So - nach etwa einem halben Jahr Testbetrieb kommt jetzt meine finale Erklärung zur Lösung des Problems mit den flachen Bandagen an der Bandsäge.
Da Ihr warscheinlich alle nicht mehr wißt, was genau los war, mach ich erst mal eine kleine Zusammenfassung:
An meiner Paul Trommer Bandsäge aus dem Jahr 1935 mußte ich neue Bandagen aufkleben. Zunächst unklar war, ob diese ursprünglich Ballig oder Flach waren. Nach einigem Ausprobieren und überlegen konnte aber ausgeschlossen werden, daß ballige Bandagen (Skizze Nr. 1) verbaut waren, da bei balligen Bandagen das Sägeband immer mittig läuft und somit die geschränkten Zähne von schmalen Bändern in die Seitenführung laufen würden, welche sich nicht weit genug zurückstellen läßt. Also muß die Maschine für flache Bandagen konstruiert worden sein. Außerdem müssen bei flachen Bandagen die Klötzchen der unteren Sägebandführung nicht bei jedem Bandwechsel getauscht werden, wie es bei balligen Bandagen der Fall wäre, denn die Bänder laufen bei flachen Bandagen immer am vordersten Rand der Rollen (ausgenommen ganz schmale Bänder).
Da ich bei Restaurierungen immer erst mal davon ausgehe, daß die ursprüngliche Konstruktion gut durchdacht war, versuche ich möglichst nicht anzufangen die Dinge umzubasteln, sondern alles wieder möglichst in den Originalzustand zu versetzen. Das hat sich in dem Fall auch wieder als richtig erwiesen, auch wenn einiges an Zeit damit drauf ging, mögliche Lösungen auszuprobieren, die dann doch nicht funktioniert haben.
Problematisch bei den flachen Bandagen war dann erst mal noch, daß die Sägebänder beim Lauf ständig einige Millimeter vor und zurück liefen, also kein stabiler Bandlauf möglich war. So kann man nicht sägen.
(Zum einen hat sich herausgestellt, daß ein Lager der unteren Welle falsch montiert war und deshalb die Welle incl. Rolle und Riemenscheiben ca. 1 cm nach vorne oder hinten rutschen konnte.) Nachdem dieser Fehler beseitigt war, lief das Sägeband aber immer noch nicht wirklich stabil und gleichmäßig. Meine Vermutung, die mich dann zur finalen Lösung gebracht hat ist die, daß das Sägeband auf komplett flachen Bandagen einfach machen kann was es will. Es kann jederzeit nach vorne oder hinten verlaufen und das tut es auch. Da hilft auch kein Einstellen der oberen Rolle durch Schwenken. Zur Lösung:
Um das Band am vorderen Rand der Rollen zu halten, war eine Überlegung, beide Rollen ganz leicht konisch anzuschleifen (Skizze Nr. 2), so daß der größte Durchmesser an beiden Rollen vorne ist. So wie sich das Band bei balligen Bandagen immer mittig zentriert, weil da der größte Durchmesser ist, sollte sich bei den konischen Rollen das Band immer vorne zentrieren. Das funktioniert aber in der Praxis nicht, weil breite Bänder dann zu weit nach vorne laufen und sich ganz schmale Bänder (die ja auch bei flachen Bandagen mittig auf den Rollen laufen sollen, da sie sonst zu leicht von den Rollen springen) nicht mehr für mittigen Lauf auf den Rollen einstellen lassen.
Die korrekte Lösung ist, nur die Bandagen der unteren Rolle ganz, ganz minimal konisch anzuschleifen (vorne dick, hinten vielleicht 1/4mm dünner im Durchmesser) (Skizze Nr. 3). Die Bandagen der oberen Rolle bleiben einfach flach. Das bewirkt, daß das Sägeband an der unteren Rolle sanft nach vorne gezogen wird. Durch die Schrägstellung der oberen Rolle kann man das Band oben sanft mehr oder weniger stark nach hinten ziehen lassen. So ist es möglich den Bandlauf ganz fein und exakt einzustellen (Skizze Nr. 3a und 3b).
Auf den Skizzen ist das alles stark übertrieben dargestellt. Man könnte meinen das Band wäre so unter starker Biegebelastung, was aber in der Praxis, meiner Meinung nach nicht der Fall ist, da die Schrägstellung der oberen Rolle nur minimal ist, genauso wie das Konische der unteren Rolle.
Ich benutze die Säge jetzt seit etwa einem halben Jahr so und sie läuft völlig problemlos. Das Einstellen des Bandlaufes von breiteren Bändern ist sehr fein möglich, so daß die geschränkten Zähne auf beiden Rollen exakt über den vorderen Rand der Rollen überstehen und ganz schmale Bänder lassen sich auch zu jeder Stelle auf den Rollen bewegen, wo sie dann auch stabil weiterlaufen. Ein Austauschen der Klötzchen der unteren Sägebandführung ist beim Sägebandwechsel auf andere Breiten nie nötig (außer beim Wechsel auf ganz schmale Bänder, die ja mittig laufen sollen). Ich nehme an, so wurde die Maschine in den 1930ern auch ausgeliefert. Eine andere Lösung ist mir jedenfalls nicht eingefallen).
Noch ein kleines Detail: Ich weiß nicht ob´s wirklich nötig ist, aber ich entspanne die Bandsäge immer wenn ich sie nicht mehr verwende. Das soll vermeiden daß der leichte Konus an der unteren Rolle nicht durch dauerhaften Druck auf die Bandagen verformt wird. Wie gesagt - vielleicht wär das gar nicht nötig, aber ich finde es ist nicht viel Arbeit das Band zu entspannen.
Vielleicht hilft dieser Beitrag Anderen die vor dem gleichen Problem stehen und auch eine alte Bandsäge mit flachen Bandagen restaurieren. Es ist ja nicht nötig daß Ihr auch so lange rumprobieren müßt wie ich, bis die Sache funktioniert.
Wenn ich dazu komme, mach ich ein Video von der Säge in Betrieb und lade es für Euch hoch.
Ich habe inzwischen auch den Schutz um das Sägeband etwas verändert, so daß dieser rings um das Sägeband geht und ein Absaugstutzen ist auch fast fertig. Einen Bericht darüber werde ich Euch auch hochladen, sobald ich Zeit habe.
Viele Grüße,
Michl