Profilhobel No. 61 *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
Kontaktdaten:

Profilhobel No. 61 *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo!

Manchmal muss man ein bisschen Glück haben (und nette Kollegen).
Meine Kollegen wissen schon lange, dass ich eine Vorliebe für Hobel aller Art habe. Neulich haben sie mich vom Flohmarkt angerufen: "Da gibt es einen Profilhobel hast du Interesse - ohne Wurm, sieht gut aus?" Meine Antwort: "Wenn er nicht zu teuer ist, bring ihn mit."

Ich staunte nicht schlecht, als ich einen unbenutzten Profilhobel in hervorragendem Zustand bekam. Der Preis: 10 Euro!!

Nun habe ich einige Fragen zu dem Hobel, vielleicht könnt ihr mir ja helfen:
Kennt jemand zufällig den Hersteller?
Auf dem Hobelmesser steht CASTSTEEL, was bedeutet das?
Wie nennt man das Profil des Hobels und hatte das einen bestimmten Verwendungszweck oder war es nur Zierde?
War die No.61 herstellerspezifisch, oder gab es so etwas wie eine halbwegs verbindliche Profilnummerierung?

Das Holz ist ziemlich sicher Eiche. Die Spiegelseite des Eisens ist noch nie abgezogen worden!
So einen Hobel "neu" zu bekommen, ist wirklich eine große Freude!

Gruß
Berthold









Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Thomas Jacobi »


hallo Berthold,

Gratuliere, sieht nett aus Dein neues Spielzeug und der Zustand ist wirklich super, das muss ein sauberes Profil abgeben.
Meine Profilhobelkenntnisse sind sehr begrenzt kann also nicht sehr erleuchtend sein, bedaure, habe zwar einige davon doch habe ich sie bislang praktisch nie verwendet. Habe sie bloss gekauft weil sie so schoen waren und sie warten geduldig ihrer Stunde.
Cast steel heisst Gussstahl, soviel ist klar. Das mit den Nummern halte ich fuer Herstellerspezifisch. Auch auf einigen der meinen gibt es Nummern.
Was mich jedoch verwundert ist die Millimeterangabe des Kreisradiusses auf der Stirnseite des Deinen, nachdem es sich dem Eisen und der ausgestellten Form nach sehr wahrscheinlich um einen englischen handelt. Und folglich muessten es Zollangaben und nicht mm sein!? oder wie seht ihr das?
Verwendungsmaessig tippe ich auf nuetzlich fuer Handlauefe, Bilderrahmen, wuchtige Zierleisten.

Jedenfalls ein Stueck das es verdient benutzt zu werden, vertraut damit zu werden.
Viel Spass
Thomas

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Berthold,

Mich wundert an der Sache nur : Mit diesem kapitalen Fang, hast Du die Zeit, schöne Fotos zu machen, und Beiträge zu schreiben ? Da würde ich mich in der Werkstatt einschliessen !

Spass beiseite, ich möchte nur zur Nummer etwas sagen. Meine kürzlich erworbene Rauhbank ist auf der hinteren Stirnseite, ( Heck ) ganz ähnlich mit der No. 575 nummeriert, auf dem Keil und dem Keilsitz, ( korrekten Namen kenn ich nicht ) findet sich dann, von Hand mit Bleistift geschrieben, die No. 5.
Gedenke auch Deiner Schere, die in ähnlicher Weise, mit 6 oder 9 nummeriert war.

Ich geh davon aus, das es sich hierbei um eine fortlaufende Produktions-Nummer handelt, zu einer Zeit, oder in einer Firma gepflegt, wo die Teile noch händisch zusammengepasst wurden.

So oder so, diesen Hobel zu haben, ist toll. Gratulation zum Hobel, und zu den Freunden !

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Klaus P.

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Klaus P. »

[In Antwort auf #99916]
Hallo Berthold!

Gratulation zum neuen Hobel!!
Bei der Nummerierung handelt es sich meiner Erfahrung nach um die Einteilung des Herstellers. Ich habe einen vergleichbaren Hobel von der österreichischen Firma Weiss und Söhne. Die haben meines Wissens aber Hobel aus Buchenholz hergestellt und ihr Logo verwendet.
Werde mal bei meinem nach einer Nummer suchen.

Frohes Werken
Klaus

Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #99916]
Hallo Berthold,

schöner Hobel, herzlichen Glückwunsch dazu.
Leider haben die deutschen Hobelhersteller meistens ihre Firmennamen nicht gestempelt und deshalb ist es schwierig den Hersteller zu bestimmen.
Ich habe viele Profilhobel, die wie deiner eine Nr. haben und ich weiß nicht wer ihn gebaut hat. Ich glaube meistens ist es die Katalognummer.
Wenn dir einer helfen kann, ist es Wolfgang, der beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema.

Gruß, Eckhard


Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #99916]
hallo berthold,
bei deiner neuerwerbung handelt es sich um einen deutschen profilhobel aus weißbuche. eiche wurde eigentlich von keiner manufaktur verwendet. und um eine derartige herstellung handelt es sich. die nummer ist sicher eine interne herstellernummer. daran sieht man mal wieder, was für eine enorme vielfalt an hobeln früher angeboten wurden. und wenn ein schreiner nicht das passende fand, haben die fabriken auch noch sonderprofile aller art auf wunsch gefertigt. die waren dann natürlich so um die 45 pfennig teurer als die aus dem katalog!
die engländer haben ihre hobel in der regel aus rotbuche gefertigt, die besseren wurden an den stark beanspruchten stellen mit buchsbaumfedern verstärkt.
den hersteller kann man wohl nicht zweifelsfrei herausfinden.
bei dem profil handelt es sich um einen deutschen stab oder auch perlstab. ist ein einfaches, aber für mein empfinden sehr wirkungsvolles zierprofil für alle möglichen kanten an möbeln und dergleichen. wenn man den hobel nicht nur in eine richtung verwendet erhält man ein richtiges säulenprofil.
ist ein schönes teil, zumal in diesem recht großen radius, und dann natürlich in diesem zustand... und der preis ist auf jeden fall heiß!
caststeel ist, wie bereits erwähnt, die alte bezeichnung für Gußstahl bzw. laminierten stahl.
ein sehr schönes teil. viel spaß damit!
johannes

Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
Kontaktdaten:

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Berthold Cremer »


Vielen Dank an alle, die sich zu meinen Fragen geäußert haben.

@Johannes
Ich war mit ziemlich sicher, dass der Hobel aus Eiche ist, doch nun sind Zweifel aufgekommen. Also habe ich das Holz mit dem Uhrmacherokular untersucht und mit meinen Holzmustern von Eiche und Weißbuche verglichen. - Ich denke, dass du Recht hast. So leicht kann man sich von dem Farbton täuschen lassen.
Danke für den Hinweis.

Gruß
Berthold

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Johannes,
warum eigentlich wurde nie Eiche verwendet?

Viele Grüße, Christof.

Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
Kontaktdaten:

CASTSTEEL - Gußstahl - gehärtet?

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #99935]
Nun habe ich mich mit dem Profilhobel etwas beschäftigt.
Nunächst habe ich die Spielglseite geschliffen. Dann habe ich die Fase mit einer Diamantfeile versucht zu schärfen.
Die ersten Hobelversuche offenbarten, dass das Eisen nicht ganz der Form des Hobelprofils entsprachen. Also habe ich versucht, die Form des Eisens leicht zu korrigieren. Ich griff zu Feile und wunderte mich, wie leicht sich das Eisen feilen ließ.

Dann erinnerte ich mich, dass ich erst kürzlich in "Tischlerwerkstatt des Land- und Möbeltischlers" von L. Reineking (Reprint von 1911) folgendes gelesen hatte: "... Profilhobel werden mit der Feile geschärft"

Sind die Eisen von Profilhobeln nicht gehärtet?
Kann man Gußstahl überhaupt härten?
Es ist schwer zu erkennen ob das Eisen laminiert ist.
Sollte das Eisen nachträglich noch gehärtet werden?

Würde mich freuen, wenn jemand eine Antwort wüßte.

Gruß
Berthold

Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Profilhobel No. 61

Beitrag von Johannes Thiele »


hallo,
warum wurde eiche nicht zum bau von hobelkörpern verwendet?
es ist einfach nicht gebräuchlich gewesen, und das aus mehreren gründen:
1. ist weißbuche homogener und meist auch härter und abriebfester als eiche. auch läßt sie sich schwerer spalten als eiche.
2. weißbuche ist viel hautsympathischer als eiche oder auch rotbuche. wenn du einige striche mit einem rotbuchenen hobel machst, wirst du keinen unterschied feststellen. aber unsere vorfahren mußten ja viele stunden täglich nur hobeln und abplatten und nuten und kehlen und und und... da brennen die handflächen bei ungeeignetem material.
3. eiche verfärbt sich und andere materialien durch den gehalt an gerbsäure.
jetzt taucht sofort die frage auf: die engländer haben fast nur rotbuchen-hobel. dies liegt evtl. daran, daß es auf der insel weniger weißbuchen gibt???
die frage kann ich leider nicht erschöpfend beantworten. ich hoffe, es findet sich ein anderer besucher, der zu dieser frage mehr weiß.
in meiner ziemlich umfangreichen sammlung finden sich nur einige wenige eichene hobel, und denen sieht man in allen fällen an, daß sie nicht aus einer manufaktur stammen, sondern allesamt eigenschöpfungen eines einzelnen benutzers sind. die stellmacher waren noch am ehesten die leute, die auch mal schnell einen spezialhobel aus eiche sich gebaut haben.
bei mir hängt z. b. eine böttcher-bank an der wand, die ist aus robinie. oder ein schiffshobel aus pflaume. alles beispiele für einzelstücke.

cast-steel
die profilhobel waren nicht aus laminiertem stahl gefertigt. das hatte ich nicht geschrieben. es ist ein gehärteter werkzeugstahl, der aber nicht so hart ist wie gerade eisen, um ihn leichter schärfen zu können. geschärft wird mit formsteinen und feilen.
ich habe auch schon aus geraden eisen profile herausgeschliffen. dabei muß man sehr vorsichtig zu werke gehen, um keine verbrennungen hervorzurufen, man darf keinen weiteren termin danach im nacken haben! zu beachten ist, daß die profilgeometrie immer verzerrt zur hobelsohle ist, bedingt durch die schrägstellung des eisens.
so weit für heute.
johannes

Antworten