Ich habs gewagt - Japansägen!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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Re: verbiegendes Blatt

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #125523]
und noch mein Senf:

Also an einem guten Fuchsschwanz (=Handsaw) verbiegt sich nichts. Der kann am Riß kleben wie man es besser nicht haben könnte.

Zur Präzision: ich lerne mehr und mehr meine Gestellsäge lieben. Das lange Gestell erlaubt eine Präzise Peilung. Wenn man das Brett in die Hinterzange einspannt und das Gestell parallel zu 2m Hobelbankkante fluchten lässt wird der Schnitt immer rechtwinlig werden.

Viele Grüße, Christof.


Pedder
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Naja

Beitrag von Pedder »


Hallo Christof,

klar verbiegt sich idR nix. Weil ein vernünftiger Fuchsschwanz mit einem etwa 1mm starken Blatt ausgerüstet ist, dass sich nach hinten verjüngt. Eine vergleichbare japanische Säge ist aber schon dünner und braucht daher weniger Kraft.

Liebe Grüße
Pedder


Friedrich Kollenrott
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Re: verbiegendes Blatt

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #125523]
hallo,

so wie von Pedder beschrieben sehe ich das auch. Ich selbst komme sehr viel besser mit europäischen Sägen klar, meine Japaner(innen) habe ich an einen netten Neffen verschenkt. Rückensäge, Spannsäge und (mit gewissen Einschränkungen hinsichtlich der Geradheit des Schnittes) Fuchsschwanz sind die Sägen, mit denen ich persönlich viel genauer arbeiten kann als mit japanischen Sägen. Wer mit denen einen präzisen Schnitt großer Tiefe machen kann, hat meine uneingeschränkte Bewunderung - ich kann es nicht.

Wichtig ist natürlich Dieters Hinweis auf die bessere Steifigkeit der handgemachten Japansägen (die sind dicker zum Griff hin). Ich hatte mal eine, deswegen kann ich das bestätigen. Die aus Bandstahl gefertigten Maschinenprodukte könen da nicht mithalten. Aber für mich fällt bei den Preisen der handgefertigten (die ich ja auch nicht nachschärfen könnte, jedenfalls nicht die mit Querschnittbezahnung) die Klappe, das ist nichts für mich.

Friedrich



Rolf Richard
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Re: verbiegendes Blatt

Beitrag von Rolf Richard »


Jeder arbeitet halt anders, macht andere Erfahrungen.

Wenn ich wie vor kurzem eine 35 cm breite, 50 mm starke Eichenbohle ablängen will, dann säge ich mir mit meinen Fuchsschwänzen mit Sicherheit "einen Ast". Mir gehts wie Friedrich, nur umgekehrt. Ich glaube, ich sollte die Dinger verschenken. Spass hab ich damit keinen und meine Billig-"Kataba" ist allemal schneller. (oder ich bin damit schneller?) Nun ganz im Ernst, mir geht die Arbeit mit den Zugsägen einfach besser von der Hand.

Das Argument mit den gespannten Gestellsägen kann ich schon nachvollziehen. Trotzdem eine Frage: Nach meinem Verständnis muss die Schnittkraft der Spannkraft entgegenwirken, diese somit mindern. Zumindestens in dem Teil des Blattes, das von den gerade schneidenden Zähnen in Richtung Benutzer verläuft.

Vielleicht ist es "systembedingt" - ich kann auch nicht mit der Kreissäge, dafür gehe ich um so lieber an die Bandsäge.

Da fällt mir auf....in beiden Fällen liegen mir die dünneren Blätter offenbar mehr.

so, und jetzt lasst mich mal machen. War rauskommt wird später erzählt! ;-)

Gruss

Rolf



Pedder
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Wie so oft

Beitrag von Pedder »


kommt man von einer Frage zur nächsten.

Bei einer Spannsäge bekommt das Blatt nie Druck von hinten, sondern immer Zug von vorn. Es wird sozusagen vom Gestell durchs Holz gezogen. Auf Rückensägen trifft das so nicht ganz zu, wobei die neue Veritas Säge oder die von Rob Cosman durchaus eine Kraftübertragung über die Spitze ermöglichen würden.

Welche Probelem Du mit Deinen Fuchsschwänzen hast und was für welche es sind, würe mich interessieren. Während billige Japaner in Ordnung sein mögen, ist das bei billigen westlichen Sägen nach meiner Erfahrung nicht der Fall.

Zum Sägen mit Fuchsschwänzen halte ich eine niedrige Sägebank für unerlässlich. Ein FS ist einfach keine Säge für die Hobelbank.

Liebe Grüße
Pedder



Christof Hartge
Beiträge: 1258
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Re: Wie so oft

Beitrag von Christof Hartge »


Stimmt genau Pedder,

"Während billige Japaner in Ordnung sein mögen, ist das bei billigen westlichen Sägen nach meiner Erfahrung nicht der Fall. Zum Sägen mit Fuchsschwänzen halte ich eine niedrige Sägebank für unerlässlich."

Genau das ist auch meine Erfahrung. Handsägen (=Fuchsschwanz) sind großartig für lange tiefe Längsschnitte oder zum Ablängen, aber nur die guten und nur wenn sie gut geschärft sind. Auch 60 mm Eiche sind da kein Thema. Vielleicht ist es aber auch so, wie Friedrich sagt: Vielleicht bin ich nur zu ungeschickt, um mit den Japanern lange und tiefe Schnitte zu machen.

Viele Grüße, Christof.

PS: Ja Rolf, herzlichen Glückwunsch zu deinen Sägen und wir lassen dich ja machen und ich freue mich schon auf deinen Erfahrungsbericht.



Bert Wallraff
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Re: verbiegendes Blatt

Beitrag von Bert Wallraff »

[In Antwort auf #125526]
Hallo zusammen,

kurze Mitteilung, ich halte es bei Handsäge wie beim Segeln" Länge Läuft",
bei Gelegenheit zeige ich euch mal meine Sägen, die ich in meiner Schreinerei täglich in gebrauch habe. Muß gerade Treppen fertig bekommen, habe also wenig Zeit.

Grüße Bert


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Re: verbiegendes Blatt

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #125533]
Hallo Rolf,

zur Spannkraft und Schnittkraft: Das ist eigentlich (wenn man auf Feinheiten verzichtet), ziemlich einfach.

Das Blatt wird von an seinen Enden wirkenden Spannkräften strammgezogen, also einer Zugkraft ausgesetzt. Dabei ist es egal, wo gespannt wurde, ob vorn, hinten oder am Gestell (wie bei Spannsägen üblich). An jedem Punkt des Blattes wirkt durch diese Vorspannung eine Zugkraft nach vorn (in Schnittrichtung) und eine genau gleichgroße in entgegengesetzter Richtung, das muss so sein damit das System im Kräftegleichgewicht ist. Das Blatt ist entsprechend dieser Zugkraft gleichmäßig elastisch gedehnt.

Der Säger fasst nun das Gestell an und sägt. Dazu bringt er eine Kraft auf das Gestell und somit auf die beiden Einspannpunkte des Blattes auf. Die gleichgroße Gegenkraft dazu wirkt zwischen Holz und Blatt. Trotz dieser Sägekraft muss an dem im Eingriff mit dem Holz befindlichen Punkt des Sägeblattes Kräftegleichgewicht herrschen. Das funktioniert so: Der Teil des Blattes vor dem Holz (in Sägerichtung) dehnt sich etwas stärker, in ihm wird die Zugkraft größer. Der Teil hinter dem Holz zieht sich etwas zusammen, in ihm wird die Zugkraft kleiner. Die beiden jetzt unterschiedlich großen Zugkräfte und die Sägekraft sind dann wieder im Gleichgewicht.

Es ist also wie Du vermutest: Die Zugkraft ("Spannung") des Sägeblattes vor dem Holz (in Sägerichtung) wird beim Sägen größer, die dahinter kleiner. Daraus folgt: Damit die Säge hinter dem Holz nicht schlaff wird und ihre gerade, gestreckte Form verliert, muss die Spannkraft groß genug sein - in der Praxis erheblich größer als die Sägekraft.

Noch ein letztes Wort zu Deinem Quälen mit dem Fuchsschwanz: Das kann nur am mangelhaften Schärfzustand liegen. Eine Kataba ist bei sonst gleichen Bedingungen im Prinzip etwas schneller weil sie einen schmaleren Schnitt ausspant, das stimmt schon, das kann man gar nicht bestreiten. Aber wenn man sich mit einem Fuchsschwanz "einen Ast sägt", dann ist er stumpf.

Ich vermute mal (das ist jetzt wirklich nicht boshaft gemeint) dass Du wie die meisten Holzwerker noch nie eine wirklich scharfe westliche Säge in der Hand gehabt hast. Kaufen kann man das nämlich in den üblichen Preisklassen nicht, man muss selbst schärfen. Wenn Du Lust hast und es nicht zu weit ist, solltest Du mal mit einem Fuchsschwanz vorbeikommen, dann zeig ich es Dir.

Viel Spass beim Sägen, womit auch immer!

Friedrich



Rolf Richard
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Re: Danke!

Beitrag von Rolf Richard »


Danke Friedrich!

Für die Erläuterung, die meine Vorstellung festigt und natürlich auch für das Angebot. Nun, soweit ich weiss ist mein Standort im Odenwald doch etwas entfernt.

Meine westlichen Sägen sind nicht das Tollste (Stanley) und laut Datenblatt wg. gehärteter Zähne nicht schärfbar.

Ich konnte es nicht lassen......die Neuankömmlinge müssen schon ran. Das Ergebnis stellt mich sehr zufrieden.

Gruss

Rolf


Christof Hartge
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Re: Danke!

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Rolf,

vielleicht treibt es dich ja mal in den Norden Hessens. In Alt-Wildungen steht meine Hobelbank, samt einigen Sägen. Gäste die bei den vielen Längsschnitten helfen wollen, die ich derzeit ausführe, sind immer herzlich willkommen.


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