Hobeleigenbauten- welche Hölzer?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Boris Ritscher

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Boris Ritscher »


Moin Christof,
ich denke kaufen kann man Weißdorn nicht,aber er fällt bei fast jeder Gartenbaufirma und auf dem Grünabfallkompostplatz an.
Die Schnittflächen des frischen Holzes werden nach kurzer Zeit orange,
wenn das Holz mal abgelagert ist, bleibt es hell.Ich habe Weißdorn auch schon
gedrechselt,ein Traum.

Gruß Boris


Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

im 19. Jahrhundert wurden praktisch alle Hobel aus Weißbuche (=Hainbuche [Carpinus betulus]) gemacht. Hobel aus Rotbuche (Fagus sylvatica) kamen erst so etwa um 1920 auf. Eine Zeitlang existierten beide Hobellinien nebeneinander. Über die Gründe, warum die Holzart geändert wurde, kann ich nichts sagen. In einem Katalog von ca. 1940 der Firma Ott (Ochsenfurt) haben beide Linien gleiche Preise:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_06.phtml
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_07.phtml
Vielleicht war Rotbuche leichter verfügbar. Hobel aus beiden Holzarten wurden für bessere Modelle mit einer Pockholzsohle versehen. Hobel aus Rotbuche mit einer Weißbuchensohle zeigen, daß das früher verwendete Holz offenbar bessere Eigenschaften hat.

Gruß, Wolfgang

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #97407]
Hallo Christof,

du hast natürlich recht, daß diese Holzplatte kein echter Verstellmechanismus für das Hobelmaul ist. Damit kann nur der gewünschte enge Spalt wieder hergestellt werden, nachdem die Hobelsohle abgerichtet wurde. Zum Verstellen würde ich eine in die Sohle eingelassene Platte verwenden, wie sie z. B. der Primus von ECE hat.

Ich wollte noch loswerden, daß dieser Keil keine Erfindung von Steve Knight ist, sondern viel älteren Ursprungs. Gesehen habe ich das z. B. auch bei den japanischen Hobeln, mit denen Toshio Odate mal auf der Nürnberger Holzhandwerk zu sehen war.

In meiner Sammlung habe ich einige Putzhobel von der Firma Hiessinger in Nürnberg, die einen solchen Keil besitzen. Und auf meiner Seite habe ich zu diesem Mechanismus einige (Patent-)Informationen zusammengestellt:
http://www.holzwerken.de/museum/patent/mouth_block.phtml (auf Englisch)
Da wird auch das von dir erwähnte Problem angesprochen, daß der Keil eine andere Faserrichtung besitzt als die Hobelsohle.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Sieh mal da!

Beitrag von Christof Hartge »


Danke Wolfgang. Meine Behauptung hat sich nur auf die älteren Hobel von e-bay gestützt, die ich besitze, und auf die Webseite Clark und Williams, die Europäische Rotbuchenholz als das Holz für den Holzhobelbau schlechthin anpreisen.

Weißbuche in Wahrheit also. So wie der Simshobel von ECE heute noch erhältlich ist. So sehr mich Pockholz fasziniert, gebe ich zu, dass der erwähnte Simshobel und eine Kurzrauhbank von Ulmiamit Weißbuchensohle in keiner Weise den Pockholzhobeln nachstehen.

Ich vermute aber, dass es sehr viel schwerer ist Weißbuche in den benötigten Dimensionen zu bekommen. Hainbuchenstämme sind nicht gerade reichlich zu sehen. Die, die ich kenne sind auch nicht so umfangreich. Hier im Pfarrgarten stehen vier die mutmaßlich 1913 gepflanzt wurden und die haben jetzt erst einen Durchmesser von circa 20 cm.

Viele Grüße, Christof.

Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo allerseits,

bin auch der Meinung, daß (zumindest in Deutschland) Hainbuche das verbreiteste Holz für Hobel war. Fast alle älteren Hobel, die ich besitze, sind aus diesem Holz gemacht. Im englischen Sprachraum scheint dies anders zu sein, da dominiert(e) "normale" Buche (und jetzt Eisen, haha).
In Wolfgangs ECE-Katalogscan von 1906 haben Hainbuchen-Hobel einen höheren Preis als Rotbuchen-Hobel.

http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/kem02.jpg

Hängt mit Sicherheit mit den besseren Eigenschaften (Fingernageltest zeigt, daß Hainbuche härter ist) und der geringeren Verfügbarkeit der Hainbuche zusammen. Jeder kann dies bei einem Waldspaziergang sehen: es gibt nun mal bei weitem nicht soviele Hainbuchen (abgesehen von Hecken) wie Rotbuchen. Außerdem wird sie nicht ganz so mächtig wie die Rotbuche.
In Toshio Odates Buch "Die Werkzeuge des japanischen Schreiners" wird das von Steve Knight in ähnlicher Form angewendete System (wie Wolfgang schon erwähnte) beschrieben.
Allerdings wird das Holzstück zur Einstellung des Mauls erst bei einer "Instanhaltungsmaßnahme", die nötig wird, wenn das Maul nach dem Abrichten der Sohle größer geworden ist, eingebaut. Weiterhin wird das Holzstück nicht mittles Schrauben verstellt (wie bei Steve Knight), sondern in den Kasten eingegratet. Außerdem ist das Holzstück leicht konisch (keilförmig, von unten schmäler nach oben dicker). So wird gewährleistet, daß das Maul auch nach mehrmaligen Abrichten des Kastens gleich groß bzw. in diesem Falle "klein" bleiben kann. Ich glaube bei Knight-Hobeln ist das Holzstück nicht keilförmig, sondern gleich dick. Das würde heißen, daß das Maul mit jedem Abrichten unweigerlich größer wird.

Gruß, Andreas

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Andreas,

danke für die Beschreibung aus Odates Buch. Ich habe es damals versäumt, mir seine Hobel genauer anzuschauen. Er hat nämlich demonstriert, wie er die Hobelsohle abrichtet und dabei den Keil nachschiebt, aber ich war zu weit weg.

Bei Hiessinger ist der Keil im oberen Bereich gerade, aber unten abgeschrägt, wie man an dieser Querschnittzeichnung sehen kann:





Ich nehme an, daß das bei Steve Knights Hobeln genauso ist, sonst wäre der Keil sinnlos.

Das ist wohl Zufall (oder Verkaufspolitik), daß in dem zitierten Ott-Katalog die Preise nicht von der Holzart abhängen. Mittlerweile glaube ich auch, daß die geringere Verfügbarkeit der Weißbuche den Ausschlag für die Rotbuche gegeben hat.

Zu der von dir angegebenen Katalogseite: Sie ist aus einem Katalog von Karl Emmerich, nicht von ECE. Laut Herrn Hans-Jörg Emmerich von ECE waren die beiden Firmen nicht identisch.

Gruß, Wolfgang


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Andreas, hallo Wolfgang,
toll, wieviel Wissen in diesem Forum schlummert. Mehr als ihr hier zusammengetragen hat muß man wahrscheinlich über diese Art Maulstopfer nicht wissen. Wie die Holzplatte bei Steve Knight geformt war, weiß ich nicht mehr genau, ich hab das Ding verkauft. Ich meine aber doch, daß sie ein kurzes Stück keilförmig war.

Wenn man sich den ECE-Katalog bei Wolfgang anschaut kommen einem die Tränen, was es so alles gegeben hat, damals. Allein im Bereich der Rauhbänke hat es 10 Längen zwischen 12 Zoll (29,88 cm) un 30 Zoll (74,4 cm) gegeben.

Viele Grüße, Christof.

Boris Ritscher

Re: einstellbares Hobelmaul

Beitrag von Boris Ritscher »

[In Antwort auf #97416]
Hallo an Alle,
also Hainbuche kann ich jede Menge bekommen aber ich denke mit dem Weißdorn bin ich als Material für die Sohle besser bedient.Fein poliert hat der Begriff selbstschmierend für mich eine neue Dimension. Ich habe es an einem Abfallstück ausprobiert und es glitt unheimlich leicht über ein Kiefernbrett.Was die Härte angeht ist Buche auch nicht besser.Den Hobelkörper mache ich aus Nuß oder Kirsche,da habe ich das meiste vorrätig.
Das mit dem Keil zur Maulverstellung geht mir nicht so rein,ich werde eine Schiebeplatte einbauen das erscheint mir einfacher.....oder doch beides,dann hätte ich einen Vergleich,na mal sehn.

Gruß Boris


Oliver Montué

Re: Hobeleigenbauten- welche Hölzer?

Beitrag von Oliver Montué »

[In Antwort auf #97373]
Hallo Boris,

ich habe auch einmal einen Hobel gebaut und dazu Buche verwandt:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/217

Ein Hobel im Krenov-Stil ist als Einstiegs-Projekt gut geeignet und die Hobeleisen dazu, kannst Du bei Dieter bekommen. Ein Hobelmaul wie Steve Knight es bei seinen Hobeln baut ist nicht unbedingt notwendig. Sollte das Hobelmaul zu groß werden, kann man es mit einem Flicken wieder verengen. Solltest Du als erstes Modell sowieso keinen Putzhobel bauen wollen, ist dies sowieso nicht so von Bedeutung.

Bei der Holzwahl ist besonders darauf zu achten, daß Du stehende Jahresringe hast und im Bereich der Sohle keine Astlöcher o.Ä.

Bis dann,
Oliver

Antworten