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Re: ... Mäulesmühle ...

Verfasst: Do 5. Feb 2009, 16:29
von Jochen S.
[In Antwort auf #49807]
Hallo Heinz,

wenn Du zum Orgelbauer noch Begleitung mizbringen darfst, wäre ich sehr gerne dabei (würde als Alfterer auch den gleichen Weg haben und Dein Taxi sein).

Viele Grüße
Jochen

P.S: Gibt es eigentlich jetzt schon einen Holzwerker-Stammtisch hier im Rheinland?



Re: ... Mäulesmühle ...

Verfasst: Do 5. Feb 2009, 17:52
von Heinz Kremers

Hallo Jochen,

das wird eng, wir sind mit 13 Leuten im Klub. Aber ich denk dran. Wenns geht sag ich Dir Bescheid.

Stammtisch gab es schon zweimal in Köln. Wir können aber bald in Alfter einen aufmachen. Sind schon zu dritt.

Gruß nach Impekoven

Heinz



Re: Besuch beim Orgelbauer

Verfasst: Do 19. Feb 2009, 18:01
von Hermann Werlen
[In Antwort auf #49798]
Grüss Gott,
Ich warte schon seit Anfang Monat auf den sehr ausführlichen Bericht der "Kegelbrüder" bei Klais, denn so eine Bombengelegenheit darf man nicht verpassen.
Für mich ist es leider zu weit.
Wenn Ihr schon beim Orgelbauer seid, fragt doch mal nach der Verwendung von MONDHOLZ. Vielleicht könnten wir dieses Thema im Forum nochmals diskutieren, obschon ich bei der letzten Diskussion schwer auf den "Deckel" bekommen habe.
Ein weiteres Thema für den Besuch bei Klais wäre der Holzpfeifenbau. Ein fantastisches Gebiet, unerschöpflich weil zur Beschäftigung mit Holz, noch der Faktor Musik dazu kommt.
Also einen energischen Tritt und anschliessend einen langen Bericht.
Herzlichen Dank.

Hermann Werlen




Re:Orgelbau Klais Bonn (viele, viele Bilder)

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 01:11
von Heinz Kremers

Hallo,

es hat ja etwas gedauert, aber der Kegelbruder hat an mich gedacht. Er sagte mir Bescheid, daß eine Führung mit dem Musikverein Gielsdorf stattfände, zu dem ich auch Kontakt habe. Und am Samstag, den 30.Januar haben wir uns dann bei kräftigem Schneefall im Torbogen zum Eingang von Orgelbau Klais in Bonn getroffen.

Markus und Elisabeth vom Musikverein Gielsdorf arbeiten beide bei Klais und ich möchte beiden für die Führung herzlich danken. Jochen (Du schreibst sicher auch noch was dazu, was ich beim fotografieren überhört habe :-) ) und ich haben uns bei Elisabeth angehängt und ich möchte sagen, das die Führung für die Gruppe sehr gelungen war. Da hat jemand für Laien seine tägliche Arbeit in verständlichen Worten beschrieben.

Die Firma Klais hat schon 125 Jahre "hinter sich"



und wer erst mal virtuell durch die Firma gehen will kann sich hier informieren:

http://www.orgelbau-klais.com/

Unser erster Gang ging in's Holzlager. Da konnt man schon mehr als neidisch werden: Jede Menge aufgeschnittene Stämme, die dort lagern und da der Chef dran glaubt: Mondholz! Aber Elisabeth meinte, man müsse wohl dran glauben, denn wissenschaftlich sei nichts bewiesen. Jedenfalls wurde das Holz - überwiegend einheimisch - lang genug gelagert (pro Jahr 1 cm). Hier ein Blick auf einen Tei des Lagers:



Ja, dann ging's in den Orgelbau und wir bekamen erst mal ein Modell gezeigt:



Dann ging es durch die Maschinenräume. Da kann man auch als Gußfreak schon ins Staunen kommen:



Klais baut nicht nur neue Orgeln, sondern restauriert alte Schätzchen. Derzeit stand eine pneumatische (recht seltene) Orgel da. Ich zeig mal einfach mehrere Bilder, was da an Kupferrohren so "im Raum stand".







Und hier der Blasebalg dazu:



Überall stieß man auf schöne kleine Maschinen. Hier als Beispiel eine Ulmia.







Orgelbau erfordert auch Schwindelfreiheit, wie man hier sieht: Hier wird eine Orgel aufgebaut, so wie sie einmal fertig stehen soll. Zwischendrin haben wir auch gelernt, daß der PC zwar vieles kann, aber im Endeffekt der Handwerker entscheidet, wo genau z.B. eine bestimmte Pfeife steht und da wird auch mal ein Teil (Prospekt??) neu aufgeteilt und anders als vom PC vorgesehen wieder verleimt.

Löcher bohren mag ja einfach sein, aber auch so "Kleinkram" gehört dazu.



Hier der Blasebalg einer zu restaurierenden Orgel. Elisabeth erklärt uns gerade die Schwierigkeit, so einen Körper mit Leder luftdicht zu verschließen.



Hier wurde uns am Modell erklärt, wie Orgelpfeifen zum Tönen kommen: ganz links über ein "Blättchen", rechts daneben wie bei der Blockflöte.

Wie man hier sieht werden Orgeln auch "auf Vorrat" produziert.



Hier ein Blick auf einen PC-Plan:



Vielleicht kann Jochen hierzu noch was Näheres sagen. Jedenfalls war es schon beeindruckend, wie die verschiedenen Mitarbeiter nur einen kleinen Teil - und z.T. auch wirklich nur "Kleinkram" herstellen und das Ganze dann zu einer Orgel wächst.

Eine Bohrmaschine kann auch so aussehen - und wurde auch bis vor kurzem noch regelmäßig genutzt:





Wofür eine Fahrradkette nicht alles gut ist!!!

Die Freaks von Bandsägenführungen werden jetzt einen Schock erleben. Frommia ist sicher nicht für Heimwerkerschrott bekannt, aber seht mal, wie so eine Machine aussehen kann:
Das untere Rad besorgt gleich die Absaugung und dann die Blattführung: Die war nicht nachträglich drangestrickt, sondern original!! Und Orgelbau ist sicher nicht Schreinern in Grob!!!

Inzwischen sind wir im Raum für das Stimmen der einzelnen Pfeifen gekommen. Hier werden die vorgerichteten Pfeifen grob vorgestimmt. Die endgültige "Stimmung" erfolgt immer erst vor Ort.



Hier ist dargestellt, wie die (Metall-)pfeifen entstehen: Erst wird das "Blech" geschnitten, dann gerollt, gelötet ...



War schon beeindruckend, zu hören, daß auf diese Weise auch Pfeifen mit 10 m (?) Länge gefertigt werden, die auch einige hundert Kilo wiegen.

Und alle diese "Pfeifen" sind bei Klais tätig!



Anfügen möchte ich noch, daß die Gebäude zu einen großen Teil unter Denkmalschutz stehen und ich den Eindruck hatte, daß die Eigentümer damit absolut kein Problem hatten. Überall merkte und sah man, daß dort etwas aus vergangenen Tagen hängengeblieben war.

Danken möchte ich Elisabeth und Markus für die gelungen Führung und vor allem der Firma Klais, daß sie so etwas ermöglicht, denn wir waren an diesen Samstag nicht die Einzigen!

Von China hab ich jetzt nichts erzählt, aber mein Kegelbruder war dort einige Tage wg. Schweinegrippe (nicht bestätigter Verdacht) dort in Quarantäne...

Gruß

Heinz




Re:Orgelbau Klais Bonn (viele, viele Bilder)

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 01:17
von Heinz Kremers

Hallo,
ich glaub, ich muß noch mal was nachliefern; bei den Bildern ist einiges nicht richtig gelaufen, aber erst morgen...



Sensationeller Bericht !!!

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 09:04
von Helle

Hallo Heinz,

Vielen, vielen Dank für deinen Bericht. Es ist schön über den Tellerrand zu schauen. Mir war schon ein wenig bewusst, das sich beim klassischen Orgelbau viele Gewerke überschneiden aber in solchen Dimensionen.

Der Bericht liest sich spannend, die Bilder sollten evtl. noch mal kontrolliert werden. Das Holzlager macht schon neidisch, das würde einem ganzen „Stamm“ von Holzwerkern reichen.

Die alten Gebäude, der Denkmalschutz – das gehört doch zu solch einem Handwerk einfach dazu – natürlich lässt sich in eben zusammenhängenden modernen Hallen teilweise einfacher arbeiten, aber irgendwo fließt ja auch die Umgebung in die Arbeit mit ein.

Also nochmals, Danke für deine Mühe,

Grüße aus dem tiefverschneiten Kraichgau, Helle




Ein toller Bericht, danke! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 09:27
von TorstenKüpper

Re: Ein toller Bericht, danke!

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 10:02
von Franz Kessler

Hallo Heinz

Ich kann mir Deine Begeisterung gut vorstellen, die Fa. Klais ist zu Zeit einer der besten, wenn nicht sogar der beste Orgelbauer, kaum zu glauben, dass aus einer so antiquierten Umgebung solche Meisterleistungen entstehen können.

Aber, irgendwie passt es aber auch wiederum zum Orgelbau, bei diesem Instrument ist doch eigentlich die Zeit stehen geblieben, wie bei vielen anderen Musikinstrumenten auch, im Gegenteil man hat oft Mühe die Alten Meister in ihren Leistungen zu erreichen, geschweige sie zu Toppen.

Auch Dein Eindruck von dem vielen Kleinkram kann ich nachvollziehen, als wir damals unsere Orgel renovierten, dachte ich einige Male, die Demontage der Orgel würde nicht mehr aufhören, Unmengen von Baugruppen, die wiederum aus Unmengen von Kleinteilen bestand schafften wir unter Anleitung eines Orgelbauers aus dem Orgelgehäuse.

Wie viel Mitarbeiter sind denn bei Klais beschäftigt?

Sind die Mitarbeiter die typischen Allrounder wie ich sie kennengelernt habe, oder schon eher die Spezialisten, wie für Blech, Holz oder Leder?

Würde mich über noch mehr Information freuen.

Gruß Franz




Re:Orgelbau Klais Bonn (viele, viele Bilder)

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 19:00
von Jochen S.
[In Antwort auf #56271]
Hallo Heinz,

ich kann mich Deiner Begeisterung über die Führung nur anschließen. Du bringst mich allerdings etwas ins Schwitzen, wenn ich Deine Ausführungen noch ergänzen soll! Man kann noch erwähnen, daß auch die Blechgießerei vor Ort stattfindet- Heinz hast Du davon noch ein Bild?
Den ausgedruckten PC-Plan kann ich leider auch nicht wirklich erläutern.
Die Orgelbauerin hatte übrigens leider auch schon zwei Finger teilweise verloren. Mein Respekt vor den großen Maschinen ist nach wie vor riesig.

Schöne Grüße an Alle-
Jochen




Re:Orgelbau Klais Bonn (viele, viele Bilder)

Verfasst: Di 2. Feb 2010, 19:13
von Martin Höche
[In Antwort auf #56271]
Hallo Heinz

Vielen Dank für die Bilder.Das ist doch mal was für einen Allrounderzfuscher wie mich.Schieb bitte noch die Frommia rüber.

Gruß
Martin Höche