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In Antwort auf #155515]
Hallo zusammen,
Pedder fragte mich, ob ich nicht seine Gratsäge mal testen möchte, was ich natürlich gerne bejahte, da ich nicht so oft (eigentlich nie) die Gelegenheit bekomme, eine Säge aus so einer renommierten Sägeschmiede zu verwenden.
Pedder bot sich sogar an, meine Ulmia Gratsäge im Vorfeld noch zu schärfen, was ich ebenfalls gerne annahm.
Er beließ es bei der vorhandenen Zahnteilung von 4 mm, feilte aber beim Schärfen die haifischflossenartige oder wellenartige Zahngeometrie weg.
Im Test standen 3 Gratsägen:
- Meine frisch geschärfte Ulmia Gratsäge (Blattstärke 0,84 mm, Zahnteilung 4,0 mm, Schränkung 0,2 mm)
- Eine alte Gratsäge voller Wurmlöcher und verrostetem aber geschärften Sägeblatt von Pedder (Blattstärke 0,7 mm, Zahnteilung 5,1 mm, Schränkung 0,5 mm)
- Pedders neue Gratsäge (Blattstärke 0,45 mm, Zahnteilung 3,2 mm, die letzten 7 Zähne hatten einen Teilung (Abstand) von 4,8 mm, Schränkung 0,24 mm)
Alle Sägeblätter sind 15 cm lang, alle Sägen haben ungefähr die gleiche Zahngeometrie von 12° Neigung (rake) und geschätzten 15° 20° Schrägung (fleam), genaueres müsste Pedder wissen ;-)
Als Testobjekt nahm ich ein ca. 60 cm breites industriell hergestelltes Buche-Leimholzbrett mit ca. 4 cm Stärke.
Pedder hat mir noch eine Führungsschiene mitgeschickt, die niedrig genug war, um die neue Gratsäge mit dem Sägeblatt und nicht mit dem Holzgriff anzulegen. Dabei wird die FS mit der schmaleren Seite nach unten gelegt, so dass es zu einer Klemmwirkung kommt. Hat gut funktioniert. Für meine Ulmia verwende ich immer eine 5 cm hohe FS, wobei die breite Seite unten liegt und die Gratsäge mit dem Holzkörper anliegt. Ich habe diese Vorgehensweise in einem Video von Tischlermeister Lothar Jansen-Greef gesehen (
https://www.youtube.com/watch?v=_GzfKY_bc6g ).
Mir gefällt diese besser als das Anlegen nur mit dem Sägeblatt, da die Säge deutlich besser geführt wird und man sich wirklich nicht um den Winkel kümmern muss. Mit einer FS, die nur 10 mm hoch ist, ist die Führung zudem etwas kippeliger und ich bin mir nicht sicher, welchen Einfluss dies auf den Sägevorgang hat. Je gleichmäßiger ein Sägevorgang geschieht, umso leichter ist er auch. Der Kraftaufwand ist bei einer absolut gleichmäßigen Bewegung am geringsten. Letzten Endes muss das aber jeder für sich entscheiden, ist sicherlich auch eine Geschmackssache, welche Form der Führung einem besser erscheint. Unglücklich ist bei meiner Art, dass der Sägegriff mit fortschreitender Sägetiefe unter die FS-Oberkante verschwindet, was die Greifmöglichkeit einschränkt.
Nun aber zu den Sägen:
Der Anfang war bei alle Sägen gleich gut, was jetzt nicht verwundert, waren sie doch frisch geschärft. Bei allen Sägen kam aber dann das gleiche Problem auf: Mit zunehmender Sägetiefe wurde es unangenehm schwieriger und alle Sägen fingen an zu hoppeln/rattern/klemmen. Von meiner Ulmia war ich so einen ruppigen Sägevorgang gewohnt, aber ich hatte gehofft, dass durch das Schärfen dies besser werden würde. Das Gegenteil war aber der Fall.
Bei der alten Gratsäge habe ich den Sägevorgang sogar abgebrochen, weil ich Angst hatte, den wurmstichigen Griff abzubrechen.
Den Hauptgrund für den schlechten Sägevorgang bei der neuen Gratsäge und der Ulmia Gratsäge sehe ich in der zu geringen Schränkung und auch in der m. E. recht geringen Schrägung (fleam). Als ich die Sägen erhalten habe, hatte ich Pedder direkt gefragt, warum er die Sägen nicht auf quer zur Faser gefeilt habe. Er schrieb, dass er das habe, was ich aber im ersten Sichten nicht erkannt habe, weil bei meinen Sägen dies viel besser zu sehen ist, da die Schrägung einfach größer ist.
Nachdem der erste Sägeversuch bei alle drei Säge doch unbefriedigend war, habe ich die Ulmia Gratsäge stärker geschränkt (0,4 mm) und dann auch mit einer stärkeren Schrägung (25°) gefeilt. Der anschließende Sägevorgang ging tatsächlich wesentlich leichter und es gab nahezu kein hoppeln/rattern/klemmen. Da mit einer Gratsäge mit der vollen Sägeblattlänge gesägt wird, kann der Sägevorgang allerdings nicht so leicht wie beim Ablängen oder Auftrennen sein, wo die Holzstärke die maßgebende Größe ist. Es wird bei einer Gratsäge immer ein relativer großer Kraftaufwand notwendig sein, da eben das gesamt Sägeblatt im Holz ist.
Anders als bei den anderen Gratsägen hat Pedder für seine neue eine geringere Zahnteilung gewählt, wohlweislich diese aber am Ende vergrößert. Ich bin der Meinung, dass diese zu gering ist, was aber wirklich eine Gefühlseinschätzung von mir ist. Eine durchgehend gleichgroße (größere) Teilung würde ich vorziehen, da das Späneaufkommen sehr hoch ist und die Sägeschnittgüte nicht wie bei einer Zinkung sein muss. Jeder Raum, der für Späne zur Verfüngung steht, ist willkommen.
Noch ein Wort zu der Form von Pedders neuen Gratsäge:
Wenn man die Säge beim Zurückschieben nicht aus der Nut nehmen will sondern in der Nut nach hinten schiebt, dann drückt man mit der Handfläche gegen den Griff.
Hier fiel der kantige Griff an Pedders neuen Gratsäge unangenehm auf, da er in die Handfläche piekste.
Beim Ziehen hingegen drückt man relativ stark den hinteren Griff nach unten und dabei drückte die Kante sich unangenehm in den kleinen Finger.
Vielleicht relativiert sich das alles, wenn man die Zahngeometrie ändert und das Sägen an sich leichter geht, aber ich würde hier doch ein deutlich stärkere Verrundung vornehmen.
Die Form der alten Gratsäge hat mir gut gefallen, vielleicht ist der hintere Griff etwas zu schmal ausgefallen.
Interessanterweise schauen bei der alten Gratsäge alle Schraube aus der Holzoberfläche hervor, woraus ich schließe, dass es nicht gedacht war, dass sie an dem Holzkörper geführt wird, sondern an dem Sägeblatt wie bei Pedders neuen Gratsäge.
Fazit:
Handwerklich ist die Säge toll gemacht, aber sie hat Schwächen in der Funktion. Da sollte man noch mal etwas nachbessern.
Ich würde als erstes die Schränkung vergrößern und bei Nachfeilen auch die Schrägung (fleam). Ob einer größere Zahnteilung dann wirklich notwendig ist, würde ich dann erst entscheiden.
Viele Grüße
Markus
Hier noch ein paar kommentarlose Bilder: