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In Antwort auf #119990]
Hallo zusammen,
ich bin neu hier in diesem Forum und habe einfach mal nach interessanten Themen gestöbert. Dabei ist mir diese Diskussion ins Auge stochen und dazu wollte ich dann doch auch was beitragen. Auch wenn die Beiträge schon vor längerem gepostet wurde, waren das doch eher grundsätzliche Fragen, die ich einfach kommentieren muss :-)
Den angesprochenen Test habe ich auch vorliegen und muss dazu sagen, dass man - wenn man sich bei Feilen ein bisschen auskennt - sich doch auch fragen muss, ob die Tester sich tatsächlich so gut mit den einzelnen Produkten beschäftigt haben, wie sie glauben machen wollen. Denn wenn dem so wäre, wie können sie dann in ein und dem selben Test Werkstattfeilen mit Präzisionsfeilen vergleichen, wie geschehen? Beispiel: Dick 31122520 ist eine Werkstattfeile, die Dick 11122520 eine Präzisionsfeile, was sich schon allein im Preis widerspiegelt, der letztendlich im Bewertungssystem zumindest geringfügig sicherlich ebenfalls von Bedeutung war und somit für die Präzisionsfeile automatisch schon ein "Minuspunkt" im Sinne des Testers ergeben musste. Was ganz besonders aus dem Ergebnis bei den Dreikantfeilen ersichtlich ist: Die Dick Werkstattfeile 31322520 und die Dick Präzisionsfeile 11122520 schneiden bei allen Punkten gleich gut ab, jedoch im Fazit erhält die Werkstattfeile die Note 2,3 und die Präzisionsfeile die Note 2,4. Dies schlechtere Note muss dann wohl vom Preis herrühren... (warum ein höherer Preis hierfür, siehe weiter unten...)
"Interessant" fand ich auch, dass bei dem Punkt Praxistest unter "Ergonomie" und "Anmerkung" der jeweilige Griff bemängelt wurde, der schließlich mit dem eigentlichen Testprodukt, also der Feile, nicht unmittelbar verbunden ist. Ein Griff ist meiner Meinung nach austauschbar und ziemlich der Geschmacksfrage unterlegen. Ich kann doch eine gute Feile aus dem Hause xx mit einem guten Griff aus dem Hause xy verwenden. Ob jemand lieber ein klassisches Holzheft in lackierter oder unlackierter Version oder ein ergonomisches Kunststoffheft verwendet, ist doch wirklich Typsache. Ob ich lieber den Zweikomponenten-Griff von Pferd oder lieber den günstigeren Griff mit "Löchern" verwende, muss ich anhand des Preises und meinen Vorlieben entscheiden. Zusammen werden Feile und Griff schließlich aus eben diesem Grund nur als Sortimentsergänzung für Heim- und Hobbywerker verkauft. Der Profi kauft die Feile einzeln und das gewünschte Heft dazu.
Also auch dieser Punkt doch nicht wirklich aussagekräftig für die Leistungsbeurteilung einer FEILE!
Zu dem automatisierten Feiltest sollte man als Anwender und evtl. damit Leser dieses Tests auch Folgendes wissen:
Die Feile wird auf der Testmaschine aufgespannt und nach mehreren tausend Feilstrichen die Abtragsleistung und danach der Zustand der Feile geprüft. Unberücksichtigt dabei bleiben die heutigen Einsatzbereiche der Feile, die sich von früheren Arbeiten doch oft erheblich unterscheiden und damit eben auch der gedachte Einsatzzweck des speziellen Feilentyps. Um nochmals das Beispiel mit den Werkstatt- und den Präzisionsfeilen aufzugreifen: Bei einer Werkstattfeile wird schließlich Wert auf bestmöglichen Abtrag zu kleinstmöglichen Preis gelegt. Bei einer Präzisionsfeile wird das Augenmerk immer eher auf dem guten Oberflächenergebnis als dem Preis liegen, der Abtrag an sich sollte natürlich aber dennoch stimmen. Eine gute flachstumpfe Präzisionsfeile ist zudem leicht ballig, um eine gute plane Fläche überhaupt feilen zu können, eine Eigenschaft die billigen Werkstattfeilen fehlen wird. Bei einem Maschinentest wird diese an sich ja gute Eigenschaft nicht berücksichtigt, sondern die Feile immer wieder einfach gerade über das Material gezogen und damit natürlich zwangsläufig in der Mitte dann am meisten beansprucht und somit ungleichmäßig abgenutzt. Also kann man doch nicht nach dem Feiltest die Feilen betrachten und nur anhand der Anzahl der geleisteten Feilstriche beurteilen, welche Feile besser war, wenn zudem Ergebnis - also der Oberfläche des bearbeiteten Materials !!! - offensichtlich überhaupt keine Beachtung geschenkt wird.
Letztendlich kann ich nur raten, solche Massentests - egal um welches Produkt es sich handelt - immer mit Vorsicht zu genießen und auch mal genauer hinzuschauen.
Zu den wirklich guten Feilenfirmen gehören auf jeden Fall Rüggeberg (Pferd), Dick (Dick) und UMV Vallorbe (Grobet). Immer den Unterschied zwischen Präzisions- und Werkstattfeilen berücksichtigen.
Die gesteteten Produkte sind teilweise von ein und demselben Anbieter, aber nicht ohne Grund unter verschiedenen Marken, um die unterschiedlichen Qualitätsschienen zu verdeutlichen, siehe Pferd, Hase, Adler. Siehe im Test die Dreikantfeilen unter eben diesen drei Marken, die nicht ohne Grund in dieser Reihenfolge benotet werden mussten, da schließlich Qualitäts- und Preisunterschiede sich im Zusammenspiel der getesten Punkte widerspiegeln müssen.
Da hier offensichtlich auch Unklarheit über die Herkunft der Feilen bestand: es gibt wohl keinen industriellen deutschen Hersteller von Werkstattfeilen mehr, außer evtl. kleineren Handhauern, die das noch als Profession betrachten. Dass die günstigen Werkstattfeilen - egal von welchem Anbieter - zumeist in der gleichen (asiatischen) Ecke unserer kleinen Welt gefertigt werden, dürfte sich heutzutage fast jeder von selbst denken.
Bei Präzisionsfeilen wird auf jeden Fall Wert auf Qualiät gelegt, weshalb hier die namhaften Firmen zumindest auf europäische Produktion setzen und damit qualitätsmäßig wohl nicht allzu weit auseinander liegen dürften. Wie bei vielen gilt dann wohl auch hier: Die eigene Vorliebe (Geschmack), Tradition (welches Produkt kenne ich aus der Ausbildung) und nicht zuletzt der Preis tragen doch maßgeblich dazu bei, welches Produkt aus welchem Hause am liebsten verwendet wird.
So, das musste ich loswerden... :-))
Weiterhin frohes Feilen!