Zitat des Tages

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Erich Witte
Beiträge: 58
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Zitat des Tages

Beitrag von Erich Witte »


"Aus so krummem Holz, als woraus der Mensch gemacht ist,
kann nichts ganz Gerades gezimmert werden." Immanuel Kant

Gruß
Erich Witte

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1355
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Zitat des Tages

Beitrag von Wolfgang Jordan »


... und das ist auch gut so. Ich sehe 'krumm' hier durchaus als positiv und 'gerade' im Sinne von einheitlich, uniformiert, roboterhaft, unnatürlich. Trotzdem versuche ich, meine Bretter so eben wie möglich zu hobeln. Weißt du, aus welchem Zusammenhang dieses Zitat stammt?

Ich habe schon mal daran gedacht, holzbezogene Zitate und Sprüche zu sammeln, aber bis jetzt ist nichts daraus geworden.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Zitat des Tages

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Wolfgang,
ich wüßte auch gerne an welcher Stelle Kant das gesagt hat. Ich fürchte allerdings, Wolfgang, in Anbetracht dessen, was er sonst so dachte, müssen wir zumindest bei Kant mit einer ausgesprochen realistischen Sicht des Menschen rechnen.

Eines wäre allerdings interessant. Wußte Kant, wie erstaunlich krummes Holz von den Schreinern und Zimmerern verarbeitet wurde? Wenn ja, steht es aus seiner Sicht um uns desto schlimmer, denn dann sind wir noch krümmer als selbst das, was die Tischler und Zimmerer einzubauen verstanden. Wenn nein, dann kannte er sich mit den wirklichen Dingen des Lebens halt nicht so aus, wie viele seines Standes und wir müssen trotzdem damit rechnen, dass er uns für ziemlich krumme Burschen hält.

Übrigens, ist euch schon mal aufgefallen, wie sehr die Philosophen gerade das Holzhandwerk lieben wenn um abstrakteste Dinge geht: ich sage nur "Der Tisch an sich.." "Die Idee eines Tisches"

Viele Grüße, Christof.

Erich Witte
Beiträge: 58
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zitat des Tages

Beitrag von Erich Witte »


Hallo Christof,
schlag mal bei H.Gollwitzer "Krummes Holz - aufrechter Gang" nach!

Gruß
Erich

Erich Witte
Beiträge: 58
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zitat des Tages

Beitrag von Erich Witte »

[In Antwort auf #98618]
Hallo Wolfgang,
das Zitat stand heute im Hamburger Abendblatt. Die Fundstelle habe ich noch nicht entdeckt.

Gruß
Erich

Jakob Sonntag
Beiträge: 100
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Kantianer

Beitrag von Jakob Sonntag »

[In Antwort auf #98614]
Hallo ihr Kantianer
Ich habe mal in meinem Bücherschrank gewühlt und dort das folgende Gefunden.
Zitat aus:Immanuel Kant
Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht 1
"Berlinische Monatsschrift", November 1784, S. 385-411

"Dieses Problem ist zugleich das schwerste und das, welches von der Menschengattung am spätesten aufgelöset wird. Die Schwierigkeit, welche auch die bloße Idee dieser Aufgabe schon vor Augen legt, ist diese: der Mensch ist ein Tier, das, wenn es unter andern seiner Gattung lebt, einen Herrn nöthig hat. Denn er mißbraucht gewiß seine Freiheit in Ansehung anderer Seinesgleichen; und ob er gleich als vernünftiges Geschöpf ein Gesetz wünscht, welches der Freiheit Aller Schranken setze: so verleitet ihn doch seine selbstsüchtige thierische Neigung, wo er darf, sich selbst auszunehmen. Er bedarf also einen Herrn, der ihm den eigenen Willen breche und ihn nötige, einem allgemeingültigen Willen, dabei jeder frei sein kann, zu gehorchen. Wo nimmt er aber diesen Herrn her? Nirgend anders als aus der Menschengattung. Aber dieser ist eben so wohl ein Thier, das einen Herrn nöthig hat. Er mag es also anfangen, wie er will; so ist nicht abzusehen, wie er sich ein Oberhaupt der öffentlichen Gerechtigkeit verschaffen könne, das selbst gerecht sei; er mag dieses nun in einer einzelnen Person, oder in einer Gesellschaft vieler dazu auserlesener Personen suchen. Denn jeder derselben wird immer seine Freiheit mißbrauchen, wenn er keinen über sich hat, der nach den Gesetzen über ihn Gewalt ausübt. Das höchste Oberhaupt soll aber gerecht für sich selbst und doch ein Mensch sein. Diese Aufgabe ist daher die schwerste unter allen; ja ihre vollkommene Auflösung ist unmöglich; aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden. Nur die Annäherung zu dieser Idee ist uns von der Natur auferlegt 2. Daß sie auch diejenige sei, welche am spätesten ins Werk gerichtet wird, folgt überdem auch daraus: daß hiezu richtige Begriffe von der Natur einer möglichen Verfassung, große durch viel Weltläufe geübte Erfahrenheit und über alles ein zur Annehmung derselben vorbereiteter guter Wille erfordert wird; drei solche Stücke aber sich sehr schwer und, wenn es geschieht, nur sehr spät, nach viel vergeblichen Versuchen, einmal zusammen finden können."

Ist zwar ein langer Text, aber nach einem ebenso langen Tag an der Hobelbank tut Abwechslung ja mal gut.
Ich hab das übrigens nicht abgetippt sondern von der Seite

http://gutenberg.spiegel.de/kant/absicht/absicht.htm

kopiert.
Dort findet man auch andere interssante Textstellen (Bäume, grader und krummer Wuchs sowie Äste etc). So, nun aber gute Nacht.

Grüße, Jakob


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Das ist doch Philosophie vom pur! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Detlef Fallisch »




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