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Es ist vollbracht- mit Ziehklinge

Verfasst: So 16. Sep 2007, 23:46
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #117570]
Ihr Lieben,

ich habe es geschafft, ein Brett mit Bogen (der Radius wurde schließlich 127 statt 100 mm) in hinreichender Qualität "mit Bordmitteln" herzustellen.

Fertigungsablauf:

- Brett aus Zuckerahorn als Leimholz hergestellt, 20 mm dick

- Schablone für Radius aus 1mm- Kunststoff auf stationärer Bohrmaschinen "gedrechselt". Der Radius 127 war eher ein Zufallsprodukt, soviel gab das Material her.

- Radius mit Schablone aufgezeichent und grob vorgesägt.

- bis etwa 1mm verbleibendem Aufmaß mit dem Ziehmesser nachgearbeitet. Die Bearbeitung dieses extrem harten Holzes mit dem Ziehmesser ist wirklich mühsam, obwohl das Teil klein und das Messer sehr scharf ist.

- Bearbeitung bis an den vorgezeichneten Radius mit einer sorgfältig geschärften Ziehklinge, dabei Kontrolle mit dem Winkel. Das war wirklich erstaunlich: Der Ziehklinge ist die Härte des Holzes offenbar egal oder sogar willkommen. Es ist nicht besonders schwierig, eine saubere Kontur zu erzeugen. Die Unebenheiten vom Ziehmesser werden einwandfrei egalisiert. Rattern gab es überhaupt nicht, die Späne sind sehr fein und gleichmäßig. Es bleibt eine leichte fühlbare aber nicht sichtbare Unebenheit der Fläche – möglicherweise durch die Holzstruktur (Jahresringe) verursacht. Es ist so schon akzeptabel, aber ich werde versuchen, eine Verbesserung zu erreichen durch Variation des Schärfens der Ziehklinge (wie stark und in welchem Winkel wird der Grat angedrückt) und ihrer Führung (in welchem Winkel zur Fläche).

Zusammenfassung: Es geht, es geht sogar besser als erwartet. Und es hat sich wieder gezeigt, dass eine Ziehklinge ein ganz erstaunliches Werkzeug ist. Das zweite Teil mach ich genauso.

Bild unten: Werkstück (im Rohbauzustand) und Werkzeuge.

Friedrich






Florian, ich bin soweit (s.u.) *NM - Ohne Text*

Verfasst: Mo 17. Sep 2007, 00:20
von Friedrich Kollenrott

Re: Thread-Jacking

Verfasst: Mo 17. Sep 2007, 02:48
von Ottmar
[In Antwort auf #117640]
Hallo Pedder & Forumsfreunde,

Bei halbrunden Ausschnitten, wie ich im Fall von Friedrich vermute, ergeben sich Hirnholzflaechen. Mir bereiteten solche Flaechen Schwierigkeiten auf der ganzen Rundung eine gleichmaessige Glaette zu erreichen. Bei der Verwendung von Schnellschleifgrund, verdichte ich die Hirnholzanteile, nun ziehe ich von Aussen nach Innen mit der Ziehklinge ab. Beim mehrmaligen Wiederholen habe ich eine gleichmaessig dichte glatte Flaeche.

Eine solche abgedichtete Flaeche, verhaelt sich beim Oelen oder Lackieren farblich neutral. Ohne Abdichten, saugt die ausgeschnittene Oberflaeche je nach Holzart das Finish stark ein, welches Farbverschiebungen erzeugt. Bei der Verwendung von Beizen ist hier mit Verfaerbungen/Flecken zu rechnen.

Diese Situation ergab sich oefters bei Jugendstilmoebel, welche florale , durchbrochene, Muster aufwiesen, hier ergaben sich Hirnholzflaechen am laufenden Band, ohne das Abdichten, war mir ein gleichmaessiger Farbeindruck nicht gelungen.

Ich dichte auch Hirnholzflaechen von Tischplatten auf diese Weise.

Ob dies im Alltag der Forumsleser bedeutungsvoll ist ?

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Meine Fertigkeiten im Umgang mit einem Schabhobel sind gering, bei Hirnholz 0.




Schnellschleifgrund

Verfasst: Mo 17. Sep 2007, 20:32
von Pedder

Hallo Ottmar,

Vielen Dank für Deine Erläuterungen. Ich hatte noch nie von Schnellschleifgrund gehört und ihn jetzt auch nicht auf die Schnelle gefunden, zumindest nicht farblos.

Bedeutung in meinem Alltag: Null! Aber vielleicht an den Wochenenden :o)

Liebe Grüße
Pedder




Sehr schön, verstehe jetzt auch die Konstruktion! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Mo 17. Sep 2007, 20:52
von Florian L.

Leider, leider...

Verfasst: Mi 19. Sep 2007, 19:35
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #117570]
hat meine Aktion mit der Radiusfertigung ohne Schleifpapier am Ende doch keinen Erfolg gehabt.

Wie beschrieben habe ich gesägt, mit dem Ziehmesser und dann mit der Ziehklinge gearbeitet. Entgegen meinen Erwartungen ist es mir trotz langer Bemühungen nicht gelungen, eine Kontur herzustellen, die sich gut anfühlte- eine deutliche Buckligkeit bekam ich nicht weg (und das an einem Möbel, das ansonsten ein richtiger Handschmeichler sein soll und auch ist).

Ich habe schließlich die Fläche mit einem entsprechend geformten Holzklotz und Schleifpapier egalisiert und dann die Schleifstruktur mit der Ziehklinge weggeschabt. Das Ergebnis ist perfekt, aber so wollte ich es ja eigentlich nicht machen.

Fazit: Problem umgangen, aber (noch) nicht gelöst!

Friedrich




Nur Mut Friedrich...

Verfasst: Mi 19. Sep 2007, 20:40
von TorstenKüpper

... , vielleicht könnte es ja so funktionieren; ich versuche mal es zu beschreiben:

Die Sohle eines alten Holzhobels konkav umarbeiten, das Messer dann der Sohle anpassen (also das Sohlenprofil rund hobeln, entsprechend dem gewünschten Radius).

Jetzt die Rundung aus dem Holz grob aussägen, so wie Du es schon gemacht hast.

Dann beide Hölzer zusammen mit Beilagen jeweils links und rechts einspannen und mit dem konkaven Holzhobel quer zum Brett das Profil aushobeln.

Ich hoffe, ich habe es einigermaßen verständlich beschrieben ;-)

Grüße
Torsten




Re: Leider, leider...

Verfasst: Mi 19. Sep 2007, 20:57
von Johannes Müllerheim

Hallo Friedrich,
ich gebe ja zu, ich würde es mit Oberfräse und Schleifpapier machen, aber trotzdem finde ich die Aufgabe interessant. Also meine Idee ist die: Beim Bogenbau gibt es so Teile, wo mehrere Ziehklingen hintereinander sind. Heißt glaube ich "Flott". Wenn man also in eine runde Holzscheibe Schlitze sägt und dann kleine Ziehklingen einsetzt, deren Aussenradius dem gewünschten Bogen entspricht, könnte es eventuell, vielleicht funktionieren, oder?

Es grüßt Johannes




Re: Leider, leider... *MIT BILD*

Verfasst: Mi 19. Sep 2007, 22:07
von Jürgen zur Horst

Hallo Johannes,

das Werkzeug, das Du beschrieben hast, kannte ich noch nicht. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, meinst Du einen Mehrfachziehklingenhobel aus China. Sowas habe ich unter der Bezeichnung Flott ergoogelt. Eine interessante Konstruktion, weil sich die vielen Ziehklingen gegenseitig stützen und so den Welleffekt verhindern. Schärfen läßt sich so ein Werkzeug wohl kaum. Hat damit jemand Erfahrung? Kann man die Ziehklingen herausnehmen oder wechseln? Das Problem wird wohl auch darin liegen, das man die Ziehklingen hinterher nicht wieder ausreichend genau ausgerichtet bekommt.

Ein Ziehklingenrad ist eine interessante Idee. Das wäre mir nie im Leben eingefallen. Ich stelle mir vor, dass Du sowas wie auf meiner Skizze gemeint hast. Die Handhabung stelle ich mir schwierig vor. Bei einer normalen Ziehklinge bringt man den Grat an und verändert den Neigungwinkel bis die Klinge schneidet. Bei dem Rad kann die Ziehklinge nicht geneigt werden, der Grat müsst gleich passen. Die Ziehklingen müssen genau ausgerichtet werden. Die Idee ist interessant, vielleicht hat noch jemand Ideen dazu.

Ich kaue noch en bisschen darau rum (in Gedanken natürlich).

Tschüß Jürgen

@Friedrich
Vielleicht möchtest Du doch noch den Schabhobel probieren?



Die Hobelsohle muss natürlich konvex sein! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Do 20. Sep 2007, 08:17
von TorstenKüpper