Topfscharniere richtig einstellen

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Jürgen zur Horst

Re: Topfscharniere richtig einstellen

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Andreas,

falls Du eine Oberfräse besitzt, wäre eventuell die Anschaffung eine Fräsers für Topfschaniere zu überlegen. Mit der OF hast Du einen Seitenanschlag für den Abstand und einen Tiefenanschlag mit dem das Durchbohren verhindert werden kann.

Tschüß Jürgen


Andreas
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Re: Topfscharniere richtig einstellen

Beitrag von Andreas »


Jürgen,
klar, habe ich, aber das Problem war nicht der fehlende Tiefenanschlag, sondern der Fixierdorn meines Forstnerbohrers. Ich habe bei den weiteren Türen dann den Dorn etwas abgefeilt, und dann ging es. Ich glaube, die Bohrmax-Bohrer haben einen wesentlich kleineren Fixierdorn; damit sollte es gehen. Ich werde mir das 5er Set von Bormax besorgen.

Gruss
Andreas



C. Grefe
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Re: Topfscharniere richtig einstellen

Beitrag von C. Grefe »

[In Antwort auf #34351]
Hallo Andreas,

es freut mich, dass wir Dir helfen konnten und Deine Küchenfronten nun abgestimmt sind. Man mag es kaum glauben, aber der Unterschied vorher nachher ist doch wirklich enorm! Wenn man in einer fremden Küche Fronten "wie Kraut und Rüben" befestigt sieht, entsteht unweigerlich der Eindruck von Ramschware - auch wenn das die teuerste Markenküche sein könnte.

Mit Deinem Foto hast Du mich neugierig gemacht. Offenbar hast Du Deine Fronten hochglanzlackiert. Wärst Du so nett, darauf kurz einzugehen? Wie bist Du vorgegangen, welche Produkte hast Du benutzt, was hast Du dabei an Erfahrungen gesammelt?

Viele Grüße - Christopher


Andreas
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Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Andreas »


Christopher,

gerne berichte ich von meinem Projekt. Ausgangspunkt war der oft zitierte Artikel von Siamac, in dem er die Schwabbellackierung seiner Lautsprecher beschreibt. Das hat mich angeregt, diese Technik für meine Küche zu verwenden. Da ich in meiner Wohnung ziemlich viel Holz habe, wollte ich in der Küche einen Kontrapunkt setzen und Hochglanzlack nehmen.

Ich habe die Fronten aus MDF in den richtigen Massen im Baumarkt zuschneiden lassen und die Schnittkanten mit dem Bandschleifer geglättet (die Säge dort wurde schon lange nicht mehr geschärft). Anschliessend habe ich die Kanten an der Vorderseite rundum mit dem Abrundfräser angefast. An der Rückseite habe ich die Kante von Hand mit Schleifpapier leicht angefast.

Als nächstes habe ich Vorder- und Rückseite mit Füllgrund gestrichen (genauer: mit der Rolle aufgetragen). Nach einem Zwischenschliff folgt ein zweiter Füllgrundauftrag, anschliessend ein Schliff mit 500er Papier mit der Rotex. Ich verwende einen Füllgrund aus dem Baumarkt, der für mich gut funktioniert. Ich habe mit zwei verschiedenen Produkten gearbeitet und kann keine Unterschiede feststellen.

Als erstes lackiere ich die Rückseite in weiss, natürlich gerollt. Mit einem satinierten PU-Lack ist das unkritisch; ein kurzer Zwischenschliff mit 500er Papier, danach die Endlackierung und ein schneller Endschliff in 500 bringen ein gutes Ergebnis. Vor dem Lackieren der Vorderseite (und der Seiten) klebe ich jetzt die Rückseite zum Schutz ab.

Jetzt trage ich den Lack auf; es handelt sich um einen Hochlanzlack von Tollens, der mit einer Synthetikrolle aufgetragen wird. Hochglanzlack hat die unangenehme Eigenschaft, jedes Staubkorn gnadenlos sichtbar zu machen, deswegen sprühe ich vorher die Werkstatt mit einem Wasserzerstäuber aus. Trotzdem gibt es viele Staubeinschlüsse, die ich nach dem Schliff mit 500er Papier rausschleife. Nach dem Schliff ist die Fläche wieder glatt, aber der Staubeinschluss ist noch als Farbunterschied sichtbar. Diese Prozedur wiederhole ich 2-3x, ggf. auch öfter, falls ich beim Schleifen bis auf den Untergrund durchschleife. Das passiert schneller als man denkt, insbesondere am Rand. Das Anfasen der Kanten mit dem Abrundfräser entschärft die Situation etwas.

Der mehrfache Lackauftrag ist notwendig, um genügend Substanz für den Poliervorgang zu haben. Nach jedem Lackieren warte ich 2-3 Tage, bis der Lack richtig ausgehärtet ist, bevor ich nass schleife. Das Schleifen sollte im Exzentermodus erfolgen, da sonst leicht Hologramme entstehen.

Nach der 3. oder 4. Schicht Hochglanzlack schleife ich nass mit 500er Papier, dann mit 800er und 1200er. Bereits während des Schleifens wische ich regelmässig mit einem Mikrofasertuch den Farbabtrag ab. Zwischen den Schleifgängen wasche ich das Mikrofasertuch aus.

Als nächstes schleife ich mit Vlies (Festool Platin) in 2000 und 4000er Körnung. Das Vlies wird vor dem Schleifen angefeuchtet; die Vliesscheiben reinige ich nach jedem Schleifgang sofort unter dem Wasserhahn, um die Standzeit zu erhöhen. Nach dem 4000er Schliff ist die Oberfläche matt glänzend und glatt.

Als nächstes setze ich den Polierteller auf meine Rotex, befestige eine Filzscheibe, und poliere mit der zuvor aufgebrachten Schwabbelpaste von Zweihorn. Ich habe auch Versuche mit dem 6000er Poliermittel von Festool gemacht und finde die Ergebnisse identisch. Ich poliere solange, bis das ganze Poliermittel verbracht ist (nicht zuviel auftragen!), anschliessend verwende ich eine Abziehpolitur ("Nicco clair", ein französisches Produkt, das ursprünglich für Schellackoberflächen entwickelt wurde) und Baumwollfäden, um die Politurreste zu entfernen.

Die weiteren Arbeitsgänge - Griffe befestigen, Topfscharniere einlassen, Türen ausrichten - sind schnell gemacht, und fertig ist die neue Küchenfront!

Ich habe einige Lehren aus der Sache gezogen:

- Am Anfang habe ich den Füllgrund mit dem Pinsel aufgetragen. Mit der Rolle geht es wesentlich besser; das anschliessende Schleifen geht viel schneller.

- Für die ersten beiden Türen habe ich ziemlich lange gebraucht, weil ich oft bis auf die Grundierung durchgeschliffen habe. Zum Einen bin ich mit dem Abrundfräser nicht weit genug gegangen, zum Anderen wusste ich nicht, wieweit man die Staubeinschlüsse bereits im 500er Schleifgang unsichtbar machen muss. Ich habe gelernt, dass es nicht nötig ist, hier bereits ein komplett einheitliches Farbbild zu erreichen - das geschieht in den folgenden Arbeitsgängen.

- Die Grundierung muss wirklich überall vorhanden sein. Wenn man hier durchschleift, saugt das MDF später gnadenlos die Farbe weg.

- Beim Abkleben der Rückseite habe ich mich auf einen Rand von etwa 4cm beschränkt (Fehler!) und Krepp genommen (grosser Fehler!). Die Hochglanzfarbe läuft am Rand allerdings unter den Krepp bzw. wird eingesaugt, und hinterlässt unschöne Spuren. Das geht besser.

- Am Anfang habe ich den Exzentermodus erst am Ende, beim Polieren, benutzt. DAs ist aber falsch, dann kann man die Hologramme nicht mehr entfernen. Am besten ist es, von Anfang an im im Extentermodus zu arbeiten. Beim Polieren ist das dann nicht mehr nötig (obwohl es auch nicht schadet).

- Der Hochglanzlack von Tollens ist lt. Hersteller nicht zum Schwabbeln geeignet. Auf die Produkte von Clou, die hier und anderswo oft empfohlen werden, habe ich hier in Frankreich keinen Zugriff, würde aber gerne mal damit arbeiten. Ich vermute, der Schleifabtrag mit einem schwabbelfähigen Lack ist geringer, und die Standzeit der Schleifpapiere, insbesondere des 500er Papiers, ist höher. Das wäre auszuprobieren.

- Zwei andere Dinge, die ich gerne ausprobieren möchte: 11000er Poliermittel von Festool als zusätzliche Behandlung, und ein Klarlackauftrag nach dem Farblack.

Zu den anderen Arbeitsgängen:

- Nie wieder billige Forstnerbohrer (aber das wissen die anderen Forumsmitglieder hier längst)
- Gute Griffe sind teuer (aber ihr Geld wert)
- Zum Montieren der Griffe ist ein jig sinnvoll, um immer gleiche Abstände zu erreichen

Ich habe von allen Arbeitsgängen Fotos gemacht und kann bei Interesse auf meiner Webseite eine Dokumentation ablegen.

Gruss und Danke für das Interesse
Andreas



Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Andreas,

vielen Dank für den ausführlichen und informativen Bericht. Bilder dazu wären sehr schön.

Wie bewährt sich denn die neue Hochglanz-Küchenfront im Küchenalltag?

Viele Grüße
Christoph


Fabian
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Fabian »


Hallo Andreas und alle anderen,

ich habe mit viel Interesse die Beträge gelesen. Auch ich möchte (eigentlich möchte meine Frau) eine neue Küche. Inzwischen habe ich sie soweit, dass ich nur neue Fronten machen darf/muß. Ich werde auch MFD-Platten nehmen, bin aber noch nicht sicher welche Stärke.
Wie stark sind Deine Türen?

Über das Design sind wir uns noch nicht im Klaren. Wahrscheinlich fräse ich Rillen in die Front um so was ähnliches wie Füllungen anzudeuten. Die Oberfläche wird dann Creme oder Weiß matt.

Wo ich total unsicher bin ist - soll ich die Teile selbst zusägen oder im Baumarkt machen lassen. Ich habe zwar eine Tischkreissäge aber dafür sind die Tische (Auflagen) zu klein. Handkreissäge habe ich zwar auch aber keine Führrungsschiene.

Für den Kühlschrank und einen Besenschrank brauche ich auch Türen - der Besenschrank ist ca. 2mtr Hoch, 60cm Breit
Würdet Ihr die Tür mit Leisten verstärken?

Viele Grüße

Fabian



Johannes Müllerheim

Re: Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Johannes Müllerheim »


Hallo Fabian,

MDF zuschneiden ist etwas, was ich gerne dem Baumarkt überlasse.
1. Ich muß keine ganze Platte nehmen.
2. Baumarktzuschnitte sind im Normalfall recht genau und rechtwinklig.
3. Säge- und Fräsmehl von MDF ist sehr fein und fliegt gut.

Ich nehme meistens 19mm. 16mm geht auch ist aber bei großen Türen eher wackelich und das Topfbandbohren muß geübt sein.
Das Fräsen ist ohne Absaugung kein Vergnügen.

Viel Erfolg, Johannes



Andreas
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Re: Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Andreas »


Fabian,
ich kann Johannes nur zustimmen: Ich habe auch 19mm genommen, das ist auch bei grossen Türen (meine grösste ich 90 breit) stabil, und die Topfscharniere lassen sich vernünftig einbohren. Ich habe hier keinen Lieferanten für ganze Platten in der Nähe (das wäre preislich evtl. interessanter - ich zahle um 20 Euro/m2), so dass sich die Frage nicht wirklich gestellt hat, aber selbst wenn hätte ich wahrscheinlich gerne den Zuschnitt anderen überlassen, denn MDF hinterlässt wirklich einen grausamen Staub. Beim Kantenfräsen musste ich da durch, ebenso bei einigen kleineren Arbeiten.
Ich glaube nicht, dass man die Besenschranktür verstärken muss. Ich würde allerdings 4 Topfscharniere dafür nehmen.

Gruss Andreas



Jürgen zur Horst

Re: Küchenfronten in Hochglanz

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Andreas,

ich habe mir ein Konto bei einem Holzgroßhändler einrichten lassen. Da kann ich zwar nur ganze Platten bekommen, dafür aber ca 60% günstiger. Den Zuschnitt kann ich dort machen lassen. Das wird auf einer riesigen CNC Plattensäge gemacht. Der Zuschnitt wird nach zeitlichem Aufwand abgerechnet. Bei einem Projekt wie Deinem wäre das trotzdem günstiger und der Zuschnitt ist perfekt. Die Plattenreste bekommt man ja mit und lassen sich immer mal gebrauchen.

Einen Zugang zu einem Großhändler kann ich nur empfehlen. Fragen kostet ja nichts.

Tschüß Jürgen


Marcus Nohr
Beiträge: 300
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Holzgroßhändler

Beitrag von Marcus Nohr »


Hallo Forumsfreunde,

Adressen von Holzgroßhändlern die auch an Privat verkaufen sind doch in der Händlerdatenbank von Heinz bestens aufgehoben. Ich wüsste bei mir in der Umgebung nämlich keinen.

Viele Grüße

Marcus


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