Hallo,
es hat ja etwas gedauert, aber der Kegelbruder hat an mich gedacht. Er sagte mir Bescheid, daß eine Führung mit dem Musikverein Gielsdorf stattfände, zu dem ich auch Kontakt habe. Und am Samstag, den 30.Januar haben wir uns dann bei kräftigem Schneefall im Torbogen zum Eingang von Orgelbau Klais in Bonn getroffen.
Markus und Elisabeth vom Musikverein Gielsdorf arbeiten beide bei Klais und ich möchte beiden für die Führung herzlich danken. Jochen (Du schreibst sicher auch noch was dazu, was ich beim fotografieren überhört habe :-) ) und ich haben uns bei Elisabeth angehängt und ich möchte sagen, das die Führung für die Gruppe sehr gelungen war. Da hat jemand für Laien seine tägliche Arbeit in verständlichen Worten beschrieben.
Die Firma Klais hat schon 125 Jahre "hinter sich"

und wer erst mal virtuell durch die Firma gehen will kann sich hier informieren:
http://www.orgelbau-klais.com/Unser erster Gang ging in's Holzlager. Da konnt man schon mehr als neidisch werden: Jede Menge aufgeschnittene Stämme, die dort lagern und da der Chef dran glaubt: Mondholz! Aber Elisabeth meinte, man müsse wohl dran glauben, denn wissenschaftlich sei nichts bewiesen. Jedenfalls wurde das Holz - überwiegend einheimisch - lang genug gelagert (pro Jahr 1 cm). Hier ein Blick auf einen Tei des Lagers:

Ja, dann ging's in den Orgelbau und wir bekamen erst mal ein Modell gezeigt:

Dann ging es durch die Maschinenräume. Da kann man auch als Gußfreak schon ins Staunen kommen:

Klais baut nicht nur neue Orgeln, sondern restauriert alte Schätzchen. Derzeit stand eine pneumatische (recht seltene) Orgel da. Ich zeig mal einfach mehrere Bilder, was da an Kupferrohren so "im Raum stand".



Und hier der Blasebalg dazu:

Überall stieß man auf schöne kleine Maschinen. Hier als Beispiel eine Ulmia.



Orgelbau erfordert auch Schwindelfreiheit, wie man hier sieht: Hier wird eine Orgel aufgebaut, so wie sie einmal fertig stehen soll. Zwischendrin haben wir auch gelernt, daß der PC zwar vieles kann, aber im Endeffekt der Handwerker entscheidet, wo genau z.B. eine bestimmte Pfeife steht und da wird auch mal ein Teil (Prospekt??) neu aufgeteilt und anders als vom PC vorgesehen wieder verleimt.
Löcher bohren mag ja einfach sein, aber auch so "Kleinkram" gehört dazu.

Hier der Blasebalg einer zu restaurierenden Orgel. Elisabeth erklärt uns gerade die Schwierigkeit, so einen Körper mit Leder luftdicht zu verschließen.

Hier wurde uns am Modell erklärt, wie Orgelpfeifen zum Tönen kommen: ganz links über ein "Blättchen", rechts daneben wie bei der Blockflöte.
Wie man hier sieht werden Orgeln auch "auf Vorrat" produziert.

Hier ein Blick auf einen PC-Plan:

Vielleicht kann Jochen hierzu noch was Näheres sagen. Jedenfalls war es schon beeindruckend, wie die verschiedenen Mitarbeiter nur einen kleinen Teil - und z.T. auch wirklich nur "Kleinkram" herstellen und das Ganze dann zu einer Orgel wächst.
Eine Bohrmaschine kann auch so aussehen - und wurde auch bis vor kurzem noch regelmäßig genutzt:


Wofür eine Fahrradkette nicht alles gut ist!!!
Die Freaks von Bandsägenführungen werden jetzt einen Schock erleben. Frommia ist sicher nicht für Heimwerkerschrott bekannt, aber seht mal, wie so eine Machine aussehen kann:
Das untere Rad besorgt gleich die Absaugung und dann die Blattführung: Die war nicht nachträglich drangestrickt, sondern original!! Und Orgelbau ist sicher nicht Schreinern in Grob!!!
Inzwischen sind wir im Raum für das Stimmen der einzelnen Pfeifen gekommen. Hier werden die vorgerichteten Pfeifen grob vorgestimmt. Die endgültige "Stimmung" erfolgt immer erst vor Ort.

Hier ist dargestellt, wie die (Metall-)pfeifen entstehen: Erst wird das "Blech" geschnitten, dann gerollt, gelötet ...

War schon beeindruckend, zu hören, daß auf diese Weise auch Pfeifen mit 10 m (?) Länge gefertigt werden, die auch einige hundert Kilo wiegen.
Und alle diese "Pfeifen" sind bei Klais tätig!

Anfügen möchte ich noch, daß die Gebäude zu einen großen Teil unter Denkmalschutz stehen und ich den Eindruck hatte, daß die Eigentümer damit absolut kein Problem hatten. Überall merkte und sah man, daß dort etwas aus vergangenen Tagen hängengeblieben war.
Danken möchte ich Elisabeth und Markus für die gelungen Führung und vor allem der Firma Klais, daß sie so etwas ermöglicht, denn wir waren an diesen Samstag nicht die Einzigen!
Von China hab ich jetzt nichts erzählt, aber mein Kegelbruder war dort einige Tage wg. Schweinegrippe (nicht bestätigter Verdacht) dort in Quarantäne...
Gruß
Heinz