ebensolche Ergebnisse liefert. Nach Lehrgeld ist man einfach nicht mehr bereit, sich mit fragwürdiger Produktqualität herumzuärgern.

Das Ergebnis muss stimmen. Dann stört es mich auch nicht mehr sonderlich, ob ein Stein poliert oder schleift. Wie auch immer - der "polierende" Stein hat eine erlebbare Verbesserung gebracht.

Das interessiert mich! Ansonsten bleib ich vorerst mal bei Leonrad Lee.

Ein sch;nes Wochenende!

Rolf




Re: Kornbruch braucht niemand!

Verfasst: Sa 19. Jan 2008, 20:21
von Rolf Richard
[In Antwort auf #119414]
Das Letzte, was man an einem guten Stein braucht, ist Kornbruch. Ganz gleich wie er ausfällt! Er macht eine Stein in kurzer Zeit wertlos, denn gebrochene Körner werden zwangsläufig kleiner, verändern somit die Körnung des Steins. Ein 800er kann so zum 6.000er werden. Wer will das schon?

Da solche Steine, bei denen die Bindung zu hart ist, ihre Körner nicht rechtzeitig abstossen, neigen sie zum Verstopfen. Auch nicht gerade das, was man braucht.

Hochinteressant sind zu dem Thema die Untersuchungen und Rastermikroskop-Aufnahmen des National Research Council of Canada.

Man braucht auch in keiner Weise "esoterisch" an das Thema herangehen. Spandicken sind messbar. Und Späne, die mit Schneiden, welche auf erstklassigen Steinen bearbeitet wurden, entstehen, können dünner sein. Jedenfalls bei mir.

Gruss

rolf




Re: Japa. Wasser Schärfsteine-Qualitätsunterschied

Verfasst: So 20. Jan 2008, 22:02
von joh. t.
[In Antwort auf #119345]
hallo , finde ich ja lustig, dass auch ein faltboot bauer hier gelandet ist. viele grüße joh.



Re: Japa. Wasser Schärfsteine-Qualitätsunterschied

Verfasst: Mi 30. Jan 2008, 10:55
von steffen Kiesner-Barth
[In Antwort auf #119354]
Hallo

Das ist ja ein langer und leicht kontroverser Threat geworden. Vielen Dank für Eure Meinungen, Tipps und Hinweise.

Seit ein paar Tagen liegen bei mir nun ein 220er und ein Kombi 1000/ 6000er Stein. Ich habe mir auch die Schärf-Anleituntungen heruntergeladen.

Das es zum Schärfen so zahlreiche Herangehensweisen, Techniken etc. gibt hätte ich nicht gedacht. Nach dem umfangreichen lesen, habe ich nun meine ersten Versuche gemacht. Ich habe mich dabei an die Anleitung und an das Schärfvideo gehalten.

Das Hobeleisen mit gerader Fase ging im Grunde ganz gut. Die Fase wirklich plan auf den Stein zu halten und gleichmäßig zu schieben ist doch eine Herausforderung. Die mitgekaufte Schleifführung war nicht so richtig tauglich, weil ca. 50% des Steins nicht genutzt werden können, weil die Rolle ja ganz schön groß ist.

Das Hobeleisen wo die Fase ganz leicht gerundet ist - damit an den Rändern nichts anreisen kann- habe ich nicht scharf bekommen. Ein Fachmann hat mir einmal die Fase mit der Rundung scharf gemacht und ich habe zwei Tage damit gearbeitet. Dann wollte ich nachschärfen; aber trotz der leichten Drehbewegung der Fase auf den Stein, wurde das Eisen nicht scharf und die Fasenränder ungleichmäßig bearbeitet.
Gibt es dazu einen Tipp oder eine bestimmte Schärftechnik, wie ich eine leicht gerundete Fase mit den Steinen erzeugen kann? Denn ich kann ja nicht alle 2-3 Tage zu einen Fachmann laufen, der dann die Rundung an einer Maschine nachschärft; das würde ich absehbar doch mit den Steinen machen wollen, aber wie ist die Technik dazu?

Nochmals Dank für die Hinweise und vielleicht hat jemand zum letzten Thema noch einen Tipp.

Schönen Gruß,
Steffen