Hilfe !

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Hilfe !

Beitrag von Christof Hartge »


Liebe Leute, ich brauche eure Hilfe.
Gestern abend stand ich vor der Zwischentür des Hauses und wie auch immer, der Schlüssel wollte sich in keiner meiner Taschen finden lassen. Daraus war es kalt, die Kinder schliefen oben, also ich mußte da rein. Da die Tür Sprossenfenster hat, konnte ein Backstein aus dem Garten das erste Problem lösen. Mein zweites Problem ist: Wie bekomme ich eine neue Scheibe wieder rein?

Also es handelt sich um zwei Reihen Sprossen, einer Tür, die etwa 1911 gebaut wurde. Das gesamte Fenster ist 148 x 42 cm groß. Jedes einzelne Gefach 16 x 27 cm. Die Scheiben werden innen von Glasleisten gehalten. Und zwar so: Es gibt am linken, rechten, oberen und unteren Rand des gesamten Fensters jeweils eine Leiste. Dann gibt es vier Quersprossen, die an den Enden ein Nägelchen haben, daß schräg in die äußeren Glasleisten getrieben ist. Über die Quersprossen legt sich eine Längssprosse, die mit den Quersprossen durch einfache Kreuzüberblattung verbunden ist. An den Enden sitzt wieder ein schräg eingetriebenes Nägelchen, sowie an einigen Kreuzüberblattungen.
Die Nut durch die die Scheiben gehalten werden ist 7, 5 mm Breit, die Glasscheibe war 2,6 mm stark. Etwas klebriges saß da mit dran, als ich die Scherben herauszog (Silikon?)

Jetzt im Detail: Wie kann ich die Glasleisten möglichst sauber lösen ? Wie werden die Glasscheiben gegen klappern gesichert ?

Viele Grüße, Christof.

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hilfe !

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Christof,

Ich bin kein Theoretiker der jahrelang Plaene macht und zahllose Buecher liest bevor er einen Nagel eintreibt, deshalb werden meine Tips sehr wahrscheinlich von Fachleuten wie dem erzuernten von kuerzlich der uns verbal gegeisselt hat als Pfuscherei katalogisiert werden.

Tatsache ist dass ich im ganzen Haus alle Fenster eigenhaendig zu Doppelverglasung aufgeruestet habe und es seit 8 Jahren funktioniert und mir reicht dass. Also wenn bei mir Scheiben zu Bruch gehen (ein Haus mit suedlaendischen Temperamentsbolzen) hol ich mir vom Glaser das Glas auf Mass = lichte Weite ueberall minus 2-3mm drueck einen ca 3 mm Silikonwulst rundherum in den Falz, leg das Glas auf dass es sich gut andrueckt und ueberall perfekt dicht auf Silikon aufliegt, dann einen zweiten Strang genau in die Spalte zwischen Holz und Glasrand, Finger in Spueli tauchen und rundherum fahren, 4 St ruhig flach liegen lassen ohne das Katzen, Kinder etc daran herumspielen, evtl auf der Aussenseite Silikonreste die es herausgedrueckt hat mit Cutter abschneiden, fertig. Wenn Du Dir unbedingt das Leben schwer machen willst geht sowas auch mit Leinkitt, ich bin mit dem Zeug auf Dauer nicht gluecklich geworden. Silikon haftet ausgezeichnet an Holz und ebenso auf Glas (wenn sauber und trocken vor Auftrag)schluckt Vibrationen, kein Klappern mehr. Nun wird wieder einer kommen und aufschreien Silikon koenne schaurig gefaehrlich sein fuer die Gesundheit, wer sagt dass man kerngesund auf den Friedhof kommen muss?

vielleicht habe ich Dich auch gaenzlich missverstanden und du wolltest was ganz anderes hoeren, dann nichts fuer ungut.
Thomas

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Hilfe !

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Thomas,
nein nein schon ganz recht. Der letzte, der and der Tür war hat das auch so gemacht, vermute ich.
Nur, hast du auch eine Methode, wie man diese verdammten Nägelchen möglichst schonend herausbekommt?

Viele Grüße, Christof

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hilfe !

Beitrag von Bernhard Dirr »

[In Antwort auf #97057]
Hm, Christof,

klingt nicht einfach, und echte Hilfe kann ich auch nicht bieten. Ich weiss nur, dass man früher solche Fenster mit Fensterkitt eingekittet hat. Fensterkitt basiert meiner Meinung nach auf Leinöl und wird heute nicht oder kaum mehr verwendet. Was mich wundert: dass das Zeugs noch klebrig ist. Fensterkitt härtet normalerweise aus und wird brüchig und bröselig.

wegen der genagelten Glasleisten: mir hat mal einer den Tip gegeben, die Nägel, wenn sie kaum einen oder nur einen kleinen Kopf haben, mit einem genau passenden Nagelversenker ganz durchs Holz zu treiben. Das würde angeblich einen geringeren Schaden hinterlassen, als wenn mann versucht, die Nägel rauszuziehen oder wenn mann versucht, die Glasleiste mit den Nägeln herauszunehmen. Ich hab es aber nie selber ausprobiert.

Evtl. auch denkbar: Nicht alle vier Glasleisten ausbauen, sondern nur zwei aneinander stoßende. Und dann das Glas genau so groß schneiden, dass man es gerade noch einsetzen kann. In die Nut, wo die Glasleisten noch vorhanden sind, etwas Schaumstoff oder Kitt einbringen, und dann eben das Glas nur teilweise in die Nut einführen, so dass auf der anderen Seite die zuvor entfernten Glasleisten das Glas noch zum Teil erfassen können.

Viel Erfolg!
Bernhard

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hilfe !

Beitrag von Thomas Jacobi »


Schwierig zu sagen wenn man es nicht sieht, Wenn das Holz der Leisten so weich ist wie ich denke und es sich um Stauchkoepfe handelt wuerd ich mit einem flachen aber moeglichst breiten Stecheisen oder sogar breiten Spachtel unters Holz gehen und vorsichtig anhebeln und hoffen die Biester ziehen sich grad durchs Holz durch. Sonst musst Du halt die Leistchen massakrieren und neue machen. Schon ein Grund nach einem geeigneten Profilhobel Ausschau zu halten.
Im uebrigen gibts natuerlich auch die kleine Nageleisen-Version mit Griff, sieht etwa aus wie eine Paarung zwischen Geissfuss und Schraubenzieher, die Klaue ist klein und scharf und greift selbst Stauchkoepfe. Ich hab mir mal so'n Ding geanu fuer diese Art von Anwendung zugelegt, wie Du weisst verwend ich fast ausschliesslich salvaged recycling Holz und da sind so ziemlich alle erdenklichen Nagel und Schraubengroessen nebst allerhand Beschlaegen und Metallkram drin. Beim Hebeln selbst dieses Minigeissfusses etwa ein Spachtelblatt unterlegen um Eindruecke durch vergroesserte Auflage zu vermindern.

Kein Ei des Kolumbus, bedaure, aber vielleicht ist was dabei was Dir das beruechtigte Brett vor der Stirn verdeckt hat.
Thomas

Erich
Beiträge: 26
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hilfe !

Beitrag von Erich »


Um die Leisten zu lösen würde ich ein möglichst flachen und möglichst breiten Keil basteln. Ca. 1mm dick und vorne keilförmig angeschliffen. An mehreren Stellen vorsichtig einschlagen, und wenn sich die Leisten lösen, mit dem Stecheisen abheben. (bitte Holz am Fensterrahmen unterlegen).

LG Erich

Matthias Redder

Re: Hilfe !

Beitrag von Matthias Redder »

[In Antwort auf #97057]
Mit einem scharfen Spachtel unter die Leiste und hebeln. Je breiter desto besser.
Und Glaserkitt gibts natürlich noch, riecht lecker nach Leinöl und klebt nicht so eklig wie Silikon.

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Hilfe !

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #97057]
hallo Christof,
ich gehöre noch zu den Leuten, die Glaserkitt verarbeiten. Man kann ihn im Baumarkt kaufen oder bei kleinen Mengen selbst anrühren: es ist nur Leinöl mit Gipspulver vermischt (kein Wasser !!!!!!).
Für Neandert(h)aler die einzige Methode.
Ich benutze auch noch ein paar Geissfüsschen aus der Werkstatt meines Urgrossvaters : wunderschöne Werkzeuge aus dem 19.Jahrhundert. Etwa von der Grösse eines mittleren Schraubenziehers, flach ausgeschmiedet, gespalten und gebogen. Im Spalt zwei Schneiden angeschliffen. Die packen jeden Nagel und ziehen ihn aus. Zur Schonung des Holzes unterlege ich eine alte Ziehklinge.

Noch ein Gedanke :
wenn die Tür von 1911 ist, dann handelt es sich noch um eine handgefertigte Tür. Und eigentlich sollte man vor der Leistung dieser Handwerker soviel Respekt haben, dass man keine Silikon-Schnell-Reparatur hinlegt. Vor allem nicht in einem Holzwerkerhaushalt. So eine Schnellreparatur steckt dann wie ein Stachel im Gewissen und mindestens einmal pro Woche ärgert man sich beim Anblick dieser Tür, dass man damals nicht gleich die Sache richtig gemacht hat.
Zumal der Mehraufwand vielleicht nur eine ganze Stunde gewesen wäre.

frohes Schaffen !
reinhold

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hilfe !

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Reinhold

Dacht ichs mir doch dass ich hier wieder in den Fettopf latsche mit meinem Silikontipp. Egal ich find Silikon ein erstaunlich vielseitiges Material und das auch in Verbindung mit Holz, aber Schwamm drueber, vielleicht hab ich mich beim Kitt einfach zu dumm angestellt. Bin ja lernfreudig und der Geruch ist mir eindeutig sympathischer als der vom Silikon. aber zurueck zum Leinoelkitt:
Erst war es ein ziemliches Theater bis es nach etwas aussah, dann trocknete es ewig nicht und schliesslich trocknete es so knochentrocken dass es relativ bald wieder rausfiel. Und dann, was stoert Dich an der Optik einer Silikonfuge???
Uebertreibungen verabschaulichen wie immer die Anschauung.
Also warte ich auf die wohlwollenden Anleitungen der Experten
Mit Dank und schwellend vor Vorfreude.
Thomas

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Hilfe !

Beitrag von reinhold »


hallo Thomas,
ich verwende auch Silikon, da, wo es hingehört. Z.B. zwischen Badewanne und Fliesen.
Aber an einer handwerklich gefertigten Holztüre, die mehrere kleine Fensterchen enthält? Stell Dir vor, Du reparierst eines dieser Fensterchen mit einem Silikonstrang, anstelle einer ordentlichen Reparatur mit Leistchen und Kitt. Die anderen bleiben, wie sie sind. Das würde man ewig sehen und es ist für meine Begriffe einfach "unprofessionell". Zumal dadurch nichts gespart wird. Das Ausglasen des zerbrochenen Fensters , Herrichten der Leistchen, Auskratzen der Fuge, Einbringen eines Kittstranges, Einlegen der Scheibe und Wiederbefestigen der Leistchen dauert keine Stunde. Und dann ist es korrekt gemacht und eine Arbeit, die mich befriedigt. Meiner Erfahrung nach dauert es länger, beim Glaser eine passende Scheibe zu bekommen!
viele Grüsse
reinhold

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