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In Antwort auf #103793]
hallo Kollegen !,
nach den enthusiastischen Lobpreisungen des Buches "Die Kunst des Möbelbaus" von James Kronov hier im Forum , habe ich es mir auch bestellt. Möglicherweise hat mir dann mein Buchhändler das falsche Buch geliefert, denn das, was ich erhalten habe, entspricht in keiner Weise den Lobgesängen hier im Forum.
Jungs , Ihr könnt mich steinigen, aber in diesem Buch ist nichts drin, was nicht bereits in anderen Büchern besser erklärt, ausführlicher dargestellt, grundlegender geschildert worden wäre und das jeweils auf weniger Seiten.
Gut, auf das Seeelenbefinden des Autors wird sehr ausführlich eingegangen. Aber das interessiert eigentlich nur seinen Psychotherapeuten, jedenfalls nicht mich. Auch erfährt man, dass er Holz anders angeht als andere (welche andere?), aber mir wird nicht klar, worin dieses "Anderssein" bestehen soll. Seit über 20 Jahren behandle ich Holz so oder ähnlich, was meinen Freund, den Schreiner, manchmal zum Wiehern bringt, und ich kenne andere (auch hier im Forum), die Holz auch so behandeln. Nur dass diese Leute im Forum nicht so ausschweifend und umständlich darüber schreiben - es sei ihnen hiermit gedankt. Tomgo aus dem niederbayerischen Forum könnte Herrn Kronov das Wasser reichen, aber der hat uns hier zum Glück noch nicht entdeckt.
Erst ab Seite 60 (kein Schreibfehler!) kommt Herr Kronov langsam zum Thema : Werkstatt und Maschinen. Wenn man ihn an den Maschinen hantieren sieht, dann muss man konstatieren, dass Herr Kronov ein Glückspilz ist : er hat noch alle Finger und das wundert dann doch (siehe Bilder Seite 72 und 73).
Werkbänke ( er meint Hobelbänke) handelt er auf 6 Seiten einschl. Bilder ab und die "harten" Informationen sind mehr als dürftig. Welche Wohltat sind dagegen Tage Frid's Beiträge zum Thema Hobelbank in Fine Woodworking und in seinem Buch "Möbelbau".
Die berühmten (?) selbst gebauten Holzhobel wurden in vernünftigerer Form und Bauweise schon vor 15 Jahren in Fine Woodworking vorgestellt (und mit weniger Worten, aber mehr Informationen). Das Einlassen eines Einsatzes zur Regulierung des Hobelmaules ist Standardtechnik und keine Erfindung von Herrn Kronov. Leider kennt Kronov anscheinend nicht die Methode, dies durch einen senkrecht zur Sohle geführten und nachstellbaren Einsatz zu tun. Ist einfach zum Herstellen und hält länger.
Dann kommen wir zur Seite 101 und mir kommen die Tränen - schon mal so einen Werkzeugschrank gesehen ? Wenn der Werkzeugschrank der Stolz und die Visitenkarte des Schreiners ist (hat, glaube ich, auch T.F. geschrieben), dann kann man Herrn Kronov zumindest nicht vorwerfen, dass er stolz ist.
Das Schärfen der Werkzeuge wird auf 7 Seiten abgehandelt. Vergleichen Sie das mal mit Tage Frid's : "Holzverbindungen".
Auf Seite 118 beginnt das Thema "Möbelbau" Der Leser hat jetzt schon vergessen, dass das Buch davon handeln sollte.(T.F. beginnt auf Seite 15 mit dem Thema - merken Sie was?). Mitten in einer weitschweifigen Suada stolpert der Autor über das Thema "Sägen" und ich weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Die Herstellung von Schwalbenschwanzverbindungen wird so beschrieben, dass ich es nach dieser Methode nie schaffen würde, aber vielleicht bin ich zu blöd oder falsch, also fachlich vorgebildet. Übrigens hätte es dem Übersetzer nicht geschadet, in ein Fachbuch für Schreiner zu schauen, dann wären einige Übersetzungsfehler weniger passiert. Welche Wohltat sind dagegen die Übersetzungen der Reihe "Ravensburger Holzwerkstatt" - die zeigen, wie so etwas aussehen kann, wenn man es richtig angeht. Leider wurde diese Serie nicht fortgeführt.
Ich bin jetzt bei Seite 146 von 190 angelangt und habe das Gefühl, dass der Autor das Thema "Die Kunst des Möbelbaues" gründlich verfehlt hat. Ich werde trotzdem das Buch zu Ende lesen, möglicherweise kommt der Autor ja doch noch zur Sache. Wenn ich fertig bin, werde ich das Buch hier für 10 Euro anbieten, das ist der halbe Neupreis und mehr ist es nicht wert.
Gruss
reinhold
Und jetzt "Feuer frei" - ich renne schon im Zickzack.