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In Antwort auf #112953]
So, die Arbeit ist beendet und die Nadeln sind fertig.
Hier der Erfahrungsbericht:
1. Material
Ein großer Röhrenknochen vom Metzger (ein Rinder-Oberschenkel, nehme ich an).
2. Vorbereitung
Ich habe die Gelenke am Ansatz abgesägt und weggeworfen, da sie im Vergleich zum Knochenschaft eine zu dünne Schale haben und innen voller feiner Bälkchenknochen sind, die man nicht nutzen kann.
Der Knochenschaft ist die eigentliche Röhre, die bei meinem Exemplar eine Wandstärke von mehr als 6mm hatte. In der Röhre befindet sich das Knochenmark, eine fettige, leicht rosafarbene Masse, das man entfernen muss. (In Zeiten von BSE habe ich auf eine Weiterverwendung verzichtet.)
3. Kochen
Die grob gereinigte Röhre haben ich in klarem Wasser ca. 2 Stunden gekocht. Es hat nicht mehr "gestunken", als beim Brühe kochen, war also kein Problem. Bei "altem" Material kann das natürlich anders sein. (Die Zeit war mehr oder minder Zufall, der Topf ist während der Arbeiten fürs Mittagessen hinten auf dem Herd "mitgelaufen".) Nach den Kochen lassen sich alle anhaftenden Sehnen und Knorpel ganz leicht abziehen. Die Röhre sollte jetzt soweit sauber aussehen. Falls im Inneren Ansätze von Knochenbälkchen sind, sollte man sie jetzt entfernen, insbesondere, wenn noch Markreste dazuwischen sind.
4. Entfetten
Jetzt wird zum Entfetten noch einmal in einer Sodalauge gekocht. Dosierung: ca. 1 TL Soda auf 1 l Wasser. Knochen mit der Lauge erhitzen. Kochzeit: ca. 5 min. Länger sollte man es nicht machen, denn dann wird der Knochen spröde. Das habe ich an mehreren Stückchen mit Knochenbälkchen gemerkt, die sehr lange kochen mussten, bis alle Markreste verseift und ausgetragen waren. Anschließend trocknen lassen. (Über Nacht hat gereicht.)
5. Aufsägen und Schleifen.
(Ich gestehe hier, dass ich, in Erinnerung an die beiden Querschnitte in Schritt 1, dazu teilweise Maschinenhilfe genommen habe. Die Geruchsbelastung bei maschineller Bearbeitung ist übrigens nicht unerheblich.)
Im Moment ist die Röhre längs geviertelt und ein Viertel zu ca. 5mm starken Lamellen aufgeschnitten.
Die fertige Nadel (ich habe 2 ca. kleinfinderlange Nadeln und 15 "Rohlinge" zum Fertigbearbeiten durch die Schüler gemacht) ist sehr stabil und durchdringt zumindest dünneres Leder problemlos.
Die Feuersteinmethode werde ich mit dem restlichen Knochen vielleicht auch noch probieren, aber das hat Zeit.
Gruß
Stefan
PS: Fotos bei Gelegenheit, ich nutze noch "analoge Technik".