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Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Mi 20. Sep 2006, 11:48
von Timo
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In Antwort auf #112918]
Hallo,
wegen der Brandspuren würde ich doch auf eine maschinelle Bearbeitung tippen. Die Verbindung sieht nicht so aus, als wäre sie gemacht um wiederholt gelöst zu werden (keine Keile oder Dübel). Von daher hätte ich keine Hemmungen die Zapfen zu bearbeiten und mit Keilen und geeignetem Klebstoff (z.B. Epoxy) zu verbinden.
Gruß
Timo
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Mi 20. Sep 2006, 12:48
von David Ecker
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In Antwort auf #112939]
Hi,
keiner der Zapfen ist glatt. Die Oberflächen sind krumm und schief. Ausserdem lassen sich Spuren der Werkzeuge im Zapfenbereich und ganz deutlich bei den Schlitzen sehen. Ich glaube nicht, das Sie maschinell hergestellt wurden.
Die schwarzen Stellen sehen aus der nähe betrachtet nicht wie Brandspuren aus, sondern als ob das Holz an den Stellen sich verfärbt hätte. Da kann ich aber auch falsch liegen.
Das ganze wird ein wenig Schwierig zu beurteilen, weil ich den Eindruck habe, das einer der Vorbesitzer die Möbel bereits nachträglich bearbeitet hat, bzw. Bauteile auch bereits repariert worden sind.
bis dann
David
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Mi 20. Sep 2006, 22:03
von Marc Waldbillig
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In Antwort auf #112942]
Hallo David,
Diese Verbindung ist nicht einfach trotz ihres schlichten Aussehens. Vorher solltest du sie an einem Abfallstück probieren, denn ein ungenauer Sitz ist nicht mehr zu korrigieren. Du solltest wissen, wie breit die Keile spreizen und ob du den Zapfen ganz einklopfen kannst. Die Verbindung ist danach nicht mehr lösbar, auch wenn du nicht geleimt hast. Auch eine lose Verbindung wirst du nicht immer ohne Gewalt wieder lösen können. Theoretisch gibt's nur einen Versuch ;-)
Dies nur als freundliche Warnung falls du diese Art der Verbindung noch nicht gemacht hast.
Gruß, Marc
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Do 21. Sep 2006, 08:13
von Marcus Nohr
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In Antwort auf #112942]
Hallo David,
wie Marc schon erwähnt hat ist die von Raphael beschriebene Verbindung relativ schwierig. Ich würde an deiner Stelle einen Heissleim verwenden, wenn Du nicht sicher bist ob Du die Verbindung irgend wann wieder lösen musst. Diese Verbindung sollte sich mit Wasserdampf wieder lösen lassen, das wird in der Resauration so gemacht. Vieleicht kann Ottmar ja etwas mehr dazu Beitragen.
Wenn Du die Verbindung regelmäßig lösen musst (was ich bei Antiken Möbeln nicht annehme) fällt mir ausser der Nacharbeit der Zapfen nur noch ein Verkeilen in den Zapfenlöchern ein. Dafür entsprechend lange Keile nehmen, welche Du wieder entfernen kannst. Der Große Nachteil: Die Keile bleiben sichtbar.
Viele Grüße
Marcus
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Do 21. Sep 2006, 20:53
von Andreas Winkler
Hallo David,
in meinen Augen sieht die Verbindung ebenfalls maschinell gearbeitet aus, evtl. mit der Hand nachgearbeitet. Wahrscheinlich wurden die Schlitze mit einem Kreissägeblatt geschnitten. Die "längeren" Brandspuren direkt an den Zapfen und die schwarzen Stellen zwischen den Zapfen (da kommt man nicht mit einem Absetzschnitt hin und braucht mehrere Durchläufe zum "Wegfräsen") sind wohl eindeutig.
Außerdem meine ich am Zapfenanfang einen etwas zu hoch eingestellten Absetzschnitt zu erkennen, der nicht nach Handsäge aussieht.
Über innen verkeilte Zapfen wurde ja schon einiges geschrieben. Eine sehr schwierige Verbindung und meines Erachtens in der Praxis auch kaum angewendet. Schon bei einem von außen verkeilten Zapfen wird immens viel gepuscht, weil schon schwierig genug. Bedenke, wie schwer ein richtiges Maß an Keilbreite, -länge und dessen Einschnitt bzw. dessen konischem Zapfenloch zu berücksichtigen ist. Außerdem muß man dabei immernoch die Härte des Holz beachten.
Wenn Du doch zu wenig Spannung hast, wackelt die Verbindung hinterher und läßt sich doch nicht mehr auseinandernehmen. Oder aber die Keile sind zu stramm und irgendwas gibt nach.
Ich würde einen Kleber/Leim verwenden, der aufquillt und dicht macht. Bei immerhin 15cm Querschnitt kann es sein, daß sich die Verbindung durch "Arbeiten" des Holzes wieder löst, zudem ist ein Sitzmöbel immer ganz schön heftigen Wackel-Belastungen ausgesetzt - deswegen natürlich idealerweise nachspannbare Verbinder, aber das sieht nicht jeder so gerne. ;-)
Gruß, Andreas
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Fr 22. Sep 2006, 09:06
von David Ecker
Hi,
was haltet Ihr den von dem Knochenleim, den Dieter im Angebot hat? Bekomme ich damit die Verbindung stabil? EEin Vorteil dieser Lösung wäre es, das ich wenigstens wieder theoretisch die Bauteile trennen kann (keine Ahnung, wie ich 15cm gleichmäßig erhitze ohne das Holz zu schädigen).
Eine andere Möglichkeit an die ich gerade gedacht habe, als ich das Posting vom Andreas gelesen habe, ist es, die Verbindung mit 2K Bauschaum zu verkleben. Dann wäre die Verbindung wirklich fest, aber leider auch nur noch mechanisch wieder trennbar. Ausserdem habe ich keine Erfahrung, wieviel Zeit ich habe die "!!schweren!!" Bauteile zu verbinden und ob der Kleber dann auch noch vernünftig hält.
bis dann
David
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Sa 23. Sep 2006, 01:18
von Ottmar
Hallo Forumsfreunde.
Es wurden einge brauchbare Vorschlaege gemacht, die doch irgendwie an der Sache vorbei gehen. Nach den Bildern zu urteilen (leider kein Gesamtbild des/der Moebel)handelt es sich um Produkte der letzten zwanzig Jahre aus dem Raum Asien/Pazifische Inseln. Diese Moebel gab es in grossen Mengen hier vor ca 20 Jahren, ich lese hin und wieder einige aus dem Sperrmuell auf,um das schoene Holz anderweitig zu verwenden. Bei diesen Moebeln sind die Schlitze und Zapfen um es einfach auszudruecken, von Leuten angefertigt, welche noch etwas Nachholbedarf in Sachen Genauigkeit aufweisen. Auf der anderen Seite, vermute ich aus dem Preis welcher hier verlangt wird, wenn ich Material und Verschiffung/Lieferung, von der Kostenseite rechne, bleibt fuer die Arbeiter kaum noch was uebrig. Conger hat ja diesbezuegliche Bilder gezeigt. .Auf der anderen Seite, kann auch stehen, dass Holz mit unteschiedlichem Trockenstatus verwendet wurde, z. B. Holz fuer Schlitz war trocken, Holz fuer Zapfen war feucht, da ist das Versagen schon vorgeplant. Der Zeit-/Neubeschaffungswert solcher Moebel macht jeden Gedanken an eine Reparatur vom professionellen Standpunkt gesehen , daran illusorisch.
Zur Sache, um eine wirklich haltbare Reparatur(*) solcher Moebel, auszufuehren, verwende ich einen Epoxidharzkleber, mit welchem ich die zuverleimenden Flaechen bestreiche, in einen Rest des Epoxydharzklebers ruehre ich als Verdickungsmittel Silika ein so dass der Kleber wie Margarine verdickt wird. Dies Masse faerbe ich mit Erdfarbenpigmenten in der Holzfarbe ein. Mit dieser Masse fuelle ich die Schlitze und entferne den herausgedrueckten Leim, nach Einfuehrung des Zapfens.Zuvor habe ich mir Hoelzer/Leisten angefertigt, so dass ich die Verbindung so genau wie moeglich ausrichten kann und in diesem Zustand setze ich die Zwingen an.
(*) Fuer Freunde und Verwandte habe ich solche Moebel repariert, in solchen Situationen ist nichts zu gewinnen, hoechstens ich wurde fuer die Fehler der Hersteller verantwortlich gemacht.
Zu dem Handelsbegriff antik eine kleine Geschichte. Irgendwo in Asien gab es einen Antiquitaetenhaendler, wenn immer ein Turist fragte ob das Stueck auch wirklich antik sei, untersuchte er es mit seiner Hand gruendlich, darauf erwiederte er dem Kunden in den meisten Faellen dass es wirklich antik sei. Sein Nachbar welcher dies Treiben ueber eine lange Zeit beobachtete, sprach ihn darauf an, wie er es so schnell feststellen kann ob ein Holz- oder Metallgegenstand antik ist. Das ist ganz einfach erwiederte er, wenn das Metall sich kalt anfuehlt und der Lack nicht mehr klebt ist es in jedem Fall antik. Aus der Sicht einer Eintagsfliege betrachtet, ist alles von gestern antik!!
Wuensche allerseits erfolgreihes Woodworken!
Mfg
Ottmar
PS: Es ist schon fast zum Heulen, wenn ich sehe was fuer wundervolles Holz in Billigmoebeln verramscht wird. Von einem Asienimporteuer, lies ich mir Paletten/Verpackungsverschlaege geben, welche aus feinstem Holz(Name kenne ich noch nicht) gefertigt waren.
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Mo 25. Sep 2006, 16:00
von Heiko Rech
Hallo,
Was Andreas meinte, ist mit Sicherheit kein PU Bauschaum, sondern PU Leim. Den gibt es z.B. von Ponal. Das ist dann Ponal Construct. Dieser Leim quillt auch auf und ist daher sehr sorgsam anzuwenden, da herausgedrückter Leim nur sehr schwer zu entfernen ist und man nie genau weiß, wieviel er aufquillt.
Gruß
Heiko
Re: Schlitz-Zapfenverbindung bei Antiken Massiv Mö
Verfasst: Di 26. Sep 2006, 12:10
von Timo
Hallo,
auch beim PU-Leim ist aber der aufgeschäumte Teil nicht tragfähig! Man muss genauso pressen wie bei PVA-Leim. Ritzen werden zwar gefüllt, tragen aber nicht zur Stabilität der Verbindung bei.
Wie Ottmar schon geschrieben hat ist Epoxydharz für solche Fälle gut geeignet, denn das füllt die Ritzen sehr stabil aus.
@Heiko, weisst du einen Händler wo man Ponal Construct L bestellen kann? Das zeug hat eine lange offene Zeit..
Gruss
Timo