Altes Klavier

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Altes Klavier

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Zusammen,

in den letzten Tagen habe ich mich mit dem Umbau eines alten Klaviers beschaeftigt. Ziel war es, in ein altes Klavier aus der Jahrhundertwende ein elektronisches Digitalpiano einzubauen. Hierzu haben wir bei ebay ein schoenes Klavier in Wurzelfunier ersteigert (fuer Bilder bei ebay diese Nummer eingeben 3368110525).

Interessant ist, dass bereits um diese Zeit nicht mehr nach alter handwerklicher Lehre gearbeitet worden ist. Der Korpus besteht aus verleimtem Nadelholz beidseitig mit Nussbaumfurnier belegt. Die schoene Wurzelholzzeichnung ist allerdings mit dem Pinsel auf das Furnier gemalt worden (faellt auf den Bildern fast nicht auf). Die Zierleisten sind nur aufgeschraubt, keine Rahmenkonstruktion.

Ferner wurde auf Gratleisten bei der unteren Frontplatte verzichtet, und statt dessen zur Stabilisierung Buchenleisten von innen auf das Furnier geleimt. Dies konnte jedoch die Woelbung der Platte nicht verhindern, sondern lediglich das Furnier abreissen. Ich habe da jetzt von innen kleine T-Profile gegengeschraubt um weiterer Woelbung Einhalt zugebieten (auch nicht ganz fachgerecht).

Das Furnier war weitgehend in Ordnung, jedoch war die Lackierung stark angegriffen (Wasserflecken, flaechendeckende kleine Risse laengs der Maserung, ...). Da ich das gute Stueck nicht mehr in meinem Werkkeller schleppen wollte (konnte) habe ich ein einfache Oberflaechenbehandlung angewendet:

Zuerst habe ich die gesamte Oberflaeche mit feiner Stahlwolle (0000) abgerieben. Das reicht schon aus, die raue Struktur dess gerissenen Lacks zu bekaempfen. Nur bei sehr schweren Schaeden ein leichter Schliff mit 180er Papier. Dann habe ich die Oberflaeche leicht mit kratzfester Beize (Nussbaum mittel) mit einem Lappen abgerieben, um die entstandenen hellen Stellen abzutoenen. Das hat die gesamte Farbe wunderbar angefeuert. Danach mit Stahlwolle 0000 Bienenwachsbalsam einmassiert. Schliesslich mit einer rotierenden Buerste (nicht weitersagen, auf der Bohrmaschine) abgebuerstet.

Das Ergebnis ist ein wunderbar sanfter Glanz, eine nicht ganz perfekte aber angenehm griffige Oberflaeche und die Flecken sind auch nicht ganz verschwunden und man sieht dem Klavier sein Alter noch an. Angesichts der geringen Schmutz-, Geruchs- und Laermbelastung im Wohnzimmer ein befriedigendes Ergebnis.

Viele Gruesse

Juergen


Hajar

Re: Altes Klavier

Beitrag von Hajar »


Hallo.
ich freue mich sehr,wenn sie mir die Bilder von alten Klavier mit ihre Datum senden.
vielen vielen Dank.
Mit freundlichen Grussen
Hajar


Helmut Hirsch

@Vorposter: Beitrag ist über 4 Jahre alt ... ;^

Beitrag von Helmut Hirsch »


Hallo alle zusammen,

Dirk hat natürlich recht --- aber da hätte man schon vor vier Jahren handeln müßen bzw. hat man vielleicht auch danach ...

Ich habe gerade mal meine ersten Postings durchgelesen --- wie die Zeit vergeht...

Aber gerade deshalb hier --- DANKE für die vielen kleinen Hilfen in diesem Forum --- ohne euch würde ich noch immer mit meinen Hobeln das Holz "runterbeissen" --- jetzt mit Geduld, gutem Stein und der VERITAS-Schleifführung (für die stillen Mitleser: gibt's hier beim Hausherrn - Suchtfaktor - wenn man keinen eingebauten "Winkelanzeiger" im Arm hat wie Friedrich ;^> ) sieht das Ganze schon ganz anderst aus.

Grüße aus der sonnigen Kurpfalz, Helle


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Danke Kollegen,

Beitrag von Gerhard »


..Ihr paßt ja mitlerweile besser auf als ich. Super.

Und zu der Sach mit dem Arm: Friedrich, dein Arm ist anders...
Da ist ein fest einstellbarer Schleifwinkel dran.

Viele Grüße,
Gerhard



Hans
Beiträge: 156
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Danke Kollegen,

Beitrag von Hans »


Hallo zusammen!
Das passt jetzt zwar nicht ganz zum Thema, aber weil grad von Schleifwinkel die Rede war :-)
In Friedrichs Schleifanleitung steht ja, daß die nicht so der Bringer sind - zumindest nicht für die Lebensdauer der Steine - weil sie über die Oberfläche rollen.
Hat schon mal jemand versucht, eine Rundumdensteinherumgebauteführung zu basteln? Also so ne art Portal, vielleicht auf zwei Kugelgelagerten Schubladenauszügen (da gibts ja die gang argen, nicht die zum aushängen), mit ner Eisenaufnahme zum verstellen? Da legt man das Eisen an, und schiebet es über dem Stein hin und her. Könnte das funktionieren? Bzw. weiß vielleicht schon jemand, daß es NICHT funktioniert :-) ? - Für die armen Normalholzwürmer unter uns, die eben keinen einstellbaren Winkelarm haben :-)

Gruß
Hans


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Danke Kollegen,

Beitrag von Urs »


Hallo Hans

Das gibt es schon, allerdings nicht mit Schubladenauszügen. So sieht das aus:

Pinnacle produziert diesen Honing Guide. Als ich das zum erstenmal (als Spezialangebot) bei Woodcraft sah, war ich Feuer und Flamme, denn ich hatte einen ähnlichen Eigenbau aus Holz im Kopf gewälzt. Meine Rollen wären solche von Rollerblades gewesen. Aus Holz und mit so grossen Rollen würde aber alles viel zu gross und so wollte ich sofort bestellen. Ich habe dann aber doch noch gegoogelt und in mehreren amerikanischen Foren überwiegend kritische Beiträge gefunden. So z.B. Mike Wenzloff in SMC:
http://www.sawmillcreek.org/showthread.php?t=52771
Du findest noch weitere.

FWW gab nur 5 von 10 Punkten und wies auf einige Nachteile hin (mühsamer Wechsel des Steines, kein Abziehen o.ä. der Spiegelseite möglich während der Montage eines Steines, keine Rundung möglich und Schwierigkeiten wenn die Seiten angefast sind):

http://www.taunton.com/finewoodworking/toolguide/toolguideproduct.aspx?id=29027

So liess ich es bleiben (und dachte mir, dass es offenbar einen Grund hat, dass das Teil beim Hausherrn nicht angeboten wird).

Gruss

Urs



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Schleifportal..

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Hans,

ja, die Idee ist natürlich naheliegend. Der Haken dabei: Bezug muss ja immer die obere Fläche des Steines sein, dazu muss die ganze Apparatur ausgerichtet werden. Andereseits muss nicht nur die ganze Fläche des Steines frei bleiben, sondern man muss auch mit einem Eisen etwas über den Rand des Steines hinausfahren können. Die Apparatur auf den Stein setzen ist also nicht möglich. Wenn sie neben dem Stein steht, muss sie zur Steinfläche justiert und bei Abnutzung des Steines irgendwie nachgestellt werden. Und auf jeden Fall wird sowas noch viel größer und sperriger als das was Veritas jetzt verkauft.

Ich hab da wirklich viel drüber nachgedacht, bevor ich mich getraut habe freihändig zu schleifen.

Wenn Du unbedingt geführt schleifen und die ganze Fläche des Steines nutzen willst, dann bau Dir doch folgendes: Einen Halter so ähnlich wie der den ich zum Hobeleisen schleifen benutze. Und das Ende dieses Halters führst Du nicht mit der Hand sondern lässt es auf einer in der Höhe richtig eingestellten Stütze gleiten. Das kann z.B. ein auf den Tisch geklemmter Winkel aus Holz sein. Damit kannst Du den ganzen Stein nutzen und bist schneller als mit einem Veritas, weil Du kräftiger andrücken kannst.

Etwas problematisch wird damit das Finden des richtigen Winkels. Genau dieses Problem hat man beim freihändig Schleifen eigentlich gar nicht: Man schleift immer etwas ballig und so fallen kleine Winkelfehler gar nicht auf.

Ich führ Dir gern vor wie es freihändig geht. Komm vorbei.

Friedrich



Hans
Beiträge: 156
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schleifportal..

Beitrag von Hans »


Hallo Friedrich,
das beruhigt mich jetzt ein wenig, daß auch Du gewisse "Führungsängste" hattest :-).
Stimmt natürlich, man braucht ja überhaupt nicht die ganze Fläche im korrekten Winkel haben, Deine Schleifanleitung hat mir da ein schönes AHA Erlebnis beschert, obwohl das ja völlig offen auf der Hand liegt: was soll ein Stück Stahl noch am Schnitt beteiligt sein, das schon mehr als 1mm vond er Schneide weg ist? So gesehen ist es eigentlich total unnötig, in welcher Form auch immer zu führen, solange nach dem Abziehen der Schneidenwikle passt - Salopp gesagt. Klar, je dünner desto schwach, aber das Messer eines RALI Wechselklingenhobels zeigt eigentlich auch recht deutlich, wie dünn immer noch dick genug ist.
Mir scheint das Führen - wie so vieles, was man erst lernen muß - reine Kopfsache zu sein (zumindest grossteils, zwei linke - oder rechte (aus Linkshändersicht) - Hände sollt man nicht haben)... Werd jetzt mal mein Stechbeitel am Schleifstein malträtieren, weil meinen Rali muss ich nicht, und meinen Baumarkt Blechhobel hab ich heut mal auf Planität kontrolliert und mir ist übel geworden :-)

In diesem Sinne
"immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel - ähm - Wasserstein"

Grüßle
Hans

P.S.: Das mim vorbeikommen klingt verlockend. Wenn nur der Weg von Wien nach NRW nicht sooooooooo weit wär... Aber wer weiß, wohin einen die Arbeit als Manchmalauchservicetechniker so führt.....


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