Plattbank "tunen"
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Plattbank "tunen"
Über Ostern ist mir im Schaufenster eines "Trödelhändlers" eine Plattbank ins Auge gefallen. Augenscheinlich scheint sie in gutem Zustand zu sein. Sohle und Maul sehen gut aus, Schneide scheint ebenfalls einwandfrei (soweit aus 1,5 m durch eine Scheibe erkennbar). Konstruktion: klassischer Holzkörper (verm. Weißbuche), schräges Eisen, vernickelter Metallanlauf, kein Vorschneider, kein Handschutz, kein Schlagknopf.
Da mir so ein Ding noch fehlt werde ich es wohl käuflich erwerben. Der fehlende Vorschneider scheint mit verschmerzlich, da man auch mit Messer und Lineal vorritzen kann.
Nun meine Frage: Was haltet Ihr davon, das Gerät mit einem Schlagknopf nachzurüsten? Ich gedachte, eine Schlossschraube ca. M10 zu verwenden, den Kopf mit etwa 20mm Schaft abzusägen und das Teil in ein Sackloch im Hobelkasten mit Epoxydharzkleber einzukleben. Wäre das eine sinnvolle Verbesserung, überflüssiger Schnickschnack oder Stilbruch an einem historisch wertvollen Stück?
Gruß
Jörg
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Re: Plattbank "tunen"
Hallo Jörg,
als Stilbruch würde ich persönlich das Nachrüsten eines Schlagknopfes nicht sehen (solange es sich um ein Werkzeug handelt, daß genutzt werden soll - der Schlagknopf dient ja der Schonung des Hobels).
Komischerweise ist mir vor kurzem eine ähnliche, um nicht zu sagen dieselbe Idee gekommen. Allerdigs werde ich nur eine M6er Schraube nehmen (Kopf ca. 20 mm Durchmesser). Anstatt sie abzuschneiden nehme ich gleich nur eine 20er oder 25er Schraube, vorbohren werde ich ein ca. 5 mm Loch (den genauen Durchmesser wird ein Probestück ergeben; Gewindeschraube in Hirnholz ?). Zusätzlich werde ich das Ende der Schraube etwas anfeilen. Durch das Gewinde und den Vierkantansatz müsste ein guter Halt gewährleistet sein.
Oder Deinen Vorschlag befolgen und mit Epoxidharzkleber reinpappen.
Vorschneider könntest Du evtl. doch auch nachrüsten, gibt´s ja einzeln zu nachkaufen.
Gruß, Andreas
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Re: Plattbank "tunen"
P.S.: Meine erster Plan war eine Sechskantholz-Schraube ca. 8x20 mm mit einer Beilagscheibe als Schlagknopf zu verwenden. Das hab´ ich aber sein lassen, weil ich fand, das sieht zu "billig" aus.
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Re: Plattbank "tunen" - mögliche Lösung ?
[In Antwort auf #99864]
Guten Tag Jörg und alle Andern,
Ostern ist eine gute Gelegenheit um sich etwas zu gönnen. Also geh hin und kauf das Ding. Du hast ja sonst eh keine Ruh !
Zu Deiner Frage ob das wohl ein Stilbruch sei : Ich mach's wie der Andreas; wenn ich ein Werkzeug benützen will, rüste ich es gebrauchsfertig nach. ( auch wenn's "hundert" Jahre alt ist ) Wenn's in die Vitrine kommt, wird es allenfalls nur "restauriert", bleibt aber sonst im Original-Zustand.
Zum Nagel : Ich hab den bei mehr als einem Hobel nachgerüstet. Allerdings etwas anders, als Du es beschreibst : Nimm einen massiven Bodennagel, oder eine entsprechende Zweispitzniete, die haben eine Schaftdicke von ca. 2 bis 3.5 mm, verschiedene Kopf-Ø und Kopf-Wölbungen. Gibt's in massiv Messing und glanz-verzinkt. Im Hobel bohrst Du ein etwas zu enges Loch, zwickst den Nagel oder die Niete auf die passende Länge ab und schlägst diese(n) ein. Fertig ! Warum willst Du Ihn einleimen ? Das Ding fällt nicht raus, wenigstens bei mir bis jetzt nicht. Ich bin bis anhin mit dieser Methode gut gefahren, und die verwendeten Nägel halten sich auch ganz gut.
Quelle für Bodennagel oder Zweispitzniete ( welche in der entsprechenden Stärke auch als Bodennagel benützt wurde/wird : "Alter" Sattler oder Sattler/Tapezierer.
Als es noch die schweren Reise- und Übersee-Koffer gab, wurden diese Nägel/Zweispitznieten tatsächlich als Bodennagel benutzt, um den Boden des Koffer's zu schonen. Heute benutze ich sie manchmal ( in etwas leichterer Ausführung ) noch bei Doctor Bag's, zu deutsch; Hebammen-Köfferli.
Solltest Du nichts passendes finden, kannst Du Dich direkt bei mir melden.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher
Guten Tag Jörg und alle Andern,
Ostern ist eine gute Gelegenheit um sich etwas zu gönnen. Also geh hin und kauf das Ding. Du hast ja sonst eh keine Ruh !
Zu Deiner Frage ob das wohl ein Stilbruch sei : Ich mach's wie der Andreas; wenn ich ein Werkzeug benützen will, rüste ich es gebrauchsfertig nach. ( auch wenn's "hundert" Jahre alt ist ) Wenn's in die Vitrine kommt, wird es allenfalls nur "restauriert", bleibt aber sonst im Original-Zustand.
Zum Nagel : Ich hab den bei mehr als einem Hobel nachgerüstet. Allerdings etwas anders, als Du es beschreibst : Nimm einen massiven Bodennagel, oder eine entsprechende Zweispitzniete, die haben eine Schaftdicke von ca. 2 bis 3.5 mm, verschiedene Kopf-Ø und Kopf-Wölbungen. Gibt's in massiv Messing und glanz-verzinkt. Im Hobel bohrst Du ein etwas zu enges Loch, zwickst den Nagel oder die Niete auf die passende Länge ab und schlägst diese(n) ein. Fertig ! Warum willst Du Ihn einleimen ? Das Ding fällt nicht raus, wenigstens bei mir bis jetzt nicht. Ich bin bis anhin mit dieser Methode gut gefahren, und die verwendeten Nägel halten sich auch ganz gut.
Quelle für Bodennagel oder Zweispitzniete ( welche in der entsprechenden Stärke auch als Bodennagel benützt wurde/wird : "Alter" Sattler oder Sattler/Tapezierer.
Als es noch die schweren Reise- und Übersee-Koffer gab, wurden diese Nägel/Zweispitznieten tatsächlich als Bodennagel benutzt, um den Boden des Koffer's zu schonen. Heute benutze ich sie manchmal ( in etwas leichterer Ausführung ) noch bei Doctor Bag's, zu deutsch; Hebammen-Köfferli.
Solltest Du nichts passendes finden, kannst Du Dich direkt bei mir melden.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher
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Re: Plattbank "tunen" - mögliche Lösung ?
Lieber Beat,
nur zu Deinem ersten Satz: Mein Vater hat mir soeben telefonisch mitgeteilt, dass er das Ding heute für mich besorgt habe (20,- ) und dass es auch nach genauerem Hinsehen in gutem Zustand sei. Insofern habe ich nun Ruh' - bis auf die Tatsache dass das Teil nun bei meinen Eltern liegt und auf die Reise zu mir wartet.
Gruß
Jörg
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Re: Plattbank "tunen" - mögliche Lösung ?
Guten Tag Jörg und alle Andern,
Gratuliere !
Dann ist ja das gute Stück in besten Händen. Und obendrein auch zu einem guten Preis. Geniesse also auch die Vorfreude. Die hast Du bekanntlich nur einmal !
Mit besten Grüssen aus der Scheiz,
Beat Hutmacher
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Re: Quelle für Bodennagel/Zweispitzniete
[In Antwort auf #99868]
Lieber Beat,
danke für Deine Hinweise auf vielleicht geeigneteres Material. Der massive Bodennagel überzeugt mich. Unter einer Zweispitzniete kann ich mir allerdings nichts vorstellen, den Begriff habe ich hiermit zum erstenmal gehört (gelesen).
Zur Bezugsquelle: der letzte "alte Sattler" den ich kannte, und bei dem ich mich früher auch mit einschlägigem Material eingedeckt habe, hat seine Tätigkeit etwa Mitte der 80-er Jahre endgültig eingestellt und ist bald danach verstorben. Ich kannte noch ein Fachgeschäft für Sattlerbedarf (traumhaft, was es alles mal gab - und wie verarmt ist doch unsere Konsumwelt geworden!) aber auch das ist mit dem Eintritt des Inhaber-Ehepaars in das Rentnerdasein ersatzlos aus dieser Welt verschwunden.
Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du eventuell weiterhelfen kannst. Ich würde gern darauf zurückkommen, wenn ich das gute Stück in den Händen halte und nach einigem herumhantieren damit bei meiner Idee bleiben sollte, den Schlagknopf nachrüsten zu wollen.
Gruß
Jörg
Lieber Beat,
danke für Deine Hinweise auf vielleicht geeigneteres Material. Der massive Bodennagel überzeugt mich. Unter einer Zweispitzniete kann ich mir allerdings nichts vorstellen, den Begriff habe ich hiermit zum erstenmal gehört (gelesen).
Zur Bezugsquelle: der letzte "alte Sattler" den ich kannte, und bei dem ich mich früher auch mit einschlägigem Material eingedeckt habe, hat seine Tätigkeit etwa Mitte der 80-er Jahre endgültig eingestellt und ist bald danach verstorben. Ich kannte noch ein Fachgeschäft für Sattlerbedarf (traumhaft, was es alles mal gab - und wie verarmt ist doch unsere Konsumwelt geworden!) aber auch das ist mit dem Eintritt des Inhaber-Ehepaars in das Rentnerdasein ersatzlos aus dieser Welt verschwunden.
Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du eventuell weiterhelfen kannst. Ich würde gern darauf zurückkommen, wenn ich das gute Stück in den Händen halte und nach einigem herumhantieren damit bei meiner Idee bleiben sollte, den Schlagknopf nachrüsten zu wollen.
Gruß
Jörg
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Re: " Traumhaft " - was es alles mal gab !
Guten Tag Jörg,
Ich kam nicht umhin, Deine Aussage als Titel zu entlehnen. Man kommt tatsächlich ins Schwärmen, kann man mal einen Blick zurück werfen, in eine Werkstatt wie sie noch vor dem Krieg ausgesehen hat. Mein Glück ist, ich bin Mitglied des Fördervereins der Ballenbergsattler. Da komm ich noch in den Genuss von so einigem. Vielleicht darf ich an dieser Stelle, für Interessierte die Adresse angeben : - www.ballenberg.ch - Ein klassisches Freilichtmuseum, über die alten Handwerke, ( z.B. Schreiner, Schmied, Korber, Sattler, Hutmacher, Köhler usw., über bäuerliche Traditionen, was auch vielfach mit Handwerk zu tun hat, z.B. Schindeln machen, etc. )
In einem früheren Beitrag hab ich mal erwähnt, dass Beethoven gesagt haben soll ; "Wer nur von Musik etwas versteht, versteht auch von dieser nichts." Wie wahr, würden wir uns mehr die Enstehung und die Zusammenhänge der Dinge vor Augen führen, wir wären nicht so verarmt, und sicher auch manchmal mit weniger zufrieden. Was dann entschieden mehr sein könnte. Aber lassen wir das, gehört nicht hierher, oder doch ? ( Bei Leuten, die tagsüber im Büro sitzen, abends gierig nach dem Hobel greifen, und sich an schönen Spänen erfreuen ? Tschuldigung, ich gehör auch zu den "rückwärts gewandten, alten Säcken", ( so ein anderer Schreiber dieses Forums ))
Wie auch immer Jörg, Du meldest Dich einfach, wenn Du soweit bist.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
Re: Quelle für Bodennagel/Zweispitzniete
Tut es vielleicht auch ein Stuhlnagel (Nagel mit breitem, flachem, stabilem Kopf, zur Schonung des Parketts unten auf Stuhlbeine genagelt)? Gibts im Baumarkt etc. in verschiedenen Größen. Zum Eintreiben empfiehlt es sich ggf. ein (kleineres) Loch vorzubohren, die Nagelschäfte sind eher etwas schwächlich und knicken leicht um, speziell wenn der Schlag etwas schief kommt. Wie der das durchsteht, öfter mal eine draufgeknallt zu bekommen, weiß ich allerdings nicht.
Gruß
L. Mörl