Keilwinkel im Putzhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Juergen Fuchs
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Keilwinkel im Putzhobel

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Woodworker,

ich habe einen schönen Reformputzhobel mit Pockholzsohle und verstellbarem Maul ersteigert, jedoch gibt es Probleme mit dem Eisen. Nachdem ich das Eisen frisch abgezogen habe, veränderte sich bereits nach wenigen Stößen auf Fichte das Schnittbild und der zunächst erzielte sanfte Glanz stellte sich schon sehr bald nicht mehr ein.

Unter der Lupe betrachtet zeigten sich auf der Schneide winzige Aussprünge, sowie ein gratartiges Umbiegen der Schneide in Richtung der Fase. Ich vermute, dass diese Verformungen (Verletzungen) von einzelnen Ästen im Fichtenholz verursacht wurden. Eigentlich wollte ich den Putzhobel bei meinem viel härteren Kirschholz einsetzen, was ich aber bisher noch gar nicht probieren wollte.

Nachdem ich mir in einem ordentlichen Werkzeuggeschäft ein neues Eisen (mit eingeprägtem Logo) gekauft habe, hat sich das Problem eher noch verschlimmert.

Am Hobel kann es eigentlich nicht liegen, denn der läßt sich hervorragend einstellen und ich kann hauchdünne Späne erzeugen.

Kann das an dem Keilwinkel liegen? Derzeit beträgt er 25 Grad, wie es auch von Ulmia etc. empfohlen wird. Das neue Eisen kam auch mit demselben Winkel. Macht es evtl. Sinn, eine zweite kleine Fase von 30 oder 35 Grad anzuschleifen? Der Schnittwinkel in dem Hobel beträgt ca. 49-50 Grad.

Erkauft man sich eigentlich Nachteile durch einen größeren Keilwinkel (Schubkraft, Schnittbild)?

Vielen Dank für Eure Hinweise.

Schöne und holzarbeitsreiche Feiertage wünscht Euch

Jürgen

Oliver Montué

Re: Keilwinkel im Putzhobel

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Jürgen,

kann es sein, daß Du das Eisen nicht richtig abgezogen hast? Wenn noch ein kleiner Grat vorhanden war, bricht dieser schnell ab und hinterläßt eine wie von Dir beschriebene Schneide. Der Keilwinkel von 25 Grad sollte bei Weichholz keine Probleme bereiten. Die zweite Phase dient eher dem einfacheren Schärfen, da weniger Material abgetragen wird. Es kann auch sein, daß das neue Eisen von der Fabrik zu heiß geschliffen wurde. Schleife es nochmal mit grober Körnung gründlich durch, um über diesen weichen Bereich (falls vorhanden) hinwegzukommen.

Bis dann,
Oliver

Christof Hartge
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Re: Keilwinkel im Putzhobel

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Jürgen,
ich vermute, dass es die Fichtenäste gewesen sind. Mit denen habe ich auch schon ganz unangenehme Erfahrungen gemacht. Dagegen ist deine Kirsche ein Kinderspiel, ehrlich. So weich die gerade Fichte ist, so brutal können die Äste wirken.
Ich würde die Äste mit Respekt behandeln, langsam stoßen und verschiedene Schnittwinkel und einen schrägen, ziehenden Schnitt probieren.
Vor allem aber scheint mir der Fasenwinkel von 25° zu gering zu sein. Meiner Meinung nach machen den die Hersteller nur dran, weil es leicht ist, eine steilere Fase dran zu schleifen, umgekehrt aber ist es sehr mühsam. Ich würde hoch auf dreißig Grad gehen, damit fahre ich nun schon länger durch die Gegend und bin sehr zufrieden. Die fünf Grad machen eine Menge aus.

Viele Grüße, Christof

reinhold
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Re: Keilwinkel im Putzhobel

Beitrag von reinhold »


hallo Oliver,

ich gehöre nicht zur Hobel-Fraktion, aber manchmal benutze ich auch einen. Vielleicht sollte man Deinen Satz zum Anlass nehmen und eine Hobeleisendiskussion losbrechen.Nicht aus der Sicht des Sammlers und nicht aus der Sicht des Kenna-Ästheten. Sondern aus der Sicht eines ganz gewöhnlichen Hobel-Anwenders. Du schreibst :

>>Es kann auch sein, daß das neue Eisen von der Fabrik zu heiß geschliffen wurde.

reinhold
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zweiter Versuch

Beitrag von reinhold »


hallo Oliver,

ich gehöre nicht zur Hobel-Fraktion, aber manchmal benutze ich auch einen. Vielleicht sollte man Deinen Satz zum Anlass nehmen und eine Hobeleisendiskussion losbrechen.Nicht aus der Sicht des Sammlers und nicht aus der Sicht des Kenna-Ästheten. Sondern aus der Sicht eines ganz gewöhnlichen Hobel-Anwenders. Du schreibst :

"Es kann auch sein, daß das neue Eisen von der Fabrik zu heiß geschliffen wurde."

Ja zum Kuckuck ! Kann ich als Kunde denn nicht erwarten, dass der Hersteller das Eisen richtig herstellt ? Warum herrscht in der Hobel-Gemeinde die Meinung, dass Eisen nichts taugen - ja sogar nichts taugen können, ausser sie kommen aus Japan oder sind wenigstens 100 Jahre alt? Muss das sein, dass ich minderwertige Eisen kaufen muss, nur weil unsere ganzen Metallurgen nicht imstand sind, ein gutes Eisen zu machen ? Vor 100 Jahren ging's doch mit weniger entwickelter Technologie auch.

Es ist ja auch bei mir so : mein bestes Hobeleisen, das herrlich schneidet, die Schärfe lange hält und rundrum eine Freude ist, ist ein 130 Jahre altes Kirschen-Eisen mit aufgestählter Schneide. Ich verwende es in einem Ulmia-Reform-Hobel aus den fünfziger Jahren. Mein Zweitbestes ist ebenfalls aufgestählt, aber ohne Signatur. Dann habe ich noch ein sehr gutes modernes Record-Eisen (und zwei miserable von derselben Firma). Der Schrupphobel ist von 1936 und schneidet wie Gift. Zwei neuere Hobel haben miserable Eisen, der Versuch, dafür ein neues Ulmia-Eisen (Chrom-Vanadium) nachzurüsten, misslang, weil dieses Eisen butterweich ist. Dafür ist ein anderes Ulmia Eisen im Simshobel wieder sehr gut.

An mir liegts nicht - ich schärfe mit Wassersteinen und von Hand.

Wie ist das Meinungsbild ?
viele Grüsse und schöne Feiertage
reinhold



Christof Hartge
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Re: Hmm

Beitrag von Christof Hartge »


Hmm, Reinhold,
ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass das Eisen von der Fabrik her ausgeglüht war. Was Jürgen beschreibt deutet für mich eher auf einen zu flachen Schneidenwinkel in Kombination mit Fichtenästen hin. Damit hatte ich auch schon Probleme.

Bei den deutschen Eisen habe ich bisher im Gebrauch: ECE, Ulmia. Ansonsten ein uraltes Jan Nooitgedaagt und so verschiedenes anderes.
Sowohl die ECE Eisen als auch die Ulmia Eisen scheinen eine gute Qualität zu bieten, ich sage nicht "außergewöhnlich" oder "exzellent", aber auch nicht "weich" oder "unter aller Kanone", einfach gute Gebrauchsqualität, auch im Vergleich zu den alten Eisen. Darauf deuten auch elaborierte Tests im amerikanischen Holzwerkerbereich hin.
Bei den ECE-Eisen vermute ich einfach mal, dass die von Kirschen stammen und ihrer Qualität vergleichbar mit den Stemmeisen gleicher Herkunft sind: "Ziemlich gut".

Viele Grüße, Christof.

Juergen Fuchs
Beiträge: 135
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Re: Keilwinkel im Putzhobel

Beitrag von Juergen Fuchs »

[In Antwort auf #97316]
Hallo Christof,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Das Fichtenholz ist ein Stück Leimbinder, das ich gerne zum Probieren der Hobeleinstellung verwende. Da sind zahlreiche kleine Äste drin und auch die Faserrichtung wechselt. Kann gut sein, dass die Äste die Schneide ruiniert haben.

Ich werde es mal mit einem Keilwinkel von 30 Grad probieren. Eine kleine 30-Grad-Fase ist ja schnell angeschliffen.

Vielen Dank und Gruß

Jürgen

Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hmm

Beitrag von Volker Hansen »


tjaaaa...aus meiner bisherigen Schärferfahrung würde ich sagen: das Eisen ist
ausgeglüht.
Gerade bei gebrauchten Eisen weiß man nie wie der Vorbesitzer das Eisen behandelt hat.
Ich habe in meiner Berufsausbildung 6 Monate Metallbearbeitung genossen. Fakt ist: um ein wirklich festes Gefüge in Eisen zu erreichen muß es geschmiedet werden. Das erlärt auch warum uralte Eisen, aber auch japanisch handgeschmiedete, schnitthaltiger als die aus gewalztem Stahl sind.

Gruß Volker

Juergen Fuchs
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Re: zweiter Versuch

Beitrag von Juergen Fuchs »

[In Antwort auf #97319]
Hallo Reinhold,

alte Eisen sind auch keine Garantie für Qualität. Ich kämpfe gerade mit der Restaurierung einer alten Plattbank. Das Eisen ist so weich, dass selbst nach einem Hobelstrich deutlich sichtbare Scharten entstehen. Hier habe ich wirklich den Verdacht, dass der oder die Vorbesitzer zu unvorsichtig mit dem Trockenschleifstein waren. Ich werde wohl noch einige mm von der Schneide wegschleifen müssen, um wieder in gehärtetes Material zu kommen. Das ist eine Sysiphusarbeit, da das schräg geschliffene Eisen nicht in meine Schleifhilfe passt, und ich den Winkel mit einem selbstgemachten Holzklotz stabilisieren muss.

Eigentlich schade, da es ein schönes Eisen ist. Es ist noch der Aufdruck "Guss Eisen" zu erkennen, und auf der Spiegelseite erkennt man ein damaszenerartiges Muster.

Viele Grüße

Jürgen

Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hmm

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Volker,

das Eisen ist ganz neu und aus einem guten Werkzeuggeschäft (kein Baumarkt). Ich habe nur nass, grob auf einem Diamantabzieher und fein auf einem jap. Wasserstein geschliffen.

Gruß

Jürgen

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