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In Antwort auf #98464]
Guten Tag Cristof und alle andern,
Die Götter mögen es verzeihen, aber ich muss halt auch noch mal.
( vielleicht machts ja nichts, denn auch die Götter brauchen Leder-Pflegemittel)
Also : Lederplegemittel bestehen zu einem wesentlichen Teil aus Wachsen. ( siehe meinen vorigen Beitrag zu diesem Thema) Lederplegemittel gibts in verschiedenen "Formen". Als da etwa wären: Fett, Wichse, Creme, Oel und Spray. Hier fangen auch schon ganz automatisch die Qualitätsunterschiede an: "Je dicker ein Produkt, desto besser seine Wirkung". Klartext : Ist logisch, das es einfacher ist, Wachs in eine Form aufzuarbeiten, die mit der Bürste aufgetragen werden kann, anstatt ihn zu zerstäuben.
Ich vermute mal ganz bösartig : Der einzige Grund weshalb Spray's, etc. hergestellt werden, ist der folgende : - Produzenten-Überlegung : "Wenn der Kunde von unserem Produkt schmutzige Hände kriegt, wird er unser Produkt nicht mehr kaufen. Weil sich der Kunde nicht schmutzig machen will. Er will nur glänzende Schuhe" - Also wird der Hersteller etwas fabrizieren, was schön glänzt, einfach anzuwenden ist, aber nicht schmutzig macht. - Bei uns im Emmental gibt es ein Wort dafür : "Burebländi". Oder auf gut deutsch : "Aussen fix, innen nix". Beispiel : Nagellack glänzt schön, aber es käme niemandem in den Sinn, ein Holzboot mit Nagellack anzustreichen. Ähnlich verhält es sich wohl mit Spray zur Leder-Pflege! Demnach kann man sagen : Nicht alles was glänzt, ist wirklich gut und nicht alles was "schmutzig" macht, ist schlecht.
- Persönliche Einstufung in Bezug auf Qualität der div. Produkt-Formen - :
- Fett und Wichse - : Halte ich für das Beste. (Wichse, ist abgeleitet von Wachs) Der Unterschied zwischen Fett und Wichse : Gutes Fett enthält auch wertvollen Bienenwachs, aber Wichse enthält mehr Hartwachse, die für den Glanz verantwortlich sind, z.B. Carnaubawachs (Palmenwachs). Wichse ist nach einer Tasse Kaffe und einer Zigarette schon glänzbar. (Nichtraucher mögen mir verzeihen, ich wollte nur ein Zeitmass angeben) Will man Fett glänzen, braucht es einige Tage zum trocknen. Dafür ist aber die Tiefenwirkung entscheidend besser.
- Creme - : Ist wahrscheinlich mit den heutigen Fertigungsmethoden nicht schlechter als eine Wichse in der Dose.
- Oel - : Es gibt sicher gutes Oel. Das Problem scheint mir hier, dass nicht alle Leder gut reagieren. Einige werden schwammig, nach Aussage von andern, können sie auch hart werden. Das kann sowohl am Leder als auch am Oel liegen. Zudem; wie bringe ich das Oel mit vernünftigen Mitteln, dosiert auf das Leder, es sei denn, ich bade das Leder gleich im Oel?
- Spray - : Gezwungenermassen würde ich eine Wildlederjacke auch einsprayen, einfach mit der Idee : Hoffentlich ist es besser als nichts!
- Perönliche Anwendung - : Im Zusammenhang mit unserem Leder-Kunsthandwerk, arbeiten wir mit dem sogenannten "Crustleder". Crustleder wird nach dem gerben nicht gefettet. (einfach ausgedrückt) Deshalb nicht, weil wir das Leder im feuchten Zustand bearbeiten, sprich "carven" oder "basken" müssen. (gefettetes Leder nimmt ja schlecht Feuchtigkeit auf) Danach ist es unsere Verantwortung, dem Kunden gegenüber; dem Leder die nötigen Substanzen zu geben. Wir tun das immer und ausschliesslich mit Fett! Seit Jahren, und haben die besten Erfahrungen gemacht. Vorgehen : Das vorher nicht gefettete Leder wird grosszügig, mit der Bürste eingefettet. Danach wird das Fett, von Hand, (also wird man "schmutzig" dabei) kräftig einmassiert. Hierbei nimmt das Leder soviel Fett auf, wie es wirklich braucht. Allenfalls überschüssiges mit einem Lappen abwischen. Wenigstens 2-3 Tage an der Luft trocknen lassen, danach lässt sich ein gutes Fett glänzen. Gibt wirklich einen wunderbaren, seidenmatten Glanz. (Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch für gewaschene Schuhe.)
- Meine Produkt-Empfehlung - :
- Lederfett - : Darf ich nicht sagen, müsste man als Werbung in eigener Sache bewerten!
- Wichse - : Weil die bei uns auch nur privat, bei den Schuhen für klassische Pflicht-Anlässe, benützt wird, darf ich's wohl sagen : Kiwi, Betonung auf Wichse.
- Wenn ich mir nun nicht den Zorn der geballten, chemischen Industrie aufgeladen habe, so denn auf ein ander Mal. -
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher