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Re: Toll!

Verfasst: Do 21. Sep 2006, 21:35
von Stefan Hintzen

Hallo Knochensäger,

hatte mich vor vielen, vielen Jahren mal auf die Jägerprüfung vorbereitet.
Damals ( und heute noch?) war es gang und gäbe, die Schädeldecken mit Wasserstoffperoxid zu bleichen, säubern, entfetten.
Vielleicht findest Du Hinweise in einem Jagdforum, ansonsten müßte ich mich mal in den Jägerkreisen umhören.

Frohes Nähnadelschnitzen

Steff



Re: Mach einen Grillabend !

Verfasst: Do 21. Sep 2006, 22:56
von uli schiekofer
[In Antwort auf #112953]
hallo,
ohne eine ahnung davon zu haben, hoert sich das von beat geschriebene voellig richtig und logisch an. aber ich haette eine verwendung fuer den roehrenknochen, der auch schon in der steinzeit ueblich war: irgend was floetenaehnliches draus bauen. geht gut, habe ich schon mal probiert (nach einem grillabend mit viel wein ;-))).
gruesse
uli



Re: Toll!

Verfasst: Do 21. Sep 2006, 23:09
von Andreas N.
[In Antwort auf #112954]
So Toll nun auch nicht, ich hab das mal probiert, so´n Hünchenknochen wird zimlich spröde wenn er trocken ist. Die Nadeln müssen aber was aushalten können da die verwendet werden um durch vorgestochene Löcher dicke Fäden zu fädeln (nicht mit dem heutigem nähen vergleichbar). Röhrenknochen kann man mit Feuerstein bearbeiten, der Umriss der Nadel wird in die Fläche gekratzt und einfach durch weiteres kratzen bis zum Mark herausgelöst (ob die den Knochen vorher sauber gemacht haben weis ich nich, bezweifel es aber). Danach eben weiter schnitzen bzw. auf Stein schmirgeln (das hab ich noch nicht ausprobiert aber gelesen; Hirschhorn hab ich schon mal versucht mit Stein zu bearbeiten was auch funktioniert wenn man viel Zeit hat). Im Neandertahl-museum ?? müssten die weiter helfen können, die bieten auch Kurse für Kinder an.
Andreas




Re: Knochen zur Bearbeitung vorbereiten

Verfasst: Fr 22. Sep 2006, 00:04
von Rafael Neumann
[In Antwort auf #112948]
Hallo Stefan,

in "Best of Fine Woodworking", Heft Bench Tools gibt es einen Artikel, wo jemand einen Rabbet Plane aus Ebenholz fertigt, die Sohle aus Knochen.

Sein Tipp:
Metzger aufsuchen, Schienbeinknochen vom Vorderbein eines Stieres besorgen
Enden abschneiden, um das Knochenmark freizulegen, 2 - 4 Stunden im großen Topf kochen, Hinzufügen einer Zwiebel beschleunigt den Prozess und bleicht den Knochen aus
Danach den Knochen an einem sonnigen und trockenen Ort für einige Wochen aufhängen; hereinnehmen, wenn es regnet
Der Knochen ist bereits zur Verarbeitung, wenn beim Aufsägen feines, trockenens Puder entsteht.

Guten Appetit
Rafael




The bone worker's experience

Verfasst: So 24. Sep 2006, 09:19
von Stefan Wagner
[In Antwort auf #112953]
So, die Arbeit ist beendet und die Nadeln sind fertig.

Hier der Erfahrungsbericht:

1. Material
Ein großer Röhrenknochen vom Metzger (ein Rinder-Oberschenkel, nehme ich an).

2. Vorbereitung
Ich habe die Gelenke am Ansatz abgesägt und weggeworfen, da sie im Vergleich zum Knochenschaft eine zu dünne Schale haben und innen voller feiner Bälkchenknochen sind, die man nicht nutzen kann.
Der Knochenschaft ist die eigentliche Röhre, die bei meinem Exemplar eine Wandstärke von mehr als 6mm hatte. In der Röhre befindet sich das Knochenmark, eine fettige, leicht rosafarbene Masse, das man entfernen muss. (In Zeiten von BSE habe ich auf eine Weiterverwendung verzichtet.)

3. Kochen
Die grob gereinigte Röhre haben ich in klarem Wasser ca. 2 Stunden gekocht. Es hat nicht mehr "gestunken", als beim Brühe kochen, war also kein Problem. Bei "altem" Material kann das natürlich anders sein. (Die Zeit war mehr oder minder Zufall, der Topf ist während der Arbeiten fürs Mittagessen hinten auf dem Herd "mitgelaufen".) Nach den Kochen lassen sich alle anhaftenden Sehnen und Knorpel ganz leicht abziehen. Die Röhre sollte jetzt soweit sauber aussehen. Falls im Inneren Ansätze von Knochenbälkchen sind, sollte man sie jetzt entfernen, insbesondere, wenn noch Markreste dazuwischen sind.

4. Entfetten
Jetzt wird zum Entfetten noch einmal in einer Sodalauge gekocht. Dosierung: ca. 1 TL Soda auf 1 l Wasser. Knochen mit der Lauge erhitzen. Kochzeit: ca. 5 min. Länger sollte man es nicht machen, denn dann wird der Knochen spröde. Das habe ich an mehreren Stückchen mit Knochenbälkchen gemerkt, die sehr lange kochen mussten, bis alle Markreste verseift und ausgetragen waren. Anschließend trocknen lassen. (Über Nacht hat gereicht.)

5. Aufsägen und Schleifen.
(Ich gestehe hier, dass ich, in Erinnerung an die beiden Querschnitte in Schritt 1, dazu teilweise Maschinenhilfe genommen habe. Die Geruchsbelastung bei maschineller Bearbeitung ist übrigens nicht unerheblich.)

Im Moment ist die Röhre längs geviertelt und ein Viertel zu ca. 5mm starken Lamellen aufgeschnitten.

Die fertige Nadel (ich habe 2 ca. kleinfinderlange Nadeln und 15 "Rohlinge" zum Fertigbearbeiten durch die Schüler gemacht) ist sehr stabil und durchdringt zumindest dünneres Leder problemlos.

Die Feuersteinmethode werde ich mit dem restlichen Knochen vielleicht auch noch probieren, aber das hat Zeit.

Gruß

Stefan

PS: Fotos bei Gelegenheit, ich nutze noch "analoge Technik".




Re: The bone worker's experience

Verfasst: Mi 27. Sep 2006, 14:04
von Rafael Neumann
[In Antwort auf #112963]
Hallo,

wie bereits geschrieben:
die Geruchsbelästigung tendiert gegen Null, wenn das Material vernünftig und lange getrocknet wurde.

Rafael