Hallo Joachim!
Vielen Dank für Dein Interesse an mechanischen Manipulatoren! Ich denke jedoch, dass hier nicht genügend Raum ist, die Aspekte dieser Maschinen zu erörtern.
Ich will Dir trotzdem versuchen zu Antworten und es möglichst kurz versuchen:
Diese Maschinen haben eine sehr lange höfische Tradition und die Guillochiermaschinen waren das "Spielzeug" reicher Leute - bis das Automobil kam! Dann war schluss! Die letzte Maschine wurde 1948 gebaut.
Die Maschinen sind heute ( wie damals) kaum zu bezahlen, geschweige denn zu bekommen.
Eigentlich sind die "Manipulationen"leicht zu verstehen wenn man mal die ganze "Peripherie" abbaut:

Grob unterteilt gibt es 4 verschiedene "Grund"-Manipulationen:
a) Ornamentaldrehen: dazu reicht eine "normale" Drehbank/Drechselbank. Eine Teilscheibe ermöglicht mit verschiedensten Vorsätzen eine unzahl dekorativer Verzierungen. Die Teilscheiben siehst Du in der Mitte der Maschine.
b) Querpassig-drehen: Der sich drehende Spindelstock wird über eine sogenannte "Patrone" durch einen Abtaster hin- und herbewegt. Die Form der Patrone wird dabei dupliziert, vergrößert oder verkleinert. Durch die Wahl des Abtasters, die wahl der Bearbeitungsseite und weiterer Faktoren (auf der Futterseite-) lassen sich unzählige Manipulationen herstellen.
c) Längspassig-drehen: Hierbei wird die Welle nicht hin- und her, sondern vor- uind zurück bewegt.Hierfür sind bei mir die oberen Linearlager:

d) Geradzug- Manipulationen: Hierbei wird durch einen Vorsatz (oder durch eine gesonderte Maschine) die Drehbewegung über ein Getriebe in eine gerade Bewegung, und das entweder in geraden Linien oder in "gewellten" geraden umgewandelt. Diese Technik findet man sehr häufig in der Schmuck und Uhrenproduktion (Zifferblätter). aber auch Möbel lassen sich damit interessant gestalten:


Die Patronen sind auf der Welle zwar fest, aber auch verdrehbar angeordnet. Es gibt jeweils Markierungen für genau die Hälfte aller Teiler für jede Patrone: Besteht also eine Patrone aus 24 "Tälern", bzw. "Spitzen", lässt sich diese Patrone jeweils um 1/48tel auf der Welle drehen. Dadurch lassen sich leicht "Korbmuster" auf dem Werkstück herstellen.

So einfach diese Maschinen im Grundsatz aufgebaut sind, liegt die "Tücke" im Detail! Die Maschinen übertragen jegliche Vibration auf das Werkstück - und das Menschliche Auge ist unerbittlich - soll es gerade durch das Guillochieren getäuscht werden. Macht man also einen kleinen Fehler ist das Werkstück hinüber - das ist in einer Lernphase besonders bedauerlich da es häufig vorkommt, und die Stücke in Silber oder Gold nicht gerade in die Mülltonne fliegen können... . Und wenn auch meine Maschine zum Teil durch Motoren unterstützt wird, bleibt es Handarbeit. Guilloche à la main (Guilloche von Hand) ist ein besonderes Prädikat.
Wer in die Materie tiefer einsteigen möchte, sollte sich bei "Ornamental Turners International" oder "the-sot.com" (Society of Ornamental Turners) umschauen. Auch gibt es inzwischen sehr viele schöne Videos bei youtube: einfach mal "Rose Engine", Ornamental Turning" oder "Guilloche" eingeben. Dort kann man die Maschinen dann mal in Aktion erleben.
Ich hoffe, Euch nicht gelangweilt, oder den Platz gestohlen zu haben ....
Es grüßt Euch alle
Ingo
