Oberfläche eines Leiterwagens
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Oberfläche eines Leiterwagens
In letzten Jahr habe ich bei der Entrümpelung von Omas Häuschen einen alten, kleinen Leiterwagen entdeckt. Lt. Familienerinnerung stammt er aus er Zeit unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg.
Ich habe das Stück jetzt schön geschliffen, ein paar Leisten ersetzt usw. Es soll als Schmuckstück in den Garten kommen.
Zweifel kommen mir aber bei der Wahl der richtigen Oberflächenbehandlung. Was hat Opa damals benutzt und was ist heute richtig ? Wäre Leinölfirnis eine gute Lösung oder liege ich da völlig falsch ? Das Holz scheint Tanne zu sein.
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Re: Oberfläche eines Leiterwagens
Hallo Rolf,
bei Leinoelfirnis machst Du sicherlich nichts falsch, mach Dir jedoch keine falschen Hoffnungen. Im Freien wird das Holz recht bald nachdunkeln und um ein wenig Schutz vor der Verwitterung fuer das schoene alte Teil zu geben braucht es relmaessige Nachbehandlungen (mind. 1 x jaehrlich).
Tungoel soll wesentlich besseren Witterungsschutz gewaehren, der Preis ist natuerlich auch nicht der gleiche. Ich gestehe dass ich es selber aus eben diesem Grund noch nicht auf seine Versprechen hin getestet habe. Selber pflege ich im Aussenbereich Leinoelfirnis zu verwenden und mit dem Zahn der Zeit und gelegentlichem Abschleifen und Neubehandeln zu leben.
Auf keinen Fall wuerde ich einen synthetischen Klarlack Motto pflegeleicht drangeben, ich glaube das lag auch nicht in Deinem Sinn. Das wuerde ihm seinen Charakter nehmen.
Mit freundlichen Gruessen eines
Leiterwagennostalgikers,
Thomas aus Athen
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Re: Oberfläche eines Leiterwagens
"Thomas aus Athen"
Mannn, hast Du es gut. Bei uns ist Sch.... wetter.
Aber Danke für die Auskunft. Eine Frage noch: Schützt Leinölfirnis auch vor Holzwurm oder sollte ich da getrennt behandeln ?
Mit schönen Grüßen
Rolf aus Baden - wo die Sonne permanent durch Abwesenheit glänzt.
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Re: Leiterwagen im Freien
[In Antwort auf #99204]
Lieber Rolf,
bitte nimm es mir nicht übel, abere mir blutet immer das Herz, wenn ich einen alten Handwagen oder manchmal auch großen Leiterwagen womöglich noch mit Blumen bepflanzt als "Dekorationsstück" in einem Garten sehe.
Diese Geräte vereinen die höchste Holzhandwerkskunst in sich und halten bei guter Pflege und gelegentlicher fachgerechter Instandsetzung (z. B. Nachspannen der Eisenreifen) weit mehr als hundert Jahre. Möglicherweise ist Deiner auch noch einwandfrei. Im Garten ist er dann innerhalb weniger Jahre dahin und "kompostreif". Ich finde das mehr als schade, da es schon fast keinen Handwerker mehr gibt, der so einen Wagen noch bauen kann.
Solche Wagen sind einfach nicht dafür gemacht, dauerhaft im Freien zu stehen. Sowas müsste nach den Prinzipien des "konstruktiven Holzschutzes" gebaut sein, was Leiterwagen aber nicht sind. Da hilft auch die beste Oberflächenbehandlung nichts.
Hast Du keine Möglichkeit ihn anderweitig, meinetwegen auch dekorativ, unterzustellen? Wenigstens regengeschützt?
Ich hoffe Du bist mir nicht böse.
Gruß
Jörg
P.S.: Leinöl hilft gegen Holzwürmer wenig und im Freien schon gar nichts. Eine glatte geschlossene Oberfläche behindert zwar die Eiablage, aber im Freien entstehen immer Risse in der Oberfläche und bei einem Leiterwagen ganz besonders (wegen des fehlenden konstruktiven Holzschutzes).
Lieber Rolf,
bitte nimm es mir nicht übel, abere mir blutet immer das Herz, wenn ich einen alten Handwagen oder manchmal auch großen Leiterwagen womöglich noch mit Blumen bepflanzt als "Dekorationsstück" in einem Garten sehe.
Diese Geräte vereinen die höchste Holzhandwerkskunst in sich und halten bei guter Pflege und gelegentlicher fachgerechter Instandsetzung (z. B. Nachspannen der Eisenreifen) weit mehr als hundert Jahre. Möglicherweise ist Deiner auch noch einwandfrei. Im Garten ist er dann innerhalb weniger Jahre dahin und "kompostreif". Ich finde das mehr als schade, da es schon fast keinen Handwerker mehr gibt, der so einen Wagen noch bauen kann.
Solche Wagen sind einfach nicht dafür gemacht, dauerhaft im Freien zu stehen. Sowas müsste nach den Prinzipien des "konstruktiven Holzschutzes" gebaut sein, was Leiterwagen aber nicht sind. Da hilft auch die beste Oberflächenbehandlung nichts.
Hast Du keine Möglichkeit ihn anderweitig, meinetwegen auch dekorativ, unterzustellen? Wenigstens regengeschützt?
Ich hoffe Du bist mir nicht böse.
Gruß
Jörg
P.S.: Leinöl hilft gegen Holzwürmer wenig und im Freien schon gar nichts. Eine glatte geschlossene Oberfläche behindert zwar die Eiablage, aber im Freien entstehen immer Risse in der Oberfläche und bei einem Leiterwagen ganz besonders (wegen des fehlenden konstruktiven Holzschutzes).
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Re: Leiterwagen im Freien
Hallo Jörg -
Böse schon gar nicht.
Ich habe Deine Antwort soeben der Familie am Frühstückstisch vorgelesen.
Einstimmiges Abstimmungsergebnis:" Der Mann hat recht!"
Wir werden das gute Stück daher als Transportmittel für Gartenwerkzeuge nutzen und, wenn nicht benutzt, unterstellen.
Ist dann trotzdem Leinölfirnis die richtige Lösung?
Gruß aus Baden
Rolf
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Re: Leiterwagen im Freien
Halle Rolf, hallo Joerg,
Dem einen ein Bravo fuer den beherzten und vernuenftigen Rat, (ich hatte mir das gleiche gedacht doch bevorzugt niemand Unbekanntem in seine Vorlieben zu reden), dem anderen ein doppeltes fuer die selten vorkommende Distanz und Abgeklaertheit sich einen guten Rat anzuhoeren und unvoreingenommen zu ueberlegen. Nun zur Oberflaechenbehandlung.
So ein Wagen wuerde heute, haette unsere Zivilisation sich vor dem segensreichen Fortschritt bewahrt, eine unnachahmliche Patina erlangt haben aufgrund der ungezaehlten Haende die daran im Lauf der vielen Jahre sich festgehalten, geschoben, gezogen haben. Du wuerdest nicht daran denken daran etwas aendern zu wollen.
Nachdem es nun nicht so ist gilt es dieser Optik so nahe wie moeglich zu kommen, das geht gut durch Leinoelfirnis (oder ein tief eindringendes Grund(ier)oel und anschliessendes Wachsen und Polieren. Wirklich wirklich brauchen tut das Holz dies nicht, wenn keiner Witterung ausgesetzt kannst Du es getrost auch im status quo belassen.
Im Alpenraum gibt es zahllose Beispiele von Holzgegenstaenden, wie ganzen Haeusern die kein Oel gesehen haben.
Ich meine mich zu erinnern in P.Weissenfeld+H. Koenigs Buch,"Holzschutz ohne Gift", www.baukosten.com/oeko002.htm - 6k, hier schon frueher von jemand im Forum zitiert, gelesen zu haben, dass Witterung ausgesetzte Fassaden frueher im Alpenraum lediglich mit Lauge behandelt wurden um dem Holz die Naehrstoffe zu entziehen die es fuer Schaedlinge interessant machen und sonst gar nichts.
Schoene Gruesse aus dem momentan wirklich sonnigen, wenn auch nicht warmen Athen
Thomas Jacobi
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Natürlicher Holzschutz
Hallo Thomas,
lange nichts mehr gelesen von dir ;-)
"Ich meine mich zu erinnern in P.Weissenfeld+H. Koenigs Buch,"Holzschutz ohne Gift", www.baukosten.com/oeko002.htm - 6k, hier schon frueher von jemand im Forum zitiert, gelesen zu haben, dass Witterung ausgesetzte Fassaden frueher im Alpenraum lediglich mit Lauge behandelt wurden um dem Holz die Naehrstoffe zu entziehen die es fuer Schaedlinge interessant machen und sonst gar nichts. "
Dies geht aber nur, wenn man über genügend Sonne verfügt, wie dies in den Alpen und sonnigen Lagen der Fall ist dort wird das unbehandelte Holz braun schwarz gebrannt. Bei uns im Mittelland (Flachland) hier scheint den ganzen langen Winter nur der Nebel ;-( wird das Holz nicht braun schwarz, sondern ekelhaft grau und beginnt zu faulen, weil es ständig Feucht ist.
mfg Michel
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Re: Natürlicher Holzschutz aus nordhessischer Sich
Hier in der Gegend stehen einige Feldscheunen herum, deren Balken keinerlei Holzschutz erfahren haben. Allerdings sind sie aus Eiche. Ergebnis: Die Balken sind grau, wie von Michel beschrieben, aber sonst nichts, das war's.
Ich habe den Verdacht, daß die ganze Anstreicherei, der letzten fünfzig Jahre dem Fachwerk mehr geschadet hat, als dreihundert Jahre geringe Pflege zuvor.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Natürlicher Holzschutz aus nordhessischer Sich
Hallo Christof,
wahrscheinlich hat man das Gefühl, man könnte mit etwas Chemie alles dauerhaft schützen. Chemische behandlung ist 3. rangig!
1. Konstruktiverholzschutz (Holz darf auchmal nass werden nur sollte es nicht im Wasserstehen, sprich das Wasser muss ungehindert ablaufen können.)
2. Richtige Holzart wählen
3. Holzschutz massnahmen chemisch biologisch oder was auch immer
Früher haten die Häusser mit Holzfassaden noch tief herunter gezogene Vordächen und das Holz wurde nicht in den Dreck gesetzt.
Heute meint man mit ein bischen von Punkt 3 kann man all dies Regeln missachten. Schliesslich fertigt ein grosser Architet ein extra vagantes Gebaüde ohne welche Vordächer oder sonstig konstruktiven Notwendigkeiten
mit Holzfassade usw. an, kommt dasn gross im Fernsehen, Zeitung was weis ich. Nach 4-5 Jahren kann man das gebäude kontroliert einstürtzen lassen und auch dies wird wieder gross publiziert. Schliesslich heisst es dann, um Himmels willen auf keinen Fall so eine moder Fassade.
mfg Michel