Überlegungen zu einer Vorderzange

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
TimoB.
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von TimoB. »

[In Antwort auf #130636]
Hallo Pedder,

ich habe nicht den Vergleich zur Ulmia-Mechanik, bei meiner Hobelbank finde ich die Mechanik ein wenig "weich", zum festen Spannen muss ich schon einiges an Kraft aufwenden. Hierbei würde mir die Leg Vise in vielen Fällen sehr entgegenkommen.
Ich denke man muss bei der Leg Vise schon darauf achten, dass der Abstand unten stimmt, da sonst punktuell gespannt wird. Ansonsten sehe ich keine Gefahr für das Werkstück.

Die Roubo-Bank wäre mein Traum, allerdings mit Hinterzange. Vielleicht wenn ich mal groß bin.

Viele Grüße
Timo



Christian Otto
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Christian Otto »


Hallo,

Pedder, ich denke, die kleinere Fläche und der daraus resultierende höhere Anpressdruck wäre hilfreich. Meine Vordezange spannt leider auch sehr weich, eine Ulmia-Vorderzange, die ich mal ausprobieren durfte, schien mir auch nicht gerade sehr viel fester zu sein. Die Stangen der üblichen Vorderzangen und die oben liegende Spindel haben mich schon häufig sehr gestört.

Den Nachbau einer Hinterzange nach Roubo-Art sollte doch auch nicht allzu schwer sein, oder? Die Zangenschlüssel stören beim Spannen auch gelegentlich, so dass ein Handrad ebenfalls ein großer Vorteil wäre.

Ich hoffe immer noch, Dieter meldet sich mal bezüglich der Leichtgängigkeit der Spindel. GGfs. fahre ich aber auch mal zu einem Weihnachtsbesuch bei ihm vorbei!

Chris


Pedder
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Pedder »


Hallo Timo,

wir haben ja bald die Möglichkeit, eine Ulmia zu probieren. Die Zangen sind einfach besser.

"Roubo" ist auch so eine Mode. Was genau alles unter diesen Begriff zu fassen ist, habe ich nicht ganz verstanden. Eine Legvise finde ich nicht gut, durchgestemmte Zapfen auch nicht, da hat man doch immer Dellen in der Arbeitsfläche. Und wenn Du eine Hinterzange dran baust, was macht es den zu einer "Roubo"?

Liebe Grüße
Pedder



Pedder
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Pedder »


Hallo Christian,

ich glaube das mit der kleineren Fläche ist ein Trugschluss, jedenfalls bei kleinen Werkstücken (kleiner als die Zange).

Und das wesentliche Moment ist die Spannung der Zannge und nicht die Fläche.

Liebe Grüße
Pedder


Frank K.
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Frank K. »


zunächst einmal hat eine "klassische" roubo keine hinterzange..was diese bank von den meisten anderen unterscheidet ist, dass die extrem massive und dicke platte genau zu den beinen fluchtet und zusätzlsätzichehe spannfläche bietet, dann der verschiebbare tote mann, der in verbindung mit der "crochet" und der beinzange ein präzises und sicheres einspannen sehr langer bretter zur kantenbearbeitung erlaubt.

die amis bauen in die roubo gerne ein "wagon vise" von benchcraftet ein, clever konstruiert und es hat den vorteil, dass du dir nicht die knochen anschlägst, wenn du um die bank rumläufst, weil keine spindel raussteht, spart auch etwas platz, aber mit 400.- ohne fracht wahnsinnig teuer. ich mache mir schon die ganze zeit gedanken, ob man diese hinterzange auch anders bauen könnte und bin noch zu keinem vernünftigen ergebnis gekommen.

generell ist die roubo schon sehr durchdacht, aber wer öfter mal schwalbenschwänze sägt oder fingerzingen herstellt, wird mit dem leg-vise nicht unbedingt glücklich, da ein einseitiges spannen nicht immer vernünftig funktioniert, da ist eine vorderzange mit doppelspindel besser oder man macht das leg-vise sehr breit. dann muss aber auch das bein zur zange verbreitert werden, was eher suboptimal aussieht.

prinzipiell sollte man sich im vorfeld drüber gedanken machen, welche arbeiten anfallen und dann die überlegung anstellen, welche spannmöglichkeiten brauche ich. wie bei allem gibt es auch bei hobelbänken keine eierlegenden wollmilchsäue.



bernhard

Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #130633]
Hallo Klaus,

ich stimme Deiner Einschätzung zu. Allerdings benötigt die deutsche Vorderzange auch einige cm Raum mehr nach vorne und das ist bei manchen Werkstätten (auch meiner) nicht oder schlecht machbar.
Ich halte die Benchcrafted oder Roubo Bänke auch für eine Modeerscheinung. Wieder der alte Tip, was steht in den Werkstätten der Profis? Mit Profis meine ich Holzwerker, die wirklich Möbel bauen. Den genannten Autor des Workbenchbuchs (habe ich auch) halte ich nicht dafür. Seine Fähigkeiten liegen mehr im Schreiben und Marketing. Übrigens, eine seiner vielen Werkbänke ist bei Woodworking in America zerbrochen, was nicht unbedingt ein Aushängeschild ist.

Ich habe schon einiges an Holz gehobelt und gezinkt und konnte noch alles auf der Ulmia spannen. Ach ja, gegen eine Zange bin ich auch noch nicht gelaufen. Übrigens, die beste Hobelbank, die ich kenne hat Dietrich. Selbstgebaut, würde ich nie machen, da nicht wirtschaftlich. Aber sicherlich ein unvergessenes Erlebnis.

Übrigens, die Roubo Bank wurde auch bei LN ins Programm genommen und ist erheblich teurer, als die anderen Bänke. Wenn ich sie mir anschaue, kann ich den Grund nicht nachvollziehen. Ich fürchte, da versucht man aus dem aktuellen Trend einen Nutzen zu ziehen.

Grüße
Bernhard


TimoB.
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange *MIT BILD*

Beitrag von TimoB. »

[In Antwort auf #130641]
Hallo Pedder,

die Hobelbänke von Jameel Abraham sind Interpretationen von Hobelbänken aus dem literarischen Werk von André Jacob Roubo.

Auf den Zeichnungen aus dieser Zeit (die ich bisher gesehen habe) sind überhaupt keine Zangen an den Bänken zu sehen. Ob die Technik von Chris Schwarz mit den durchgestemmten Zapfen auf Roubo zurück geht, weiß ich nicht. Eine durchgehende Platte finde ich auch viel besser.

Die Hobelbänke aus jener Zeit sind extrem in ihren Abmessungen. Die Bankplatten sind sehr stark, genauso die Füße. Alles Aspekte für eine sehr steife und standfeste Hobelbank.

Viele Grüße
Timo



Andreas Winkler
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Timo,

die durchgestemmten Füße der Hobelbank gehen tatsächlich auf Herrn Roubo zurück.
Siehe Seite 33 in nachfolgendem Buch:

http://books.google.de/books?id=4u-eSBRj6KMC&pg=PA150&dq=das+werkzeug+des+schreiners&hl=de&ei=fGzkTtesIcuUswbxhKiqCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&sqi=2&ved=0CE4Q6AEwAA#v=onepage&q=das

Ob man auf Dauer damit glücklich wird, weiß ich nicht.

Zu der Beinzange:
die Leichgängigkeit ist schon beeidruckend, der Preis aber zumindest für mich noch weitaus mehr. Sicherlich kein schöner "Gag", aber ob der unbedingt notwenig sein muß?
Die Vorredner haben das wirklich umständliche Verstellen knapp über dem Boden ja schon angesprochen. Naja.

Allerdings habe ich noch nie an einer Hobelbank mit einer Beinzange gearbeitet, diese kenne ich nur von Schlosserschraubstöcken. Die kann man wirklich ordentlich fest "zuknallen"- herkömmliche Schraubstöcke gleicher Größe aber ganz genauso (natürlich gefühlsmäßig, gemessen habe ich das nicht).

Einen herausstechenden Vorteil der Beinzange an einer Hobelbank sehe ich nicht, insbesondere nicht, wennn man sich mit einer Beinzange diesen wirklich sonderbaren Umstellmechanismus mit in Haus holt.

Christian, sollte Dir eine normale Vorderzange zuwenig Spannkraft entwickeln, dann kannst Du die Hinterzange verwenden (nicht um zwischen Bankhaken zu spannen, sondern zwischen Zange und Bank). Damit kannst Du problemlos Paranüsse knacken (natürlich Zulagen aus Metall verwenden...).
Frage mich aber auch, wofür Du ein Mehr an Spann- bzw. Haltekraft benötigst. Generell sollte Spindeln nicht von oben belastet werden (wie z.B. beim Stemmen), dafür ist die Fläche der Platte da, idealerweise in der Nähe der Beine.
Mir wurde mal berichtet, daß es Zeiten gegeben hat, als es vom Meister ganz schnell "eine hinter die Löffel" gegeben hat, wenn Lehrlinge auf den Zangen gestemmt haben.

Für mich kommt eine herkömmliche Hobelbank mit Standardzubehör (Bankknecht, Seitenbankhaken) einer eierlegenden Wollmilchsau schon sehr nahe. Allemal, seit es die runden Bankhaken gibt (habe ich selber leider nicht).
Manchmal bewundere ich den Drang vieler amerikanischen Holzwerker, das Rad ständig neu erfinden zu müssen. Manchmal wundere ich mich aber auch nur darüber.

Gruß, Andreas



Frank K.
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Frank K. »


ich habe mich mal schlau gemacht, was die hardware von benchcraftet inklusive import und steuern kosten dürfte. da sind ganz schnell 400.- und mehr beisammen. nackt, ohne alles kostet das material 240.-, das ist gar nicht mal so weit weg von einer vernünftigen ulmia und konsorten.

aber es gibt halt leider keinen deutschen vertrieb....insofern würde ich mir gedanken über alternativen machen. auch wenn benchraftet extrem gut verarbeitet ist.

was mich dann doch immer wieder stutzig macht bei den beinzangen ist, dass die meisten amis mit einer roubo-bank noch ein "moxon-vise" haben, dass sie in die beinzange klemmen, um dann damit zinken und schwalbenschwänze zu machen. da frage ich mich dann natürlich, warum nicht gleich eine doppelspindelvorderzange??



Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #130644]
Hallo Teilnehmer, hallo Bernhard,

die Kraft den man mit der sog. franz. Vorderzange ausübt wird vielfach unterschätzt.
28mm Trapezgewindespindel mit einem 300 oder 350mm langen Knebel angezogen, das ergibt schon einiges. Bei der Vorderzange ist natürlich nur glatt gehobeltes Holz verarbeitet, dazu gut geölt, die Fläche ist rel. groß. Beim Metaller-Schraubstock wird die Kraft auf eine kleine rautierte Fläche gebracht, zudem sind die Führungen aus geschmiedetem Stahl, spannt in jeder Situation ohne Verzug, jedenfalls bei Qualitätsmodellen.
Dies kann man von einer mit 500x140mm Spannbacken ausgerüsteten Vorderzange nicht erwarten. Hier hilft spindelnahes spannen, oder zwischen den Spindeln spannen, oder eine mit eingespannte gleichstarke Zulage. Natürlich gilt das nur für unüblich hohe Spannkräfte, beim normalen Arbeiten reicht die Doppelspindel oder auch Spindel mit einer starken Vollwellenführung vollkommen aus.
Vielen Dank für die Blumen, Bernhard!

Gruß Dietrich



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